Der Verlust von Gitarrist und Hauptsongschreiber
Ryouhei hat die fünf Visual-Kei-Poprock-Helden von
ayabie offenbar nicht sonderlich mitgenommen. Jedenfalls haben sie mit
Yumehito, dem ehemaligen Soroban-Gitarristen einen zumindest annähernd guten Ersatz gefunden. So erscheint knapp vier Monate nach dem letzten, gelungenen Album
Virgin Snow Color ein neues Minialbum namens
ecumenical, der Anheizer für die in einer Woche beginnende ecumenical image spring tour. Sechs (teilweise) frische Tracks mit einer Gesamtspielzeit von knapp zwanzig Minuten servieren ayabie auf diesem Minialbum.
Das Ganze beginnt mit
Artifact, einem schönen, aber spärlich spektakulären Intro, welches soft vor sich dahinklimpert. Im Folgenden geht es dann wesentlich spannender, aber auch umso fragwürdiger zu. Besteht das Werk des neuen Gitarristen Yumehito etwa darin, alte Soroban-Lieder zu covern und diese mit neuen Titeln als neue Tracks zu vermarkten? Wir wollen keine böse Absicht unterstellen, doch mutet es seltsam befremdlich an, wie sehr
Senjou Cameraman to saigo und
masquerade den Soroban-Songs
Kinmei Nouzenharen und
Akairo Lamp ähneln. Interessanterweise zählen gerade diese beiden Songs zu den besten ayabie-Stücken der letzten Zeit, während der Rest des Minialbums dagegen etwas verblasst.
Senjou Cameraman to saigo ist ein mitreißender Titel über einen Kriegsreporter und das Ende (so zumindest der Titel), dabei abwechslungsreich und mit behutsam eingesetzten, aber wirkungsvollen Klavier- und Xylophonpassagen unterlegt. Es bleibt jedoch die Frage, ob man den Song nicht eher als fortgeschrittenes Cover hätte bezeichnen sollen. Dasselbe Bild bei
masquerade, welches ebenso verspielt und undurchschaubar ist wie sein Titel es ankündigt. Starke Gitarren- und Schlagzeugarbeit sowie die frenetischen Wechsel und Melodien erinnern an
Lapis Lazuli vom letzten Album und machen
masquerade zum zweiten Highlight der CD, jedoch sind auch hier Parallelen zu Soroban mehr als deutlich - und da hat vor allem Yumehito kräftig bei sich selbst abgekupfert.
Ms Santa, ursprünglich Miss Santa Claus betitelt, schraubt im Anschluss das Niveau erst einmal wieder etwas herunter und wirkt zuweilen etwas albern, unbeholfen und repetiv. Ein wenig süßer und kitschiger geht es bei
Honey Flavor zur Sache, dennoch driftet der Song nicht in völlig unhörbare Spheren ab. Eine gelungene Klavieruntermalung verleiht dem Titel sogar einen ganz netten Touch. Der letzte Track,
Nanairo no sora no Octave, setzt dann auf alte Tugenden, überrascht nicht großartig und wirkt keineswegs innovativ, ist aber immerhin eine durchschnittlich-solide Sache.
Wer bereit ist, für die zwei starken, aber massiv von Soroban kopierten Titel
Senjou Cameraman to saigo und masquerade den Aufpreis gegenüber einer Single zu bezahlen, bekommt mit ayabies neuem Minialbum ecumenical eine recht lohenswerte Investition; die übrigen Songs schwächeln im Vergleich aber doch merklich. Besonders Soroban-Fans werden sich über solche Methoden zu Recht aufregen, zudem gibt das natürlich einen straffen Punktabzug.
Apropos Single: Bereis am 25. April schmeissen ayabie eine neue unters Volk. Die wird
Sakura mau kiseki ni heißen und mit der B-Seite
Sendan ha futaba yori kanbashi veröffentlicht werden. Bis dahin unterhält ecumenical ganz gut, doch hoffentlich war’s das für ayabie erst einmal mit verschleierten Neufassungen längst bekannter Songs
Wertung: 3,5 von 5
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