Interview mit Yoko Ishida auf der Anime Messe Babelsberg 2024

Die Anime Messe Babelsberg ist eine Anime-Convention, die in der Nähe von Berlin auf dem Gelände des Filmpark Babelsberg stattfindet. Während der dreitägigen Veranstaltung sorgte die Anisong-Sängerin Yoko Ishida bei ihren zwei Auftritten und Autogrammstunden für viel Spaß bei den Anime-Fans. Direkt nach ihrem zweiten Auftritt und der anschließenden Autogrammstunde nahm sich die Anisong-Veteranin die Zeit, mit uns über ihre Karriere, ihren musikalischen Ansatz, Anime-Musik im Allgemeinen und ihre Heimatstadt Niigata zu sprechen. Los geht's!

Hallo Yoko Ishida! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Da dies das erste Mal ist, dass wir dich interviewen, stelle dich bitte unseren Lesenden vor.

Yoko Ishida: Hallo, ich bin Yoko Ishida. Mein Debüt hatte ich mit dem Sailor Moon R -Song "Otome no Policy". Das war vor 31 Jahren. Wenn ich es laut ausspreche, überrascht mich diese Zahl ziemlich, um ehrlich zu sein (lacht) . Ich singe Anime-Songs, ich bin also eine Anisong-Sängerin. Dies ist das zweite Mal, dass ich in Deutschland bin.

Was waren deine Erwartungen, als du zur Anime Messe Babelsberg eingeladen wurdest? Worauf hast du dich besonders gefreut, als beschlossen war, dass du wieder nach Deutschland und zum ersten Mal auch in die Gegend von Potsdam und Berlin kommst?

Yoko Ishida: Ich bin zum ersten Mal hier, also war ich voller Erwartungen. Oder besser gesagt: Ich war sehr gespannt darauf, was für Leute ich treffen würde, und darauf, mit den deutschen Fans und der deutschen Kultur in Kontakt zu kommen. Ich hatte dieses Mal zwei Konzerte und nach jedem Konzert gab es eine Autogrammstunde. Deshalb habe ich mich wirklich sehr darauf gefreut, die Leute, die mich sehen wollten, aus nächster Nähe zu treffen.

Hast du schon Pläne, bald wieder nach Deutschland zu kommen?

Yoko Ishida: Ich habe noch keine konkreten Pläne, aber abgesehen von den freundlichen Menschen hier ist die Stadt auch wirklich schön und wunderbar. Wenn man mich also wieder einlädt, würde ich mich darüber sehr freuen. Ich würde auf jeden Fall gerne wiederkommen.

Du bist nun schon seit über 30 Jahren aktiv. Kannst du rückblickend einige besondere Meilensteine oder Erinnerungen nennen, die dir besonders am Herzen liegen?

Yoko Ishida: Es klingt, als wäre das eine lange Zeit gewesen, aber es kommt mir so vor, als sei sie wie im Flug vergangen. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich durch Anime-Songs Orte besuchen konnte, an denen ich noch nie zuvor gewesen bin. Und dass ich Menschen persönlich treffen konnte, die sich meine Songs anhören. Das ist eine Erfahrung, die ich nur machen kann, weil ich eine Anisong-Sängerin bin. Ich bin froh, dass ich all diese Menschen treffen konnte, und wenn sie zumindest ein bisschen dasselbe empfunden haben, dann macht mich das super glücklich.

Du bist als Anisong-Künstlerin bekannt und hast auch eine Leidenschaft für den Para-Para-Tanz. Was reizt dich am meisten an Anime und Para Para?

Yoko Ishida: Nun ja, ich kann wahrscheinlich nicht mehr so tanzen wie früher, aber es gab eine Zeit, in der ich gleichzeitig getanzt und gesungen habe, wobei ich so ein super süßes Mikrofon trug (sie imitiert mit ihrer Hand ein Headset-Mikrofon). Ich habe also gesungen und getanzt, und zu dieser Zeit konnten wir alle gemeinsam tanzen und dadurch eins werden. Es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses großartige Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen.

Was ich an Anime- und Anisongs am meisten mag, ist, dass ich mit meinen eigenen Liedern einem ohnehin schon wunderbaren Werk zusätzlich eine besondere Note verleihen kann. Wenn ich meine Lieder singe, erinnern sich die Zuhörenden oft an Szenen aus dem Anime. Die Animation und die Musik sind also gewissermaßen miteinander verbunden. Das ist wirklich schön, als würde man ein Souvenir erschaffen. Wenn mir die Leute sagen, dass beim Hören meiner Lieder viele verschiedene Erinnerungen an den Anime hochkommen, macht mich das glücklich.

Dein Debüt war "Otome no Policy" für Sailor Moon R. Aber du hast auch Songs für Oh! My Goddess, FAIRY TAIL , Strike Witches und andere Serien beigesteuert. Viele deiner Fans sind mit diesen Anime-Serien und deiner Musik aufgewachsen. Wie denkst du darüber?

Yoko Ishida: Das ist richtig. Obwohl wir uns noch nie zuvor getroffen haben – zumindest aus meiner einseitigen Perspektive – konnte ich einige Leute kennenlernen, die mich schon lange kennen und auf diese Weise an mich denken. Bei den Signierstunden konnte ich direkt mit ihnen sprechen. Ich weiß nicht, wie ich es in Worte fassen soll, aber es gab viele Momente, in denen ich wirklich spüren konnte, wie sehr sie mich und meine Musik lieben. Das hat mich wirklich glücklich gemacht und mir die Kraft gegeben, auch in Zukunft weiterzumachen.

Was sind deine persönlichen Lieblings-Anime-Serien oder -Filme – in deiner Jugend und heute?

Yoko Ishida: Dragon Ball fing ungefähr an, als ich in der Grundschule war, und ich habe mich jede Woche riesig darauf gefreut, die nächste Folge zu sehen. Ich habe Dragon Ball echt geliebt. Wie es heute ist, kann ich gar nicht genau sagen. Es gibt so viele tolle Anime-Serien! Ich mag zum Beispiel Tokyo Revengers. Vor einiger Zeit mochte ich natürlich auch Spy x Family, Demon Slayer und so weiter. Früher gab es auch Conan-kun, also schaue ich auch oft Detektiv Conan. Es gibt einfach so viele gute Serien, oder? (lacht) Ah, ich schaue auch Oshi no Ko - Mein Star! (lacht)

Was ist deine Stärke als Musikerin? Was können Leute erwarten, die deine Musik gerade erst für sich entdecken?

Yoko Ishida: Du meinst, was meine Musik auszeichnet? Mal überlegen ... (sie denkt darüber nach) Was die Lieder angeht, so singe ich in einer hohen Tonlage, und mir wird oft gesagt, dass es für andere Leute schwierig ist, in solch einer hohen Tonlage zu singen. Aber ich kann diese hohen Töne voller Inbrunst treffen und damit große Gefühle vermitteln. Ich denke, einen großen Tonumfang zu haben, diese hohen Töne zu treffen und Gefühle zu vermitteln, das ist wohl die Stärke meiner Musik.

Was sie erwarten können ... wow, wie sage ich das am besten? Also, das Lied "Otome no Policy" zum Beispiel habe ich vor 30 Jahren geschrieben, und jetzt bin ich 30 Jahre älter als damals, aber es hat sich seither nicht viel verändert. Ich singe den Song auch nach 30 Jahren noch mit der gleichen Stimme und Energie wie zuvor. Ich würde mich also freuen, wenn sich alle daran erinnern könnten, wie sie sich damals gefühlt haben, ohne daran zu denken, dass sie älter geworden sind oder dass mittlerweile einige Zeit vergangen ist. Außerdem können neue Leute auch jetzt noch mit denselben Gefühlen dabei sein, die meine Lieder schon vor 30 Jahren geweckt haben.

Wie schreibst du deine Songs? Wie wird ein Song zum Leben erweckt?

Yoko Ishida: Ich komponiere eigentlich nicht viel, obwohl ich durchaus Texte schreibe. Ich bekomme zunächst einen Song und schreibe dann den Songtext dazu, das ist meine Art des Songwritings.

Wie schreibst du dann die Texte für deine Songs? Wie läuft der Prozess ab?

Yoko Ishida: Wenn es sich um einen Titelsong handelt, lese ich das Originalwerk, oder wenn das Originalwerk noch nicht verfügbar ist, besorge ich mir das Ausgangsmaterial wie beispielsweise das Storyboard. Dann schreibe ich meine Lyrics. Wenn einige Wörter oder Phrasen noch nicht ganz zum Werk passen, sagt der Regisseur manchmal, dass es noch nicht stimmig ist, und dann muss ich das Ganze gegebenenfalls korrigieren. Dabei versuche ich aber, die Texte so zu schreiben, dass sie immer den Kern des Werks einfangen.

Neben deinen bekanntesten Anime- und Game-Songs bist du auch als Songwriterin tätig und hast sogar schon Kinderlieder komponiert. Welche Bereiche der Musik möchtest du künftig noch erkunden?

Yoko Ishida: Ich würde nicht sagen, dass ich im Moment etwas für Kinder mache. Was Aktivitäten abseits von Anime-Liedern angeht ... Also, momentan mach ich das zwar nicht, aber ich war schon einmal in einer Band. Wir haben so etwas wie keltische Musik gespielt, das war unsere Art von Band. Vor kurzem haben meine Bandkollegen und ich darüber gesprochen, dass wir nach langer Zeit mal wieder zusammen Musik machen wollen. Aber konkrete Pläne haben wir noch nicht gemacht.

Wie sehen deine Pläne für die nahe Zukunft aus? Gibt es einen großen Traum, den du unbedingt verwirklichen möchtest?

Yoko Ishida: Da gibt es so viele. Wisst ihr, das ist zwar ein sehr großer, großer Traum, aber ich würde gerne für einen Disney-Film singen. Da ich auch viele kleine Träume habe, die ich mir erfüllen möchte, kann ich mein Bestes geben. Daher werde ich mir Mühe geben.

Ein Lied für einen Disney-Film, wow! Was ist denn dein Lieblings-Disney-Film?

Yoko Ishida: Arielle, die kleine Meerjungfrau! Der ist so süß, ich mag ihn wirklich. (hält kurz inne) Außerdem ist Die Eiskönigin auch toll. Aladdin und Die Schöne und das Biest sind auch toll. (stoppt sich selbst und lacht, könnte aber sicher noch eine Weile weitermachen)

Lass uns zum Schluss noch ein wenig über deine Heimatstadt Niigata erfahren. In Niigata fungierst du als Botschafterin für lokale Veranstaltungen. Kannst du uns mehr über Niigata erzählen? Warum sollten Menschen, die Japan besuchen, unbedingt dorthin fahren?

Yoko Ishida: Es geht also wirklich um Niigata, ja? (lacht überrascht, dann denkt sie darüber nach) Niigata liegt etwa zwei Stunden mit dem Shinkansen von Tokio entfernt, ist also recht einfach zu erreichen. Die Region ist eher ländlich geprägt, und im Prinzip ist sie eher ein kulinarisches Ziel als ein Touristenort. Wenn ihr also extra wegen des Essens nach Niigata reist, findet ihr dort wahrscheinlich köstlichen Fisch, leckeres Sushi und andere Dinge, die ihr unbedingt essen möchtet. Und weil der Reis der Region lecker ist, schmecken auch der Reis und der Sake gut. Generell ist dort einfach jedes Essen total lecker. Es gibt also eine Menge Gerichte, die ihr unbedingt probieren solltet.

Andererseits gibt es viele Mangaka (Anm.: Manga-Zeichner), die in Niigata oder Umgebung leben. Die Stadt hat daher Pläne, Niigata in eine echte "Anime- und Mangastadt" zu verwandeln. Aber im Moment ist alles noch im Aufbau, eigentlich ist es nur ein Projekt und es wurde noch nichts davon verwirklicht. Aber der Gedanke gefällt mir, und ich hoffe, dass ich mit den Verantwortlichen zusammenarbeiten kann, um eine solche Stadt zu schaffen.

Vielen Dank für dieses Interview! Bitte richte zum Abschluss noch ein paar Worte an deine deutschen Fans.

Yoko Ishida: Das letzte Mal war ich auf einer Convention in Kassel, und ich war gerührt von der Freundlichkeit der Leute. Diesmal waren so viele Menschen da, dass der Veranstaltungsort komplett gefüllt war, und es gab eine lange Schlange für die Autogrammstunde. Ich konnte die gleiche Freundlichkeit jedes Einzelnen spüren, und ich konnte mit viel Gefühl singen. All das hat mich zu dem Gedanken gebracht: "Ich wäre absolut glücklich, wenn ich noch einmal hierher kommen könnte". Ich möchte wirklich zurückkommen und euch alle wiedersehen!

JaME dankt dem Team der Anime Messe Babelsberg, Mirei-san, Tuan, Tobi und natürlich Yoko Ishida, die dieses Interview ermöglicht haben.

In Kürze folgt unser Konzertbericht von den beiden Shows, die Yoko Ishida auf der Anime Messe Babelsberg gespielt hat. Schaut auf jeden Fall rein, sobald er online ist! In der Zwischenzeit könnt ihr euch unten Yoko Ishidas beliebtesten Song "Otome no Policy" anhören.