Ein weiteres Review, das im J-Shock Contest gewinnen konnte.
Eine schaurig-romantische Ode an die Düsternis. Kraftvoll und mitreißend, so ist das Debüt(mini)album "goku -shohan kata enban-" von Girugämesh, das den Hörer beinahe keinen Moment zur Ruhe kommen lässt. Wer Songs mit Atempausen braucht, ist hier definitiv falsch. Denn die mit zarter Stimme gesungenen ersten Zeilen, begleitet von melancholischen, schwermütigen Klavierklängen, die das Werk einleiten, bilden eine Ausnahme. Nur Sekunden später kracht die geballte Kraft von Drums und Bass auf den Hörer hernieder, der von nun an in einen Strudel von gewaltigen Melodien, treibendem Rhythmus und einer mitreißenden Stimme hineingezogen wird.
Schon wieder ein gezwungen hartes Metal-Album, bei dem ein Lied wie das andere klingt?, mag sich der ein oder andere fragen. Die Antwort ist einfach: Bei weitem nicht! Musikalisch dominieren zwar die düsteren Klänge, dennoch birgt jedes Lied etliche Überraschungen, die nicht zuletzt Satoshis wandlungsfähiger Stimme zu verdanken sind, die beinahe in jeder Form zum Einsatz gebracht wird. Von tiefem Grunzen bis hin zu klarem Falsett ist alles vertreten, was das J-Rock Fan-Herz begehrt.
Ein treibendes Schlagzeug wie auch ein angenehm dominanter Bass bieten die musikalische Grundlage für mitreißende Gitarrenparts, wobei sich das Frontinstrument an keiner Stelle krampfhaft in den Vordergrund zu drängen versucht, sondern mit einprägsamen Riffs und vereinzelten Solos eine Klangmalerei betreibt, in der eines ganz deutlich an erster Stelle steht: der Gesang. Dabei geben sich harmonisch gesungene Parts, bedrohliches Flüstern und beinahe animalische Schreie, die einem einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen, die Klinke in die Hand.
Dies wird schon im ersten Lied "Having Betrayed Is Why", deutlich, das gesanglich wie auch musikalisch mit voller Power auftrumpft und einen guten Vorgeschmack auf den Rest der insgesamt 5 Songs des Mini-Albums bietet. Doch trotz der klanglich harten Systematik kann keinem der Songs ein eindeutiges Label aufgedrückt werden. "Kanaenu Uta" und "Goku", zweifelsohne die härtesten Lieder des Albums, überraschen trotz bedrohlich und beinahe wütend vorgetragener Strophen mit melodischen Refrains, während sowohl "Gokusou" als auch "Kosashi Uta", die neben der gewohnten Dynamik etwas fröhlich-rockigere Züge und definitiv Mitsingcharakter haben, dennoch nicht an Stärke verlieren.
Trotz ihrer professionellen Liedführung liegt allen Songs eine gewisse Rohheit zugrunde, die sich nicht hinter künstlicher erzeugten Harmonien zu verstecken versucht und dem ganzen Album einen angenehm authentischen Grundzug verleiht, was die musikalisch explosive Mischung noch reizvoller macht. Hier wird nicht beschönigt, hier wird Klartext gesprochen!
Wer sich nicht scheut, ein bisschen im Japanisch-Wörterbuch zu blättern oder sich eine Übersetzung zu Gemüte zu ziehen, wird auch bei den Lyrics voll auf seine Kosten kommen und nicht nur einmal eine Gänsehaut verspüren.
Dunkel, zerzweifelt und doch von einer tragischen Schönheit so präsentieren sich Girugämesh nicht erst seit gestern. "Goku -shohan kata enban-" ist ein Klangfeuerwerk mit Charakter, das eindeutig Lust auf mehr macht!