Review

the GazettE - DIVISION

08/11/2012 2012-11-08 08:36:00 JaME Autor: Jærn

the GazettE - DIVISION

Review zum aktuellen the GazettE Album

Album CD

DIVISION (Regular Edition)

the GazettE

the GazettE - DIVISION
VÖ: 29.08.2012

Nicht einmal ein Jahr ist vergangen, da warten the GazettE ohne den Umweg zahlreicher Single-Auskopplungen mit einem neuen Studioalbum auf. Ob dies der schnellen Verdrängung des schwachen Vorgängers dient, oder aus einem kreativen Schub heraus resultiert, sei dahingestellt.

Gleich das Intro baut eine immense Spannung auf. Man bewegt sich ganz im elektronischen Bereich im Kontrast zu GazettEs gebotener Rockmusik. "Gabriel on the Gallows" gibt sofort mächtig Gas. Typisch GazettE, flott, wild und unverbraucht klingt die Gruppe hier bei ihrer Einstandsnummer. Mit dem darauf folgenden "Derangement" haben sich die fünf Japaner beinahe selbst neu erfunden - elektronisch, heftig, erfischend, tanzbar und mitreißend dröhnt es aus den Boxen. Das ist absolutes Hitmaterial - ein eingängiger Ohrwurm, trotzdem abseits von jeglichem Kommerz. Nach diesem Feuerwerk werden die Gemüter mit dem ruhigeren "Dripping Insanity" abgekühlt. Weil das gelungene Gesamtkonzept auf den ersten Blick gezügelt erscheint, wird man durch intensive Riffs der Gitarristen und Rukis Geschrei förmlich wachgerüttelt. Ein gekonntes Wechselspiel einer angenehmen Grundmelodie mit härteren Passagen.

GazettE mögen wir, weil sie unvergleichliche Rockmusik kreieren, weil sie andere Genres gekonnt mit dieser vermischen, aber vor allem - und das kann ihnen nicht jeder nachmachen - weil ihre Texte in Japanisch sind. Umso erfreulicher ist es, dass sich auf "DIVISION" gleich fünf rein japanische Lieder - mit Ausnahme einzelner Wörter - finden. Den Anfang macht das melancholische "Yoin". Ruki kämpft sich mit teils tiefer, teils fast leidender Stimme durch das schwerfällig-basslastige Lied. Angeblich thematisiert "Yoin" die Erdbeben- und Tsunamikatastrophen in Japan. Wenn dem so ist, handelt es sich um einen sehr emotionalen, authentischen und gelungenen Beitrag dazu. Mit "Ibitsu" bewegen sich the GazettE sicher nicht auf dünnem Eis. Man setzt auf Altbewährtes und zeigt sich wenig experimentierfreudig. Die flotte Rocknummer, die an "Leech" vom "DIM" Album oder an "Shiver" und "Red" vom "TOXIC" Album erinnert, wirkt vielleicht etwas erwachsener, gelassener als die genannten Vorgänger. Doch im Grunde sind sich diese recht ähnlich und es ist sicher Geschmackssache, welchem man hier den Vorzug gibt.

So wie Lieder im Stile von "Ibitsu" auf einem GazettE Album nicht fehlen dürfen, darf das auch die obligatorische Ballade nicht. "Kagefumi" heißt sie diesmal und ist ein Potpourri früherer Balladen voller Schmalz, Kitsch und Sentimentalität. Bei der Bridge gleicht sie dem etwas flotteren "Dripping Insanity", behält aber durch den Rest einen gewissen eigenständigen Charakter. Wer mit dieser Art Musik nichts anfangen kann, wird sich über den nächsten Titel freuen. "Kago no sanagi", das beim ersten Durchlauf vielleicht etwas unspektakulär wirkt, entpuppt sich nach mehrmaligem Durchhören als einer der Höhepunkte des Albums. Abgerundet durch Rukis begnadete Stimme, begeistert das Lied durch seine Vielfalt - mal groovig, mal ruhig, dann schneller und mitreißend. Unglaublich was hier in viereinhalb Minuten alles hineingepackt wird. Flott geht es weiter mit "Hedoro". the GazettE zeigen sich auch hier wenig experimentierfreudig, ein typischer Nackenbrecher im Stil von "Headache Man" vom "DIM" Album - unkompliziert, mitten ins Gesicht. Volltreffer!

Wurden die englischen Textpassagen in früheren Werken gekreischt, werden diese zunehmend auch in klarem und verständlichem Gesang dargeboten. Das ist im Falle Rukis nicht sehr vorteilhaft, denn sein ausgeprägter Akzent lässt Englisch beinahe wie Japanisch klingen, wie sich an den letzten beiden gesungenen Nummern des Albums zeigt. "Attitude" spielt mit ähnlichen Elementen wie das geniale "Derangement", kann ihm aber nicht das Wasser reichen. Passable Leistung hier, aber das gewisse Etwas fehlt. Nach zehn Durchläufen ist dann auch das für den eingefleischten GazettE Fan unbekömmliche, elektronisch-dominante "Required Malfunction" schöngehört, und man wird vom Outro "Melt" wieder aus der Welt des J-Rock gerissen.

Alles in allem zeigen sich GazettE differenzierter, spielfreudiger und auch japanischer als am Vorgängeralbum und wissen mit "DIVISION" von Anfang bis zum Ende zu überzeugen.

9/10
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Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2012-08-29 2012-08-29
the GazettE
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