Konzertbericht

miyavi Konzertbericht, 15. September 2006

02/02/2007 2007-02-02 12:00:00 JaME Autor: Theresa Übersetzer: kasumi

miyavi Konzertbericht, 15. September 2006

Konzertbericht von miyavi im Tokio Geijutsu Gekijou am 15. September


© PS COMPANY
Dieses besondere Konzert miyavis war das Zweite aus einer Reihe von fünf. Das Erste fand am Tag von miyavis Geburtstag statt (14. September) und wurde ausschließlich von den glücklichen Gewinnern eines speziellen Wettbewerbes besucht. Das Konzert, welches ich besuchte, fand im Tokyo Geijutsu Gekijou in Ikebukuro nahe des Bahnhofes statt. Das Theater selbst ist ziemlich sehenswert und bietet Sitzplätze für etwa 700 Leute. Vor dem Konzertbeginn erschien das Publikum in großer Zahl und es war offensichtlich, dass die meisten Anwesenden weiblich und jung waren, meist um die 20. Die Mehrheit cosplayte miyavi aus einigen seiner früheren „Äras“.

Die kleine Halle war schon fast vollständig gefüllt, trotz dessen herrschte eine vertrauliche Atmosphäre. Vor dem Konzert bemerkte ich, dass die Musik, welche gespielt wurde, auf Englisch war und es gab ebenfalls etwas „Rhythm-Battle“-Musik. Das meiste davon war nicht gedacht um die Menge anzuheizen, stattdessen wurde damit Stimmung geschaffen und der Ton für das kommende Konzert gesetzt.

Dieses spezielle Konzert war ein Akustisches. Die Anwesenden wurden für alle Songs bis auf drei auf ihre Plätze verwiesen und standen nur auf miyavis Anweisung hin auf. Falls sich irgendjemandem die Gelegenheit bietet, ein Akustikkonzert eines japanischen Rockmusikers zu sehen, empfehle ich, sie zu ergreifen. Diese Art von Konzerten ist komplett anders und enthüllt Seiten des Künstlers, die manchmal erstaunlich und verblüffend sind.

Mit seiner Perfomance an diesem Abend waren verschiedene Techniken visuellen und auditiven Ausdruckes verbunden. Sein Konzert beinhaltete Stepptänzer, einen Maler, einen DJ, der an einem Plattenteller arbeitete, Taiko, Perkussionsinstrumente, einen Beatboxer ebenso wie Lichteffekte. Die Projektionen beinhalteten auch die Geschichte, welche auf seiner Homepage zu finden ist. Während des gesamten Konzerts wurde das Set von den Leuten geräumt und die Instrumente wurden umhergerückt. Vom ersten Lied an hatte miyavi die volle Aufmerksamkeit des Publikums.

Während all seiner Lieder vollführte miyavi sein charakteristisches „Gitarrentanzen“, bei dem er entweder aufstand und tanzte oder seinen Kopf ruckartig umherwarf oder auf seinem Stuhl rumzappelt. Während seiner Soloparts würde er des öfteren Gitarre, Schlagzeug und Tamburin zur selben Zeit spielen, indem er seine Füße benutzte, um die beiden letzteren Instrumente zu handhaben. Im Verlauf des Konzertes wechselte miyavi außerdem vier Mal das Kostüm und würde die Bühne verlassen um den Stepptänzern, Perkussionisten und dem Beatboxer das Rampenlicht zu überlassen. Während der ersten MC-Session sprach er über den Zweck des Konzertes und über sich. Im zweiten MC redete er von seinen Plänen und lenkte die Aufmerksamkeit auch auf die beiden Bilder, die im Verlauf des Konzertes entstanden waren, und stellte die anderen mitwirkenden Künstler vor. Es war dann, als er die Leute aufforderte, aufzustehen und die nächsten paar Songs mit ihm zu klatschen. Die Menge zögerte nicht, dem nachzukommen und der Rest des Konzertes neigte sich dem Ende zu, die Menge stand und applaudierte und jubelte miyavi zu.

Die trockenen Fakten scheinen nie die wirkliche Performance zu erfassen, wie auch immer, daher genieße ich es stets meine Eindrücke zu teilen, denn jeder verlässt ein Konzert mit etwas anderem, basierend auf seiner oder ihrer Perspektive und Persönlichkeit. Das erste, was ich bemerkte, war, wie sehr sich dieses Akustikkonzert von allem in Amerika unterschied. In aller Ehrlichkeit, ich weiß von keiner anderen Band oder einem Künstler, der als dem Rockgenre zugehörig herausgestellt wird und etwas Vergleichbares abziehen könnte. Das Set erinnerte mich aufgrund der extrem beweglichen Beschaffenheit der Instrumente und dem Theater selbst augenblicklich an ein sehr einfaches Broadway-Set. Erst war ich überrascht ältere amerikanische Musik zu hören, aber sie war gut und so dachte ich nicht weiter darüber nach. Je näher jedoch der Beginn der Show rückte, desto mehr „Rhythm-Battle“-Musik wurde gespielt. Die Menge direkt vor der Bühne war viel heiterer als ich es gewohnt war und bot mir einen angenehmen Gegensatz. Diese Leute wussten, weshalb sie hier waren und sie waren bereit, gute Musik von einem Künstler zu hören, den sie bewunderten.

Als die Lichter erloschen wurde ein Wort auf eine große Leinwand projiziert - "Individualismus". Anschließend folgte eine Geschichte, welche unglücklicherweise zu schnell vorüberging, als dass ich sie verstehen konnte. Als sein neustes PV, Selfish Love -Aishitekure, Aishiterukara- zu spielen begann, spielte miyavi die Begleitung auf seiner Akustikgitarre. Diesen Teil habe ich wegen der Unterschiede wirklich genossen und einfach deshalb, weil ich es interessant fand. Während des ganzen Konzertes jedoch kam mir das Wort "Individualismus" immer wieder in den Sinn. Im Verlauf der ersten Lieder gab es eine Menge Lichteffekte; die Lichter würden heller und dunkler werden und auch ihren Fokus verändern. Womöglich habe ich zu viel in die ganze Performance hineininterpretiert, aber sie kam mir sehr beladen vor. Es fühlte sich an, als würden alle Arten von Botschaften überbracht werden und eine Menge Selbstentfaltung stattfinden.

Als Gigpig Boogie begann war es dann offensichtlich, dass miyavi besonders in einem Punkt ein sehr talentierter Performer ist. Während er spielte, brachte er es fertig, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren, trotz der Tatsache, dass sich noch andere Leute auf der Bühne befanden. Ich bin nicht sicher, weshalb es gerade das ist. miyavi ist sehr lebendig, wenn er spielt, ganz ähnlich wie in seinen Videos. Zu sehen, wie er tanzt oder drei Instrumente auf einmal spielt und trotzdem noch den Eindruck erweckt, er würde sich ein wenig vor der Arbeit drücken, schafft einen fesselnden Punkt um die Aufmerksamkeit der Menge zu lenken. Er wechselte seine Kleidung oft und ich fragte mich, wieso er das tat und ob es eine Verbindung zu dem gab, was ich von der Performance mitnahm. miyavi genießt es ganz eindeutig zu spielen und ihn zu beobachten erinnerte mich an Schüler in Musikschulen, denn sein Akustikkonzert ist einer Jam-Session recht ähnlich. Das wird umso offensichtlicher, je weiter das Konzert voranschreitet. Meine liebsten Performer sind stets jene, die zwei Dinge tun. Sie müssen in der Lage sein gut zu spielen, aber sie müssen Spaß dabei haben. miyavi macht beides und indem er das tut, bezieht er das Publikum in seinen eigenen Genuss der Musik mit ein.

Eigentlich erinnerte mich die Bühne an einige traditionelle japanische Werte. Während eines der Lieder wurde eine schlichte Ziegelmauer mit etwas Moos projiziert, in anderen Liedern war es einfach farbiges Licht. Verbunden mit einer Betonbühne bot sich mir der Eindruck von Wabi-Sabi oder Schönheit in ihrer rustikalen, eleganten Einfachheit. Ich denke, jeder Performer trug etwas dazu bei, diesen Eindruck zu voranzutreiben, sei es der Stepptänzer, Maler oder Beatboxer. Der Kontrast zwischen Tradition und Moderne, den ich fortwährend sah, gab mir eine Menge, über das ich nachdenken konnte.

Nacht Boku wa Shitteru gab es etwas für jeden auf diesem Konzert. Kimi ni Funky Monkey Vibration hatte ein Rhythm Battle und ein Stepptanzsolo. Es gab ebenfalls Vocal Percussion. Alle Beteiligten waren talentierte Performer, welche neue Dimensionen in die Akustiklieder brachten. In Please, Please, Please gab es einen Perkussionisten, der ein Solo an den Bongos hatte und dann spielten er und miyavi zusammen. Vielleicht ist "jammten" das bessere Wort. Für die drei letzten Songs wurde auch ein Taiko-Trommler benutzt, der eine andere Dimension der darstellenden Kunst in die Performance brachte. Das letzte Lied vereinte sie alle, jeder seiner eigenen Kunst nachgehend, und eine Diskokugel drehte sich hoch über ihnen.

Ich kann nicht wiederholen, wie verschieden diese Art von Konzert zu dem ist, was Rock-Fans in Amerika gewohnt sind. Zwei Stunden lang ruhig zu sitzen während der Künstler spielt kann schwierig sein. Ich hatte ebenfalls Probleme damit, stillzusitzen und nicht zu versuchen, zu der Musik zu tanzen. Aufgrund meines Sitzplatzes wäre ich ohnehin schlecht beraten gewesen, zu tanzen, aber es war schwer, nicht einbezogen zu sein. Es hört nie auf mich zu verblüffen, wie das Publikum während eines Konzertes in der Lage ist, all seine Köpfe unisono zu bewegen. Das passiert in Amerika nicht, obwohl es mich nicht stören würde, diese Art von Konzert dort zu sehen. Es ist eine sehr interaktive und holistische Erfahrung und weil man Taiko, Stepptanz, Malerei, Vocal Percussion, Perkussion und einen DJ ebenso wie verschiedene Telops und Lichteffekte hatte, sind alle Sinne ins Spiel gekommen.

An einem Punkt stand auf den Leinwänden "Die Menschen sind ganz allein. Von Geburt an bis zum Tode habt ihr einen Körper. Ich kenne meine Schwächen und schlechten Seiten. Derjenige, der in meinem Leben Entscheidungen trifft, bin ich selbst; das Leben ist eine Reise (für euch allein). Niemand kann an meiner Stelle leben. Deshalb kommt es darauf an, inwieweit ich das akzeptiere und wie sehr ich mich selbst lieben werde. Selbst, wenn ich von jemandem geliebt werde, der nicht mich liebt, werde ich nicht glücklich. Fürchtet die Einsamkeit nicht. Ihr sollt die Zurückhaltung genießen und mich lieben, denn ich liebe euch."


Setlist

----Eröffnungsbild auf der Leinwand (eine undurchsichtige Projektion)----
1) Jiko Ai, Jiganjisan, Jiishiki Kajou (Instrumental)
2) Selfish Love -Aishitekure, Aishiteru Kara-
3) Gigpig Boogie
4) How to love
5) Boku wa Shitteru.
6) Kimi ni Funky Monkey Vibration
7) Please, Please, Please.
8) I love you sae kikoenai
PAUSE
9) ~an dieser Stelle wurde jeden Tag ein anderes Lied gespielt; auf diesem Konzert war es Senor, Senora, Senorita~
----MC Session------
10) Oretachi dake no Fighting Song
11) Fuminshou no nemuri hime
12) Jiko Shijo Shugisa no Nare no Hate (Instrumental)
13) Are you ready to love?
-----MC Session-----
14) We love you ~Seki wa kimi wo aishiteru~
15) "Aishiteru" kara hajimeyou
----Abschlussbild auf der Leinwand (eine undurchsichtige Projektion)----
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Events

Datum Event Spielort
  
15/09/20062006-09-15
Konzert
MIYAVI
Geijutsu gekijou
Tokyo
Japan
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