Bericht von Versailles' erstem Konzert im Meguro Rock May Kan und der ihm vorausgehenden Pressekonferenz
Am 23. Juni 2007 ging etwas Seltsames vor im Meguro Rock May Kan, der traditionsreichen Konzerthalle, in der X Japan einst ihr Debüt gaben. Eine riesige Menge von Männern hatte sich versammelt und weit und breit war keine einzige Frau zu sehen! Die Männer waren ohne Zweifel von der Aussicht angelockt worden, dem ersten öffentlichen Auftritt von Versailles beiwohnen zu dürfen.
Versailles ist ein Visual Kei-Quintett, bestehend aus Sänger KAMIJO, den Gitarristen HIZAKI und TERU, Bassist Jasmine You und Schlagzeuger YUKI. Aufgrund der illustren musikalischen Vorgeschichte der Bandmitglieder erregen Versailles bereits jetzt große Aufmerksamkeit, sowohl in Japan als auch international, und so sollte sich die Halle mit Männern füllen, die ein Ohr für gute Musik haben.
Akemi Oshima, eine bekannte Journalistin, die regelmäßig über Visual Kei-Künstler berichtet, fungierte als Moderatorin und erklärte, daß jedes Mitglied sich mit einem Solo vorstellen werde. Der erste war Drummer YUKI: ein schwarzhaariger, gutaussehender Bursche, der großes Talent am Schlagzeug bewies. Als zweiter erschien Jasmine You auf der Bühne: sexy und schön, mit Pfauenfedern in seinem Haar, präsentierte er Zauberkunststücke anstatt Bass zu spielen, da er (laut Akemi) stark von der japanischen Zauberkünstlerin Princess Tenko beeinflußt ist. Der dritte und vierte in der Reihe waren die beiden Gitarristen; TERU brachte den Himmel zum Erbeben, während die Melodien des femininen HIZAKI die Spannung auf die bevorstehende Performance auf einen neuen Höhepunkt steigen ließen. Zu guter Letzt erschien endlich KAMIJO, trat in die Mitte der Bühne und begann zu singen, während das Publikum in völliger Stille verharrte und seine Aufmerksamkeit ganz auf die schönen Melodien konzentrierte, die die Band ihren Instrumenten entlockte.
Nachdem sie sich vorgestellt hatten, wurde die Bühne für die bevorstehende Pressekonferenz hergerichtet. Akemi selbst las die Fragen der Reporter vor und alle Bandmitglieder steuerten die Antworten bei. Auf die Frage, warum sie beschlossen hätten, ausschließlich vor Männern zu spielen, erwiderte KAMIJO, daß Visual Kei-Konzerte fast ausschließlich von Frauen besucht würden und Männer sich deshalb nicht vollkommen gehen lassen könnnten. Wie um Kamijo zuzustimmen, nickten viele der Männer im Publikum. KAMIJO enthüllte außerdem, daß er viele Emails von außerhalb Japans bekommt und hofft, in der nahen Zukunft mit der Band ins Ausland reisen zu können.
Die wohl beste Antwort des Abends kam von KAMIJO auf die Frage hin, was das Ideal von Versailles sei: "Das ultimative Maß an Selbstzufriedenheit". Jasmine You sprach mit einem seltsamen japanischen Akzent, der so klang als sei er ein Ausländer, der der japanischen Sprache nicht ganz mächtig sei. Alle Bandmitglieder demonstrierten einen großartigen Sinn für Humor, gepaart mit sehr originellen Persönlichkeiten.
Schließlich wurde die Bühne für den Auftritt der Band vorbereitet. Nachdem wir so lange mit kurzen Vorschauen auf YouTube vorlieb nehmen mußten, hatten wir endlich die Gelegenheit, zum ersten Mal den Videoclip zu The Revenant Choir zu sehen. Er bestätigte, daß es sich bei Versailles um eine Familie von Rosen handelt. Als der Clip zuende war kehrte die Band auf die Bühne zurück und eröffnete ihr Set mit The Red Carpet Day. In Anbetracht der Kompetenz der Musiker auf ihren jeweiligen Instrumenten, gepaart mit KAMIJOs Charisma, war es nicht verwunderlich, daß das Publikum ausrastete! Einige Zuschauer entledigten sich gar ihrer Hemden, während andere zu Versailles' Musik headbangten, bis diese vier Songs später die Bühne verließen.
Ich konnte die Geschehnisse von der Tribüne im zweiten Stock aus beobachten und obwohl es ein seltsamer Anblick war, eine Gruppe von Männern tanzen, headbangen und sich entgrenzen zu sehen, nehme ich an, daß sie ganz einfach ihren eigenen Tag brauchten.
Versailles haben erklärt, daß sie die ganze Welt bereisen wollen, ohne Rücksicht auf Länder-, Geschlechter- oder ethnische Grenzen. Ihr symphonischer, faszinierender und wilder Sound ist international. Schaut Euch ihre "absolute Youshikibi (Schönheit der Form) von Sound und ästhetischen Extremen" also einmal näher an!