Solo-Rockstar SHIN spricht über Inspirationen, schwierige Entscheidungen und seinen Lieblings-Anime auf dem Londoner HYPER JAPAN-Festival.
SHIN, der sich mittlerweile ganz wohl dabei fühlt, wenn er sich Solomusiker nennt, tourt gemeinsam mit THE SIXTH LIE durch Europa. Die Tour begann hier in London beim HYPER JAPAN Festival.
Trotz des stressigen Terminplanes beim Festival nahm er sich etwas Zeit, um mit JaME über die Schwierigkeiten und Highlights zu seiner Zeit mit ViViD zu sprechen und darüber als Solo-Rocksänger weiterzumachen. Lest weiter, wenn ihr wissen möchtet, was SHIN zu seinem einzigartigen Sound inspiriert und wie ihm seine Zeit in Großbritannien gefallen hat!
Du tourst hier mit THE SIXTH LIE durch Europa. Wie ist es dazu gekommen?
SHIN: Wir waren Labelkollegen und wir wurden alle durch westliche Musik beeinflusst. Zudem wollten wir Musik machen, die nicht nur die Japaner erreicht, sondern auch die Menschen im Ausland. Außerdem sprachen wir immer davon, wie großartig es wäre im Ausland auftreten zu können, dann hat sich das hier entwickelt und wir waren sehr glücklich.
Bist du von dem hohen Interesse aller Welt an japanischer Musik sehr überrascht?
SHIN: Ich finde es ist toll, dass sich die japanische Kultur so verbreitet hat und bei so vielen Menschen bekannt ist. Als Japaner fühle ich mich richtig stolz. Obwohl ich würde nicht wirklich sagen, dass es Stolz ist, aber es macht mich glücklich, dass sich die Dinge so entwickeln und gleichzeitig möchte ich dadurch auch etwas über andere Kulturen lernen.
Auf deinem ersten Album "Good Morning Dreamer" heißt einer der Songs " Jack the Ripper". Warum hast du dich dazu entschieden, das Lied nach einem berüchtigten Serienmörder zu benennen?
SHIN: Nun, um einen Anfang zu finden: Ich war zuvor in einer Band und als diese ihr Ende fand, hatte ich zwei Jahre für mich um herauszufinden, was ich wirklich machen möchte. Außerdem sprach ich mit Leuten, wie Agenten, um einen Weg zu finden mich von einem Bandmitglied zu einem Sänger zu wandeln. Ich hatte eine Idee darüber, was ich gerne erreichen möchte, aber sich von einem Bandmitglied zu einem Solosänger zu wandeln, war kein einfacher Vorgang. Die Leute erzählten mir, dass ich hier und da Kompromisse eingehen müsse, aber dann entdeckte ich Dinge, wo ich keine Kompromisse eingehen müsse und ich hatte noch mein eigenes Ziel, dass ich wirklich erreichen wollte. Während ich also mit meinem Traum vor Augen durch diesen Prozess ging… bekam ich das Gefühl, dass ich von meinem eigenen Traum und Ehrgeiz ermordet würde. Es war eine schmerzhafte Zeit. Darum habe ich diesem Lied diesen Titel gegeben.
Dein Name auf Twitter ist "@white-Judas", und dieser scheint auch ein wiederkehrendes Thema bei deinem Fanclub zu sein. Kannst du mehr darüber erzählen, was es damit auf sich hat?
SHIN: Es gab da ein Festival, ein Event wie HYPER JAPAN aber in Japan, und ich wurde dahin als geheimer Gastsänger eingeladen, nachdem sich die Band aufgelöst hatte. Ich war auch willig das zu tun, aber, ich wollte es dennoch geheim halten, da ich noch nicht genau da angekommen war, wo ich zu dieser Zeit eigentlich sein wollte. Darum hatte ich diesen Namen "White Judas" als eine Art Fakenamen angenommen… ein vorübergehender Name… bis ich dazu bereit wäre mit meinem eigenen Namen und Liedern hervorzukommen. Jetzt ist die Musik eher dem Gitarrenrock zugeneigt, aber damals machte ich Musik die atmosphärischer war, die vielleicht besser zu London passen würde (lacht) oder sowas in der Art! Der Name gehörte also zu dieser Musik. Und sie ist mir wirklich wichtig, denn wenn ich sage: "Ich bin Eins", dann war "White Judas" Null. Denn dies war bevor irgendetwas begonnen hatte.
Du hast vorhin gesagt, dass du eine Europatour machen möchtest, weil du westliche Musik magst. Gibt es hier oder in Europa irgendwelche Bands die dich beeinflusst haben?
SHIN: Avril Lavigne! (lacht) Nickleback… Es gibt so viele! (mehr Gelächter) Filmmusik… von Rocky (lacht). Ich habe mich von dieser Art Musik beeinflussen lassen.
Viele Künstler, die den ausländischen Markt im Visier haben, arbeiteten mit ausländischen Künstlern für neue Lieder zusammen. Wenn du mit einem Musiker aus Großbritannien oder den USA zusammen arbeiten könntest, wenn würdest du wählen? Und warum gerade ihn?
SHIN: Ich bin noch nicht ganz dort!... (denkt nach)… wer wäre es? Bon Jovi! (lacht)
Das ist eine gute Wahl!
SHIN: Danke schön!
Aus welchem Grund hast du damals angefangen zu singen? Gab es da irgendwelche Musiker, die dich dazu inspirierten?
SHIN: Ich wurde Musiker weil ich keine andere Wahl hatte. Ich war an nichts anderem interessiert. Erst kürzlich wurde mir bewusst, dass ich bald ein Musiker sein würde. Ich bin wirklich an nichts anderem als der Musik interessiert. Wenn es um den Einfluss geht… nun, dann ist es Rocky (lacht) und Sylvester Stallone… und bei den Musikern (denkt nach), wer wäre es da? Wenn ich einen japanischen Musiker nennen müsste, dann wären es CHEMISTRY, ein Duo. Diese Jungs!
Aus welchem Grund hast du dich dafür entschieden ein Solomusiker zu werden, und gab es etwas besonders herausforderndes bei dem Übergang von einer Band zu einem Solokünstler?
SHIN: Ich wurde ein Solokünstler, da mir damals, als ich anfing Musik zu machen bewusst wurde, dass ich mich solo zu 120% ausdrücken kann. Ich bin wirklich glücklich, dass ich jetzt in der Position bin, wo ich das direkt machen kann. Ich kann meine Botschaften, meine Herangehensweise, direkt an mein Publikum senden, aber ich bin bestrebt immer nach dem zu suchen, was ich wirklich will - was ich wirklich tun möchte. Was ich damit meine ist, um ein Lied zu schreiben, würde ich 100 Songs schreiben und würde dann den einen wählen, der wirklich das verkörpert, was ich machen wollte. Dieser Prozess ist ziemlich entmutigend, aber zugleich ist er auch lohnend, wenn ich es wirklich geschafft habe.
Viele Bands und Künstler haben ein Ritual oder Prozess, das sie durchlaufen bevor sie auf die Bühne gehen. Hast du eines?
SHIN: Ich vermeide das Sprechen, da es meine Stimme beeinträchtigt. Ich tue einfach so als würde ich schlafen (lacht).
Wenn wir von deinen Einflüssen sprechen… Meinst du die Filme mit Sylvester Stallone, wenn du von Rocky sprichst? Welche Filme beeinflussen dich, wenn du deine Musik schreibst?
SHIN: Ja, mit Rocky meine ich den Sylvester Stallone-Film (lacht). Ich mag auch Shawshank Redemption! (lacht) Shawshank Redemption hat mich sehr bewegt, weil dessen Geschichte so voller Hoffnung ist. Der Film hat so viel Hoffnung.
Es ist also mehr die Gefühlsregung hinter dem Film?
SHIN: Natürlich gibt es auch Filme, wo ich die Musik ganz besonders mag, und solche, wo ich die Geschichten mag. Aber alles in allem sind mir alle Filme, die mich bewegen, wichtig.
Wir wissen, dass du mit deiner ehemaligen Band ViViD auch schon Anime-Lieder gesungen hast. Aber hast du selbst auch einen Lieblings-Anime oder einen, für den du gerne einmal etwas singen würdest?
SHIN: Es gibt sehr viele Animationsserien für die ich gerne singen würde. Ich liebe Animationssachen sehr. Ich schaue gern Pokemon (lacht). Yu-Gi-Oh, Kamen Rider… die Kamen Rider-Serie nach 2000!
Für welche Animationsserien würdest du gerne singen?
SHIN: Wenn es ein Angebot gibt, wäre mir alles recht. Aber ich würde gerne für einen Anime singen, der bewegend ist.
Welcher Typ Anime würde zu deinem musikalischen Stil passen?
SHIN: Ein cooler und stylischer (lacht). So wie BLEACH (lacht).
Was kann die Allgemeinheit, die dich noch nie zuvor live gesehen hat, von deiner Performance erwarten?
SHIN: Die gestrige Show entsprach wirklich deiner Frage eben. Ich bin mir sicher, dass mich der Großteil des Publikums wirklich nicht kannte. Es war daher sehr interessant zu sehen, dass die Reaktion, die ich vom Publikum bekam, ein wenig anders ausfiel. Dinge, die es in Japan macht - wie beispielsweise, wenn ich "Oy oy oy" rufe, und sie mit "Oy oy oy" in Japan antworten. Gestern hat dies das Publikum nicht gemacht. Die Menge ging einfach mit, aber dann sah sie so aus, als hätte es ihr viel Spaß gemacht. Das war sehr ermutigend, aber ich denke auch, dass diejenigen, die meine Auftritte noch nicht gesehen haben, diese so anpassen konnte, dass jedermann sie genießen konnte. Das würde es mir erlauben flexibler und freier zu sein.
Du erwähntest in deinem Kommentarvideo, dass in Frankreich alles genauso war, wie du es dir vorgestellt hattest… Verhält es sich mit England genauso?
SHIN: England ist schöner als ich es mir vorgestellt habe. Ich mag schöne Dinge und ich finde die Architektur hier wirklich wunderschön. Es würde mir gefallen, mir diese Szenerie für immer anzuschauen. Gestern war ich unterwegs und habe viele Bilder gemacht, und es ist wirklich wunderhübsch. Wenn ich älter bin, würde ich gerne hierher ziehen.
Gibt es irgendwelche lustigen oder interessanten Geschichten von deinen Tourneen?
SHIN: Da war dieser Typ, mit dem ich auf Tour ging - er war kein Bandmitglied, aber er rauchte eine Shisha-Pfeife und auch Marijuana. Das hat mich echt ein bisschen schockiert!
Abseits von der Tour durch Europa, was planst du da noch?
SHIN: Nach der EU-Tour findet in Japan meine erste Solotour statt. Ich hoffe, dass ich von hier so viel Inspiration wie möglich mitnehmen kann und dass es mir dabei helfen kann als Musiker zu wachsen bis ich wieder zurückkomme.
Im April hast du neben "Jack the Ripper" auch "Dirty Harry" veröffentlicht. Kannst du uns bitte mehr über dieses Lied erzählen und welches Thema es hat oder auf was sich der Titel bezieht?
SHIN: "Dirty Harry" kommt vom "Dirty Harry Syndrom". Ich weiß nicht ob ihr mit diesem Begriff etwas anfangen könnt, aber es handelt sich hier um eine Geisteskrankheit eines jungen Polizisten, der seine Macht dazu missbrauchte seinen Weg des Rechts zu erreichen. Und selbst wenn es falsch ist, zwingt er den Menschen seine Gerechtigkeit auf…
Wir sehen diese Art von Gerechtigkeit sehr oft in unserer Gesellschaft. Die Botschaft ist also, uns selbst zu reflektieren und mit uns selbst zu beschäftigen bevor wir unsere Gerechtigkeit anderen ganz egoistisch aufzwingen. Ich selbst bin der falschen Art Recht gefolgt, und das hat mich als Folge dessen, als ich jünger war, sehr traurig gemacht. Das Lied ist also von meinem Entschluss inspiriert meinem eigenen Gewissen, während meiner Zeit als Musiker gegenüber aufrecht zu sein. Ich möchte anderen nicht die falsche Art Recht aufzwingen. Ich möchte meinem Glauben gegenüber ehrlich sein.
Könntest du für unsere Leser bitte eine Botschaft hinterlassen?
SHIN: Ich freue mich sehr über diese Chance und dass ich im Ausland auftreten kann, aber ich bin mir sicher, dass es noch sehr viele Menschen gibt, die mich nicht kennen. Ich möchte weiter als Musiker wachsen, damit ich das nächste Mal, wenn ich wieder da bin, ein noch besserer Musiker sein kann. Ich freue mich sehr darauf, euch das nächste Mal zu sehen. Ich habe mein Leben für meine musikalische Karriere riskiert, also unterstützt mich bitte auch weiterhin!
JaME bedankt sich bei SHIN und HYPER JAPAN, die dieses Interview möglich gemacht haben.