girugamesh Live in Essen

Am 14. und 15. Mai gaben sich die vier Rocker von girugamesh gleich zwei Mal die Ehre, noch ein letztes Mal das Ruhrgebiet zu rocken, bevor sie sich kommenden Juli auflösen. Die Fans nahmen diese Einladung nur zu gerne an, was unter anderem daran zu erkennen war, dass beide Shows restlos ausverkauft waren. So machten es sich am Samstag Morgen bereits die ersten Fans vor der Zeche Carl in Essen bequem, um bei girugameshs Abschiedstour von ganz vorne dabei zu sein. Auch der plötzliche Platzregen kurz vor Einlassbeginn und die durchwachsenen Temperaturen konnten die Vorfreude der Fans nicht dämpfen.

Fast pünktlich begann um 18 Uhr der Einlass in die verhältnismäßig kleine Location: Eine stillgelegte Zeche mit besonderem Flair. Auch nach unzähligen Konzerten ist so eine Location immer noch eine der außergewöhnlichsten und atmosphärischsten. Eine Stunde später stürmten die Jungs von No Need To Stay die Bühne, um den Fans vor dem Hauptact so richtig einzuheizen. Nach anfänglichen Soundproblemen wurde geklatscht, gemosht, getanzt und die erste Wall of Death des Abends bildete sich. Insgesamt war die Stimmung sehr ausgelassen und die Fans schienen sich auf den bevorstehenden Auftritt ihrer Lieblingsband zu freuen. Von Trauer, wegen der Auflösung der Band, war überhaupt nichts zu spüren. Nach gut 45 Minuten verabschiedeten sich No Need To Stay und die Vorfreude auf girugamesh wurde immer größer.

Die Lichter gingen aus und der laute Jubel der Fans ging los, als die Jungs mit "chimera", dem Titeltrack ihrer neusten EP, den Abend eröffneten. Mit schier endloser Energie sprang Sänger Satoshi über die Bühne, sichtlich erfreut, dem europäischen Publikum endlich die ganz neuen Songs präsentieren zu dürfen. Diese Energie ließ auch bei den nächsten beiden Songs "wither mind" und "Go ahead" nicht nach. Eben so wenig wie beim Publikum, das absolut textsicher und nicht zu scheu für ein bisschen Action im heißen, aber sehr angenehmen und freundlichen Moshpit war.

Nachdem Satoshi das Publikum in einem kurzen MC begrüßte und allen ganz viel Spaß wünschte, ging es weiter mit "Vermillion" und "CRAZY-FLAG", welches durch ein gekonntes Basssolo von ShuU eingeleitet wurde. Das Publikum feuerte ihn dabei natürlich durch lautes Klatschen an. Nach zwei weiteren Songs, die etwas in die ruhigere und mehr alternative Richtung gingen, wurde es mit dem achten Track des Abends "INCOMPLETE" wieder etwas grooviger, was die Metaller natürlich sofort wieder zu einem ausgelassenen Moshpit animierte.

Nach diesen acht vergleichsweise lauten Songs war es dann Zeit für eine kleine Pause. Mit "Puzzle" ließen es girugamesh ein wenig ruhiger zugehen und schlugen mit "Inochi no ki" sogar in eine richtig emotionale Richtung, die einige Besucher zum Träumen anregte. Auch bei den ruhigeren Songs war Satoshis Stimme glasklar, was nicht zuletzt dem generell extrem guten Klangbild zu verdanken war. Schon bei der Vorband war der Sound die ganze Zeit über auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau gewesen, girugamesh legten jedoch nochmal ordentlich einen drauf und lieferten ein Sounderlebnis der Extraklasse. Bass sowie Gitarre konnten genau unterschieden werden, Satoshis Stimme war glasklar und die Drums hatten ordentlich Power, ohne einen der anderen Parts zu überschatten. Im totalen Gegensatz dazu stand leider die komplette visuelle Komponente dieses Konzertes. Der nicht vorhandene Backdrop ließ die Band etwas klein auf der vergleichsweise großen Bühne aussehen, während die mickrige Beleuchtung oft unpassend schien und absolut nichts zur sonst so gespannten Atmosphäre beitragen konnte. Aufgrund der inflationären Benutzung der Nebelmaschine gab es ohnehin oftmals Probleme, die girugamesh-Mitglieder auf der Bühne zu erkennen. Das alles ist aber Meckern auf hohem Niveau, was den Spaß an der sonst so energiegeladenen Show keineswegs gedämpft hat.

Mit "Owari to mirai" ging es dann gewohnt rockig weiter, bevor sich Satoshi in einem zweiten MC erneut bei den Zuschauern meldete. Der erste Song nach diesem MC "Drain" entpuppte sich als einer der Publikumslieblinge und alle headbangten, was das Zeug hielt. Der Moshpit drehte während des Breakdowns so richtig auf und die Stimmung wurde immer ausgelassener. Die zweite Hälfte der Setlist hatte es in sich, so wurde die Spannung über zwei weitere Songs – "BORDER" und "driving time" – gekonnt gehalten, bevor mit "Horizon" der nächsten Song der aktuellen EP gespielt wurde. Das Publikum gab alles, um die Band anzufeuern und jeder in den vorderen Reihen sang den "Wowow"-Part des Refrains mit. Auch bei Sänger Satoshi gab es noch keinerlei Anzeichen von Müdigkeit – im Gegenteil. Man sah ihm an, dass er richtig Spaß bei der Show hatte.

Bei "Another way" und dem Publikumsliebling schlechthin "evolution" drehten die Zuschauer noch einmal so richtig auf und brachten die Zeche Carl zum Beben, bevor der letzte Song "END" die Fans noch einmal emotional stimmte. Ein mehr als würdiger Titel, um die Setlist abzuschließen. Das schienen auch die anderen Besucher so gesehen zu haben, denn die meisten schauten nur gebannt zur Bühne und genossen den Moment. Dieser Song war live noch um ein Vielfaches imposanter als auf Platte und sorgte zum Abschluss für absolutes Gänsehautfeeling.

Die kurze Pause vor dem Encore brauchten sowohl die Band als auch die Fans, denn mittlerweile hatte es sich doch ganz schön aufgewärmt in der Halle und nach nunmehr 18 Songs hatte man sich auch gut ausgepowert. Trotzdem ließen die Fans es sich nicht nehmen, noch einmal so richtig Party zu machen beim ersten Song des Encore, "Zeccho BANG!!". Mit witzigen Brillen und Masken verkleidet kamen girugamesh erneut auf die Bühne, warfen Luftballons ins Publikum und ließen es noch einmal so richtig krachen.
Der nächste Song "gravitation" spornte die Zuhörer noch einmal zum kräftigen Mitsingen an, bevor das Konzert mit "Break down" einen phänomenalen Abschluss fand. Unter lautem Applaus verließen die Jungs die Bühne und die Zuschauer machten sich schnell auf den Weg zur Garderobe, an der es aufgrund der schlechten Lage in der Zeche ewig dauerte.

Insgesamt bleibt ein mehr als positiver Eindruck von girugameshs letzter Europatour. Kleinere Unannehmlichkeiten wie die langsame Garderobe oder der viele Nebel auf der Bühne waren sofort vergessen neben dem phänomenalen Auftritt, den die Band hinlegte, um sich mit mächtig Eindruck von den Fans zu verabschieden. Nicht zu vergessen der sensationelle Sound, der nahe der Perfektion lag. Nach dem Konzert gab es niemanden zu beobachten, der wirklich traurig war über die Auflösung der Band. Viel mehr freuten sich die meisten, ein Teil der Bandgeschichte von girugamesh gewesen zu sein und sie noch einmal mit voller Power live erleben zu können, bevor im Juli das Kapitel girugamesh endgültig beendet wird. Ein schönes Extra seitens der Band war, dass die Setlist am zweiten Spieltag in Essen ein wenig geändert wurde, um auch ganz sicher zu gehen, dass sowohl alte als auch neue Fans ein ganz besonderes Wochenende erleben konnten, um sich möglichst lange an girugamesh zu erinnern.


Set List

SE Introduction
01 鵺 -chimera-
02 wither mind
03 Go ahead
04 Vermillion
05 CRAZY-FLAG
06 VOLTAGE
07 slip out
08 INCOMPLETE
09 SE〜puzzle
10 Inochinoki
11 Owari to mirai
12 Drain
13 BORDER
14 driving time
15 Holizon
16 Another way
17 evolution
18 END

Encore
EN1 Zeccho BANG!!
EN2 gravitation
EN3 Break down