Konzertbericht

D Tour 2012 "Danzai no gunner" Tourfinale

18/03/2013 2013-03-18 04:13:00 JaME Autor: Geisha

D Tour 2012 "Danzai no gunner" Tourfinale

In der drückenden Hitze des japanischen Sommers schlüpften D im Shibuya AX erneut in ihre Rollen als Vampirprinz Justice und seine vier Ritter 


© D
Nachdem sie mit ihren jüngsten Releases eine erstaunliche Bandbreite an Themen und Musikstilen durchlaufen hatten - von mystischen Märchen mit "Torikago goten ~L'Oiseau bleu~" über die Welt der chinesischen Triaden mit "Huang di ~yami ni umareta mukui~" bis zu post-apokalyptischen Zukunftsvisionen mit "Dying Message" - kehrten D mit der Single "Danzai no gunner" zu ihrem langjährigen Vampirepos zurück. Die Augustsonne brachte noch den Alphalt zum Glühen als ein typisch gemischtes Publikum aus männlichen und weiblichen, in Rock-, Punk-, Gothic-, Lolita- und normale Sommerklamotten gekleideten Fans die Halle zu füllen gegann, deren Luft trotz Air Conditioning warm und feucht war. Wie immer überwogen Ds Signaturfarben, schwarz und rot, doch viele trugen auch leuchtend bunte Yukata, um in der Hitze kühl zu bleiben.

Die Bühnendekoration war einfach, aber elegant: die gesamte hintere Wand war mit einem schwarzen Seidenbanner bedeckt, das die filigranen Wappen von Justice und seinen vier Rittern zeigte. Punkt 18:00 Uhr erstarb die Saalbeleuchtung, weißes Blitzlicht schnitt in die Dunkelheit und D erschienen unter donnernden Technorhythmen. Wie immer waren ihre aufwendigen Kostüme perfekt auf das Thema ihrer aktuellen CD abgestimmt und verbanden aristokratisches schwarz mit der Farbe des Elements, das jedem Bandmitglied zugeordnet ist: gold für HIROKI, dessen Element die Erde ist, rot für Tsunehito als weiblicher Feuervampir, grün für HIDE-ZOU, den Herrn des Windes, blau für Ruiza, der das Wasser kommandiert, und schliesslich prinzliches silber für ASAGI.

Sie wurden von ohrenbetäubendem Jubel aus 1500 Kehlen begrüsst und stürzten sich ohne Umschweife in die kraftvolle Rocknummer "In the name of justice", die ASAGIs Charakter seinen Namen gegeben hatte. Beinahe sofort stießen Ruiza, HIDE-ZOU und Tsunehito bis an den vordersten Bühnenrand vor und headbangten zu dem mitreissenden Beat, während ASAGI auf das Sängerpodest sprang, sodass seine reich bestickten Rockschöße nur so flatterten. Rotes Licht, das von rosa und weißen Spots durchschossen wurde, flutete über die Bühne als Ruiza, dessen ansteckendes Lächeln den Zuschauerraum erhellte, ein erstes Solo aus seiner Gitarre kitzelte. Tsunehito gab den heftigen Rhythmus an, drehte dabei mit der Grazie einer Ballerina Pirouetten und landete elegant auf einem Knie, während HIDE-ZOU cooles Selbstvertauen ausstrahlte und HIROKI mit unermüdlichem Enthusiasmus sein Schlagzeug bearbeitete. Am Ende des ersten Songs hatten die fünf Musiker ihr Publikum aus dem sommerlichen Tokyo in eine dunkle, gefährliche Welt entführt, die von Vampiren, Zombies und anderen Phantasiegestalten bevölkert war.

Das Tempo blieb schnell und wild mit "Underground road" und "DAY WALKER", welche D von einer anderen, experimentellen Seite zeigten, die stark verzerrte Elektronik gegen Opernstimme und Background Shouts setzte. Die Fans headbangten im Einklang mit HIDE-ZOU und Tsunehito als die klare Stimme von Ruizas Gitarre sich über dem rastlos wummernden Rhythmus erhob. 

Nach einem kurzen MC, der alle Anwesenden zu dem Tourfinale begrüsste, ging der Sturm mit "Quartet ~mayonaka no shijuusou~" weiter, welches schwere Gitarrenriffs mit exotischen Harmonien verband und das erste Treffen zwischen Justice und seinen vier Begleitern beschrieb. Einen nach dem anderen zog ASAGI die Musiker an den Bühnenrand, legte den Arm um ihre Schultern und sang zu ihnen. Die Menge hieß sie mit ausgebreiteten Armen willkommen, bevor Band und Fans sich erneut wildem Headbanging hingaben. Ruizas komplexes Gitarrensolo und ASAGIs Falsett im Refrain, als die Scheinwerfer weiße Lichtkreise auf den Boden malten, waren besonders eindrucksvoll.

"Luminous Flame", der erste Track der neuen Single, welche die Beziehung zwischen Justice und Tsunehitos Charakter Carbuncle erforscht, ließ sanfte Streicher in eine Explosion aus Elektronik und leidenschaftlichen Gitarren übergehen, die über eine heiss pulsierende Basslinie gelegt waren. Carbuncle, eine treue Verbündete, die aber heimlich in Justice verliebt ist, wurde von Odile, der Tochter eines bösen Vampirs, getäuscht; sie glaubt, dass Justice gefangen ist und will ihn retten. Auf seinem Podest tanzte und wirbelte ASAGI zu dem eingängigen Refrain, der die Hände der Fans durch die Luft sausen ließ. In "Black Swan", dessen Handlung von Peter Tschaikowskis Ballett Schwanensee inspiriert war, versuchte dann die trügerische Odile, Justice zu verführen. Weißes Stroboskoplicht blitzte hektisch als schimmernde orientalische Melodien sich mit schnellen, schweren Gitarren und Bass mischten. Ruiza, HIDE-ZOU und Tsunehito headbangten unermüdlich während sie ihre Instrumente shreddeten und ihre tribalistischen Shouts bildeten einen interessanten Kontrast zu ASAGIs klarer Stimme, der den Song mit einer lang gezogenen a capella Note beendete, welche vom Publikum mit Rufen der Bewunderung belohnt wurde.

Nun wurde ASAGIs mit Rosen dekorierter Mikrophonständer für die erste Ballade des Abends, "Solitude ~Saigo no tegami~", herein getragen. Tsunehito drückte seinen Bass an sich als ASAGI mit beiden Händen das Mikrophon ergriff und, zusammen mit HIDE-ZOU, der Backing Vocals besteuerte, die Augen schloss und mit aufrichtigem Gefühl zu singen begann. Blaue und grüne Kreise tanzten über die Bühne und wechselten zu lila und rot als die süße, seelenvolle Melodie durch die Halle klang. 

Die Stimmung änderte sich schlagartig mit "Koori no bohyo", als Ruizas and HIDE-ZOUs Riffs in die andächtige Stille platzten. Als ASAGIs Arm sich hob und senkte, verbeugten die Fans sich wie ein Mann, während Tsunehito auf einem Bein auf und ab sprang und Ruiza für ein weiteres, ausgiebiges Solo auf dem Sängerpodest posierte, bevor er wieder zu den anderen stieß und wild am Bühnerand headbangte.

Weisse Spots richteten sich auf das Drumkit als HIROKI nun seinerseits die Gelegenheit hatte, das volle Ausmaß seines Könnens mit einem furiosen Schlagzeugsolo unter Beweis zu stellen. Als die Scheinwerfer von Lila zu Gelb wechselten, arbeitete er sich von den Zimbeln bis hinunter zur Basstrommel, wobei er immer schneller spielte, bis er einen Stakktorhytmus erreichte, der die Fans jubeln und die Fäuste in die Luft schlagen liess. 

HIROKI gab weiterhin gut gelaunt das Tempo an und die Menge klatschte im Takt seines Schlagzeugs als die anderen Musiker zurückkehrten und nacheinander das Publikum anfeuerten. Als letzter erschien ASAGI, zeigte mit dem Mikrophon auf die Fans damit sie noch lauter brüllten und beschlagnahmte erneut seinen Platz auf dem Sängerpodest, wo er kraftvoll mit der Faust in die Luft schlug als der stampfende Rhythmus und die tribalistischen Shouts von "Desert Warrior" die Halle erschütterten. Grünes Licht wusch über die Bühne als HIDE-ZOU und Tsunehito am Bühnenrand auf und ab sprangen, wobei der Bassist zu den orientalischen Harmonien Pirouetten drehte, die er auf einem Knie beendete.

Nun wurde eine grosse, schwarze Fahne, die mit einem weißen Wappen bedruckt war, herein getragen und D verließen für kurze Zeit die Welt der Vampire, um sich dem beliebten Klassiker "Night-ship "D"" zu widmen. ASAGI stolzierte zu der eingängigen Melodie auf und ab und schwang beim Singen die Fahne, während die Fans ihrerseits ihre roten und schwarzen Fähnchen im Einklang mit den Männern auf der Bühne von einer Seite zur anderen wiegten und alle, die auf hoher See verloren waren, sicher nach Hause lotsten.

Ruizas Gitarre schnitt in die darauf folgende Stille als er die Band in die energische Rocknummer "Dying message" führte, welche Platz eins in den Oricon Indiecharts erreicht hatte. Rote und grüne Spots blitzten auf als die Fäuste der Fans in die Luft schlugen, während ASAGI auf seinem Podest tanzte und dabei dramatisch seinen langen Mantel wirbeln ließ, bevor sie für HIDE-ZOUs Solo zu gelb wechselten. Nachdem sie so eine Vision der nahen Zukunft heraufbeschworen hatten, reisten D nun in die Vergangenheit mit den Bibelverweisen von "Eve no keifu". Indstrial, verzerrte Stimme und rhythmische Background Shouts, die von einem pulsierenden Beat getragen wurden, trafen auf klaren Gesang und ein glitzerndes Gitarrensolo von Ruiza in dieser ungewöhnlichen Komposition, die D einmal mehr von ihrer experimentellen Seite zeigten. Der nächste Song war nicht weniger gewagt, denn der trügerisch sanfte Titel "God bless you" entpuppte sich als eine explosive Mischung aus aggressiver Elektronik, schweren Gitarren und wütenden Shouts, die in einen emotionalen Refrain überging. Als weiße Zickzack-Figuren auf den Boden projiziert wurden wiegte sich ASAGI im Takt der süßen Melodie, bevor HIDE-ZOU seinerseits mit einem Solo an der Reihe war. 

Mit dem mächtigen "Meteo ~mubi no koku~", welches nach Justices Pferd benannt war, nahmen D dann ihre Vampire Saga wieder auf. Das rasende Tempo, mit halsbrecherisch schnellem Schlagzeug, opernhaften Schreien und tribalistischen Shouts, die einander anzutreiben schienen, erinnerte in der Tat an den donnernden Hufschlag eines galloppierenden Pferdes. Rotes Licht flutete über die Bretter als Ruiza, gefolgt von HIDE-ZOU, das Sängerpodest erklomm, seine Finger selbstbewusst über die Saiten seiner Gitarre fliegen ließ und ein heißes Solo emporschickte, während das Publikum die beiden Gitarristen mit offenen Armen anfeuerte. 

Nach eineinhalb Stunden ununterbrochener Action hatten Band und Fans erstmals die Gelegenheit, Atem zu schöpfen, als die Musiker eine kurze Pause einlegten, um über die Tour zu schwatzen, bevor sie die Menge erneut dazu aufforderten, alles zu geben. Außerdem hatten sie aufregende Neuigkeiten: ein neues Mini-Album mit anschließender Tour, das den Wald zum Thema hat, und ein Konzert in der großen CC Lemon Hall im April 2013, um ihr zehnjähriges Bandjubiläum zu feiern.

Als ob sie die verlorene Zeit einholen wollten, drehten D das Tempo nun noch stärker auf. ASAGI heulte wie ein Wolf, was den Anwesenden signalisierte, daß der nächste Song "Toki no koe" war - ein wilder Schlachtruf , sich unter Justices Banner zu versammeln, dem die Fans mit großem Enthusiasmus Folge leisteten. Als er zu tiefen Death Growls wechselte, strömte das gesamte Publikum den Bewegungen seines Arms folgend im Einklang vor und zurück wie eine riesige Welle, während Ruiza, HIDE-ZOU und Tsunehito unermüdlich die Plätze wechselten und einander auf dem Sängerpodest sowie an den äußersten Ecken der Bühne ablösten. 

Die Band war im Begriff, sich in das nächsten Lied zu stürzen, als Ruiza das Programm mit einer rührenden Geste unterbrach und ASAGI zum Anlass seines bevorstehenden Geburtstag einen großen Strauß roter Rosen überreichte. Während der blonde Gitarrist das Publikum in einem von Herzen kommenden Geburtstagsständchen anführte, nahm der Sänger die Blumen mit einem strahlenden, aber bescheidenen Lächeln entgegen. 

Das Set erreichte seinen Höhepunkt mit dem dringlichen, metallischen Sound der aktuellen Single, "Danzai no gunner". Carbuncle ist bei ihrem Versuch, Justice zu retten, selbst in Gefangenschaft geraten, und ihre Mitstreiter reiten mit gezogenen Pistolen aus, um sie zu befreien. Mit einem lauten Knall schossen silberne Folienstreifen in die Luft und regneten auf die Fans herab, welche sie auffingen und als glitzernde Pompoms benutzten, die sie im Takt des mitreißenden Beats über ihre Köpfe stießen. 

Die Musiker ließen sich Zeit mit dem Abschied nehmen, doch das Publikum war noch nicht bereit, sie gehen zu lassen, und so kehrten sie nach langen Minuten des Rufens zu einer ersten Zugabe zurück. Ruiza und HIROKI trugen nun Tour T-Shirts und nachdem sie sich bei den Fans für ihre Unterstützung bedankt hatten,  stellte der blonde Gitarrist mit entwaffnend ungezwungenem Charme das Merchandising vor. Es dauerte jedoch nicht lange, bis D mit dem grandiosen "Grand Master" ins Reich der Untoten zurückkehrten und schwere Gitarren und galoppierendes Schlagzeug erneut die Menge aufpeitschten. Mit dem Klassiker "Dangan" starteten sie dann noch einmal richtig durch als Band und Fans zu dem Stakkatorhythmus geschlossen auf und ab sprangen, während ASAGI eine antike Pistole hervorzog, seine Brust entblößte und die Menge dazu herausforderte, ihn zu erschießen. 

Eine Zugabe war jedoch nicht genug. In der Dunkelheit, welche die Bühne einhüllte, wurden akustische Gitarren links und rechts neben ASAGIs reich verzierten Mikrophonständer aufgebaut, um es Ruiza und HIDE-ZOU zu ermöglichen, bei "Yoru no me to ginyuushijin" sowohl akustische als auch E-Gitarre zu spielen. Bezaubernde Harmonien aus Flöte und klassischer Gitarre beschworen eine galante, weniger kriegerische Vision des Mittelalters herauf in einer wunderbar atmosphärischen Performance, die perfekt auf ein europäisches Burgfest oder einen Mittelaltermarkt gepasst hätte. Die Stimmung änderte sich erneut drastisch von historischem Idyll zu experimenteller Avantgarde mit dem brutalen, dabei jedoch mystischen "7th Rose". Engelsgleiche Tremoli gingen in einen wütenden Sturm aus markerschütternden Gitarren und Bass über, die einer gewagten Mischung aus tiefen Death Growls und hohem Falsett entgegengesetzt waren. Während Ruiza, HIDE-ZOU und Tsunehito zu dem heftigen Beat headbangten, dirigierte ASAGI die Menge immer wieder, sich auf sein Kommando hin zu verbeugen. 

Die dritte und letzte Zugabe diente dazu, des emotionale Band zwischen Band und Publikum zu erneuern als ASAGI und die Fans in einem bewegenden Duett zusammen das spirituelle "EDEN" sangen. Nachdem die Musiker sich nochmals bei ihrem Publikum bedankt, Plektren, Trommelstöcke und Wasserflaschen geworfen und die Bühne beinahe schon verlassen hatten, überraschte der Sänger alle Anwesenden, indem er einen allerletzten Song, "Dearest you", ankündigte. Die fünf Männer wechselten sich dabei ab, am äußersten Bühnenrand Hände zu schütteln, und schließlich sprangen Band und Fans zusammen in die Luft als die melodische Rocknummer mit einem letzten Adrenalinstoß zu Ende ging. Als zu guter Letzt nur noch ASAGI auf der Bühne zurück blieb, legte er einen Finger an die Lippen, bedeutete der tobenden Menge zu schweigen und brüllte dann in die Stille: "Ich liebe Euch alle!"

Mit "Danzai no gunner" haben D ihrer abenteuerlichen Vampire Saga ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Das heutige Konzert, das erstklassiges handwerkliches Können und erzählerisches Talent miteinander vereinte, zeigte, warum D nach beinahe einem Jahrzehnt in einer gnadenlos Wettbewerbsorientierten Szene, in der Bands mit atemberaubender Geschwindigkeit auftauchen und wieder verschwinden, noch immer ganz oben stehen. Auf der Bühne sind sie eine Naturgewalt und ihre Musik ist abwechslungsreich und äußerst originell. Ihre Geschichten sind voller unerwarteter Wendungen, mit philosophischen Einsichten und Charakteren, mit denen man mitfühlen muß, und ihre Botschaft von ritterlicher Liebe wirkt in unserer oberflächlichen, materialistischen Welt herzerwärmend. Wir wünschen ihnen alles Gute für die Zukunft und warten gespannt auf ihr zehnjähriges Jubiläum. 

Set List:
1. In the name of justice
2. Underground road
3. DAY WALKER
4. Quartet ~mayonaka no shijuusou~
5. Luminous Flame
6. Black Swan
7. Solitude ~Saigo no tegami~ 
8. Koori no bohyo 
-Drumsolo & Session- 
9. Desert Warrior
10. Night-ship"D"
11. Dying message
12. Eve no keifu 
13. God bless you
14. Meteo ~mubi no koku~ 
15. Toki no koe 
16. Danzai no gunner  

Zugabe 1:
17. Grand Master
18. Dangan 

Zugabe 2:
19. Yoru no me to ginyushijin 
20. 7th Rose

Zugabe 3:
21. EDEN
22. Dearest you
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