Review

DIR EN GREY - dum spiro spero

04/02/2013 2013-02-04 15:10:00 JaME Autor: Jærn

DIR EN GREY - dum spiro spero

Metal der anderen Art - VÖ: 05.08.2011

Album CD

DUM SPIRO SPERO (Deluxe Edition)

DIR EN GREY

Tracklist:
01. Kyoukotsu no nari
02. The Blossoming Beelzebub
03. Different Sense
04. Amon
05. [Yokusou ni DREAMBOX] arui ha seijuku no rinen to tsumetai ame
06. Juuyoku
07. Shitataru mourou
08. LOTUS
09. DIABOLOS
10. Akatsuki
11. Decayed Crow
12. Hageshisa to, kono mune no naka de karamitsuita shakunetsu no yami
13. Vanitas
14. Ruten no tou
15. Rasetsukoku 2011 (Bonus)
16. Amon Symph. Ver. (Bonus)

Seit Jahren lösen neue Veröffentlichungen von DIR EN GREY eine ganz besondere Neugier bei ihrer Hörerschaft aus und ihre Kunst lässt sich nur schwer in irgendeine Sparte einordnen. Jedes Album unterscheidet sich von seinem Vorgänger, und auch diesmal bleiben Überraschungen und eine hörbare Weiterentwicklung nicht aus.

Bereits das Intro "Kyoukotsu no nari mit seinen geheimnisvoll-diabolischen Klängen macht Lust auf mehr und geht in das eher unspektakuläre "THE BLOSSOMING BEELZEBUB" über, das an eine Verlängerung des Intros erinnert.

Zum ersten Rundumschlag wird bei "DIFFERNT SENSE" ausgeholt: Einem Death-Metal Brecher in Reinkultur, bei welchem heftiges Schlagzeug und wilde Gitarrenriffs sowohl von tiefem Gekeife (wie es für dieses Genre üblich ist), als auch hohem Gekreische gejagt werden. Unterbrochen wird das Ganze von ruhigeren Passagen, teilweise mit elektronischer Unterstützung und einem gefälligen und wiedererkennbaren Refrain. Ein gelungenes und vielfältiges Gesamtpaket, womit der steril-schwerfällige und schlagzeugdominierte Nachfolger "Amon" nicht ganz mithalten kann.

DIR EN GREYs Klangkosmos ist seit Jahren einzigartig und genau das beweisen sie eindrucksvoll mit "[Yokusou ni DREAMBOX] arui ha seijuku no rinen to tsumetai ame". Das Stück vermag es, den Hörer mit hypnotisierenden Melodien und dem üppigen Bassspiel Toshiyas in seinen Bann zu ziehen, um ihn dann mit cholerischen Kreischattacken wachzurütteln. Selten wurden Gegensätze innerhalb eines Liedes dermaßen kunstvoll vereint.

Sehr hektisch dröhnt das folgende "Juuyoku" aus den Boxen und es ist rätselhaft, in welch hochspirituellen Sphären sich Kyo beim Einsingen befunden hat. Aber dieser chaotische beinahe nervtötende Vortrag ist einfach zu viel des Guten. Auch "Shitataru mourou" hat den Charakter eines Exorzistenliedes, obwohl das Tempo im Vergleich zum Vorgänger gezügelt ist und mehr auf Gitarrenmelodien setzt, wodurch er weitaus verdaulicher ist.

Mit "LOTUS" bekommen wir absolute Durchschnittskost vorgesetzt. Zwar fehlt es der Nummer nicht an fernöstlicher Romantik, aber das gewisse Etwas fehlt hier. Nicht so beim Epos "DIABOLOS". An Länge und Aufbau mit "Vinushka" vom Album "UROBOROS" vergleichbar, wird man in eine komplexe Klangwelt geführt, in welche sich ruhige mit heftigen Passagen auf knapp zehn Minuten abwechseln ohne in irgendeiner Weise zu langweilen. Von Melancholie bis Zorn wird hier authentisch die ganze Palette menschlicher Gefühle musikalisch dargeboten. Spätestens nach "DIABOLOS" sollte nun jedem klar geworden sein, wieso DIR EN GREY im Gegensatz zu anderen Gruppierungen auch außerhalb Japans bekannt und erfolgreich sind.

"Akatsuki" kehrt zum mystisch-spirituellen Klang mit metallischem Beigeschmack einiger vorangehender Lieder zurück, bevor mit "DECAYED CROW" die Stimmung umschlägt. Todesmetallische Schnelligkeit, gepaart mit garstigem Geschrei zeichnen diese Nummer aus, welche aber nach ein paar Durchläufen bereits Abnutzungserscheinungen zeigt.

Dass die Mischung aus rasanten Blastbeats, bitterbösem Gekeife und Popelementen funktioniert, beweist "Hageshisa to, kono mune no naka de karamitsuita shakunetsu no yami" und zeugt von DIR EN GREYs Experimentierfreudigkeit mit unterschiedlichen Elementen und Genres. Wer auf die härtere Gangart steht, sollte sich von diesem Lied allerdings die Single-Version anschaffen, welche um einiges rauer abgemischt ist.

Das sanft zerbrechliche "VANITAS" stellt die obligatorische Ballade dieses Albums dar. Im Vergleich mit anderen Balladen ihres Schaffens ist diese nicht ganz einfach gestrickt und benötigt einige Durchläufe um wirklich zu zünden, verspricht dann aber durch die gefühlvolle Darbietung uneingeschränkten Hörgenuss. Das abschließende "Ruten no tou" spiegelt die allgemeine Stimmung der Platte wieder und bringt neuartige Klänge ins Spiel. Stilistisch bewegt man sich auch hier irgendwo zwischen Metal, Exorzismus und Voodoo.

Die limitierte Europaversion beinhaltet noch das geniale und stadiontaugliche "Rasetsukoku" vom 2000er Album "MACABRE" in einer etwas seltsamen Vertonung sowie eine alternative Version von "Amon", die fülliger und opulenter als ihr Original klingt, und einen absolut würdigen Abschluss bildet.

Im Vergleich zu manch anderem DIR EN GREY Album ist dieses metallastige Stück Kunst sehr kompliziert, technisch ausgefeilt und bedarf einiger Durchläufe, bis es zündet. Für jeden, der vom "ordinären Metal" die Nase voll hat, ist diese Scheibe allemal zu empfehlen. Vor allem die übertrieben spirituelle Note, welche sich beinahe durch alle Lieder hindurch zieht ist gewöhnungsbedürftig. Nichts desto trotz: Ab in den Meditationsraum, Augen zu, und los gehts!

8,5/10 Punkte
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