Konzertbericht

exist†trace Oneman Tour [DECIDE]

25/06/2012 2012-06-25 16:35:00 JaME Autor: Leela McMullen Übersetzer: Denise Pfennig

exist†trace Oneman Tour [DECIDE]

Obwohl erst im Januar 2011 das große Finale ihrer Tour stattfand, sorgten exist†trace bereits Ende 2010 dafür, dass die Fans das Shinjuku Antiknock zum Beben brachten


© exist†trace
Nicht einmal das kalte Novemberwetter konnte die Vorfreude der Fans von exist†trace, die sich am 23. November 2010 im Shinjuku Antiknock einfanden, auf das bevorstehende Tourfinale trüben. Zugegebenermaßen ist das Konzert schon über anderthalb Jahre her, aber da es auf seine Art einzigartig war, wollen wir es euch nun wahrlich nicht vorenthalten. Denn einzigartig war allein schon das Intro. Von einem Rammstein Song begleitet, betrat die Musikerinnen, eine nach der anderen die Bühne und eröffneten das Konzert.

Ohne sich mit langen Begrüßungen aufzuhalten, legten die Mädels mit dem ersten Song "DECIDE" los, dessen einprägsame Melodie gleich für einen energiereichen Start sorgte und den Fans mächtig einheizte. "Springt!", forderte Jyo von den Fans und kletterte während "orurean no shoujo" auf eine der Lautsprecherboxen, um die ausgelassenen Fans überblicken zu können, die ihrem Befehl enthusiastisch nachkamen.

"Mehr als in Nagoya! Mehr als in Osaka!", schrie Jyo, wiegelte die Fans, die mit einer Heftigkeit auf jeden einzelnen Ruf antworteten, bis zum Überkochen auf, bis sie mit einem gewaltigen Schrei "RESONANCE" einleitete und sich die Menge augenblicklich in ein Meer aus schwingenden Köpfen verwandelte. Da war es wirklich verwunderlich, wie Naoto während ihres lässigen Basssolos noch immer ihr Pokerface aufrecht erhalten konnte. Ganz anders als Omi, die mit ihrem weitaus peppigeren Solo Naotos Coolness entgegensteuerte.

Derart energiegeladen setzte sich das Konzert fort. Während der düsteren und irgendwie auch magischen Melodie von "hana no sakanai machi" eine ganz eigene und fesselnde Intensität innewohnte, stach "KNIFE" wiederum vor allem durch die perfekte Kombination von Jyos unerschöpflicher Power und mikos sanfter Stimme hervor, zu der die Fans ausgelassen tanzten und ihre Fäuste im Takt in die Luft stießen.

Das folgende MC nutzte die charismatische Sängerin, um den Fans zu verraten, dass es Naotos Schuld sei, dass sie alle so schlechtes Wetter ertragen müssten und schuf damit einen nahtlosen Übergang von der zuvor lauten und rauen Atmosphäre zu einer weitaus heiteren und fröhlicheren Stimmung, nur um danach wieder zu einem ernsteren Thema zu wechseln. „Diese Geschichte handelt von einem bestimmten Jungen“ begann Jyo besonnen, „aber es könnte ebenso die Geschichte von jedem Einzelnen von euch sein. Er wollte bis hinter den Horizont, doch stattdessen schien er im Meer zu ertrinken. 'Bitte, jemand muss mich dort hinbringen'“ und dann gellte ein lautes „Take me“ durch die Halle und "Neverland"s wunderschöne Melodie setzte ein. Während des Songs streckte Jyo ihre Hand nach einem unsichtbaren Retter aus, sang aus tiefsten Herzen den letzten Refrain, schrie „Catch me“ bis ihre Stimme brach und das Lied in einem verzweifelten Schrei endete.

Nach dieser traurigen und gefühlvollen Ballade starteten die Fünf mit "Blaze" und "unforgive you" wieder gewohnt stark durch. Nicht nur durch Mallys temperamentvollen Trommelwirbel zu Beginn von "unforgive you", sondern auch durch Jyos unvergleichlich sanfte Stimme, die sich perfekt mit der von miko mischte und einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Zusätzlich tanzte sie noch zwischen den gesanglichen Pausen umher und veranschaulichte durch ihre Bewegungen die Musik noch mehr.

Gleich einer Berg- und Talfahrt ging es danach mit etwas ruhigeren Songs weiter. Den Anfang machte der basslastige Song "Mirror", in dem exist†trace ihren neuen Sound und Jyo ihre ganze Stimmbreite von hohen Tönen zu tiefen Growls präsentieren konnten, um dann in den sanften, eingespielten Synthesizerklängen der Ballade "Cradle" zu enden, deren heiterer, leichter Rhythmus einen entfernt an Enya erinnerte. Das war es dann aber auch schon mit dem Schmusekurs, denn kaum erloschen die Scheinwerfer, schallten auch schon die verwegenen Töne von "SACRIFICE BABY" und ein „Seid ihr bereit?“ durch die Halle und gewohnt wild begannen die Fans zu headbangen und zu springen.

Dass exist†trace Spaß an dem Tourfinale hatten, musste Jyo eigentlich nicht extra erst erwähnen, trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen die Tokioter Fans für ihr Durchhaltevermögen zu loben. Bevor sie aber mit "ROUGE" weiter machten, bat sie die Schlagzeugerin Mally erst noch von ihrem Hocker aufzustehen, damit die Fans sie auch einmal zu Gesicht bekamen, so eingepfercht wie sie im hinteren Teil der Bühne war. Mit "ROUGE" wurde nun der letzte Teil des Konzertes eingeleitet. Währen sich die Menge zum einprägsamen Takt bewegte und zusammen mit Omi ihre Fäuste in die Luft stieß, wandte sich Jyo jedem Bandmitglied einzeln zu und stellte dieses noch einmal vor, wobei die Fans deren Namen enthusiastisch wiederholten. Jyos Vorstellung übernahm miko.

„Wir sind?“, fragte die Sängerin in alter X JAPAN Manier, gab aber gleich darauf die richtige Antwort: „Nein! Wir sind exist†trace! Und jetzt: drei, zwei, eins - Springt!“ Die Fans jubelten als sie Jyos Aufforderung befolgten, während die Band ausgelassen auf der Bühne umher tänzelte. „Lass Tokio verrückt werden, "JUDEA"!“, rief die Sängerin und schickte dem Song einen unglaublichen Schrei voraus. Abgerundet durch die starken, rhythmischen Gitarrenriffs, Basssoli und mikos gelegentlichen Gesangparts, folgte als nächstes "liquid". Das Zusammenspiel von einem starken Schlagzeug, den zwei Gitarren, dem tiefen Bass und Jyos dunkler Stimme ging den Fans durch und durch und lud nur so zum Headbangen ein. Da schaffte es nicht mal mehr Naoto ihre gefasste, unterkühlte Fassade aufrecht zu halten.

„Tokio! Streckt eure Fäuste nach oben und vereint eure Herzen!“, rief Jyo und räumte den Platz für die beiden Gitarristinnen, die mit der Unterstützung des dunklen Gothic-Sounds von "VANGUARD" ein kleines Duett gegeneinander ausfochten. Mit einem herzliches Lächeln spielten sie die letzten Riffs und nahmen dann zusammen mit den anderen beiden Aufstellung auf den Lautsprecherboxen, um die Menge überblicken zu können, die Jyo an ihrer statt zum Singen ermunterte. Mit dem letzten Beckenschlag sprang sie von dem Lautsprecher herunter und folgte ihren Bandmitgliedern von der Bühne.

Bei den vielen „Zugabe“-Rufen war es nicht verwunderlich, dass die Band schnell wieder zurück auf der Bühne war. Gerührt und unendlich dankbar, nahmen sie jeder die riesigen Blumensträuße entgegen, die ihnen die Fans überreichten. Die Gelegenheit beim Schopf greifend, ließ es sich ein Fan dann nicht nehmen, Mally gleich schon mal zum Geburtstag zu gratulieren, obwohl der eigentlich noch eine Woche hin war.

Nach so viel Herzlichkeit, bat Jyo die Fans noch um einen ganz besonderen Gefallen. Für den Sendai Visual Kei Store „Littler Hearts“ wollten sie einen Beitrag während ihres Konzertes aufnehmen, zusammen mit ihren überragenden Fans. Völlig begeistert und geehrt angesichts dieser Idee, wurde diese auch gleich voller Eifer erfolgreich in die Tat umgesetzt. Danach übernahm Mally für einen Augenblick das Entertainmentprogramm, während Jyo kurz hinter der Bühne verschwand.
„Sind eure Köpfe bereit zum headbangen?“ fragte Jyo anschließend, woraufhin Fans und ohne zu zögern, nonstop ihre Köpfe zu dem schnellen, harten Sound von "Venom" und anschließend auch zu "forward" hin und her warfen. „miko hat schon aufgegeben!“, bemerkte Jyo gegen Ende des Songs. Doch anders als miko, waren die Fans noch lange nicht am Ende.

„Drei Tage sind wirklich nicht viel Zeit, aber es fühlt sich an, als hätten wir eine lange Reise hinter uns.“ gestand Jyo während des letzten MCs diesen Abends. „Ich hoffe, dass dieser Song, mit all euren winkenden Händen, alle zu dem zusätzlichen Tourfinale 2011 trägt. Bye bye.“ Und "owari no nai sekai" wirklich die Halle verwandelte in ein Meer aus winkenden Händen. Band und Fans warfen ihre Köpfe zu dem ausgelassenen, treibenden Sound, sangen die letzten Strophen diesen Abends und spielten die letzten Akkorde. Es folgte ein letztes Solo von Omi, Mally sprang von ihrem Hocker auf und verbeugte sich und Jyo lobte die Fans für ihr großartiges Durchhaltevermögen. „Habt ihr sehr gut gemacht!“ sagte sie: „Das war exist†trace!” Die nahmen sich für einen letzten finalen Sprung an die Hände und beendeten das Konzert so mit einem Gefühl des Zusammenhalts, das auch noch anhielt, als die Band die Bühne - zutiefst unwillig - schon längst verlassen hatte.


Setlist:

-Opening SE-
01. DECIDE
02. orurean no shoujo
-MC-
03. RESONANCE
04. hana no sakanai machi
05. KNIFE
-MC-
06. Neverland
07. Blaze
08. unforgive you
09. Mirror
-SE-
10. Cradle
11. SACRIFICE BABY
-MC-
12. ROUGE
13. JUDEA
14. liquid
15. VANGUARD


EN01. Venom
EN02. forward
-MC-
EN03. 「owari no nai sekai」
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