Review

the GazettE - Toxic

19/12/2012 2012-12-19 20:33:00 JaME Autor: Jærn

the GazettE - Toxic

Eine Review zum 2011er Album

Album CD

TOXIC (Regular Edition)

the GazettE

Großartige Musik haben GazettE bislang en masse geschaffen, und nach vielversprechenden und ausdruckstarken Singles wie "Shiver", "Red" oder "Remember the urge" hat sich die Gruppe selbst die Latte sehr hoch gelegt. Dass die fünf Japaner das Niveau diesmal nicht halten können zeigt sich nach einem durchschnittlichen Intro bereits bei "Venomous Spiders's Web". Auch nach mehreren Durchläufen bleibt unklar, was the GazettE uns hier sagen wollen. Rau oder sanft, schnell oder langsam, fröhlich oder düster? Das ganze Lied verkommt irgendwie zu einem Brei und zündet nicht. Bei "Sludy Cult" kommt etwas mehr Struktur und Spielfreunde in die Sache und klingt dadurch auch erträglicher und besser als der missglückte Start in dieses Album.

Absoluten Hörgenuss verspricht das folgende "Red" - nicht nur durch den frontalen Riffangriff der Gitarristen, sondern auch durch den unwiderstehlichen Refrain. Das gleiche gilt für "Shiver", das sich im Aufbau vom Vorgänger kaum unterscheidet, abgesehen davon, dass es im Strophenteil gitarrenlastiger klingt. Weniger Gitarre, dafür mehr Schlagzeug gibt’s bei "Ruthless deed", welches sich ebenfalls positiv hervortut. Würde man es nicht besser wissen, ginge das Lied als glatte DIR EN GREY Nummer neueren Stils durch. Hier werden depressive Strophen, von pop-rockigen Refrains gejagt - das Wechselspiel überzeugt. Neben den drei genannten ist auch das ruhige, "Guren" ähnelnde "Untitled", eines der wenigen Lichtblicke dieses Albums. In diesem Stück Musikkunst steckt viel Emotion. Es ist harmonisch, melodisch und geht unter die Haut. Schade, dass GazettE sich nicht die Mühe gemacht haben, einen Titel für das Lied zu finden - es hätte einen verdient.

Nun aber zu den Schandflecken des Albums, derer es leider allzu viele gibt: Elektronisches Eingreifen kann gut klingen, muss aber nicht. Beispiele dafür sind "Vortex", welches nach mehrmaligem Hören, bedingt durch Rukis verzerrte Stimme, unangenehm auffällt. Oder das absolut nervtötende "Suicide Circus", das nichts außer lästigem Elektrogedudel und armseligem Tik-tak-tak-Gestotter des Sängers zu bieten hat. Daneben haben wir noch die Durchschnittsballade "Pledge", und die Selbstkopie "Discharge II", die keiner braucht und auf diesem Album den Titel "Psychopath" trägt.

Abgesehen davon, dass "My Devil on my Bed" musikalisch nicht Fisch und nicht Fleisch ist, verwundert auch der pubertär-primitive Text. Ein Beispiel sind Zeilen wie "Abandon insanity, tempt me by masturbation". Man gewinnt hier den Eindruck, dass die Texte mit einem begrenzten Englischwortschatz verfasst worden sind und daraus der seichte Inhalt resultiert. Auch die Aussprache des Englischen zeigt im Vergleich mit dem Japanischen, dass der Versuch sich internationaler zu präsentieren misslingt, da man Rukis Englisch sowieso nicht ordentlich versteht. Ähnliches gilt für das nervige "Tomorrow never dies", das musikalisch und textlich dieselben Defizite aufweist.

Was bleibt unterm Strich also übrig? Zu viel Englisch, zu wenig Japanisch, wie sich bereits an der Titelliste erkennen lässt. Etwa ein Drittel des Materials ist wirklich gut gelungen, ein Drittel könnte man als erträglich bezeichnen, und das letzte Drittel erinnert mehr an eine drittklassige Garagenformation, als an eine mittlerweile renommierte japanische Rockinstitution.

Berücksichtigt man die Veröffentlichungen vor und nach "Toxic", entpuppt sich das Album als echtes Gift für die Ohren und als der bis dato wohl größte Misserfolg der Gruppe.
So nicht, meine Herren!

3/10
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Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2011-10-15 2011-10-15
the GazettE
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