Wer die besten Songs direkt an den Anfang eines Albums packt, kann sich einer zumindest kurzfristigen Aufmerksamkeit glücklich schätzen. Dies schaffen
RENTRER EN SOI auf
THE BOTTOM OF CHAOS mit Bravour - das wilde,
KoRn-ähnliche
I WAS DAMNED gehört zu den ganz großen Titeln des Jahres im Genre und
JUST MAD PAIN prescht gnadenlos voran und begeistert vor allem im grandios-intensiven, leicht nostalgisch wirkenden Refrain. Starker Auftakt, doch wer ist die Band eigentlich? Wüsste man es nämlich nicht besser, könnte man fast denken, hier musikalisch und optisch eine Variante des aktuellen
Dir en grey-Albums serviert zu bekommen. Das RENTRER EN SOI diese Nähe suchen, fällt auf. Es macht ihr neues Album aber auch zu einem absoluten Leckerbissen!
Jedoch schlagen RENTRER EN SOI nicht allzu oft die ganze harte Schiene ein und können so einige Punkte sammeln. Das behutsam aufgebaute, abwechslungsreiche und vor melodischem Prunk funkelnde
Ushinawareta fuukei no yume hat mehrere superbe Passagen,
Shinwa wird von einem melancholischen Piano getragen. Und Sänger Satsuki macht zum größten Teil (auch auf dem Rest des Albums) einen starken Eindruck. Das herrlich schöne, treibende und wunderbar verträumt wirkende
TO INFINITY profitiert ebenfalls von der Fokussierung auf anständige Melodien und weniger Gitarrengeschredder - heraus gekommen ist einer der besten Titel der CD!
Etwas schneller und rockiger geht's auf
THE ABYSS OF DESPAIR wieder von der Rolle; der Song hätte mich sicher auf das Album neugierig gemacht, hätte ich etwas von der Vorabsingle mitbekommen. Auch
I HATE MYSELF AND WANT TO DIE wurde in ähnlicher Form schon im Voraus veröffentlicht, gehört aber zu den seltenen durchwachsenen Stücken: die Drums rocken, die ausnahmsweise recht schauderhaften Vocals zerstören davon aber wieder viel. Dasselbe Spiel bei
Misshitsu to kodoku ni dokusareta yuuutsu. Da fühlt man sich glatt an die Anfänge der Band zurück versetzt, was definitiv
keine gute Nachricht ist.
Also lieber wieder ein paar richtig gute Songs? Kein Problem, haben wir. Zum Beispiel
MISERY LOVES POISONOUS BLUE, welches ein eigentlich recht kurzes, jedoch riesig wirkendes und größtenteils großartiges Stück ist. Und auf
AMONGST FOOLISH ENEMIES durchlebt der Hörer ein Wechselbad aus den typischen, einprägsam betitelten Oldschool-Bangern von Dir en grey (
Hydra,
SCHWEIN NO ISU) und den aktuellen
GazettE.
GROWL hingegen könnte auch ein typischer (und somit nicht unbedingt herausragender)
studs-Titel sein, strotzt aber in so mancher Hinsicht vor Power. Und
THORNY RAIN BREAK trägt wie der erste Titel in diesem Absatz ein eposartiges Gefühl mit sich, zudem ein mitreißendes, schweres Instrumental.
Überraschung, Überraschung: RENTRER EN SOI haben mit
THE BOTTOM OF CHAOS ein heißes Feuer am Start, welches sich in seiner mannigfaltigen Tracklist nur wenig mittelmäßige Ausnahmen erlaubt. Viele Songs kommen einem durchaus bekannt vor - Dir en grey und andere waren den fünf Jungs von RENTRER EN SOI mit Sicherheit eine große Inspiration, jedoch stechen die zumeist (sehr) guten Songs dank tollen Instrumentals, Mikas begnadeten Drums und einem Satsuki in Bestform aus den vielen guten J-Rock-Veröffentlichungen dieses Jahres heraus. Deutlich eine der lohnenswertesten Scheiben der letzten Monate - reinhören wird dringend nahegelegt!
Wertung: 4 von 5
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