Interview

Interview mit ADAMS

31/08/2014 2014-08-31 04:00:00 JaME Autor: SaKi

Interview mit ADAMS

JaME bekam die Chance, ADAMS' Gitarristen und Produzenten Shota in einer kleinen, aber coolen Bar in Luxemburg zu treffen. Dort sprach er über die zukünftigen Werke der Band, die Verantwortung von Künstlern und Adams Tod.


© ADAMS - Shota - JaME - SaKi
Hallo Shota! Seit ADAMS' erstem Interview mit JaME sind bereits anderthalb Jahre vergangen. In dieser Zeit ist viel für euch als Band passiert. Kannst du das alles in einem Satz zusammenfassen?

Shota: Wow, ziemlich schwierige Frage. Zuvor, als wir noch in Japan waren, haben wir das alles nicht erwartet, aber dann sind wir mit der europäischen Kultur in Kontakt gekommen, als wir hierher kamen und auftraten, wir haben so viel unerwartete Dinge zu spüren bekommen, die letztendlich unseren vorgefertigten Plan geändert haben – wie ein ziemlich großes Versehen. Wir haben unglaublich viele Erfahrungen in sehr kurzer Zeit gesammelt.

Über eure bald erscheinende Single "Akisame" sagtest du, dass es ADAMS' letztes Werk im J-Rock/J-Pop-Genre wird. Aber da du nicht nur Produzent, sondern auch Gitarrist der Band bist, wird es nicht immer irgendein Rock-Element in euren Songs geben?

Shota: Nun ja, das war auch irgendwie ein Versehen. Ich bin mit vielen verschiedenen Kulturen in Kontakt gekommen. Anfangs hatten wir halt unseren Plan für das erste Album, das zweite, das dritte und so weiter. Als wir mit ADAMS angefangen haben, hatte die Band eben so ein J-Rock, Visual Kei, Rock-Feeling. Und obwohl wir alles schon so geplant hatten, versuchen wir immer, unseren Sound zu verändern. Ganz besonders, was die Gitarre anbelangt. Auf dem nächsten Album, also in den Songs, die wir gerade produzieren, spiele ich keine Gitarre. Das ist nur der Computer. Aber … vielleicht will ich wieder Gitarre spielen. Das ist aber echt eine Herausforderung, wisst ihr? (lacht) Ich habe immer wieder die Überlegungen "Was kann ich machen? Gitarre? Keine Gitarre?" Es liegt allein an meiner Vorstellungskraft, also ist das gewissermaßen meine Herausforderung.

Ihr habt also schon euren Plan für ADAMS, also wie du sagst, erstes Album, zweites, drittes und so weiter. Aber ADAMS‘ Konzept ist ja, dass ihr im Jahr 2021 geboren werdet. Das ist eine ziemlich lange Zeit. Habt ihr bis dahin wirklich alles detailliert geplant oder entscheidet ihr auch spontan über die weiteren Schritte der Band?

Shota: Wir haben tatsächlich unseren Zehnjahresplan, Adam und ich haben den im Vorfeld festgelegt. Aber wie gesagt, wir sind hierher gekommen und in der europäischen Szene sind wir mit so vielen Dingen in Berührung gekommen, haben so viel gesehen und gefühlt, sodass sich alles ein bisschen geändert hat. Aber allgemein haben wir unseren Plan für die zehn Jahre, ja.

Bitte erzähl uns mehr über "Akisame"!

Shota: Der Sound von "Akisame" ist wie die Weitererzählung von "Boku no Sei" und "Seseragi". Es handelt sich um ein trauriges Liebeslied. Die Musik habe ich bereits vor drei oder vier Jahren geschrieben, aber Adam hat erst vor Kurzem den Text hinzugefügt, also sind die Lyrics noch ganz frisch.

Welche Themen würdet ihr gern in zukünftigen Veröffentlichungen ergründen?

Shota: Naja, wir verändern unseren Sound, aber die Aussage bleibt die gleiche. Wir singen über Liebe, immer.

Euer Slogan ist "Revolutionary. Originally. Timeless.", aber ist es nicht schwierig, immer "revolutionär" zu sein, mit jeder Veröffentlichung, jedem PV und Auftritt?

Shota: Das ist nicht schwer, denke ich. Denn Adam und ich mögen es nicht, immer dieselbe Mode zu tragen, dieselbe Musik zu machen, dasselbe immer wieder zu erzählen. Wir sind eine coole japanische Rockband, immer. Das heißt, falls ich nächstes Mal – beispielsweise – Enka machen wollen würde … wäre unsere Karriere vorbei. (Gelächter) Aber im Ernst, wenn ich nicht genau den Sound produzieren kann, den ich machen will, heißt das, dass unsere Karriere vorüber ist. Wir wollen immer etwas ändern, die ganze Zeit. Und wir machen das. Perfekt. Das ist unsere Überzeugung. Aber …

Enka … (alle lachen wieder) … Echt jetzt? (noch mehr Gelächter)

Shota: Enka oder ... so was. Ich meine, wenn ich zu Adam sage: "Für's nächste Album, lass uns das so machen!" und Adam antwortet dann "Mir gefällt das aber nicht!", heißt das auch, dass unsere Karriere vorbei ist.

Er wird sich unglaublich über Enka freuen.

(alle lachen wieder)

Also, nächste Frage! Wenn man eure erste Europatournee im Jahr 2013 mit eurer diesjährigen zweiten Tour vergleicht, wirken die Auftritte von ADAMS entspannter und spontaner. Wie haben euch die Erfahrungen der ersten Tour auf eurer zweiten Tour beeinflusst?

Shota: Nun, ich denke, dass es gar keine so großen Veränderungen zwischen der ersten und der zweiten Tour gab. Natürlich haben wir die Setlist angepasst, wegen des neuen Albums. Außerdem wollten wir nicht auf jedem Konzert die gleiche Setlist spielen – das wäre langweilig –, deswegen haben wir das auch geändert. Es stimmt, dass diese Tour etwas entspannter war. Wir haben nicht im Vorfeld jedes kleine Detail festgelegt. Das war okay für dieses Mal, dachte ich. Als wir das erste Mal in Europa waren, hatten wir nur vier Shows und wir wussten noch nicht, was wir alles machen können. Deswegen haben wir alles darauf reduziert, wie es letztendlich war. Aber diesmal hatten wir eine lange Tour, es gab so viele Konzertdaten, deswegen wollten wir von unserer ersten Show bis zum Tourfinale wachsen. Dafür konnten wir auf unsere Erfahrungen von der ersten Tour zurückgreifen, aber wir konnten auch während der Tour dieses Jahr noch mehr lernen. Zum Beispiel, wenn wir auf unserer ersten Tour meinetwegen "Boku no Sei" gespielt haben und dem Publikum hat es nicht gefallen, haben wir das Lied am nächsten Tag trotzdem gespielt. Auf unserer zweiten Tour war es so, dass wir, wenn wir "Boku no Sei" gespielt haben und das Publikum es nicht mochte, die Setlist geändert haben. Außerdem haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wann wir am besten so ein Lied wie "Boku no Sei" spielen – am Anfang, in der Mitte, zum Schluss – was wäre besser? Wie können wir die richtige Stimmung erzeugen? Solche Sachen.

Ist dir etwas Wichtiges während eurer zweiten Europatour im Gedächtnis geblieben?

Shota: Ja.

Was denn?

Shota: Also, für mich war es dieses menschliche Drama. Es war eine lange Tour. Also gab's auch mal Streit, auch im Team. Sachen wie "Ich kann nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten!". (lacht) Aber letztendlich gab es ein Happy End und alle waren glücklich, das Team ist gewachsen und noch stärker geworden.

Und als Kontrast dazu, kannst du uns eine lustige Tour-Geschichte erzählen?

Shota: Ich weiß nicht mehr, wo das war, aber ich war gerade dabei, Adams Klamotten auszuziehen. Aber ich konnte sie nicht ausziehen (lacht). Dieses T-Shirt! Normalerweise trägt er ein Hemd und mein Spiel ist es, das aufzuknöpfen, aber Adam hatte ein T-Shirt angezogen und ich dachte nur so: "Hä?!" (Gelächter)

Das war in München, da war ich dabei!

Shota: Oh, stimmt! Da hatte er diesen roten Mantel und das Totenkopf-Shirt an, und es ist hängengeblieben.

Ich erinnere mich auch daran, dass du beim Konzert in Berlin das Playback kaputt gemacht hast, als du Adam ausgezogen und sein Shirt auf dein iPhone geworfen hast.

Shota: Ach ja, genau! (lacht) Da hab ich gelernt: Normalerweise kann man Sachen auf ein iPhone oder ähnliches werfen. Aber! Wenn es verschwitzte Sache sind, reagieren die Geräte drauf. Das hab ich nicht gewusst. (alle lachen wieder)

Was war die größte Herausforderung auf dieser Tour?

Shota: Naja, so viele Shows! Das war meine Herausforderung. Und Russland natürlich.

Russland … du meinst wegen der Show, was ihr machen konntet oder wie weit ihr gehen konntet?

Shota: Russland war wirklich toll, das Publikum war superklasse. Aber bevor wir überhaupt mit der Show anfangen konnten, hatten wir einiges an Stress. Weil wir unser Merchandise nicht verkaufen konnten und weil es Probleme mit den Tickets gab. Wir mussten das Konzert als "ab 18" promoten, wegen der geltenden Gesetze. Aber unser Promoter in Russland hat sich nicht an diese Regelung gehalten und hat auch Tickets an Minderjährige verkauft. Also waren auch Teenager beim Konzert. Deswegen kam der Promoter dann ins Backstage und kontrollierte den Merch-Stand im Vorfeld. Und ihr kennt das Cover von "SIXNINE", da sind wir nackt. Also sagten sie uns: "Das könnt ihr nicht verkaufen!" – aber wie? Und ihr kennt ja auch das "Bittersweet"-Cover, da küssen wir uns und so. Der Promoter sagte: "Das hier – absolut nicht!" Naja, wir konnten problemlos die Single vom Stand entfernen, aber das war unmöglich für das neue Album "SIXNINE". Letzten Endes haben wir überall 18+ Sticker drauf geklebt und haben den Pass von jedem Fan kontrolliert. Das hat ewig gedauert.
Was die Show angeht, konnte ich nicht so viel mit Adam performen, wir mussten uns sehr stark auf den Musikteil konzentrieren. Weil wir nicht wussten, ob der Club kontrolliert wird oder nicht. Der Auftritt war natürlich toll, aber es war für uns eine ganz neue Erfahrung, dass wir keine sehr typische ADAMS-Performance machen konnten. Ich hab fast ausschließlich Gitarre gespielt, es war beinahe nur Musik, Musik, Musik. Aber das Publikum … all unsere Fans waren supertoll. Und letztendlich wurden wir für nächstes Jahr wieder eingeladen.

Aber zunächst fliegt ihr nach Südamerika dieses Jahr! Das war lange Zeit dein Traum, nicht wahr? Wie fühlt es sich an, das erste Mal in Südamerika aufzutreten? Was können eure EVES von ADAMS erwarten?

Shota: Wir kennen das Publikum bisher nicht, da es ja unser erstes Mal dort ist. Also vielleicht wird es eine Performance ähnlich wie auf unserer ersten Europatournee. Ich möchte ihnen zeigen "Das sind ADAMS!" Womöglich wird es also ein ziemlich starker Auftritt und ein bisschen schockierend. (In diesem Moment erinnert ihn Managerin Aurélie daran, vorsichtig zu sein, da ADAMS' Show im Rahmen vom J'Fest stattfinden wird – einer Convention, die auch von vielen Minderjährigen besucht wird) Ja, stimmt, wenn wir eine superkrasse Show am ersten Tag machen würden, kriegen wir vielleicht gesagt "Bitte hört auf damit", sodass wir wahrscheinlich nur diese eine Show spielen dürften. Das heißt, wir müssen professionell sein (lacht). Wir müssen aufpassen, weil eventuell Kinder da sind. Also vielleicht kein superkrasser Auftritt. Aber da wir bereits bei ein paar Conventions aufgetreten sind, wissen wir immerhin, wie wir die Show gestalten können.

Bei unserem ersten Interview sagtest du, dass du gern in New York auftreten würdest. Wie steht's um diesen Traum?

Shota: Ich will immer noch nach New York.

Genau jetzt?

Shota: Nein. Eines Tages, in nicht allzu ferner Zukunft, möchte ich da hingehen.

Besonders auf eurer Tour im März und April 2014 konnten eure Fans spüren, dass ADAMS wirklich eine Band zum Anfassen ist. Ihr betont immer wieder, dass ihr wollt, dass eure EVES zusammen mit euch abgehen und euch nahe kommen. Aber wo ist die Grenze, die von Fans nicht überschritten werden sollten? Wo ist euer Limit?

Shota: Das bedeutet Distanz, oder? – Ich denke, dass es unter den ADAMS Fans keine schlechten Mädchen gibt, nur sehr gute Mädchen. Sie haben Anstand, nicht wahr? – Ich meine, 98% von ihnen. Aber ich denke: Kein Limit. Das ist in Ordnung. Denn … manchmal bin ich auch Fan! Ich habe eine Menge Lieblingskünstler. Manchmal schreibe ich ihnen eine Mail: "Ich bin dein Fan! Ich bin so ein Mega-Fan!!" (Gelächter) Das ist eine ganz natürliche Sache, glaube ich, also ist es okay. WIR müssen uns darum Gedanken machen. Fans brauchen sich nicht darum kümmern, das ist in Ordnung. Die Künstler müssen sich darum Gedanken machen, sie sind in der Verantwortung. Ein Beispiel: Wenn Adam von ein paar Fans kontaktiert wird und sie nach der Show draußen - ganz privat - trifft, dann ist das nicht gut, denke ich. Es geht einfach um die Welt von ADAMS. Aber wenn wir den Fans sagen würden: "Bitte kontaktiert uns nicht, schreibt bitte keine privaten Nachrichten" und solche Sachen, dann wäre das auch superlangweilig. Denn wir sind Musiker, wir sind Künstler. Wir verkaufen Träume.

Wenn wir grad über Träume reden … euer Cover von "Sweet Dreams" von den Eurythmics war sehr beliebt während eurer Europatournee. Plant ihr, dieses Lied auf CD zu veröffentlichen? Und wollt ihr zukünftig noch mehr Coverversionen wie diese machen?

Shota: Ich denke, dass wir noch mehr Cover-Songs machen werden. Im Moment haben wir dafür allerdings noch absolut keine konkreten Pläne. Trotzdem möchte ich noch mehr Cover wie "Sweet Dreams" machen, aber wir haben von dem Song keine CD produziert.

Nicht oder noch nicht? Wollt ihr das Lied später oder niemals als CD veröffentlichen?

Shota: Niemals. Aber dieses Lied hat uns auf dieser Tour viel geholfen. Zum Beispiel, wenn wir von einem Kunden wie einer großen Convention kontaktiert werden, dann kennt er uns und unsere Lieder noch nicht. Aber wenn wir ihm dann "Sweet Dreams" schicken, kann er sich ein besseres Bild von uns machen. Demzufolge ist das ein sehr wichtiger Cover-Song für uns.

Bis jetzt habt ihr auch einige PVs an diversen Orten mit sehr unterschiedlichen Konzepten aufgenommen. Was war eure größte Herausforderung? Bei welchem Shooting wart ihr am aufgeregtesten?

Shota: Wir sind immer aufgeregt, wenn wir ein Musikvideo aufnehmen. Das schwierigste war "Boku no Sei". Es war total schwierig, weil es sooo kalt, … sooooo kalt draußen war!

Bei "White Caress" war es aber auch echt kalt!

Shota: Bei "White Caress" auch, ja. Ich hasse Kälte! (lacht) Für "Boku no Sei" haben wir ja nicht viele Klamotten angehabt, und als wir einen Take hatten und es superkalt war, stand ich nur so da: katakatakatakata (imitiert Zähneklappern und Zittern wegen der Kälte). Das war echt superhart. Und als ich die Akustikgitarre gespielt hab, war die fast gefroren! (imitiert, wie er selbst fast eingefroren war und wie er versucht hat, die gefrorene Gitarre zu spielen, alle lachen) Es war so hart.
Und was Adam und mich angeht, als wir unsere ersten sehr intimen Szenen während des Videos für "Dizzy Love" hatten … als Adam und ich so nah beieinander waren (zeigt es mit seinen Armen), war die Stimmung ein bisschen befangen. Wegen der ganzen Shooting-Situation. Und bei diesem Fotoshooting (deutet auf den Stapel der FeeLJapan-Magazine, auf deren Cover das erste Promo-Foto für "Dizzy Love" prangt) … zu dem Zeitpunkt hat er gelacht! Und ich hab auch gelacht! Also wurde uns dann gesagt: "Hey, hört auf damit!" (lacht) Aber jetzt ist es einfacher für uns geworden, das zu tun. (macht eine Pause) Hach, ich will keine Musikvideos mehr draußen drehen! (Gelächter)

Und welches ist dein Lieblings-PV?

Shota: "Boku no Sei" – weil es so hart war! (lacht) Und, nun ja, es ist seltsam, aber ich mag dieses Lied.

Abgesehen von allem, was mit Musik zu tun hat, was ist das Wichtigste für dich im Leben?

Shota: L.O.V.E.!

Stell dir vor, du wärst für einen Tag eine EVE. Was würdest du gern zu ADAMS sagen?

Shota: "Ich denke, ihr seid wirklich cool! Warum seid ihr so cool?! Warum so stylisch?! Warum macht ihr so gute Musik?! Das Bild ist auch total cool! Es ist so revolutionär! Ich liebe euch!" (alle brechen in Gelächter aus)

Aurélie: Hör auf diesen Sänger umzubringen! (wieder Gelächter)

Ja, mal ganz im Ernst: Wieso muss Adam eigentlich so oft sterben?

Shota: Ganz ehrlich? Keine Ahnung! Ständig stirbt er – warum?? (lacht) Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er sehr schwach? (lacht) Keine Ahnung! Im nächsten PV werd ich versuchen, ihn nicht umzubringen!

Danke sehr für das interessante Interview! Zum Schluss bitte deine Nachricht an unsere Leser!

Shota: Danke sehr, dass ihr auf JaME lest, und danke sehr für eure Unterstützung. Wir werden weiterhin versuchen, großartige Musik und eine wunderbare Arbeit zu machen. Also hoffen wir, dass ihr unsere Musik genießt.

JaME möchte sich bei Shota, Aurélie und Mono bedanken, die dieses Interview ermöglicht haben.
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