Interview

Ein Exklusivinterview mit BLAZE (Nobu)

11/03/2005 2005-03-11 12:00:00 JaME Autor: Kimkim mit freundlicher Unterstützung von non-non Übersetzer: Curi

Ein Exklusivinterview mit BLAZE (Nobu)

Ein Interview mit Takanobu Masuda, dem Keyboarder der Gruppe BLAZE


© Maverick
Unser Treffen ist für 13 Uhr in der Geschäftsstelle von Maverik, eine U-Bahnstation von Shibuya entfernt, angesetzt. Nachdem wir das schwarze Gebäude erreicht haben, klingeln wir und warten bis uns jemand hereinlässt, bevor wir die Treppe hinaufgehen und die Bilder, die sich rund um das Thema Musik drehen, ansehen. Eine Frau, die Managerin der Band, begrüßt uns mit einem freundlichen Lächeln und meint: „Nobu steht hinter euch!“
Ich drehe mich um, sehe ihn vor mir und bin sofort von seiner Größe eingenommen. Mit einem breiten Lächeln gibt er mir seine Visitenkarte und bittet uns in einem kleinen Treffzimmer zu warten. Die Frau schenkt uns einen Tee ein und Nobu kommt schließlich nach 5 Minuten wieder.
Nach der üblichen Vorstellung von JaME beginnt das Interview:

Hallo Nobu. Zuerst möchte ich Ihnen für das Interview danken. Wären Sie so freundlich sich den europäischen Fans vorzustellen?
Nobu: Hallo, mein Name ist Masuda Takanobu (Nobu), ich bin der Keyboarder von Blaze. Ich bin sehr erfreut über dieses Interview. Wir werden uns heute über Musik und die Art wie ich spiele unterhalten. Ich hoffe, dass ich einige dazu bewegen kann, unsere Songs zu hören.

Blaze gibt es nun schon seit 29 Jahren. Warum haben Sie so lange gewartet, ein Album zu veröffentlichen?
Nobu: Wir haben in diesem 29 Jahren gar nicht so oft miteinander gespielt, ja sogar einmal eine zehnjährige Pause gemacht. Erst 1995 haben wir wieder versucht zusammen zu spielen und siehe da: Die alte Leidenschaft hat uns wieder gepackt. Wir haben dann ernsthaft begonnen ein Album für das Jahr 2000 aufzunehmen. Die Band gab es damals schon seit 23 Jahren, doch jeder hatte nebenbei auch noch seine eigenen Aufgaben und war beschäftigt, also haben wir uns nur zusammengefunden, wenn auch jeder Zeit hatte. Das Album ist nun erst vor kurzem fertig geworden.

Sind die Lieder auf dem Album die Songs, die Blaze schon ihre ganze Karriere lang gespielt haben?
Nobu: Ja, es sind zehn Songs, inklusive eines Instrumentalstücks, enthalten, die im Jahr 2000 geschrieben wurden. Der Rest wurde zwischen 1975 und 1980 geschrieben, als Shige noch Bandleader gewesen war. Er hat die Lieder damals komponiert.

Euer Stil ähnelt dem Rock aus den 70ern. Ist das ein Weg, eure Musik zu exportieren?
Nobu: Da gibt es einen kleinen Unterschied: Unsere Musik hört sich an wie britischer Hard Rock. Wir werden oft mit der Band Deep Purple verglichen, die Anfang der 70er zusammen mit Led Zeppelin den englischen Hard Rock ins Leben gerufen haben. Wir wurden in unserer Jugend sehr von diesen Bands beeinflusst, es ist quasi der Grundstein unserer Musik. Amerikanischer Hard Rock kam erst in den 80ern mit allseits bekannten Gruppen wie Aerosmith oder Bon Jovi ins Spiel. Dann haben Deep Purple 1984 amerikanische Musiker in ihre Band aufgenommen, was ihren Stil etwas „amerikanisierte“ und einen Mix aus 70er Hard Rock und Soul Music kreierte.
Blaze folgte diesem Prinzip auch eine Zeit lang, doch wie Shige suchten wir eher nach dem europäischen Hard Rock Style und folgten weniger der amerikanischen Variante.
Ich denke, dass europäische und amerikanische Stile sehr verschieden sind. Ich meine damit, dass amerikanischer Rock in Japan immer ein Synonym für schönes Wetter, Helligkeit, Fröhlichkeit, Aktivitäten und so weiter ist, aber wir bevorzugen alle einen etwas dunkleren, mehr melancholischen Stil. Deswegen haben wir beschlossen, das Album im Stil des alten Europas zu kreieren und suchten deshalb nach dieser Art von Musik.

Wir wissen, dass Sie die Hammond Orgel (Anm.: eine elektronische Orgel, nach ihrem Erfinder Laurens Hammond benannt) lieben. Woher komm die Leidenschaft für dieses Instrument?
Nobu: Als Kind ging ich in einen katholischen Kindergarten und hörte dieses Instrument zum ersten mal in einer Kirche. Damals habe ich diesen speziellen Klang sehr bewundert und begann, Orgeln zu lieben. Als ich dann mit 15 in die Musikwelt eintrat, war ich meistens an den Klängen der Orgel interessiert und begann zu verstehen, warum ich sie so mochte.
Ich liebte es in meiner Schulzeit Sachen des französischen Musikers Michel Polnareff zu hören. Er spielte auch Orgel und ich mochte seine Werke sehr. Ich verstehe kein Französisch, aber ich höre seine Sachen auch heute noch...
Aber zurück zur Hammond Orgel. Um etwas auf Technisches einzugehen: Die Hammond Orgel nutzt eine Verstärkung, die man „cabin Leslie“ nennt. Als ich dies zum ersten mal hörte, wunderte ich mich, woher dieser spezielle Klang herkam. An diesem Tag ging ich zu einem Konzert und sah, wie dieses cabin Leslie wirklich funktionierte und verstand, was es wirklich war. Seitdem benutze ich es auch bei meiner eigenen Musik; es ist mehr als nur eine Leidenschaft, denn ich denke, dass ich diesen Klang dem Klang einer normalen Kirchenorgel vorziehe.

Ich zum Beispiel, habe dank Ihnen angefangen, dieses Instrument zu spielen!
Nobu: Oh, danke! Auch durch die Musik von B’z?

Ah, nein, eher durch Hamada Mari (Anm.: alter japanischer Rock).
Nobu: Wirklich?! Es gibt Leute wie Sie in Europa? (lacht)

Haben Sie jemals daran gedacht, ein pädagogisches Video über die Hammond Orgel zu machen?
Nobu Ich bezweifle, dass mein Stil anderen beim Keyboard spielen helfen kann und ich habe nie wirklich daran gedacht, so etwas zu lehren. Ich denke, ich habe meinen eigenen Stil und will diesen anderen nicht unbedingt beibringen. Ich bin so froh darüber, dass die Leute mir und meiner Musik zuhören.

Welche sind Ihre Lieblingskeyboarder?
Nobu: Ich mag Progressive Rock Keyboarder sehr, besonders bei der Band Jeunesse. Sie wurden schnell zu meiner Lieblingsband.

Welche japanischen Künstler mögen Sie besonders?
Nobu: Sachen von Love Psychedelico höre ich ziemlich oft, da sie eine Art alter Rock Musik spielen, die ich sehr mag. Es hört sich ziemlich nach europäischer Musik an! B’z und L’Arc~en~Ciel mag ich auch (lacht).

Sie haben schon mit vielen bekannten Künstlern zusammen gearbeitet, gibt es noch andere Musiker, mit denen sie heute gerne etwas zusammen machen würden?
Nobu: Natürlich würde ich gerne etwas mit Ausländern zusammen machen. Ich kann euch nicht sagen, mit wem genau, aber ich habe schon darüber nachgedacht ein Mitglied von Deep Purple, zum Beispiel. Ich hab wirklich daran gedacht! (lacht). Ich habe schon mit japanischen Berühmtheiten zusammen gearbeitet und wenn ich nun mit Musikern zusammen etwas machen sollte, wären es wahrscheinlich ausländische Künstler, die ich mag, mit welchen wir eine Progressive Rock Band gründen könnten...
Aber zuerst müsste ich ihre Sprachen lernen, das ist es, was mir große Schwierigkeiten bereitet!

Stimm ja, also können Sie die Sprachen nicht umgehen...
Nobu: Oh, nein... bei B’z zum Beispiel sind im Moment auch amerikanische Musiker: Ich bin der einzige japanische Session Musiker und es ist wirklich schwer miteinander zu kommunizieren. Da ich Probleme mit dem Englischen habe, ist alles ein wenig kompliziert. Backstage zum Beispiel, spürst du Amerika überall! (lacht). Weil ich nicht gut Englisch sprechen kann, kann ich nur zuhören und mit „ja... ja...“ antworten, obwohl ich in etwa verstehe, was sie sagen.

Ich kann mir vorstellen, dass es recht schwierig ist, wenn ihr auf Tour seid.
Nobu: Oohh, ja! (lacht) Aber es ist sehr inspirierend zusammen mit ihnen zu spielen. Sie unterscheiden sich ziemlich im Vergleich zu Japanern.

Wie haben Sie Tak Matsumoto kennen gelernt?
Nobu: Nun ja, ich kenne ihn nun schon seit über 20 Jahren: wir arbeiteten damals zusammen bei der selben Musikfirma und dort habe ich ihn das erste Mal getroffen. Er war noch ein Session Musiker, wie ich, und hörte damit auf, um seine eigene Band zu gründen. B’z wurde ziemlich berühmt, aber noch davor haben wir ziemlich oft zusammen für Hamada Mari Konzerte gearbeitet.

Sie sind nun schon seit über 11 Jahren als Keyboarder bei B’z: werden Sie weiterhin bei ihnen bleiben?
Nobu: Wir spielen nun schon seit 11 oder 12 Jahren miteinander, ich kann nicht in die Zukunft sehen, aber wenn sie mich brauchen, melden sie sich. Aber alles ist möglich: Wenn sie zum Beispiel die Atmosphäre von B’z verändern wollen, besetzten sie die Band vielleicht auch neu. Es gibt zwei Hauptmitglieder (Tak Matsumoto und Inaba Koshi), was bedeutet, dass sie ganz und gar frei sind, was das wählen von Musikern angeht. Ich hatte auch schon mal ein ganzes Jahr Pause während sie mit anderen Musikern getourt sind. Ich bin kein fester Keyboarder bei ihnen, also weiß ich nicht, ob ich beim nächsten Konzert noch dabei bin. Vielleicht brauchen sie mich manchmal nicht und ich kann ihnen bei einigen Sachen nicht helfen. Aber ich mag diese Band sehr und es macht einfach Spaß mit ihnen zusammen zu spielen. Wenn ich für immer bei ihnen bleiben könnte, würde mich das sehr freuen.

Komponieren Sie die Keyboardstücke selbst?
Nobu: Nein, eigentlich spiele ich meistens Arrangements. Wenn ich einen Song spielen soll, schreibe ich fast alle meine Keyboardteile selbst. Bei B’z zum Beispiel, komponiere ich Teile in Songs, bei denen zuerst gar keine Keyboards dabei sind, muss also Arrangements anfertigen um mit dem Rest der Band bei Lives zu spielen. Professionell wie sie sind, vertrauen sie mir dabei auch und lassen mich es so machen, wie ich es für richtig halte. Manchmal sagen sie “Kannst du hier vielleicht einen Keyboard Part einbringen?“ oder “Eigentlich ist da kein Keyboard dabei... kannst du da was machen?“. Eigentlich wollen sie, dass ich etwas schönes und vor allem originelles hinzufüge und wollen wissen, was ich alles tun kann.
Das wichtigste ist es nicht nur, eine gute Technik zu beherrschen, sondern auch kreativ zu sein und originelle Ideen zu haben. Wenn du nicht einfach etwas Neues, gut klingendes einbringen kannst, obwohl deine Technik sehr gut ist, sagt man dir nur: “Wenn du es nicht kannst, dann lass es.“ (im eigentlichen Sinne von “Wir versuchen es mit jemand anderem“). Deswegen denke ich mir immer “Du musst etwas gutes schreiben!“.

Haben Sie jemals daran gedacht, Sachen im Ausland zu veröffentlichen?
Nobu: Wir wollten eigentlich einmal Danger Zone im Ausland vermarkten, da wir dachten, dass es sich ziemlich gut verkaufen ließe, deswegen schrieben wir die Texte auch auf Englisch. Allerdings war die Idee am Anfang, etwas „ausländisches“ zu machen, nicht es im Ausland zu verkaufen. Irgendwie wollten wir dieses Album als eine Nationslose (anonyme) Band veröffentlichen.

Wenn Sie die Gelegenheit dazu hätten, würden Sie ein Konzert in Europa geben?
Nobu: Ja, auf jeden Fall! Auch wenn ich nicht weiß, wie die Europäer reagieren wurden, da ich gehört habe, dass unser Stil dort nicht so populär ist...

Es gibt einige English Hard Rock Fans in Europa!
Nobu: Wirklich? Ich habe von dem „visual“ Trend in Europa gehört und habe ein ziemlich „punkiges“ Bild von England, ich denke wirklich, dass Hard Rock dort nicht so beliebt ist...

Nun ja, es scheint, als gäbe es einige Rock Festivals in Europa. Einige werben auf ihrer Homepage für Bands, dass könnte eine Gelegenheit für euch sein, eure CDs zu exportieren.
Nobu: Hm... wenn wir mal die Gelegenheit dazu haben!
Wenn ich mir das so anhöre, finden wir in Europa vielleicht sogar noch eher ein breites Publikum als in Japan.

Welche Tipps können sie Keyboardern in Europa geben?
Nobu: Also bist du derjenige, der wirklich die Tipps haben will, hm? (lacht) Gibt es viele, die in europäischen Bands spielen?

Ja, natürlich!
Nobu: Welche Art von Musik? Cover?

Hard Rock, Jrock, Visual und so weiter...
Nobu: Also, an alle Musiker, nicht nur die europäischen: Ich habe viele Songs geliebt und versucht das zu kopieren, was ich gehört habe. Ich war sehr glücklich, als ich das geschafft habe und habe oft ohne Pausen gespielt, fast nichts gegessen und es immer und immer wieder getan... die Musik nachgespielt, die ich gemocht habe. Da es damals noch keine CD Player gab, mussten wir uns mit Kassetten herumschlagen und man konnte manches nicht so genau hören. Aber man tat sein bestes, um es schließlich zu schaffen. das sind ziemlich positive Erinnerrungen, wenn ich heute daran denke. Manchmal habe ich wirklich viel gearbeitet, bis ich die Songs spielen konnte. Manchmal gab es dann Momente, in denen man dachte: “Ach, wenn dass nur ich wäre, der so gut spielt...“. Mein Rat in diesem Fall wäre: arbeite und lerne viel, um das zu personalisieren, was du hörst.

Sie sind auch ein Fan von alten Zügen, woher kommt diese Neigung?
Nobu: Ah, das kann doch nicht sein, ihr wisst das auch?? (lacht laut)
Aber ich glaube auch in Frankreich gibt es Leute, die diese Leidenschaft für Züge teilen. Dieser Hang dazu... ich weiß nicht wirklich, woher das kam, aber ich liebte sie schon als Kind. Ich erinnere mich daran, dass ich einen kleinen Spielzeugzug neben meinem Kopfkissen hatte, mit dem ich oft gespielt habe (lacht)

Haben Sie eine Nachricht an Europa?
Nobu: Nun, ich liebe Europa schon seit langer Zeit und dank europäischer Musiker wie Michel Polnareff oder Deep Purple habe ich Musik so kennen gelernt. Natürlich ma ich auch amerikanische Bands wie The Carpeters, aber den Stil, den wir heute haben, ist sehr europäisch. Und wenn wir wissen, dass ihr unsere Musik mögt, macht uns das glücklich und wir sind sehr dankbar dafür. Ich hoffe, dass wir ein freundschaftliches Band mit Europa schließen können. Ich respektiere eure Musik und eure Kultur und es macht mir Freude zu sehen, dass einige Leute in euren Ländern auch unsere Kultur mögen und sich dafür interessieren. Das ist wirklich toll! Besonders, wenn uns das näher bringt, uns kommunizieren lässt und das Band zwischen uns stärkt.
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