Merrys Special White Sheep Event

Um sowohl das neue Jahr, als auch die bisherigen gemeinsamen fünf Jahre zu feiern, entschieden sich Merry dazu, mit aufeinanderfolgenden Shows in der C.C. Lemon Hall (Shibuya Kokaido) am 31. Dezember das Jahr 2006 zu beenden und 2007 zu begrüßen. Ihre erste Show war das lang erwartete White Sheep Event, wozu man die Fans aufgefordert hatte, sich herauszuputzen, was viele auch taten, und sich während des Konzerts so zu verhalten, als würde man sich den Auftritt eines Orchesters oder etwas vergleichbar anspruchsvolles ansehen. Ebendiese Fans warteten schon Stunden bevor die Türen geöffnet wurden um schließlich einen Platz in der langen Schlange vor den Tourgoods zu ergattern oder sich neben den skurrilen Skulpturen, die den Platz vor der Livehalle dekorierten, mit Freunden zu treffen. Sobald man im Inneren und somit aus der Kälte heraus war, suchte man sich seinen Platz vor der Bühne oder auf den Balkons, während Jazzmusik durch die Lautsprecher tönte.

Als sich der rote Vorhang in der Konzerthalle hob, wurde der Blick auf eine wunderschön dekorierte Bühne frei; die Hauptebene hielt sich in einem grau-weißen Schachbrettmuster, während es noch eine Erhöhung mit etwas gab, was wie zwei Umkleiden aussah. Die vom Publikum aus gesehen Linke hatte einen Kleiderständer mit einigen Jacketts daran, die Rechte war abgesehen von einem kleinen Stuhl leer. Zwei weitere Möbelstücke, eine rote Couch und ein kleiner brauner Tisch mit diversen Schmuckgegenständen, standen vor dem Schlagzeug. Räume waren durch weißen Stoff, der auch die Hauptbühne einrahmte, vom Rest abgetrennt. Der Effekt, den diese Gardinen schufen, war atemberaubend – es fühlte sich an, als würde man einen Blick auf das private und kunstvoll gestaltete Zuhause einer Person erhaschen und nicht ein Konzert ansehen. Der Gesamteindruck wurde durch einen glitzernden Glaskronleuchter abgerundet, der in der Mitte der Bühne an der Decke hing.

Schlagzeuger Nero war der erste der Band, der auf der Bühne auftauchte. Sowie Merry die Fans darum gebeten hatten, sich entsprechend zu kleiden, hatten auch sie ihren Teil eingehalten; jedes Bandmitglied war komplett in weiß gekleidet und ging die wenigen Stufen zu den Jacketts hoch, um das eigene herauszusuchen. Nachdem sie es angezogen hatten, nahmen sie ihre Position auf der Bühne ein. Sänger Gara betrat als letztes die Bühne und war nicht nur von oben bis unten in weiß gekleidet, sondern trug auch noch eine Maske. Nachdem er sich sein Jackett geholt hatte, nahm er die Maske ab um sich tief vor dem Publikum zu verbeugen. Die Show ging los.

Merry eröffneten das Live mit einem älteren Favoriten, Tasogare Restaurant, und schufen damit sofort eine gewisse Stimmung, die den Versammelten ein Event versprach, das man so noch nicht bei einem Rockkonzert erlebt hatte. Die Zuschauer saßen während des Songs ruhig und respektvoll still da, ihre Augen auf die Männer auf der Bühne fixiert. Als es zu Ende war, wurde jedes Bandmitglied mit einem Scheinwerfer beleuchtet und Gara verschränkte seine Hände, als würde er beten. Rennai Kousaten und Tick Tock folgten, letzteres war zuerst sehr ruhig, baute aber im Laufe der Performance eine emotionaler Intensität auf. Die Gitarren, gespielt von Kenichi und Yu drifteten zusammen mit der sich drehenden Bühnenbeleuchtung über die Menge, als würden sich nach irgendetwas oder irgendwem suchen. Gara Stimme würde im Ausdruck der Gefühle immer rauer, als er sein Gesicht in seinen Händen verbarg, wie wenn er sich für seine eigene Darstellung schämen würde.

Merry, sonst so energiegeladen, waren bei den Liedern am Anfang eher still, aber als sie begannen Bluesy Night zu spielen, gab es für das Publikum etwas mehr Bewegung. Gara suchte sich eine andere Kopfbedeckung, nahm dabei in Kontrast zu dem vorherigen weißen Hut einen schwarzen Zylinder und fing dann an, mit seinem Mikrophonständer zu tanzen. Auch Kenichi und Bassist Tetsu waren animierter, während Yu für den Hintergrundgesang zuständig war.

Als ein Lied durch die Lautsprecher im Hintergrund zu spielen begann, setzte sich Gara seine Maske wieder auf und ging die Treppen nach unten in einen Raum auf der rechten Seite, wo er sich, fast allen Blicken entzogen, hinsetzte. Die restliche Band blieb auf de Bühne, als zur Überraschung der Fans eine in ein rotes Kleid und einen Fellmantel gehüllte Frau die Bühne betrat und einen kleinen, schwarzen Stuhl mit sich brachte. Ein im Gegensatz zu Merry komplett in schwarz gekleideter Mann erschien nach ihr. Es war Zeit für den fünften Song, Kousoubiro no ue de Last Dance. Als Gara sang, tanzte das Paar unter ihm, drehte und umarmte sich auf dem Schachbrettmuster.

Kousoubiri no ue de Last Dance fand sein Ende und sowohl die Tänzer, als auch fast ganz Merry verließen die Bühne, nur Gara blieb und ging langsam wieder die Stufen nach unten um sich auf die rote Couch zu setzen. Während nur Merry Supportkeyboarder für Musik sorgte, ging Gara alleine zum nächsten Lied über, Sayonara Rain. Während er gen Himmel sah, konnte man Garas ergreifenden Auftritt in der ganzen Halle spüren, einige Fans vergruben ihre Gesichter in ihren Händen. Als dieser eindrucksvolle und unerwartete Song beendet war, ging Gara zu dem kleinen schwarzen Stuhl, den die Tänzer zuvor gebracht hatten, und setzte sich dort mit angezogenen Knien hin, sodass sein Gesicht erneut vor dem Publikum verdeckt war. Die beiden Gitarristen Yu und Kenichi kamen wieder auf die Bühne. Diesmal hatten sie Akustikgitarren bei sich und nahmen auf Stühlen zu beiden Seiten Garas Platz. Zu dritt stiegen sie nun in eine weitere mitreißende Performance ein, der Akustikversion des Lieds Mado Kara Nigeta Love Song. Ein Scheinwerfer tauchte jeden Mann in ein weißes Licht, ihre Gesichter waren vor jeglichen Blicken verdeckt, da sie nach unten sahen, während die Fans versuchten, ihre Tränen zurück zu halten.

Jetzt war es an der Zeit, dass die anderen beiden Merry Mitglieder zurückkamen. Nero zog sein Jackett aus, bevor er sich hinter ein großes Paar Bongos stellte und Tetsu war eine rote Rose ins Publikum, bevor er sich auf einen kleinen Stuhl neben Kenichi setzte. Die Band blieb sitzen, als sie BLUESCAT spielten, das Gara durch ein pinkes, Stimmen verzerrendes Mikrophon sang, während Nero mit seinem üblichen Enthusiasmus Bongo spielte, ja sie beinahe zum kippen brachte.

Als nächstes war ein älterer Song an der Reihe, tokyo Telefone (jazz Piano ver.), bei dem , Kenichi und Yu weiterhin sitzen blieben, während Nero wieder an sein Schlagzeug ging. Gara suchte sich erneut die Couch aus und schenkte sich etwas zum Trinken ein; er nahm abwechselnd einen kleinen Schluck oder starrte in das Glas während er sang. Als das Lied zu Ende war, gingen bis auf den Kronleuchter in der Mitte der Bühne alle Lichter aus. Nero nahm die Gelegenheit für eine kleine MC Einlage wahr. Er sah sich das Publikum an, um herauszufinden, wer sich fein angezogen hatte, und sprach ihrer „lieben Fans“ ganz angetan an.

Während Nero sprach, stellte sich der Rest der Band wieder auf die Füße um rechtzeitig zum nächsten Lied zu kommen, das liebliche kohakuiro no ballad. Gara behilt sein Getränk in der Hand und es folgte eine interessante Performance von bara to katasumi no blues. Der dünne Sänger schien sehr lebhaft, ohne still sitzen zu können tigerte er um den kleinen Stuhl herum und setzte sich abwechselnd darauf oder lehnte sich dagegen, als ob er von er Trinkerei überwältigt wäre. refrain ~doyoubi no namida kam als nächstes, worauf wieder eine kleine MC Einlage seitens Nero folgte, der den Keyboarder vorstellte, welcher ihnen den ganzen Abend lang geholfen hatte. Er sprach ebenfalls davon, dass Merry in Zukunft vielleicht “Dinner Shows dieser Art” machen würden, was ein leises, aufgeregtes “oooh” im Publikum hervorrief.

ringo to uso war als nächstes dran und zeigte Merry durchaus aninmierter, als Gara auf der Bühne herumtanzte. Diese Energie wandelte sich in keine geringeren Emotionen um, als ringo to uso im Vergleich zu dem, was man von den Studioaufnahmen gewohnt war, einen fast unerwarteten gefühlvollen Touch bekam. Obwohl die Fans durch ihre bisherigen Performances still gewesen waren und auch jetzt noch meist ruhig und respektvoll sitzen blieben, begannen einige ihre Hände und Arme zu bewegen. Merry fassten ihr Set mit einem Song zusammen, den sie zuvor schon gespielt hatten, Sayonara Rain – mit dem Unterschied, dass sie ihn diesmal als „reversed Version“ aufführten.

Als das versammelte Publikum applaudierte, verbeugten sich die Männer auf der Bühne. Die Gitarristen verließen sie als erstes, gefolgt von Gara und Tetsu. Nero nahm zunächst seinen Mantel in die Hand, bevor er nach vorne zum Bühnenrand kam und sich tief vor dem Applaus der Fans verbeugte und schließlich auch ging. Das Publikum klatschte weiter, auch nachdem das Licht gedämpft worden war und die Band die Bühne längst verlassen hatte, was eine nahezu klassische und angenehme Atmosphäre erzeugte.

Es dauerte einige Momente, bis die Fans sich dazu entschieden ihre Band wieder nach draußen zu rufen, da man sich anscheinend erst dazu entscheiden musste, ob es für dieses Event angemessen war, nach einer Zugabe zu rufen. Das Parkett und der Balkon schienen sich spielerisch mit ihren „encore!“ abzuwechseln, die zuerst aus den vorderen Reihen kamen und sich nach hinten und oben weitergearbeitet hatten. Nach einer Weile wurde die Bühne wieder beleuchtet und Merry kamen zurück für den ersten Song ihrer Zugabe, Tokyo ni huru yuki. Dazu passend begann leichter Schnee zu fallen, was einen unglaublich schönen Akzent zur Performance der Band setzte.

Merry letztes Lied war das starke CALLing. Als die Gruppe mit ihrer mitreißenden Show begann, wurde das PV zu CALLing hinter ihnen auf die weißen Vorhänge projiziert, die den hinteren Teil der Bühne verhingen. Unterhalb des Videos gaben sich Merry, nun in dunklen Grautönen und schwarz gekleidet, voll und ganz dem Lied hin. Yu und Kenichi nickten im Takt mit den Köpfen und kickten leicht mit den Füßen während Gara sang, sich mit einer Hand ans Herz greifend. Als CALLing sein Ende fand, schlossen sich die roten Vorhänge und versteckte die Gruppe vor den Blicken der applaudierenden Fans, die nun auf den Beinen waren und der Band ihre wohlverdiente Standing Ovation gaben.

Die Lichter gingen an und langsam verließ das Publikum das Shibuya Kokaido. Viele holten sich schnell etwas kleines zum Abendessen oder ein heißes Getränk bei den nahen Restaurants während sich andere beeilten um ihre Klamotten zu wechseln. Für die zweite Hälfte der Nacht, Merrys Black Sheep Event, würde ein formelles Kleid schließlich nicht angebracht sein...



Setlist:
01. tasogare restaurant
02. rennai kousaten
03. tick-tock
04. bluesy night
05. Koso Buil no Ue de Last Dance
06. Sayonara rain (akkustik)
07. Mado kara Nigeta Love Song (akkustik)
08. BLUESCAT
09. tokyo telephone (Jazz PianoVersion)
10. kohakuiro no ballad
11. bara to katasumi no blues
12. refrain ~doyoubi no namida~
13. ringo to uso
14. Sayonara rain (reverse Version)
15. Tokyo ni huru Yuki
16. CALLing