Konzertbericht

It Came From Japan in Liverpool

30/10/2007 2007-10-30 12:00:00 JaME Autor: Cage Übersetzer: kasumi

It Came From Japan in Liverpool

Die drei Acts Sonic Dragolgo, Bespa Kumamero und tokyo pinsalocks spielten am 20. Februar 2007 in Liverpool, Großbritannien


© It Came From Japan
Nachdem ich durch einen Freund von diesem Event erfahren hatte, entschied ich mich dazu, den MySpace-Account der Tour anstatt die der einzelnen Bands zu checken. Sich die Samples auf der Seite anzuhören verschaffte mir einen flüchtigen aber verführerischen Eindruck davon, was jede der Bands bei dem Auftritt bieten würde. Alle drei Bands, Sonic Dragolgo, Bespa Kumamero und tokyo pinsalocks, sind Electronicbands mit verschiedenen Einflüssen und Images, doch weisen sie alle eine Intensität in ihrer Performance auf, die den gebannten Blick des Zuschauers auf sich zieht.

The Magnet war ein kleiner Veranstaltungsort (eine Bar im amerikanischen Stil, die treppenabwärts einen Bereich für Gigs hatte), aber die schwach beleuchtete Atmosphäre schien sehr geeignet für die kleine Ansammlung neugieriger Leute. Letzten Endes kommt es nicht oft vor, dass ein Trio aus japanischen Electronicbands in Liverpool spielt!

Der erste Act dieser Nacht war Sonic Dragolgo, der mit Künstlern wie POLYSICS und den UK-orientierten Acts Yumi Yumi und Mika Bomb getourt hatte. Als einziger Soloact der Nacht beschäftigte er die Menge mit Small Talk, während er den korrekten Aufbau seines Equipments überwachte. Er stellte sich vor und erzählte uns, dass er vier Jahre in England gelebt hatte, während er sich für sein Englisch entschuldigte. An seinem Mikrofonständer war ein "Bob der Baumeister"-Spielzeug befestigt, das ihm während eines Songs beim Gitarre spielen behilflich war.

Sonic Dragolgos Musik selbst ist ein Mix aus verzerrten Vocals, Synthesizer und der Gitarre, die er selbst mit scheinbar wenig Konzentration spielt, den Blick auf irgendetwas gerichtet, das niemand sonst sehen kann. Einen recht formellen Anzug tragend entertainte und performte er an diesem Abend; seine Songs fanden sich allesamt unter seinen UK-Releases wieder. Obwohl er ein paar Probleme mit seinem Equipment hatte, zeigte dieser charismatische Mann ein enormes Maß an Talent, sowohl in seinen Künsten an der Gitarre als auch in seiner Fähigkeit, elektronische Effekte zu mischen um einen wirklich individuellen Sound zu kreieren.

Es sind nicht nur Sonic Dragolgos Backing Tracks, die seine Musik einzigartig gestalten, sondern auch sein Gebrauch irgendwie bizarrer Lyrics, die helfen, ihn durch seine ganz eigene Art von Electronica zu treiben. Mit Zeilen wie "Dr. Simpson arbeitet in einem Krankenhaus. Tough, cool und sehr humorvoll." stellt sich dem Hörer die Frage, was wohl seine Schlüsselinspirationen sein mögen.

Mit dem Ende von Sonic Dragolgos letztem Titel des Abends, der ein Tribut an POLYSICS war ("BLACK OUT FALL OUT"), bedachte die Menge ihn mit ausgiebigem Applaus, während er die Bühne verließ. Alles in allem hatten seine Musik wie auch sein komödiantisches Talent Eindruck hinterlassen und waren entsprechend gewürdigt worden. Mit seiner skurrilen Persönlichkeit und seiner einzigartigen Herangehensweise an die Musik ist dieser Mann definitiv eine Empfehlung für jeden wert, der die POLYSICS liebt.

Bespa Kumamero haben sich 2001 gegründet und einen musikalischen Stil entwickelt, der Elektropop, Digital Rock und Techno mit dem visuellen Stil einer futuristischen Invasion vermischt. Das Duo besteht aus der Sängerin Azumi Kuwadate und dem Sound Designer Monkichi Irikura, die sich dafür entschieden hatten, für ihren Auftritt eine Kombination aus pinkfarbenen und schwarzen Sachen zu tragen, die perfekt zu ihren blond gebleichten Haaren passten.

Sie stellten sich in gestelztem Englisch vor und bezogen dann ihre Positionen auf der Bühne, wo sie dem Publikum eine energiegeladene und visuell ansprechende Show boten. Jegliche Nervosität, die das Duo womöglich gehabt hatte, als es sich einem internationalen Publikum vorstellte, verflog schnell während sowohl Azumi als auch Monkichi sich ins Zeug legten um ihr Set zu einem der Unvergesslichsten zu machen, die ich je gesehen habe.

Obwohl Bespa Kumameros Musik ein Konstrukt aus übereinandergelegten Effekten über einem Backing Track war, so war es Azumis Stimme, welche die Bemühungen der Band auf ein ganz neues Level brachten. Die junge Frau produzierte ihre ergreifenden und schönen Klänge trotz der energetischen Possen, die das Duo während seiner Zeit auf der Bühne riss, kraftvoll und klar.
Bespa Kumameros Reiz liegt nicht nur in ihrer Musik sondern auch in ihrer Performance, die sich in regelmäßigem Herumspringen auf der Bühne und Umhergetanze zeigt. Zu einem Instrumentalstück vollführte Azumi mit Fans, die sich an den Händen hielten, einen geisha-artigen Tanz. Es war aber während ihres Songs "Totem Pole", als Monkichi von der Bühne sprang und Azumi auf seine Schultern nahm, um mit ihr durch die Menge zu laufen, ohne die Performance zu unterbrechen. Es war ein Spektakel, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte; diese zwei Musiker, die selbstsicher genug waren, eine solche Routine in ihrer Performance zu haben, die das Publikum sogar noch mehr unterhielt.

Ohne Zweifel sind Bespa Kumamero eine Band, der man Beachtung schenken sollte, und sei es nur ob ihrer Energie und positiven Ausstrahlung. Ihre Musik ist von absolut individueller Art, aber wenn man sich für etwas futuristischere Sounds der Musikindustrie interessiert, dann kann ich diese Band nur empfehlen, denn in diesem Fall ist sie die ideale Wahl!

Tokyo pinsalocks bildeten als dritter Act den Abschluss des Abends. Die Band stammt aus Tokyo, wo sie sich zur Jahrtausendwende gegründet hat. Sie besteht komplett aus Frauen und setzt sich aus Naoko als Sängerin und Keyboarderin, Hisayo am Bass und als Backgroundsängerin und Reiko an den Drums zusammen, wobei Letztere auch für das Programming zuständig ist. Da Gitarren in ihrer Musik keine Verwendung finden, verlässt die Band sich stark auf präzises Drumming, klimpernde Basssounds, den Gebrauch des Keyboards und Naokos farbige Stimme, um einen New Wave Sound im Retrostil zu kreieren.

Die Band begrüßte das Publikum mit breitem Grinsen und einer kurzen Vorstellung, bevor sie die Menge mit ihrem Retrosound wieder in eine etwas entspanntere Stimmung brachte. Tokyo pinsalocks’ Musik ist abwechslungsreich und lässt einen merklich gut gelaunt zurück, sodass man in Einklang mit ihrem dunkel wiederklingenden Bass, dem fast glitzernden Drumsound und den verzerrten Vocals tanzen möchte.

Naoko ist eine unglaublich positive Frau mit einer fantastischen Energie, die sie auf der Bühne zeigt. Ihre Fähigkeit mit den Vocals zu jonglieren und mit dem Publikum zu kommunizieren während sie Keyboard spielt, ebenso wie ihr Umherspringen auf der Bühne während einiger Songs bewiesen, dass sie eine außerordentliche Bühnenpräsenz hat. Wenn sie einmal angefangen hatte, in ihrer etwas hohen Stimme zu singen, die die Musik perfekt begleitete, war man verzückt von dem Selbstbewusstsein, das sie ausstrahlte, obwohl dies der erste Auftritt der Band in England war.

Hisayo war eine der besten Bassspielerinnen, die ich seit langem gesehen habe. Sie spielte die Saiten mit einem Ausdruck hochgradiger Konzentration und erzeugte dunkel dröhnende Klänge, die einen integralen Bestandteil der Musik der Tokyo pinsalocks ausmachten. Reiko war eine sehr energievolle Drummerin, die während eines Großteils des Auftritts mit einem Lächeln auf den Lippen spielte. Die Art wie sie spielt verleiht der Musik eine fast schon ätherische Atmosphäre und gibt ihren Kompositionen als Ganzes einen beinahe funkelnden Ansatz.

Falls ihr begeisterte Hörer von solchen Künstlern und Bands wie Kraftwerk und Björk seid (von denen die Band Einflüsse bezieht), dann würde ich vorschlagen, mal in tokyo pinsalocks’ Musik reinzuhören!


Um mehr über diese Bands herauszufinden, seht euch ihre MySpace-Profile an:
Sonic Dragolgo
Bespa Kumamero
tokyo pinsalocks

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JaME möchte It Came From Japan danken.
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