Konzertbericht

DIR EN GREY THE UNWAVERING FACT OF TOMORROW TOUR 2010-2011

26/08/2013 2013-08-26 04:00:00 JaME Autor: Leela McMullen Übersetzer: Roma

DIR EN GREY THE UNWAVERING FACT OF TOMORROW TOUR 2010-2011

Als gäbe es keinen Morgen mehr, tobten die Fans zu dem unerbittlichen, treibenden Sound DIR EN GREYs - bei dem selbst die Welt hätte untergehen können, ohne dass es jemand bemerkt hätte.


© sun-krad Co., Ltd.
Obwohl das Konzert nun auch schon über ein Jahr zurückliegt, wollen wir euch - gerade in Anbetracht der geteilten Meinungen über DIR EN GREYs neuen Sound - dieses durch und durch gelungene Konzert im Rahmen der UNWAVERING FACT OF TOMORROW TOUR 2010-2011 nicht vorenthalten.

Der kalten, windigen Meeresluft ausgesetzt, musste sich das Hafengebiet von Shinkiba am 5. Januar 2011 nicht nur gegen eine kalte, eisige Winternacht behaupten. Doch davon waren die Fans im Studio Coast gänzlich unberührt. Ja, wahrscheinlich hätten sie ein kühles Lüftchen sogar willkommen geheißen. Denn einmal in der Halle drinnen, platze sie beinahe aus allen Nähten Angesichts der vielen DIR EN GREY Fans und mit jeder Minute, die sie mit zerreißender Ungeduld dem Beginn des Konzertes entgegen fieberten, wurde es stickiger und wärmer. Aber kaum gingen die Lichter aus, waren alle "Strapazen" wie weggeblasen. Schreie und Rufe ertönten und schwollen zu einem ohrenbetäubenden Gebrüll an, als sich schemenhaft Gestalten in dem dunklen, roten Gegenlicht abbildeten. Und mit den ersten trällernden Tönen von "mazohyst of decadence", wurden Hände in die Luft gestreckt und im Takt zu dem zunehmend schaurigen und harten Sound in die Luft gestoßen.

Während "KARASU", das sich dem irren Sound des Eröffnungssongs anschloss, hob Toshiya mit einer kreisenden Bewegung einen Finger an seine Schläfe und drückte damit den Wahnwitz aus, der sich in der Halle abspielte. Völlig ausgeflippt headbangten Fans und Band zu Kyos Growls und Toshiya verschmolz regelrecht mit seinem Bass und der Musik.

Mit dem zerreißenden Kreischen und Schreien, wie es nur DIR EN GREYs Sänger zustande bringen kann, begann "OBSCURE". In blau-grünes Licht getaucht, bewegten sich die Fans der Bühne entgegen, ihre Rufe füllten die kurzen Pausen, in denen Kyo seinen Gesang unterbrach, und gerieten regelrecht in Ekstase als Toshiya, Kaoru und Die über die Bühne rannten und die Seiten tauschten. Nicht mal in den kleinen Pausen zwischen den Songs gönnten sich die Fans eine Verschnaufpause. Unaufhörlich feuerten ihre Rufe die Band an und forderten noch mehr.

Scheinbar ungerührt und völlig ruhig, fragte Kyo "Seid ihr bereit?" und entfachte ohne große Anstrengung erneuten Aufruhr unter den Fans, die ihm beweisen wollten, wie bereit sie für den nächsten Song "RED SOIL" waren. Zum ersten mal an diesen Abend hörte man Kyos klare, helle Stimme, die sich bis in die höchsten Tonlagen steigerte, nur um dann wieder in eine dämonische Stimmlage abzufallen und die Fans in ein Meer aus Haaren zu verwandeln. Sie sangen und riefen, ließen sich von Kyo reizen, der sich während "Merciless Cult" die Jacke von einer seiner Schultern zerrte, nur um sie dann lässig wieder zurück zu ziehen. Während "AGITATED SCREAM OF MAGGOTS" waren die Fans und die schrägen Gitarrenriffs sogar derart laut, dass sie selbst Kyos gesangliche Eskapaden in den Schatten stellten. Anschließend warf Kyo eine seiner Wasserflaschen ins Publikum, deren Flugbahn von allen gebannt verfolgt wurde, bis sie schließlich in der Menge verschwand und es fast beiläufig mit "THE DEEPER VILENESS" und einem halbnackten Kyo weiter ging.

Roter Bühnennebel kroch, begleitet von zahlreichen, fremdartigen Geräuschen bis hin zu leisem Gesang, über die Bühne, jagte einem Schauer über den Rücken und schaffte die perfekte Stimmung für "KODOKU NI SHISU YUE NI KODOKU". Melodische Gitarrentöne sickerten durch den schweren Nebel und mit einer festeren und schärferen Stimme als zuvor stieg Kyo in die Musik ein. "Könnt ihr es hören?", fragte er in seichtem Singsang.

Nach dem ruhigeren "DOZING GREEN", das mit den Stimmen der Fans und Kyos wehklagenden Schreien und tiefen Growls endete, bot "BUGABOO" Raum zum Headbangen und Ausflippen. Kyos kindlichem Gesang folgten die unvergleichlichen düsteren Arrangements aus Schreien, Atemgeräuschen, Schluchzern - man könnte sagen, den Geräuschen der Verdammten - und man wurde das Gefühl nicht los, er befände sich bereits mitten in der Hölle - das durch die projizierten Flammen auf seinem Körper nur noch verstärkt wurde. Bei "HYDRA -666-" war es dann endlich soweit, helles Licht erhellte die Bühne und gewärhte den Fans den lang ersehnte Blick auf die Band.

Wie soll man dem Wahnsinn der die ganze Zeit in der Halle tobte noch Ausdruck verleihen? Tatsache war, dass "REPETITION OF HATRED" auch noch den letzten Rest von den Fans einforderte. Die Halle hätte im Meer versinken können und keiner hätte es gemerkt, so gefangen waren alle. Auch "Spilled Milk" ließ keine Ruhe aufkommen. Kyo warf seinen Körper wie wild von einer zur anderen Seite, seine Stimme war wie Sturm, die durch die Halle tobte und nur Toshiyas grandioses Basssolo konnte sie für einen kurzen Moment in den Schatten stellen.

Nach dem erfrischend peppigeren Tempo von "Beautiful Dirt", folgte schon der letzte Song "REIKETSU NAISEBA", der den Fans noch einmal alles abverlangte. Toshiya und <>Kyo reizten der Menge gleichermaßen ein, wollten sie schreien hören, headbangen und völlig ausflippen sehen. Von der Menge abgewandt hob Kyo eine Hand über den Kopf, warf den Fans über die Schulter einen Blick zu und sprang mit dem letzten Taktschlag von seinem Podest und verließ die Bühne. Nur einen Moment später und viel zu schnell folgte der Rest der Band für eine kurze Pause.

Sollte es jemals Zweifel an einer Zugabe gegegeben haben, wurden diese mit nur einem einzigen Schrei zerschlagen. Unter lauten Freudenrufen nahmen die einzelnen Bandmitglieder ihre Positionen auf der Bühne ein und schon erklangen, begleitet von warmen, hellen Licht, die ersten wunderschönen Töne der Ballade "aint't afraid to die" durch die Halle.

Anschließend gleich wieder zu härteren Klängen wechselnd, wurden die Fans mit dem heißersehnten Song "LOTUS" beglückt, bei dem Kyo erneut unter Beweis stellte, dass seine Singstimme genauso kraftvoll und überzeugend ist wie seine Growls. Und während bei "ZAN" die ganze Welt im Chaos versank und die Menge nur noch eine kochende Masse aus sich bewegenden Körpern war, war es mal wieder Kaoru, der mit seiner zurückhaltenden Art, den einzigen Anker in dieser verrückten Welt bildete.

Unersättlich verlangte Kyo noch einmal, dass die Fans für ihn die ersten Zeilen von "Hageshisa To, Kono Mune No Naka De Karamitsuita Shakunetsu No Yami" sangen, bevor er selbst mit einstieg. Aber auch dieser Song ging zu Ende und schließlich wurde das unabwendbare Ende des Konzertes mit den Worten „Der letzte Song!“ und "THE III D EMPIRE" eingeleitet, bei dem Kyo den Fans noch immer mehr abverlangte und der wirklichen jeden in der Halle, ob Mann oder Frau, in der Halle in absolute Raserei versetzte. Auch die Band gab ein letztes Mal alles, was sie zu bieten hatte, bis Shinyas tobender Trommelwirbel den Song endgültig beendete. Ein letztes Mal ließ Kyo seinen Blick über die Menge schweifen, zeigte auf die einzelnen Leute in der Menge, spuckte ihnen Wasser entgegen und warf schließlich die Wasserflasche hinterher.

Die letzten Minuten nutzend sorgte die Band dafür, dass die letzten Augenblicke für jedermann, ob nah oder weiter weg von der Bühne, unvergesslich bleiben würden - wenn auch für manche mehr als für andere, wenn sie es schafften sich ein Plek, eine Flasche, einen von Shinyas Drumsticks oder sogar Dies Handtuch zu ergattern.

Set List:

01.mazohyst of decadence
02.KARASU
03.OBSCURE
04.RED SOIL
05.Merciless Cult
06.AGITATED SCREAMS OF MAGGOTS
07.THE DEEPER VILENESS
08.KODOKU NI SHISU, YUE NI KODOKU
09.DOZING GREEN
10.BUGABOO
11.HYDRA -666-
12.REPETITION OF HATRED
13.Spilled Milk
14.Beautiful Dirt
15.REIKETSU NARISEBA

Encore
16.ain’t afraid to die
17.LOTUS
18.ZAN
19.Hageshisa To, Kono Mune No Naka De Karamitsuita Shakunetsu No Yami 
20.THE III D EMPIRE
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