Konzertbericht

MONO kamen, spielten und hypnotisierten ganz Utrecht

27/05/2013 2013-05-27 04:00:00 JaME Autor: Mikan Übersetzer: Denise Pfennig

MONO kamen, spielten und hypnotisierten ganz Utrecht

Selten kann eine Band allein mit ihrer Musik punkten. MONO hingegen schafften es, die Besucher des Le Guess Who Festivals mit einzigartigen Klängen völlig gefangen zu nehmen und in ihren Bann zu ziehen


© JaME, Amke Braaksma
Endlich war es soweit: MONO konnten sich zurecht einen Platz zwischen den vielen anderen Bands auf dem legendärenLe Guess Who Festival sichern. Dieses riesige niederländische Festival, dass sich schon vor einiger Zeit unabhängig von dem kanadischen Get-togehter etablieren konnte, hat sich bereits für März 2013 schon wieder einen Termin reserviert. Aber wie dem auch sei, dieses Mal waren endlich auch MONO mit dabei und das, obwohl man die Band eigentlich eher selten auf so großen Veranstaltungen antrifft, bevorzugen sie eigentlich kleinere Hallen. Doch nichtsdestotrotz traf man sie dieses Mal auf der weitaus größeren Bühne des Tivoli Oudegracht in Utrecht an.

Ohne Stress und Eile füllte sich nach und nach die Halle und während die Luft noch von unzähligen Unterhaltungen erfüllt wurde, betrat die Band die Bühne für einen letzten Sound Check. Die Band, bestehend aus vier Mitgliedern, setzt sich zusammen aus: den zwei Gitarristen, Yoda und Taakira 'Taka' Goto, Letzterer meistens verantwortlich für die einzigartigen Gitarrensoli, der talentierten Bassistin Tamaki, die nicht nur ihren Bass stimmte, sondern auch ihr Keyboard und Xylophon einem Sound Check unterzog, und schließlich noch aus dem Schlagzeuger Yasunori Takada, der hinter einem geradezu beeindruckenden Schlagzeug verschwand und das sicherlich noch beeindruckender gewirkt hätte, wäre da nicht dieser riesige, gold-braune Gong gewesen, der über ihm aufragte. Taka war gänzlich in schwarz, in einer zerrissenen, hautengen Jeans und einem Elvis-Shirt, gekleidet und sein Gesicht war fast vollständig von seinen schulterlangen Haaren verdeckt - typisch für ihn und ein Zeichen für die theatralische Rolle, die er während eines Konzertes gerne spielt. Yoda hingegen sah nicht ganz so bedrückend aus, was vielleicht an dem bequem aussehenden, graugestreiften Sweater, den er trug, gelegen haben könnte?

In den ca. fünfzehn Minuten, die die Band für den Sound Check benötigten und um sich außerdem in die richtige Stimmung zu versetzten, rückten die Fans nach und nach immer näher an die Bühne heran, so nah es eben ging, und wurden allmählich ruhiger, während die Band ruhig auf der Bühne verharrte. In der Menge konnte man so ziemlich jeden wiederfinden: sowohl Männer wie Frauen aller Altersklassen, egal ob Teenager oder Mittfünfziger, und sämtliche Kleidungsstile waren gleichermaßen vertreten. Die kleine Bühne war zum größten Teil mit allerlei Instrumenten voll gestellt, allerdings fanden zu beiden Seiten trotz allem noch riesige Boxen platz, die beinahe bis an die Decke reichten. Jede Menge Festival Goodies in weißen, goldenen und schwarzen Farben verteilten sich über der Bühne und darüber schwebten zwei riesige Fragezeichen, auf die ein Video projiziert wurde, das viele bunte Wolken zeigte - das Symbol des Festivals. Die Nebelmaschinen gaben bereits jetzt schon alles und zusammen mit dem hellen, weißen Scheinwerferlicht machte dies die Bühne zu einem einzigen, blendenden Leuchtfeuer.

Plötzlich gingen die blendend hellen Lichter aus, stattdessen hüllte meerblaues Licht die Fans und die Halle ein. Aus den Lautsprechern schmetterte eine Arie und begleitete die Band für einen zweiten Aufmarsch auf die Bühne, wo sie ihre Plätze einnahmen. Als das Licht langsam von blau zu grün wechselte, erfüllte gespannte Erwartung die Luft, die nach und nach jegliches Gemurmel verstummen und die waschechten Fans noch die wenigen letzten Zentimeter nach vorne an die Bühne heranrücken ließ. Ganz leise erklang die märchenhafte, sanfte Melodie von Tamakis Xylophon, die sich langsam mit der unverkennbaren Musik von Takas Gitarre vermischte und den ersten Song des Abends, "Ashes", ankündigte. Von vielen Fans wird dieses Lied auch "Moonlight streak" (frei Übersetzt heißt es in etwa, ein Streifen Mondlicht) genannt, angelehnt an den berühmten Hit "Moonlight", der fast ausschließlich von Takas einzigartiger Gitarrentechnik dominiert wird. Das Xylophon wich dem Bass, dem sich Tamaki voller Hingabe widmete. Sie hatte sich sogar von der Menge abgewandt und nahm nur noch ihr eigenes Spiel und den Rhythmus, den das Schlagzeug vorgab, wahr. Ebenso konzentriert und weltverloren widmeten sich auch die beiden Gitarristen ihrer gemeinsamen Performanz. Mitten im Song schon erreichte er sein bestechend schönes Crescendo, das, obwohl es in der Halle totenstill war, alle offensichtlich genossen. Die Lautsprecher erzitterten, als dem leisen Crescendo explosionsartig dröhnende Musik folgte, das im nächsten Moment schon wieder einer ohrenbetäubenden Stille wich und in sanften, vertrauten Gitarrenklängen endete, sodass einem die Haare zu Berge standen. Ein weiteres Crescendo bahnte sich an und völlig selbstvergessen und in der Musik verloren headbangten Taka und Yoda zu der lauter werdenden Musik. Der Song endete mit einem durchdringendem dooong als der Schlagzeuger auf den großen Gong schlug und Applaus brandete auf. Eine wirklich kurze Pause folgte, in der man immer wieder überraschte Ausrufe oder Kommentare á la "So etwas hätte ich nie erwartet!" vernehmen konnte.

Dem eindrucksvollen "Ashes" folgte "Dream Odyssey", einem relativ neuem Song vom jüngsten Album. Dieser so meisterlich gespielte Song stach vor allem durch ein Gefühl von Vertrautheit und Nähe hervor, die ihm innewohnten und die viele der Fans dazu veranlassten, sich stumm und mit geschlossenen Augen zu der traumhaften Musik zu wiegen. Ganz allmählich zog die Band die Anwesenden in den Bann ihrer Musik, als mit einem Mal Taka aufstand, den Stuhl, auf dem er bis eben noch gesessen hatte, zur Seite stieß und sich auf die Knie fallen ließ. Während die anderen drei Musiker unbeeindruckt den Song fortsetzten, hörte er gänzlich zu spielen auf, klammerte sich an seine Gitarre und beugte sich immer weiter dem Boden entgegen. Als er seine Gitarre ebenfalls auf dem Boden ablegte, konnte man in vielen Gesichtern völlige Verwirrung ausmachen. Doch nur einen Augenblick später wich der Verwunderung Verständnis, als Taka begann auf seine Gitarre einzuschlagen und an den Saiten zu zerren - einem zugegeben ungewöhnlichen Stil, doch einer für den Taka nur allzu bekannt ist. Wieder endete der Song in einer Explosion aus Musik und Klängen, die von lautem Applaus und Zurufen begleitet wurden.

Drei weitere Song spielte die Band an diesem Abend, die, ob nun geplant oder nicht, um Längen die erlaubte Stunde Spielzeit überschritt. Allerdings störte sich keiner daran, denn viele der Anwesenden kamen zum ersten Mal in den Genuss dieser experimentellen Gitarrenspielart und den ekstatischen, abstrakten Crescendos für die MONO berühmt sind. Unter lautem Applaus und mit einigen begeisterten Fans außerhalb Japans mehr, verließ die Band die Bühne. Sollte also einer von euch Lesern ein Fan von instrumentellen Post-Rock und episch-klassischer, irgendwie märchenhafter Musik sein, dann kann ich euch diese Band nur wärmstens ans Herz legen. Denn nach diesem Auftritt ist es nur eine Frage der Zeit, bis es MONO wieder einmal in die Niederlande verschlagen wird.


Set List

Ashes
Dream Odyssey
Pure as snow
Unseen Harbor
Everlasting
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Galerie

Zugehörige Künstler

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