Interview

DAITA Interview

20/01/2005 2005-01-20 12:00:00 JaME Autor: KimKim mit freundlicher Unterstützung von Non-Non Übersetzer: Curi

DAITA Interview

Ein exklusives Interview mit Daita, dem ehemaligen Lead Gitarristen von Siam Shade


© DAITA
Nach 12 Stunden im Flugzeug und drei Stunden Fahrt mit dem Shinkansen Richtung Tokio, und wegen dem Gedränge der Jungen Leute am Wochenende in Shibuya kam ich nur langsam zum Treffpunkt.
In der Eingangshalle des Hotels traf ich den Manager von M.D. und sprach mit ihm über JaME und dessen zukünftige Projekte. Nachdem wir uns etwa zehn Minuten lang unterhalten hatten, klingelte sein Handy und ja, es ist M.D., der schon auf uns wartet. Sein Manager stellt jeden vor, wir tauschen die üblichen Höflichkeiten und Visitenkarten aus, dann geht es zum Restaurant des Hotels, wo schließlich das Interview begann.

An was dachten Sie, als sie Euphony geschrieben haben?
DAITA: Der dritte Song des Albums, suna no shiro, war eigentlich der erste, den ich geschrieben und aufgenommen habe, um das Demo zu machen, das ich dann zu SONY Records brachte. Ich suchte bei diesem Track vor allem orientalische Klänge. Daraufhin wollte SONY Records diese orientalischen Klänge weiterhin nutzen und ich schlug vor, ein ganzes Album dieser Art zu machen. Es gab schon oft Konzerte, bei denen man elektrische Gitarren mit Philharmonieorchestern mischte, um berühmte klassische Stücke wieder aufleben zu lassen, aber bis jetzt habe ich so etwas noch nie bei Originalkompositionen gehört.
Deshalb wollte ich der erste sein, der so etwas ausprobiert und schrieb Euphony. Ich dachte auch, dass es gut wäre, so etwas mit ausländischen Musikern zu machen und arbeitete deshalb mit einem Orchester in China zusammen. Wenn ich komponiere, achte ich auch sehr darauf, dass sich die Lieder nicht nur mit mir selbst, sondern auch mit den anderen Instrumenten verbinden.

Wir haben in einer Zeitschrift gelesen, dass Sie Euphony zuerst für das Klavier geschrieben, dann aber alles auf die Gitarre umgeschrieben haben, was sicher ziemlich schwierig gewesen sein muss.
DAITA: Da es Lieder sind, bei denen meine Gitarre mitten im Orchester spielt, erklärte ich dem Leiter während des Arrangements, wie ich meine Songs spielen wollte, sodass er einen Klang für meine Gitarre kreieren konnte, wie er es für Geigen oder jedes andere Saiteninstrument machen würde, das normalerweise bei einem Orchester dabei ist. Wir haben also mit dieser Idee unsere Vorbereitungen getroffen.
Musiker, die klassische Musik spielen, mögen es eigentlich nicht, wenn die Klänge der Tonleitern gegenseitig „beißen“ (da Gitarren eigentlich kein Teil eines Orchesters sind, können sich Töne einer Gitarre gegenseitig „überlagern“) deswegen achtete ich darauf, dass sich diese zwei Arten von Klängen nicht gegenseitig abstießen.
Als ich schließlich dieses Album komponiert habe, habe ich durch Spielereien am Piano – ich konnte schon Piano spielen, bevor ich mit Gitarre angefangen habe - nach Melodien gesucht. Wenn ich das mit der Gitarre gemacht hätte, hätten die Stücke nur Gitarrentonleitern gehabt. Erst am Schluss, bei den letzten Überarbeitungen, habe ich alles für die Gitarre umgeschrieben.

Sie haben von Anfang an alles mit dem Keyboard komponiert?
DAITA Ich hab kein anderes Lied außer Suna no shiro für Gitarre geschrieben.

Ihre beiden Alben Direct Chord und Euphony haben sehr unterschiedliche Stilrichtungen. Wollen sie wieder neue Stile ausprobieren?
DAITA: Nächstes Jahr habe ich vielleicht ein Projekt mit Gesangseinlage. Andererseits würde ich gerne ein Solo Album mit einem ganz anderen Stil, als das, was ich schon geschrieben habe, herausbringen und eventuell sogar ein neues Konzert geben. Diese zwei Projekte haben keinerlei Zusammenhang, aber was ich als nächstes mache, wird sich sehr von Euphony unterscheiden.
Ich würde auch gerne pure Rock Sachen spielen. Ich liebe Progressive Rock und würde gerne ein Album in diesem Stil machen. Ich denke, wenn man einen Progressive Rock Song, der im Grunde lang ist, mit einem langen und komplizierten Song mischt um ein Lied in normalem Tempo zu bekommen, könnte das ein gutes Ergebnis bringen.

Und bei Ihrem neuen Album, haben Sie da vor, alles zu produzieren, wie Sie es auch schon bei direct chord gemacht haben?
DAITA: Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich werde noch viele Musiker treffen und ich denke, dass die Chancen nicht schlecht stehen, dass wir etwas gemeinsam aufnehmen.

Denken Sie auch daran, etwas mit ausländischen Musikern zusammen zu machen?
DAITA: Wenn ich Zeit habe, werde ich darüber nachdenken. Sollte es ein paar Musiker geben, die bereit für ein Abenteuer sind, bin ich dabei!

Gibt es Musiker, mit denen Sie gerne zusammen arbeiten würden?
DAITA: Oh, ja, da gibt es einige! (lacht) RUSH zum Beispiel, eine kanadische Rockband, die ich sehr mag!

Und Sie waren erst kürzlich auf einem ihrer Konzerte, richtig?
DAITA: Ja, ich war bei einem ihrer Konzerte in Chicago. Aber auch in Japan gibt es einige Künstler, mit denen ich gerne zusammen arbeiten würde, wenn sich die Gelegenheit ergäbe... ich würde es mit jedem Musiker probieren, den ich treffe!

Gibt es japanische Musiker, die Sie besonders mögen?
DAITA: Als aller erstes ist Kyosuke Himuro zu erwähnen (Anm.: für den er gerade arbeitet; Ex Sänger der 80er Legende Boowy, in der auch Tomoyasu Hotei spielte. Zu Himiros Live Band gehörte neben Daita auch Shinya, ex Luna Sea), aber auch an den Künstlern, mit denen ich zusammen gearbeitet habe, hänge ich sehr, denn wir verstehen uns durch unsere Musik. Es gibt auch einige im Radio oder Fernsehen auftretende Musiker, die ich ganz gut finde. Ich kann gar keine Vorlieben nennen.

Was denken Sie über das Phänomen J-Rock in Europa?
DAITA: Japan ist ein Inselstaat, der ein wenig in sich selbst zurückgezogen lebt. Es hat seine eigene Kultur und seinen eigenen speziellen Stil. Daher kommt es, dass wir Sachen wie Mode, Musik oder anderes eben auf unsere eigene Weise machen. Wir haben unsere eigenen Ansichten von „Schönem“ und die Tatsache, dass es in Europa verstanden und akzeptiert wird, freut mich sehr. Besonders die Tatsache, dass die Europäer Siam Shade’s Musik (die in Japan immer den Stil gespielt haben, den sie mochten, ohne irgendwelche speziellen kommerziellen Sachen zu arrangieren) mögen, gefällt mir. Ich liebe es, wie sie alles aufnehmen.

Im Moment gibt es einige junge Gitarristen, die versuchen, Ihre Lieder nachzuspielen. Welche Tipps würden Sie ihnen in Sachen Songwriting geben?
DAITA: Wenn ich etwas schreibe, ist die Technik sicherlich wichtig, aber ich bin auch ein melodischer Gitarrist. Ich lege großen Wert auf die Wichtigkeit der Melodie, die Atmosphäre eines Liedes, die Vorstellungskraft. Übe, bis du spürst, dass die Gitarre innerhalb eines Songs lebt. Hör dir so viele Sachen wie möglich an, lerne von dem, was du hörst, und du wirst sehen, dass durch die Verbindung deiner eigenen Kreativität mit dem Gehörten ganz neue Musik hervorbringt. Was mich betrifft, habe ich während der Entstehung von Euphony europäische Musik gehört. Umgekehrt, wenn ein sich europäischer Musiker von japanischer Musik beeinflussen lässt, kann er etwas kreieren, wie ich es bei Euphony gemacht habe.

Einer meiner Freunde ist Gitarrist und hat jedes Mal Krämpfe in den Fingern, wenn er versucht Ihre Songs durch Tapping (Anm.: Gitarrentechnik) zu spielen. Welche Übungen können Sie ihm empfehlen um die Muskeln in den Fingern und Handgelenken zu stärken?
DAITA: Die beste Methode ist, so oft wie möglich und so viel wie möglich zu spielen. Wenn du mal eine freie Minute hast, spiel alles wieder und wieder, so entwickeln sich die Muskeln eines Gitarristen wie von selbst. Um das Handgelenk zu stärken, sollte man möglichst schnelle und komplizierte Rhythmen spielen. Das jedoch auch nicht zu oft, da es schon mal weh tun kann (lacht).

Nebenbei, man kann auf ihrer Website oft Bilder von Ihren Reisen und vielen verschiedenen Gerichten sehen. Waren Sie schon einmal in Frankreich? Haben Sie schon mal das Essen dort probiert?
DAITA: Wisst ihr, die Französische Küche ist ein Luxus in Japan. (lacht) Ich war natürlich schon einmal in einem französischen Restaurant, aber noch nicht sehr oft. Japaner sehen das französische Essen oft auch als etwas sehr luxuriöses und delikates an, trauen sich deshalb nicht in die Restaurants. Es ist ein bisschen wie mit Kaiseki. (lacht) (Anm.: Kleine Platten mit ausgewähltem japanischen Essen, sehr vornehm)
Ich habe auch einen Freund, der kürzlich ein französisches Restaurant aufgemacht hat. Ich habe vor, dort vorbeizuschauen, aber ich bin kein Spezialist.

Sind Sie schon einmal in Frankreich gewesen?
DAITA: Nein, noch nicht, aber ich würde gerne hingehen! Ich habe einen Freund, der während seiner Studienzeit dort war.

Sie mögen es, ins Ausland zu gehen, nicht wahr?
DAITA: Da ich noch nie in Europa war, würde ich eben gerne mal dort hin.

Was mögen Sie besonders, wenn Sie reisen?
DAITA: Natürlich die verschiedenen Kulturen, Landschaften und Städte. All das inspiriert mich. Es ist, als ob mich Reisen zum komponieren anregen würde.

Mochten Sie Reisen schon, seit Sie ein Kind waren?
DAITA: Eigentlich erst seit der Oberstufe, da ich damals einige kleine Trips mit Freunden gemacht habe.

Und sie haben während dieser Trips Lieder geschrieben?
DAITA: Wow, nein! Noch nicht! (lacht)

Sieht so aus, als würden sie GYOZAS (Anm.: etwas wie gegrillte Ravioli) mögen! (lacht)
DAITA: Ha ha ha! GYOZAS serviert man am besten mit einem guten Bier!

Ich habe gehört, Sie mögen Ramen. Könnten Sie Europäern vielleicht bestimme Sorten besonders empfehlen?
DAITA: Man kann in Europa RAMEN essen? (sehr überrascht)

Ja, natürlich. Dort gibt es sogar eine Straße, die ganz der Japanischen Küche gewidmet ist! (Anm.: Die Straße Sainte Anne in Paris, zum Beispiel)
DAITA: Wahnsinn! (erstaunt)

Sehen Sie sich zufällig europäischen Sport an?
DAITA: Ich mag das französische Fußballteam, besonders Henry und Zidane.

Wissen Sie, dass europäische Fans auch ihre Website besuchen?
DAITA: Was? Wie das denn? (überrascht)

Dank dem Internet! Aber da alles auf Japanisch ist, können die meisten es nicht lesen. Haben Sie schon daran gedacht, eine Englische Version davon zu machen?
DAITA: Ja, wir haben schon einmal kurz darüber geredet, eine zu machen.

Es ist eine tolle Idee, dass Sie so viele Fotos online zu stellen.
DAITA: Ohne Bilder ist es irgendwie nicht sonderlich interessant im Internet. Jedenfalls denke ich mir das, wenn ich durchs Netz surfe.

Um kurz das Thema zu wechseln: Ich war bei Ihrem Konzert im Shibuya O-East. Es war richtig super! Ich habe nie gedacht, dass ein Instrumental Rock Konzert so gut sein kann, das war ein absoluter Erfolg! Haben Sie sich lange dafür vorbereitet?
DAITA: Die Vorbereitungen liefen recht schnell ab. Allerdings haben wir erst zwei Wochen vor dem Auftritt das Proben angefangen.

Haben Sie sich schon von Anfang an die Leute rausgesucht, mit denen Sie bei ihrem Konzert zusammen spielen wollten?
DAITA: Im Mai. Eigentlich habe ich schon im Februar begonnen, die Leute zu fragen, doch da einige berühmte Musiker dabei sind, mussten wir mit den Proben auf deren eigene Konzertplanungen Rücksicht nehmen: Sie mussten für dieses Konzert und für andere gleichermaßen arbeiten. Es lief gut, aber langsam.

Sie haben das Konzert an einem Montag gegeben, weswegen viele Fans, die weiter von den großen Städten entfernt leben, keine Gelegenheit hatten zu kommen.
DAITA: Ja, ich weiß. Deswegen: seht euch meine DVD an!

Ich bin froh darüber, dass bei der DVD nichts geschnitten wurde. Wir können das gesamte Live sehen!
DAITA: Ja, ich wollte, dass diese DVD nicht für den “normalen Verkauf” ist, sondern für die, die nicht zum Konzert selber kommen konnten.
(Anm.: das erklärt auch, warum die DVD in normalen Läden nicht erhältlich ist, sondern nur über seine Website bestellbar ist)

Konnten Sie sich gleich für die Setlist des Konzerts entscheiden?
DAITA: Ein oder zwei Monate vor der Show mussten wir uns Gedanken um das Programm machen. Besonders um die Lieder auszuwählen, die wir wirklich spielen wollten, die Reihenfolge, usw. So viele Stücke gab es ja auch nicht zur Auswahl. (lacht)

Sie haben alle Tracks ihrer Alben und drei Stücke von „Volcano High“ gespielt.
DAITA: Anfangs wollte ich gar keine Songs von diesem Album spielen, aber nach einigen Reaktionen auf meiner Website, nach denen die Fans ein paar dieser Lieder hören wollten, habe ich mich um entschieden und Musiker ausgesucht, die das spielen konnten.

Und es sind die selben Musiker, die mit Ihnen bei der Präsentation von „Volcano High“ gespielt haben.
DAITA: Saino am Schlagzeug und Okanda am Bass. Auch mit Saino am Keyboard, ich habe letztes Jahr während der Himuro Tour gespielt. Und schließlich Nakano als Techniker, der vorher nicht bei diesen Musikern dabei gewesen war.

Ihre DVD ist in Europa nicht erhältlich, dennoch war es einigen Fans möglich Exemplare zu ergattern. Was denken sie darüber?
DAITA: Das freut mich wirklich! (lacht) Meine Solo-Lives begannen in diesem Jahr und ich wusste absolut nicht, was danach sein würde.

Sie müssen definitiv einmal nach Europa kommen um hier Konzerte zu geben! Es waren schon einige japanische Rock Bands dort und haben live gespielt.
DAITA: Ja, das wäre wirklich toll! (... liest einige Konzertdaten auf der JaME Website) Dann, in 10 Jahren werde ich mich auch in diesem Visual Style Kleiden, ihr werdet sehen! (fängt an zu lachen)

Ich denke, dass es, ob nun als Solomusiker, in einer Band oder im Studio, verschiedene Arten gibt, die Musik zu erkunden. Wie sehen Sie den idealen Künstler?
DAITA: Sogar heute versuche ich der einzige mit meiner Stilrichtung zu sein, anders als alle anderen, jemand, den niemand nachmachen kann.
Als ich mich zum ersten Mal dafür entschied, meine Gitarre zu nehmen und versuchte zu spielen, hatten alle Musiker, die mich inspirierten diese Ansicht. Ich würde gerne wie sie werden. Heutzutage ist es selten, einzigartige Musiker zu finden, die ihre eigene wichtige Originalität haben.
Etwas zu machen, was wir wirklich mögen und dabei erfolgreich im Showbusiness zu sein, ist etwas sehr schwieriges. Aber Bands wie zum Beispiel RUSH, eine Band die ich liebe, gehören zu den einzigartigen Künstlern, die es geschafft, aber trotzdem ihr eigenes Image und ihre Originalität behalten haben.
Ich hoffe, dass ich auch einmal zu solchen besonderen Leuten gehöre.

Und diese Vorstellung hat sich bis heute nicht verändert?
DAITA: Nein, es hat sich nicht verändert. Sogar während der Zeit bei Siam Shade hatte ich diese Idee in meinem Kopf, immer mit dem Gedanken, dass dies ein Weg ist um mein Ziel zu erreichen. Ich denke, ein ganzes Leben würde nie ausreichen um all das zu tun, was ich in Sachen Musik vorhabe. Aber so lange ich kann, will ich dazulernen, das tun, was ich will und interessante Erlebnisse haben. Ich habe eine ungeduldige Natur und es ist nicht leicht, mich aufzuhalten. Es ist ein bisschen wie bei Rugby, wenn du weiter nach vorne rennst, ohne, dass dich jemand aufhalten kann. (lacht).

Zum Schluss noch ein paar Worte an ihre europäischen Fans...
DAITA: Mich hat der Erfolg von Siam Shade in Europa, obwohl wir uns getrennt haben, sehr überrascht. Jedes ehemalige Mitglied dieser Band hat nun eine Solokarriere und hat einen ganz anderen Style und Sound als das, was wir mit der Band gemacht haben.
Ich bin mit viel klassischer Musik aufgewachsen und war deshalb schon immer sehr an europäischer Musik interessiert. Deswegen ist es so natürlich für mich, diese Musik mit meiner eigenen zu vermischen, weil es mich so inspiriert hat. Und es wäre toll, wenn wir mit Hilfe der Musik eine Art kleiner Brücke zwischen Europa und Japan bauen könnten.
Wenn ich die Chance habe, ein Konzert in Europa zu geben, werde ich kommen! Hört weiterhin meine Musik!
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