DAWN vereint perfekt die beiden Seiten der Sängerin – die der gefühlvollen und zurückhaltenden Künstlerin und die der dramatischen Rockerin.
Künstler: Aimer
Titel: DAWN
Typ: Album
Stil: Anime (Akustikpop, Rock, Balladen)
Veröffentlichung: 29.07.2015
CD Tracklist
01. MOON RIVER -prologue-
02. Believe Be:leave
03. Kimi wo Matsu
04. broKen NIGHT
05. Noir! Noir!
06. Re:far
07. AM04:00
08. Dareka, Umi wo.
09. LAST STARDUST
10. Brave Shine
11. Kizuna
12. DAWN
13. MOON RIVER
DVD/ Blu-ray Tracklist:
01. "Believe Be:leave" Musik Video
02. "Kimi wo Matsu" Musik Video
03. "broKen NIGHT" Musik Video
04. "Dareka, Umi wo." Musik Video
05. "Brave Shine" Musik Video
06. "Hoshi no Kieta Yoru ni" from Live at anywhere vol.23
Das dritte Jahr in Folge beglückt die mysteriöse Sängerin Aimer mit einem neuen Longplayer. "DAWN" hat sie ihr nunmehr drittes Studio Album genannt und zumindest optisch beeindruckt die CD durch ihr wunderschönes Cover. Doch was darf man von der 24jährigen mit ihrer rauchigen Schmusestimme musikalisch erwarten? Erfahrt es hier!
Das Album startet mit einem kleinen Opening, "MOON RIVER -prologue-" , in dem Aimer in einer sehr zurückgehaltenen Pianoversion den Refrain des gleichnamigen Hollywoodtracks covert, welcher durch den Filmklassiker Breakfast at Tiffany's bekannt wurde. Das Intro fließt sofort in den ersten vollen Track des Albums über. "Believe Be:leave" besticht durch einen luftig, poppigen Akustik-Beat, der den Hörer schnell in verträumte Welten befördert. Der Gesang präsentiert sich gefühlvoll und anschmiegsam für's Gehör und es gelingt mit Leichtigkeit die Geschichte einer plötzlichen Trennung, welche man einfach nicht wahrhaben kann, zu erzählen.
"Kimi wo Matsu", Theme des Doramas Kuroha ~Kisou no Josei Sousakan~ schließt sich gefühlstechnisch sowie musikalisch dem vorangegangen Song an, zeigt sich jedoch ein wenig verhaltener. Der Refrain ist das Herzstück dieses Liedes, denn er wirkt unglaublich mitreißend und emotional. Mit "broKen NIGHT", Opening des Spiels Fate/hollow ataraxia, driftet das Album leicht in dunkle, kühlere Gewässer ab und es erklingt eine dramatische Kombination aus Orchesterelementen und Aimers kraftvoller Stimme. Das wolkige Arrangement baut sich im Verlaufe immer weiter auf, ein starker Ausbruch bleibt ihm allerdings verwehrt. Schnell wird klar, dass der Abstecher in die düsteren Gefilde vorerst nur ein kleiner Ausreißer war, denn "Noir! Noir!" findet sich im selben Kosmos wie die ersten Lieder wieder. Besonders positiv fallen hier die Blasinstrumente im Refrain auf, der sich erneut durch seine ohrwurmträchtige Melodie auszeichnet.
Die erste Ballade des Albums heißt "Re:far", deren mit Glöckchen besetztes Pianoarrangement sich im Verlaufe durch hinzukommende Instrumente vervollständigt. Und obwohl Aimer so gefühlvoll wie nur möglich klingt, fehlt dem Lied das gewisse Etwas, welches im Gedächtnis bleibt. Wie auf jedem ihrer bisherigen Alben darf auch auf "DAWN" kein AM Lied fehlen. Und wie von Aimers Songs der frühen Morgenstunden gewohnt, zeigt sich auch "AM04:00" von einer funky Seite mit verspielten Vocals. Der Track versprüht ein leichtes 90's Flair, doch leider fehlt auch ihm die einprägsame Melodie.
Vom Fun-Track geht es über zum wohl sperrigsten Song aus Aimers Diskographie, der zugleich den zweiten Teil des Albums einleitet. "Dareka, Umi wo.", Ending des Anime Zankyou no Terror, versucht alles, um sich auf keiner einzigen Ebene auch nur ansatzweise eingängig zu zeigen. Das unheimliche Orchesterarrangement sowie Aimers Stimme bauen sich immer wieder auf, nur um plötzlich wieder in sich selbst zusammen zu brechen. Ein sehr interessantes und dramatisches Experiment, das sicherlich nicht jedem gefallen wird. Es bleibt düster und in "LAST STARDUST" wird es endlich einmal schön laut. Seit einiger Zeit bewegt sich Aimer auch im Rockbereich und hier darf der Hörer einen starken Rocksong mit dramatischem Grundcharakter erleben. Dieses Lied bietet alles: starke Strophen, einen unvergesslichen Refrain, jaulende Gitarrenriffs und eine Sängerin, deren Stimme prädestiniert für diese Art von Liedern ist.
In "Brave Shine", Opening für die zweite Staffel des Anime Fate/stay night, geht es gleich rockig weiter und auch dieser Song zeichnet sich durch dieselben Attribute wie sein Vorgänger aus. Besonders der Gesang muss hier erwähnt werden, denn selten gelingt es einem Künstler, so perfekt mit den Instrumenten zu verschmelzen, ohne in ihnen verloren zu gehen, wie hier. Gefühlstechnisch der wohl stärkste Track des Albums. Das folgende Lied, "Kizuna", ist wieder eine Ballade. Beginnend mit reinem Pianobackground entwickelt sich das Arrangement im ersten Refrain zum romantischen Akustikrock mit wunderbaren Geigeneinlagen. Sehr verträumt und schön rauchig gesungen.
Als letzter voller Track erklingt mit dem Titelsong "DAWN" eine weitere Ballade. Sie ähnelt "Kizuna" in vielen Bereichen, wurde jedoch weitaus dramatischer und kräftiger gestaltet. Die rockige Melodie überwältigt sofort und auch stimmlich gesehen präsentiert Aimer Emotion pur. Die fünf Minuten Spielzeit vergehen hier wie im Flug. Das Album endet genau so wie es auch begonnen hat. Aimer singt wieder den ersten Refrain von "MOON RIVER" im ruhigen Pianogewand verpackt. Einzig ein paar tropfenähnliche Effekte sind im Hintergrund hörbar. Sicherlich kein schlechtes Ende, aber diesen Epilog hätte man sich eigentlich sparen können.
Fazit: "DAWN" punktet als Gesamtwerk auf fast allen Ebenen. Es vereint die beiden Seiten der Sängerin, die der gefühlvollen und zurückhaltenden Künstlerin und die der dramatischen Rockerin, perfekt. Als Highlights dieses Longplayers sind ganz klar "Belive Be:leave", "Kimi wo Matsu", "Noir! Noir!", "LAST STARDUST" und "Brave Shine" zu erwähnen, da sie alle Aimers Stärken gleichermaßen gut zeigen und melodisch für lange Zeit im Gehörgang verbleiben. Albumfüller sind glücklicherweise nicht vorhanden, allerdings zeigt der Mittelteil, mit den aufeinander folgenden Liedern "Re:far", "AM04:00" und "Dareka, Umi wo." einige Schwächen auf. Diesen drei Liedern fehlt leider das mitreißende Etwas. Wer also Gefallen an Liedern mit Tiefe findet, die Geschichten erzählen, dunkle und rauchige Frauenstimmen mag und mit in Traumwelten gezogen werden möchte, dem sei dieses Album wärmstens empfohlen!