Nach sechs Jahren höchster Produktivität und einigen nicht ganz jugendfreien Szenen bei ihren Konzerten haben SCREW seit 2012 einen Major-Vertrag in der Tasche. "Biran" ist das mittlerweile vierte Studioalbum und gleichzeitig die letzte Indie-Veröffentlichung der Japaner. Seit Beginn ihrer Karriere 2006 hat sich klangtechnisch einiges geändert, wie sich auch auf dem aktuellen Silberling zeigt.
Auffallend und recht ungewöhnlich für die Gruppe sind die fröhlich-lockeren Pop-Rock Nummern "Sakura no Ame", "Higanbana" und "Styx", welche meist ohne Byos Hasstiraden und Gekeife auskommen. Auch wenn SCREW hier keine neue Musikrichtung erfinden, zeigen sich an der leicht verdaulichen Kost neue Facetten und dass die Zeit kreativer Stagnation noch in weiter Ferne liegt. Die drei genannten Kompositionen werden solide dargeboten, und in einzelnen Momenten ist man gar dazu geneigt, gewisse Parallelen zu den Großmeistern von L’Arc~en~Ciel zu ziehen.
Die meisten Nummern des Albums befinden sich stilistisch irgendwo zwischen Metal und Rock. Besonders hervorzuheben sind dabei "The Abyss" sowie die Singleauskopplung "DEEP SIX", welche durch die gelungene Verschmelzung von Härte und Verspieltheit zu überzeugen wissen und auch vom Klang her die dichtesten Stücke dieser Scheibe sind.
Zwischen diese Stücke mischen sich die gefällige Ballade "Jashin ni tadaru komoriuta" und einige sehr monoton geratene Metalnummern, von denen "Utsu no Sou" noch den am meisten ausgeprägten Charakter hat. Die restlichen Lieder, welche hier nicht explizit genannt wurden, sind unaufregend, einfältig und viel zu einfach gestrickt und bedürfen daher keiner weiteren Beschreibung.
Bereits beim ersten Durchlauf des Albums wird hier schnell klar, welchen Weg SCREW mit "Biran" nun einschlagen möchten. Das Material kommt nicht an die Komplexität vergangener Werke heran. Teilweise ist alles viel zu vorhersehbar, und wo einerseits die Refrains durchaus einprägsam und gelungen sind, wirken andererseits die Strophen meist sehr billig, uninspiriert und unausgereift. Dies lässt eine bewusste Annäherung an kommerzielle Ausrichtungen vermuten. Schlagzeug, Bass und Gesang sind über weite Strecken dominierend, Gitarren sehr in den Hintergrund gedrängt, wodurch viele Lieder sehr roh und kantig wirken, und die Atmosphäre der ganzen Scheibe darunter leidet. Das hätte man mit Sicherheit besser abmischen können.
Der klare Gesang ist überzeugend, die Qualität von Byos Gekreische seit Jahren im Sinkflug. Das Gruppengröhlen hat eher den Charakter eines Chors betrunkener Fußballfans als einer professionellen VK Gruppierung. Vieles ist auf dieser Veröffentlichung absolut verzichtbar, und ein bitterer Beigeschmack verflüchtigt sich auch nicht durch mehrere Durchläufe.
Zu behaupten das Album sei schlecht wäre übertrieben, aber etwa die Hälfte ist qualitativ nicht überzeugend. Vielleicht liegt es daran - zumindest wenn man sich die Zahl an Veröffentlichungen der letzten Jahre ansieht -, dass SCREW mehr auf Quantität gesetzt haben. Es bleibt also nur zu hoffen, dass die fünf Japaner durch den neuen Plattenvertrag wieder Aufwind bekommen.
Am Rande sei noch erwähnt, dass obwohl sich 14 Nummern auf der Scheibe befinden, alle nur im 3-Minuten-Bereich liegen und einen Kaufspreis von 3675 ¥ nicht rechtfertigen.
5,5/10 Punkte