Konzertbericht

Tokyo Ska Paradise Orchestra in London

12/11/2007 2007-11-12 12:00:00 JaME Autor: Kiri Übersetzer: kasumi

Tokyo Ska Paradise Orchestra in London

Ein Konzertbericht vom 18. Juli, als die Band live im Mean Fiddler spielte.


© TOKYO SKA PARADISE ORCHESTRA
Oft ist es ganz schön, einfach mal blind auf Konzerte zu gehen, ohne schon eine vorgefasste Meinung oder Vorurteile zu haben; die Meinung, die man sich dort über die Band bildet, ist viel ausgewogener und sicherlich ohne den Blick durch die rosarote Brille der sich dann zeigt, wenn der Zuhörer denkt der Sänger sei "süß".

Jegliche Befürchtungen oder Bedenken über den Besuch dieses speziellen Gigs lösten sich beim Betreten der Halle in Luft auf. Der Mean Fiddler, in dem man Platzangst bekommen konnte, war vollgestopft mit Leuten – Leute, die allerdings sehr bald ziemlich ins Schwitzen kommen sollten. Als Tokyo Ska Paradise Orchestra (oder auch SkaPara für ihre Fans) die Bühne betraten und in ihren weißen Anzügen recht adrett wirkten, konnte man sehen, dass sie in London bereits fundierte Unterstützung genossen. Das Publikum, das ein ausgesprochen bunter Haufen aus Japanern, Skatern und Geschäftsmännern war, antwortete energisch, als SkaPara sich in ihren ersten Song stürzten, "Taiyou ni Onegai".

Was für die nächsten anderthalb Stunden folgen sollte, war eine der spaßigsten und interessantesten Bands, die London seit einer Weile gesehen hat. Die Jungs leisteten hervorragende Arbeit dabei, eine Mischung aus verschiedenen Musikstilen zu einem allgemeineren "Ska"-Sound verschmelzen zu lassen. Man sieht nicht oft ein Publikum, das so enthusiastisch auf die Musik der Band eingeht und das schließt fanatische Fangirls auf europäischen Konzerten ein!

Die Musik erinnerte von Zeit zu Zeit an Reel Big Fish und dann wieder an sanften lateinamerikanischen Jazz. Der Mangel an Gesang oder sogar einem prominenten Leader kann in vielen Fällen dazu führen, dass eine Band ihren Weg verliert, aber in Tokyo SkaPara bekam die gesamte Band die Möglichkeit zu glänzen.

Nach den ersten drei Titeln, die sehr treffend mit "A Quick Drunkard" ausklangen (bedenkt man diverse Leute aus dem Publikum, die schnell ihre Getränke hinunterstürzten, um sich am Spaß im Moshpit zu beteiligen), trat einer der Saxophonspieler für ein kurzes MC nach vorn. Triefend vor Coolness und nie ohne seine Sonnebrille brachte er es fertig, die verschwitzte Menge sogar noch mehr in Aufregung zu versetzen. Während dieser kurzen Zeit schien das Gefühl der Verbundenheit zwischen Band und Publikum sehr real.

Etwa in der Mitte des Konzertes, bevor "Lupin" gespielt wurde, näherten wir uns dessen Höhepunkt. "Skarude Dub" brachte mit seinem sanften, melancholischen Klang und dem Solo des bizarren Trompeten-Piano-Hybrids, dem Melodica Wind Piano, eine willkommene Ruhe und einen Hauch von Schönheit mit sich. Danach folgte ein kurzes Solo des MC-Saxofonisten, das sich fantasievoll Latin Bit nannte. Zusammen waren die Performances wirklich fesselnd und bereiteten die Menge umso mehr auf den Moment vor, als die ersten gedehnten Töne von Lupin erklangen.

Nach diesem Titel ließ das Tempo nicht mehr nach und es gab noch mehr von diesem Jazz-Samba-Ska mit hohen Suchtpotenzial. Durch den rauflustigen Moshpit wurden viele Gruppen von Freunden im Publikum getrennt, aber niemand schien sich daran zu stören, neben einem Fremden anstatt einem Freund zu tanzen. Die Dankesrufe am Ende brachten tosenden Beifall und schnelle Rufe nach einem Encore, die fast genau so schnell beantwortet wurden. Es wäre nur fair zu sagen, dass Tokyo Ska Paradise Orchestra im Mean Fiddler etwas ganz Besonderes vollbracht haben, indem sie den schäbigen Schauplatz und eine feuchte londoner Nacht mit einem exotischen Skaverschnitt erhellt haben.



Setlist

Taiyou ni Onegai
Tequila
A Quick Drunkard
-MC-
Call from Rio
Skull Collector
Walk between the Rainbows
Natty Parade
Ska Me Crazy
Skarude Dub
Latin Bit
Lupin
Anya kouro
Lilac
White Light
Godfather
Tongues of Fire
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