Interview

Natchin: Exklusivinterview

25/04/2005 2005-04-25 12:00:00 JaME Autor: kimkim & nonnon Übersetzer: Mori

Natchin: Exklusivinterview

Ein exklusives Interview mit Natchin, dem ehemaligen Bassisten der Band Siam Shade, in dem er über seine Solokarriere spricht

An unserem zweiten Tag in Tokyo war unser Treffen für 5 Uhr nachmittags im Restaurant eines größeren Hotels in Shibuya angesetzt. Wie schon bei Daita traf der Manager kurz vor Natchin ein, um das Interview vorzubereiten.
Natchin erschien versteckt hinter einem schwarzen kleinen Hut und begrüßte uns.
Das Interview konnte beginnen.

Sie haben einen sehr eigenen Stil wenn sie spielen, es ist merklich Ihrer. Sie experimentieren viel mit Sounds herum, um starke und eingängige Melodien zu schaffen, die zusammen mit ihrer Stimme ein Gefühl wie das eines Traums erzeugen, uns irgendwie erzittern lassen. Ich denke dabei besonders an „Live On Soul, Itsu made mo, Faraway“ Suchen sie diesen Effekt?
Natchin: Ja, dies sind tatsächlich Stücke die ich schon im Kopf hatte, nachdem sich Siam Shade trennten; damals schrieb ich mein erstes Album. „Far away“und „Live On Soul“ befinden sich auf meinem zweiten Soloalbum (Stand). Sie fassen alles zusammen, was ich durchgemacht habe, was in mir vorging, als wir uns auflösten. Dabei seinen eigenen Stil zu finden ist wirklich sehr schwer, zwar bleibt die Grundlage immer dieselbe, aber es passiert mir beispielsweise durchaus beim Komponieren, das ich denke „Oh, das ist cool“. Aber am nächsten Morgen wache ich auf, spiele dasselbe Stück noch einmal und denke „Äh? Nicht wirklich gut...“

Kommt es vor, das Sie an einem ihrer Songs im letzten Moment noch etwas verändern, selbst wenn Sie bereits die Aufnahmen festgelegt haben und die Musiker ausgewählt?
Natchin: Ja – zwar verändern wir die Grundstruktur nicht, aber wenn jemand eine interessante Idee hat und sie mir gefällt, kann sich der Song natürlich doch noch verändern.

Haben sie erst nach dem Ende der Band ans Singen gedacht?
Natchin: Oh ja, aber erst lange danach! (lacht) Etwa ein halbes Jahr später, um ehrlich zu sein. Ich habe etwas darüber nachgedacht und beschlossen, dass ich singen sollte.

Als Sie mit dem Singen anfingen, hatten Sie damit Probleme? Oder schien es Ihnen wie selbstverständlich?
Natchin: Oh nein, auf keinen Fall! (lacht) Ich musste singen lernen, denn als ich ein Mitglied von Siam Shade war, dachte ich niemals daran! (lacht)

Hat sich Ihr Musikstil seit dem Beginn Ihrer Solokarriere verändert?
Natchin: Viele Dinge haben sich in mir verändert seit ich als Solokünstler anfing. Die Art wie ich Komponiere, eine Platte aufnehme, mein Verhalten bei Auftritten, und so weiter...

Ihr erstes Album heißt „Faith“. Einige der Songs haben eher aggressive englische Texte, als wollten sie den Zuhörer aufwecken, damit er sein Leben selbst in die Hand nimmt anstatt sich herumschubsen zu lassen. Vor allem in den Stücken „No Restranits“ und „Tobira“. Haben Sie eine bestimmte Botschaft, die Sie damit vermitteln wollen?
Natchin: Ja, in diesen beiden Stücken nutze ich „you“ eigentlich, um auszudrücken, was ich selbst zu mir sagen würde; die Botschaft die ich weitergeben will ist das, was ich zu mir selbst sage.

Sie haben nach der High-School alles versucht, um es mit Ihrer Band weiterzubringen, und mit dem Lernen aufgehört. Niemand hätte Sie davon abbringen können. Gibt es da Bezüge zu einigen ihrer Texte, z.B. wenn Sie sagen „Niemand kann dir sagen, was du zu tun hast, tu was du willst...“
Natchin: Nun ja, in meinem Leben bin ich immer vorwärts gestürmt und habe meine Ideen verteidigt. Selbst wenn die Leute anderer Meinung waren, bin ich weitergegangen und habe nur auf mich selbst gehört.
Die englischen Texte wurden von einem Amerikaner geschrieben, Tim (Anm. des Übers.: schrieb auch Texte für Siam Shade, Hidekis Soloalben und andere japanische Musiker): er hat mir seit den Tagen von Siam Shade bei englischen Texten geholfen. Wenn ich einen Song geschrieben habe und er den Text dazu schreiben soll, fragt er mich was ich aussagen möchte, und dann antworte ich ihm, dass ich über mein Leben singen will. Da wir uns schon ziemlich lange kennen, kann Tim englische Texte schreiben, wie es mir gefällt.

Die Songs „Awake“ und „Stand“ haben einen ziemlichen Rocksound, aber in Wirklichkeit sind Sie ziemlich vielseitig. Beabsichtigen Sie, in Zukunft auch andere Musikstile auszuprobieren?
Natchin: Nun, zur Zeit komponiere ich Songs die auf die Art, wie ich Bass spiele, zugeschnitten sind. Der Gesangspart ist da eher ein Bonus! (lacht)

Keine Instrumentalstücke?
Natchin: Nein, keine. Aber ich habe mittlerweile mehr Songs geschrieben als ich gedacht hätte, bevor ich anfing. Also denke ich nun daran Musik zu machen, die mit der Art wie ich spiele zu tun hat, Bass und Gesang.

Auf Ihrer Website schrieben Sie, dass Sie mit einem Fretless Bass spielen: wollen Sie mit diesem Instrument auch komponieren?
Natchin: Ja, das gehört zu meinem jetzigen Projekt.

Sind diese Stücke reifer? Jazziger?
Natchin: Nein, ich möchte einfach eine neue Art Bass zu spielen nutzen, anstatt dem eher klassischen Stil.

Ihre Fans werden beide Stile hören wollen, denke ich. Wir würden gerne Natchin dynamisch spielen und singen hören - beides gleichzeitig.
Natchin: Ich spiele immer ernsthaft Bass, sowohl auf der Bühne wie auch als Sessionmusiker im Studio. Ich versuche auszudrücken wie wichtig ein Bass ist. Aber ich bevorzuge es mit meinen eigenen Stücken zu tun.

Zur Zeit spielen Sie Bass für die Band der Sängerin Aikawa Nanase. Hilft Ihnen diese Zusammenarbeit, inspiriert sie Sie bei ihren eigenen Kompositionen?
Natchin: Wenn man die Musik anderer Leute spielt, kann man neues Terrain betreten, interessante Rhythmen entdecken. Davon kann man viel lernen.

Wenn Sie komponieren, wovon lassen Sie sich inspirieren? Beispielsweise von kürzlich gemachten Erfahrungen von denen sie erzählen wollen?
Natchin: Oh, das kommt ganz darauf an, mich kann alles mögliche inspirieren. Filme zum Beispiel.

Welche Filme sehen Sie sich an?
Natchin: Größtenteils Actionfilme. Ich gehe nicht nur ins Kino, ich sehe mir auch Filme im Fernsehen an; sobald mir eine Idee kommt, gehe ich direkt ins Studio um zu komponieren.

Also je nachdem, welche Stimmung ein Film hat, ob er eher gewalttätig ist, oder ein Liebesfilm, komponieren Sie dieser Stimmung nach?
Natchin: Ja, da ich Actionfilme liebe, macht es mir aber großen Spaß in dieser Stimmung zu schreiben.

“Tobira“ ist ein sehr rhythmischer Song, der zum Tanzen animiert. Sie produzieren auch selbst. Sind Sie dabei von anderen Bands beeinflusst, oder entspringt alles ihrer eigenen Vorstellungskraft?
Natchin: Selbst wenn es nicht offensichtlich ist, denke ich das ich ziemlich sicher von Künstlern beeinflusst bin die ich früher geliebt habe.

Sie haben amerikanischen Hardrock gehört?
Natchin: Ja, natürlich, und davor war ich Fan der Band Journey. Ich habe mir diese Band vor kurzem wieder angehört, und dachte, dass ihr Stil sich ziemlich von meinem unterscheidet.

Aber es gibt Gemeinsamkeiten. Ihr Hardrock ist auch sehr direkt.
Natchin: Oh wirklich? Ich habe diese Musik früher sehr gern gehört, ich war wirklich verrückt danach. Heute höre ich sie nicht mehr so oft, aber als ich Schüler war, habe ich Journey, Duran Duran, Toto, oder auch Asia gehört. Danach hörte ich Metal aus Los Angeles, und fing an Hardrock zu mögen.

Zu welcher Art Künstler wollen Sie sich hinentwickeln?
Natchin: Als Solo- oder auch Sessionmusiker würde ich eher nicht nur im Studio arbeiten wollen. Ich will auf jeden Fall immer noch auftreten, die Gesichter von Menschen sehen. Ich will vorwärts gehen und mich durch Musik ausdrücken.

Gibt es Musiker, mit denen Sie gerne zusammenarbeiten würden?
Natchin: Oh, viele. Ohne nun Namen oder Nationalitäten nennen zu können, gibt es da eine Menge Leute mit denen ich arbeiten würde. Ich habe an so etwas nie gedacht als ich noch in einer Band war, aber seit ich meine Solokarriere begonnen habe und als Sessionmusiker für andere gespielt habe, beginn ich Spaß daran zu haben. So konnte ich in letzter Zeit auf verschiedenen Veranstaltungen mit einer Menge Bands spielen, und es macht mir großen Spaß. Ich möchte das auch weiterhin tun.

Welchen Rat können sie jungen Bassisten geben, die Lieder schreiben wollen?
Natchin: Gerade im Moment spiele ich zusammen mit Marty Friedman (ex-Megadeth-Gitarrist), der ein großer Fan japanischer Musik ist. Und wenn ich ihn Frage, was ihm so an japanischer Musik gefällt, sagt er, er mag unsere Melodien. Daher denke ich, ein Komponist muss den größten Wert auf die Melodie legen, und dann ein gutes Arrangement hinzufügen.
Wir hören in Japan alle Arten von Musik, aus der ganzen Welt. Zur Zeit von Siam Shade z.B., wo wir alle mit sehr verschiedenen Einflüssen aufgewachsen waren, machten wir eine Mischung aus all diesen Stilen. Ich denke man kann auf diese Weise etwas wirklich schönes schaffen.

Hätten Sie die Gelegenheit, würden Sie nach Europa kommen und ein Konzert geben?
Natchin: Natürlich! Aber zuvor würde ich gerne als Tourist gehen, einfach zu Besuch. So, wenn ihr mich auf der Straße seht, ruft nach mir! (lacht)
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