Interview

Plastic Tree Interview

23/07/2006 2006-07-23 12:00:00 JaME Autor: JackSkellington + finix | Matron + yukionna Übersetzer: Curi

Plastic Tree Interview

Sowohl das deutsche als auch das finnische Team hatten die Gelegenheit, Plastic Tree auf ihrer Europatournee zu interviewen


© J-ROCK
Am 07.07.06 sind Plastic Tree aufgrund ihrer Welttour in Berlin aufgetreten. JaME hatte die Gelegenheit, der Band ein paar Fragen zu stellen.

"Maximal 15 Minuten" hieß es, als finix und ich den kleinen Raum hinter dem Columbia Club betraten. Dort erwarteten Ryutaro (Vo) und Tadashi (Ba), die trotz der hohen Temperaturen sichtlich gut gelaunt schienen. Nachdem wir uns noch einmal kurz vorstellten ging es auch schon los:

Wie war eure Tour bisher?
Tadashi:: Wir hatten bisher nur unsere Openener in Japan und spielen heute das erste Mal in Europa. Wir sind natürlich sehr aufgeregt. Unsere japanischen Fans freuen sich sehr für uns und haben uns viel Glück und viel Spaß gewünscht. Das gab uns weitere Kraft.
Wir finden, dass Deutschland ein sehr guter Ort ist, um mit der Welttour zu beginnen, da hier alle motiviert scheinen und hier musikalisch sehr viel passiert.

Wusstet ihr schon früher, dass ihr Fans außerhalb Japans habt?
Tadashi: Ja. Wir haben schon früher sehr viel Post aus anderen Ländern bekommen und fanden die Vorstellung sehr toll, außerhalb Japans Konzerte zu geben. Somit ist dies hier eine Art Traumerfüllung. Wir freuen uns sehr, hier sein zu dürfen.

Was werdet ihr nach der Tour machen?
Ryutaro: Wir haben danach wieder mehr Zeit und es sind neue Lieder und Aufnahmen geplant. Außerdem haben wir vor, mit unserem Fanclub in Japan eine Reise zu den Onsen zu machen!

Tadashi, du zeichnest Cartoons und profilierst die Band damit. Woher bekommst du deine Ideen, z.B. Akira wie eine Mumie aussehen zu lassen?
Tadashi: (lacht) Ich zeichne schon sehr lange und mag den Mix zwischen dem Niedlichen und Horror. Das lasse ich in meine Zeichnungen mit einfließen.

(Hier wird das Interview kurz von einigen Lachern unterbrochen, als sich der Miniventilator von Ryutaro in seinen Haaren verfängt)

Was würdest du tun, wenn du nicht Musiker geworden wärst, Ryutaro?
Ryutaro: Ich würde in Japan durch das Land reisen, Gedichte schreiben und sie dann in kleinen Sammelbänden verkaufen. Ich glaube das ist eine schöne Idee.

Nun geben wir euch das Wort. Was wollt ihr euren deutschen Fans mitteilen?
Tadashi: Wir sehen die Chance, durch die kommenden Konzerte mehr Leute für uns zu gewinnen und könnten dadurch öfter herkommen. Das würde Spaß machen. Also bitte ihr Fans da draußen, seid lieb zu uns!
Ryutaro: Wir sind das erste Mal in Deutschland und in Berlin. Wir haben uns in die Stadt und die Landschaft verliebt und waren sehr gerührt angesichts der netten Leute hier.
An die Fans: Wir werden uns sehr anstrengen und unser Bestes geben! Ich hoffe ihr mögt uns so sehr, dass wir bald wieder kommen können.

Wir bedanken uns für das Interview.
Ryutaro & Tadashi: (Auf deutsch) Danke. Auf Wiedersehen!


Wir danken dem Team von Rock:Identity recht herzlich für die gute Zusammenarbeit.





Wir trafen Ryutarou, Akira, Tadashi und Buchi von Plastic Tree am Dienstag nach ihrer Autogrammstunde, kurz vor der letzten Station ihrer Europatournee – dem Konzert in Finnland. Wir gaben uns die Hand, stellten uns vor und setzten uns – die Band saß uns gegenüber auf dem Sofa. Sie rauchten alle, tranken Moomin-Soda und waren höflich, fröhlich, kicherten, waren gut Gelaunt und eifrig dabei, was etwas seltsam schien, als wir später das Konzert sahen und uns an ihre Charakteristiken auf der Bühne erinnerten.

Hi, wir sind von JmusicEuropa, der ersten und größten Info-Webseite und Datenbank über japanische Musik in Europa. Vielen Dank für dieses Interview.
(sie nickten)
Alle: Schön euch kennen zu lernen.

Ihr werdet bald euer letztes Konzert in Europa geben. Wie fühlt ihr euch dabei im Moment?
Ryutarou: Wir sind in Berlin und Paris aufgetreten. Noch nicht hier in helsinki, aber ich kann jetzt schon sagen, dass alle Städte einfach wundervoll und tolle Orte um etwas Zeit zu verbringen gewesen sind. Auch die Konzerte liefen bisher gut ab und wir sind sehr zufrieden. Eigentlich würden wir gerne noch mehr hier in Europa machen, weswegen meine eigene Stimmung gerade etwas melancholisch ist.

Was wusstet ihr vorher schon über Finnland und haben sich eure Sichtweisen jetzt, da ihr hier wart, verändert?
Ryutarou: (denkt darüber nach) Ich war vorher nicht sehr über Finnland und seine Kultur informiert, dennoch hatte ich schon von den hellen Nächten (Anm.: in Finnland wird es im Sommer nachts nur wenige Stunden dunkel) und den beeindruckenden Seen gehört. Leider hatten wir nicht die Zeit dazu, diese Seen zu sehen, aber ich denke, das Meer machte das wieder wett. (lacht) Die Realität entsprach sehr gut meinen Vorstellungen.

Haben sich das japanische und das europäische Publikum bisher sehr unterschieden?
Tadashi: Ja, das haben sie. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, aber ich denke, dass das europäische Publikum das ganze Konzert hindurch etwas mehr begeistert und interessiert ist.
Ryutarou: Deswegen ist es so toll hier zu sein!
(Tadashi und Ryutarou lachen)
Tadashi: Es gibt unterschiede, aber es ist schwer sie alle aufzuzählen. Wenigstens kann ich sagen, dass das eine tolle Erfahrung für die ganze Band gewesen ist.

Performt ihr auf die gleiche Art und Weise wie in Japan?
(sie alle nicken)
Tadashi: Eigentlich ja, genau so.

Was denkt ihr über euer Heimatland Japan? Was ist für euch das Beste dort?
Tadashi: Tja… (denkt lange nach und lacht) Erst einmal denke ich, dass Japan ein vielseitiges Land ist. Alles in Japan wie die Natur, die Kultur und die Geschichte.
Ryutarou: Ich denke “vielseitig” ist das beste Wort um Japan zu beschreiben.
Tadashi: Deswegen ist es schwer zu sagen, was das beste an Japan ist. Dennoch ist die alte Kultur meines Landes wirklich wichtig für mich und es interessiert mich sehr. Ich würde sogar behaupten, dass ihr finnischen Leute es auch interessant finden würdet.
Ryutarou: Ich denke, dass die alte und junge Kultur Japans sich nun, im 21. Jahrhundert, vermischt hat. Ich finde das großartig. Das ist Japan. (lacht)

Welche ist eure Lieblingskonzertlocation? Bevorzugt ihr kleinere oder größere Hallen?
Ryutarou: Große Hallen, kleine Clubs… beide sind mehr als toll. (lächelt) Sie haben beide gute und schlechte Seiten, also will ich sie nicht voneinander unterscheiden.

Was nervt euch am meisten aneinander? (lacht)
(die Band lacht laut)
Akira: Alles!
(noch mehr Gelächter)

Ach wirklich? (lacht)
Ryutarou: Na ja, eigentlich nicht. (lacht immer noch) Natürlich hat jeder seine negativen und nervigen Seiten, aber wir sind schon so lange zusammen... Tatsächlich verbringen wir mehr Zeit miteinander als mit unseren Familien, also fühlt sich Plastic Tree mehr wie eine Familie an. Und wenn man an das Verhalten anderer Leute gegenüber ihrer Familie denkt, sieht man das leicht...
Akira: Jeder hat mal einen schlechten Tag, aber darüber kommt man hinweg und man kann seine Familie nicht einfach aufgeben, auch wenn man ab und zu mal mit jemandem streitet.

Warum habt ihr euer Label gewechselt?
Tadashi: Es war einfach der Zeitpunkt dafür gekommen. Wir hatten das Gefühl: „Jetzt! Es ist Zeit, von diesem Label zu einem anderen zu wechseln!“

(Nicken) Verständlich.
Tadashi: Ja und in Japan löst sich die Grenze zwischen Indies und Major Band langsam auf. Auch hatte ich bei unserem neuen Label das Gefühl, dass wir nun in der Lage sein würden das zu tun, was wir vorhatten.

Buchi, du hast dich bisher darauf konzentriert, Schlagzeug zu spielen. Hast du vor, auch einmal Lieder zu schreiben?
Buchi: Vielleicht. Irgendwann in Zukunft.

Ryutarou, wie kamst du dazu, Lieder zu schreiben?
Ryutarou: Zuvor war ich weder mit mir noch mit meinem musikalischen Ausdruck zufrieden. Dennoch redeten wir darüber, welche Art von Musik wir machen wollten, als wir Plastic Tree gründeten... Meine eigenen Vorlieben wurden deutlicher und ich war endlich dazu in der Lage das zu komponieren, was ich fühlte.

Ist es eine bewusste Entscheidung, dass du nun in einer tieferen Tonlage singst? Du hattest die Angewohnheit alle Lieder in einer hohen zu singen.
Ryutarou: (nickt und lächelt) Ja, ist es. Es geht nur um den Style und das weiß ich auch. (alle lachen)

Tadashi, du bist der Bandleader. Ist deine Position in der Band deswegen anders?
Tadashi: (lacht) Meiner Meinung nach habe ich im Vergleich mit den anderen keine besondere Rolle. Es fühlt sich sogar komisch an, wenn du mich Leader nennst. Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam, aber vielleicht kommt meine führende Rolle nur dann heraus, wenn ich die Meinungen aller sammle und zusammenfasse und die endgültigen Entscheidungen bekannt gebe. Es ist ein etwas komplizierter Vorgang und es ist schwer das zu erklären.

Akira, sind deine Songs besser als die von Tadashi? (lacht)
(alle lachen)
Akira: Nun ja... (lacht)
(Ryutarou wischt sich die Tränen von den Augen)
Akira: Es gibt keinen Wettbewerb zwischen den Komponisten.
Tadashi: Und das ist auch gut so! (lacht)
Akira: In dieser band schreiben drei Leute Lieder und jedes Mal – ohne Ausnahme – mögen wir die Ergebnisse des jeweils Anderen am meisten.
(die Band lacht weiterhin und Akira und Ryutarou flüstern sich lächelnd etwas zu)

Noch eine lustige Frage am Ende... ich beziehe mich dabei auf den Text zu eurem Lied „Rocket“: Wisst ihr warum die Vögel nicht auf den elektrischen Leitungen geröstet werden?
(die Band lacht noch mehr)
Ryutarou: Ich hab keine Ahnung! (lacht) Aber wenn ihr das wisst, sagt es uns!

(auf Japanisch) Vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt. Es war ein tolles Treffen und wir wünschen euch ein erfolgreiches Konzert!
Alle: (auf Finnisch) Vielen Dank!


Unser Dank geht an Plastic Tree und ihre Staffleute, Helinä Toikkanen (Fotos), Nosturi und JrockSuomi
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