JaME hatte die Gelegenheit, ein Interview mit Atsushi Yanaka vom legendären Ska-Band Tokyo Ska Paradise Orchestra zu führen.
Am 29. Juni hatten wir die Möglichkeit ein Interview mit der legendären Ska-Band Tokyo Ska Paradise Orchestra in den Niederlanden zu führen, ein paar Stunden bevor sie das erste Konzert ihrer aktuellen Europatour im Tivoli de Helling, in Utrecht gaben. Wir sprachen mit Atsushi Yanaka, dem Bariton-Saxophonisten und einem der Ursprungsmitglieder, mit dem die Band vor 20 Jahren startete.
Kannst du die Band vielleicht für die Leser, die euch nicht kennen, vorstellen?
Atsushi: Wir sind eine Band, bestehend aus 10 Leuten, die Ska, vermischt mit allen Arten von Musik spielt. Wir touren nun schon zum fünften oder sechsten Jahr durch Europa und es ist unsere fünfte Europatour. Es ist auch das zweite Mal, dass wir auf dieser Bühne spielen. Davor spielten wir im Lowlands, Parkpop > und ebenfalls im Rayman is laat.
Viele Bands scheinen nur für ein paar Jahre zu bestehen, ihr haltet seit 20 Jahren zusammen. Was ist euer Geheimnis?
Atsushi(lacht) Wir reden viel miteinander und spielen natürlich auch gerne Ska-Musik. Wir streiten nicht miteinander. Ich weiß nicht warum. (lacht) Glücklich-Sein gewinnt immer.
Hattet ihr mit so vielen Leuten in der Band jemals Probleme?
Atsushi: Die Backstageräume sind für uns zu eng. (lacht) Und an kleinen Veranstaltungsorten ist auch die Bühne eng. Aber wir akzeptieren jede Art Bühne und haben während unserer Tourneen auch schon auf einigen gespielt.
Wie komponiert ihr normalerweise eure Lieder? Arbeiten alle Mitglieder zusammen oder sind es nur ein paar Außerwählte? Musstet ihr schon debatieren oder Kompromisse schließen?
Atsushi: Fast alle Mitglieder komponieren Songs. Wir schreiben es immer auf Notenblätter und spielen es einmal um es zu "testen". Dann arrangieren wir das Lied.
Ihr habt mit verschiedenen Künstlern, wie PUFFY, CHARA, Shéna Ringö, usw. zusammengearbeitet. Wie habt ihr die sie für diese Zusammenarbeit ausgesucht?
Atsushi: Es bedarf eines gewissen Timings und es ist eine Art Zufall. Aber sie alle fühlen sich geehrt mit uns zusammenzuspielen, da wir bereits seit fast 20 Jahren zusammen sind. Also ist es einfach.
Wie war es mit Künstlern wie CHARA zu arbeiten, die ja keinerlei Bezug zu Ska-Musik haben?
Atsushi: Es war eine sehr interessante Sache. Wir sind zehn Mitglieder, also können wir eine Person mehr immer involvieren. Wir können mit zehn Mitgliedern, zehn Männern, Stimmung machen. Das ist furchtbar für eine Lady. (lacht)
Gibt es noch andere Künstler mit denen ihr gerne zusammenarbeiten würdet und warum? (An dieser Stelle beteiligen sich die anderen Mitglieder ebenfalls, die sich in den Räumlichkeiten entspannten)
Takashi Kato: Rolling Stones!
Atsushi: Terry Hall von The Specials. Aber ich habe keine Ahnung warum! Sorry!
Takashi Kato: Sting! Bono!
Habt ihr jemals in Betracht gezogen, einen festen Sänger in die Band zu holen?
Atsushi: Manchmal singt unser Drummer und wir haben eine Single herausgebracht, auf der er singt. Manchmal singen auch die anderen Mitglieder!
Also bevorzugt ihr es keinen Sänger als elftes Mitglied zu haben?
Atsushi: Früher hatten wir Sänger, aber sie hörten auf, was uns zweimal passiert ist. Aber wir sind stolz darauf eine Instrumental-Band zu sein. Wir haben Lieder mit diesem Einfach-Singen-Stil, was genauso wichtig für uns ist.
Findest du es in Anbetracht der Sprachbarriere einfacher, ohne Sänger eine Verbindung zu den Fans zu schaffen?
Atsushi: Ja, es ist einfacher, weil wir fast eine reine Instrumental-Band sind. Allerdings ist es sehr interessant auf Japanisch zu singen. Während unserer letzten Europatour spielten wir einige Songs mit japanischen Vocals, aber wir hatten keinerlei Probleme. (lacht)
Ihr habt kürzlich ein Album namens Best of Tokyo Ska 1998-2007 herausgebracht. Wie wurden die Songs ausgesucht?
Atsushi: Der Schlagzeuger hat sie alle ausgesucht (lacht), er hat das entschieden. Er hat seine eigene Radiosendung als DJ. Also wollte er die Lieder aussuchen.
Kannst du uns etwas über Smile, den Ska Para Film, erzählen?
Atsushi: Wir haben in 6 Monaten 78 Konzerte gespielt, darunter Auftritte in Vietnam und Europa, also drehten wir während dieser Tour den Film. Der Kameramann kam auf die Bühne und filmte frei. So kann man sich währenddessen als Teil vom Tokyo Ska Paradise Orchestra fühlen. Darauf findet man auch Backstagematerial und viel Witz. Es ist sehr realistisch.
Warum habt ihr euch dazu entschieden, pinke Klamotten zu tragen?
Atsushi: Nun, wir tragen seit unserem Debüt pinke Outfits. Ein bisschen wie Kirschblüten. Außerdem sind wir so viele Männer, dass wir etwas Süßes brauchten. (lacht)
Ihr seid eine der wenigen japanischen Bands, die Interesse daran haben in vielen Ländern, überall auf der Welt, Konzerte zu haben. Was ist es, dass euch dazu bringt in fremden Ländern zu spielen?
Atsushi: Wir spielen einfach gerne, besonders an unbekannten Orten.
Ihr habt in der Vergangenheit des Öfteren in den Niederlanden gespielt. Was denkt ihr über das Publikum hier und ähnelt es dem Rest von Europa?
Atsushi: Die Niederlanden... (er holt ein Wörterbuch heraus, um das richtige Wort zu finden), sie haben ein gutes Benehmen. (lacht) Ich hatte das Gefühl, das es hier unsichtbare Bande gibt in den Niederlanden, zum Beispiel helfen sie sich gegenseitig auf bei der Party. Sie werden nicht zu wild.
Was ist das Beste beim Touren durch Europa? Gibt es auch Schattenseiten?
Atsushi: Das Schlechte ist der volle Terminplan. Manchmal spielen wir sieben Tage am Stück. Das Gute ist, dass wir viel spielen und Sightseeingtouren machen können.
Ihr habt bei eurem vollen Terminplan Zeit für Sightseeing?
Atsushi: Wir haben zwischen Probe und Auftritt ein paar Stunden Zeit, also gehen wir spazieren und wenn wir müde sind, trinken wir ein Bier in einer Bar.
Habt ihr in Utrecht auf Sightseeingtour gehen können?
Atsushi: Ja, wir sind gestern ins Cafe Belgium gegangen. Da waren zwanzig verschiedene Zapfhähne. (lacht) 500 Flaschen Bier.
Was ist das Seltsamste oder Verrückteste gewesen, das der Band während der Tourneen im Ausland passiert ist?
Atsushi: (denkt eine Weile nach): In Deutschland hielten wir an einer Raststätte und mussten für die Toiletten zahlen. Das passiert in Japan niemals. Und eine weitere Sache war, dass das Publikum während eines Auftritts nicht zur Bühne sah. Sie haben alle nur getanzt und uns nicht angeschaut. Sie haben sich so sehr auf das Tanzen konzentriert, dass ich manchmal dachte "Schaut uns an!" (lacht)
Wie ist es mit dem Publikum in Japan? Einige Bands sagen, dass die Fans in Europa recht viel tanzen, aber das japanische Publikum eher still ist. Wie ist es auf euren Konzerten?
Atsushi: Ihr Benehmen ist viel zu gut! Zwischen den Liedern sind sie komplett still. Wenn ein Lied anfängt, tanzen sie, aber zwischen den Songs ist komplette Stille. Sie sind nicht sonderlich gut darin, bei einer Party Lärm zu machen. Das ist seltsam, aber ich vermute, das sind nun mal unsere Sitten. (lacht)
Ihr habt an verschiedenen Orten gespielt, zumbeispiel einmal in der Yokohama Arena vor 15.000 Leuten, aber auch auf sehr kleinen Bühnen. Welche der beiden Plätze mögt ihr am Liebsten?
Atsushi: Wir mögen kleine Bühnen genauso wie große. Ich merke keinen richtigen Unterschied. Ich bin beispielsweise ebenfalls DJ, allerdings fühle ich keinen Unterschied, ob ich nun hinter den Turntables bin oder Saxophon spiele.
Zurück zu den Auftritten in Übersee: Hättet ihr Interesse daran auch eure CDs im Ausland herauszubringen?
Atsushi: Wir haben bereits Ska Me Crazy bei einem englischen Label herausgebracht und würden gerne noch mehr publizieren.
Was für Zukunftspläne habt ihr mit der Band inner-und außerhalb Japans?
Atsushi: Wir möchten an unbekannten und seltsamen Orten spielen. Vielleicht werden wir dieses oder nächstes Jahr ein neues Album herausbringen.
Habt ihr eine abschließende Nachricht an eure Fans?
Atsushi: Wir brauchen immer Party-Menschen auf unseren Konzerten, weil wir uns immer wie die Besten fühlen möchten. Das liegt daran, weil wir Party-Tiere sind. (lacht) Also kommt zu unseren Konzerten!
JaME möchte sich bei TOKYO SKA PARADISE ORCHESTRA, irhem Staff und Avex Entertainment inc für die Möglichkeit bedanken, diese Band zu interviewen.