Konzertbericht

Schwarz Steins elektrisierendes Revival

30/08/2012 2012-08-30 11:36:00 JaME Autor: Diana Tome Übersetzer: Geisha

Schwarz Steins elektrisierendes Revival

Ein unvergessliches Konzert zum zehnjährigen Jubiläum


© Kaya
Zur Feier seines zehnjähriges Jubiläums fand sich das Elektroduo bestehend aus Hora (Keyboard/Programming) und Kaya (Gesang) für eine einzige emotionsgeladene und denkwürdige Nacht in der Takadanobaba AREA zusammen.

Im Jahr 2001 begannen Kaya (ex-Isola) und Hora (ex-Velvet Eden) unter dem Namen Rudolf Steiner zusammen zu arbeiten. Nachdem sie bei dem Musiklabel von Malice Mizer Gitarrist Mana unterschrieben hatten, änderten sie ihren Namen in Schwarz Stein und behielten diesen bis zu ihrer Trennung im Jahr 2004 bei. In Anbetracht der Popularität, die die Band während ihrer kurzen Karriere erreichte, war es kein Wunder, dass ihr Revivalkonzert ausverkauft war und daß das Publikum sich aus einer bunten Mischung aller Altersgruppen und Stilrichtungen zusammensetzte. Alte und neue Fans warteten ungeduldig auf diese einmalige Show. Da ein bekannter Onlineshop die Karten internationalen Fans zugänglich gemacht hatte, mischten sich außerdem nicht wenige ausländische Gesichter in die Menge.

Pünktlich gingen die Lichter aus und das Intro "Testament" durchflutete die Halle. In dem lila Licht und wabernden weißen Nebel wurden Rufe nach Kaya und Hora laut. Plötzlich begann die Bühnenbeleuchtung im Takt eines Elektrobeats zu pulsieren und es erschien erst Hora und dann Kaya auf der Bühne. Beide waren von Kopf bis Fuß in schwarz gekleidet und gaben damit das Thema der Show an - Elektrogoth!

Die Nacht begann mit einem musikalischen Paukenschlag in der Form von "Perfect Garden", der ersten Single des Duos. Weißes Licht wirbelte im Rhythmus des Songs als Kaya des Kommando übernahm. Er zeigte mit dem Mikrophon auf die Fans und wurde von lauten Treuebezeugungen begrüßt. Hora stimmte ein und ermunterte die Menge dazu, lauter zu rufen. Als die Halle sich erst rosa und dann blau färbte, erhoben die Fans ihre Hände zu den alten Choreographien - eine beachtliche Leistung in Anbetracht der Tatsache, daß Schwarz Stein zum letzten Mal vor sieben Jahren aufgetreten waren. Kaya begann, voller Energie über die Bühne zu wirbeln; seine Bühnenpräsenz war zweifellos eines der Highlights des Abends als er sang, tanzte und sich leidenschaftlich zur Musik bewegte.

Ein schwererer Beat kündigte "Rise to Heaven" an. "AREA! Lasst uns zusammen singen!", rief Kaya als er die Menge in Schwung brachte, indem er zur allgemeinen Freude verführerisch tanzte. Horas Pianosolo erhielt ein warmes Willkommen; es war sauber ausgeführt, wobei er hinter seinem schwarzen Keyboard ganz cool blieb. Die Fans, die an Horas stoische Miene gewöhnt waren, jubelten laut als er zum ersten MC des Abends an den Bühnenrand trat. Der lebhafte Kaya, auf dessen Gesicht ein permanentes Lächeln stand, bildete das Kontrastprogramm dazu. "Guten Abend! Wir sind Schwarz Stein!", verkündete er stolz. Das laute "Okaeri!" (Willkommen zurück!) der Fans ließ die Halle erbeben. Kaya wandte sich an den ernsten Hora und startete den ersten Versuch, ihn zum Sprechen zu bringen - er bestand geradezu darauf, mit einem lauten, boshaften Lachen. Die Fans brüllten den Namen des Keyboarders - zu dessen Leidwesen - und Kaya nutzte die Gelegenheit, um ihn mit Wortspielen zu necken, indem er "Ho-ra!" (was grob mit "Auf gehts!" übersetzt werden kann) rief. Nachdem er die kleinen Veränderungen in den Arrangements der ersten beiden Songs erklärt hatte, stellte er "Queen of Decadence", ein Remake von Rudolf Steiners erster Demo Single, vor. Die Bühnenbeleuchtung wechselte zu einem schwülstigen rot als ein tiefes Grollen den Saal erfüllte. Mit kalter, geheimnisvoller Mine schlüpfte Kaya in die Rolle einer Femme Fatale, die ihre Geliebten mit unwiderstehlichem Verlangen an sich fesselt. Mit den geschmeidigen Bewegungen eines schwarzen Panthers nahm er dramatische Posen ein als das Publikum im Refrain mitsang.

Nun übernahm Hora mit seinem tragbaren Keyboard die Aufgabe, die Fans während "PREDICT-Rosen Clarion-" und "GENUINE" zum Mitmachen zu animieren. Die Beleuchtung trug zur Stimmung bei und Kaya tat ein Übriges, indem er Posen einnahm, die jedes seiner Worte unterstrichen. Die Reaktion der Fans, die sich im Takt hin und her wiegten oder die Arme hoben und mitsangen, war unglaublich.

Trotz der Bemühnungen der Fans, Hora zum Reden zu bringen (und Kayas neckischen "Ho-ra!"-Rufen), weigerte sich dieser schüchtern, ins Mikrophon zu sprechen, und so war es wieder Kaya überlassen, das Wort an die Menge zu richten. "Rudolf Steiners erstes Konzert war hier; deshalb war uns klar, als wir über dieses Konzert sprachen, dass es hier stattfinden muss!", erklärte er. Rufe aus dem Publikum ermunterten Hora erneut dazu, zu sprechen, als Kaya fortfuhr, zu fragen, ob einer der heute Anwesenden bei ihrem ersten Konzert dabei gewesen war. Zu seiner Überraschung hoben einige Fans die Hände. Er winkte ihnen lächelnd zu und fügte hinzu "Ich erinnere mich an euch!" Zur Erinnerung an dieses Ereignis ging die Musik nun in "transient" über. Kaya performte die Ballade mit großem Ernst und schien den Tränen nah, als er die letzten Verse sang.

Dann fiel grünes Licht auf Hora, dessen dickes Makeup ihn wie Frankensteins Monster aussehen ließ, und "Kuroageha" begann. Kaya verwandelte sich in den schwarzen Schwalbenschwanz des Songtitels als er seine Arme auf und nieder bewegte. Die Bühne wurde in Dunkelheit gehüllt und man konnte nur schemenhafte Formen wahrnehmen, als Kayas Stimme durch die Halle echote und die Luft mit Schmerz und Verzweifung erfüllte. Als das Stück seinen Höhepunkt erreichte, lösten hunderte weißer Punkte die Dunkelheit ab, die, von einer Diskokugel reflektiert, durch den Raum tanzten. Kaya reckte die Hand gen Himmel und steiß einen letzten schmerzerfüllten Schrei aus, bevor alle Lichter erstarben.

Aus der gruftigen Atmosphäre, die nun den Club erfüllte, erhob sich "beautful the Virgin". Das Zweigespann bewegte sich über die Bühne und ging auf das Publikum ein. In "CREEPER" konnte man dann endlich Horas Stimme hören, als er das Mikrophon ergriff und zusammen mit den Fans, die sich wie ein Mann im Takt bewegten, den Refrain sang. Der gesamte Raum imitierte die Bewegungen des Duos, als es die Hände an die Brust brachte und dann zu einem militärischen Gruß erhob. Kayas Performance war atemberaubend anzusehen, als er voller Energie tanzte, um dann den Song mit marionettenhaften Bewegungen zu beenden.

Bis zur Zugabe blieben nur noch zwei Songs und Kaya und Hora gaben noch einmal alles. Erstaunlicherweise gelang es den beiden, die Bühne komplett auszufüllen, und durch Tanzen und Bewegung noch kleiner erscheinen zu lassen. Auf "Syphilis and Disorder" folgte "Succubus" und das Publikum sang und brüllte lauter und lauter, je länger die beiden schweren Songs andauerten. Kaya feuerte die Fans mit Rufen wie "Lasst mich eure Stimmen hören!" dazu an, noch lauter zu kreischen als der Beat immer heftiger wummerte.

Kaum hatten die beiden die Bühne verlassen, wurde bereits eine Zugabe gefordert. Kaya und Hora kehrten flugs zurück und stürzten sich sofort in den "ersten" Song. Kayas Gesang verzauberte das Publikum in "HYPNOS", als er die Lyrics mit jeder Pose und jedem Gesichtsausdruck unterstrich, während Hora leicht den Kopf im Takt bewegte während er sich mit seinem tragbaren Keyboard im Alien-Look über die Bühne bewegte.

Der MC, der nun folgte, war vielleicht der ergreifendste des Abends. Kaya gab zu, dass er den alten Visual Kei vermisst und enthüllte einige persönliche Ansichten über die neue Visual Ke Szene - wie immer mit schwarzem Humor und Sarkasmus. "Ich danke euch allen, dass ihr gekommen seid!", begann er. "Ich habe mit vielen neuen Bands gespielt und sie sind alle sehr ...lebhaft", sagte er mit einem ironischen Lächeln "...wie ... Johnny's." Die Menge kicherte amüsiert. "Ich mag sie", fuhr er mit einem (nicht) apologetischen Lächeln fort, bevor er erklärte "zumindest mag ich ihre Gesichter." Ein lautes, neckisches Lachen verließ seine Lippen und die Menge stimmte ein. Die Fans, die noch immer Horas Stimme hören wollten, riefen seinen Namen, worauf dieser halb genervt, halb peinlich berührt "Urusai!" (ihr seid zu laut/seid still) zurück rief.

Nun folgte "SIRIUS", ein wunderschön performtes Stück. Kaya schien immer stärker von den Ereignissen mitgerissen zu werden, als sich der Abend seinem Ende zuneigte. Lautes Brüllen erfüllte den Raum als die beiden Männer erneut die Bühne verließen und die Fans enthusiastisch ihre Namen riefen und eine weitere Zugabe verlangten. Schließlich kehrte Hora mit einer Kamera in der Hand zurück und schoss einige Fotos von der Menge. "Ich habe diese Kamera gekauft, um Fotos von meinen Katzen zu machen!", sagte er und fügte hinzu "Ich habe vier!" Kaya ließ sich die Chance einzustimmen nicht entgehen und erklärte: "Hora hat einen Blog, auf den er Fotos von seinen Katzen stellt! Ich habe auch einen und stelle darauf Fotos von Sachen wie meiner Unterwäsche! Heute habe ich ein Foto von meiner roten Unterwäsche gepostet!" Unter Lachen forderten beide Männer die Fans dazu auf, ihre CDs zu kaufen, und als ein Fan "Ich habe schon alle!" rief, gab Kaya schlagfertig zurück "Dann kauf halt noch eine!" Kurz bevor sie zum nächsten Song ansetzten, rief Kaya seufzend "Ich werde sehr düster in Schwarz Stein!"

Das Finale hätte nicht passender sein können: "Current", gefolgt von "New Vogue Children" von Schwarz Steins erstem Album. Kaya richtete das Mikrophon auf die Menge und forderte sie auf, zu schreien. Die Fans bewegten sich im Rhythmus der Musik, die Arme hoch in die Luft erhoben. "AREA! Wollt ihr mit uns singen?" Während die Menge im Chor sang ging der Abend zu Ende und Kaya und Hora sorgten für einen herzerwärmenden und unvergesslichen Augenblick, als sie sich bei den Fans für die Unterstützung bedankten. Unter Jubel, Tränen und Lachen verließen die beiden Männer die Bühne. Die Menge rief ihre Namen und viele Fans weigerten sich, zu akzeptieren, dass das Konzert vorbei war. Auf die Rufe hin kehrte Kaya ein letztes Mal zurück und sagte mit einem warmen (und traurigen) Lächeln "Bis zum nächsten Mal!" Dann verbeugte er sich, verließ die Bühne und das Licht ging an.

Es war in der Tat ein denkwürdiger Abend, der in den Herzen aller Anwesenden weiterleben wird. Wir freuen uns auf das nächste Mal, wenn Schwarz Stein zusammen auf der Bühne stehen und uns mit ihrem Elektrogoth verzaubern werden!

Setlist

SE - Testament
1. Perfect Garden
2. Rise to Heaven
MC
3. Queen of Decadence
4. PREDICT-Rosen Clarion-
5. GENUINE
MC
6. transient
7. Kuroageha
8. beautiful the Virgin
9. CREEPER
10. Syphilis and Disorder
11. Succubus

Zugabe
12. HYPNOS
MC
13. SIRIUS

2. Zugabe
MC
14. Current
15. New vogue children
WERBUNG

Zugehörige Künstler

Zugehörige Events

Datum Event Spielort
  
31/07/20112011-07-31
Konzert
Schwarz Stein
Hora, Kaya
Takadanobaba AREA
Tokyo
Japan
WERBUNG