lynch. - THE BURIED
Review zur deutschen Pressung des inoffiziellen Best Ofs.
Künstler: lynch.
Titel: THE BURIED
Typ: Album + DVD
Veröffentlichung: Dezember 2007
Stil: Metal
Bewertung: 8.0
Tracks:
01. quarter life
02. alien tune
03. 59.
04. melt
05. lizard
06. the whirl
07. vernie
08. unknown lost a beauty
09. pulse_
10. above the skin
DVD 01. I'm sick,b'cuz luv u.
DVD 02. the universe
Mit gerade mal einem Monat Verzug erschien das bisherige - man könnte es durchaus so bezeichnen - Best Of von lynch. nun auch in Deutschland. Dabei verfehlt dieser Titel aber die eigentliche Idee hinter dem Release. Der Band war es wichtig ihre bereits veröffentlichten Lieder, deren Fundort, sprich CD, sich stets mit einer 1000er oder nur geringfügig höheren Limitierung zufrieden geben musste, noch einmal für neue Fans aufzulegen. Aber das war vor "THE AVOIDED SUN", was der Band einen großen Haufen neuer Fans einbrachte und somit die Nachfrage nach den alten, mittlerweile ausverkauften, Platten steigen ließ.
Ein weiterer Grund gegen die Bezeichnung ist die Tatsache, dass konsequent jedes der alten Lieder komplett neu eingespielt wurde. Eines vorweg, die Dreckigkeit der alten Versionen ist leider verloren gegangen. Es ist alles professioneller, dadurch aber auch ein wenig steriler geworden.
Der erste Song braucht eine Weile, um in die Gänge zu kommen, was aber für einen Opener mehr als vertretbar ist. Und obwohl das Original schon ordentlich war, beweist die Band sich mal wieder im "Besser sein als die offizielle Messlatte des Japano-Post-VK-Metals Dir en grey". Sprich womit Deg im letzten Jahr scheiterten - eine gescheite Mischung aus Metal und Ballade zu zaubern - meistert das Quartett gleich beim ersten Versuch.
Als zweites und drittes Lied kommen pure Wellenbrecher. Einheimische Metaller dürften damit ihre Freude haben, falls sie die Band je live erleben sollten. Zum Letzteren später mehr Worte. Einziges Manko beider Songs ist die Länge von etwa je zwei Minuten.
"melt" ist dann wieder ein Vorzeigestück, bei dem man die Herkunft der Herren erkennen kann. Die Disziplin "zart und hart" - für dieses miese Wortspiel entschuldige ich mich freilich - wird wieder mit einer guten Zwischenstufe erweitert. Nicht unbedingt das Maximum, aber eine Anfangshöhe an der viele scheitern würden und werden!
"lizard" ist ein Lied, das, wenn man nur die erste Minute hören würde, einen so übel nicht von den Socken haut, dass man sich fragt, warum so was den Vorzug vor "ratinmeria" bekam. Denn so viel 08/15 VK Rock auf einmal schafft heutzutage kaum noch jemand. Okay, einige Nachwuchsbands sind so kaputt, sich diese glücklicherweise vergessenen Stilmittel anzueignen. Der Refrain und der Rest des Liedes macht das ganze aber mehr als wieder wett. Vor allem weil es mal wieder brettert wie sonst was.
the whirl ist aus der selben Sparte wie "melt" und kann ähnlich stark überzeugen. Vorteilhaft bei solchen Songs ist dann natürlich ein eher roher Gesangsstil, wie ihn Sänger Hazuki pflegt.
Danach kommt wieder bestes Geknüppel, bei dem man sich in die erste Reihe hinter den Bühnenbelagern wünscht, um mit Sturm und Drang bis an den Bühnenrand zu kommen und danach den Raumgewinn wieder abzugeben. Und wieder sind diese Songs zu kurz, auch wenn es einem vielleicht nicht sofort auffällt. Und am Ende des achten Tracks fällt tatsächlich jenes magische F-Wort, welches man bei Dir en grey gefühlte 50 Mal auf der Platte vernehmen musste. Kann man verkraften denke ich.
"pulse_" ist dann aber ein echter Überkracher, wo man endlich auch mal dem Drummer die Möglichkeit gab seine Füße an einer Drum auszutoben. Geht ordentlich ab, und ist definitiv der beste härtere Track auf dem Album. Wohlgemerkt aber nicht der beste insgesamt. Der folgt nämlich, wie bei einer guten Argumentation, ganz am Ende. "above the skin" ist genau das, was man sich von einer guten Nagoya Band erwartet. Melancholisch-melodramatischer Rock mit ordentlich Tempo, um über der Schmalzigkeit zu segeln.
Die Lieder wären damit abgehandelt. Kommen wir also zum Bonus der japanischen Erstpressung, welche der deutschen als normales Extra beiliegt. Die ersten auf DVD gepressten Bilder der Band lynch.. Hat ja auch nur knapp drei Jahre gedauert. Sich in einer Szene zu halten und drei Jahre lang nicht mal ein halbes Video produziert zu haben ist heutzutage so was wie "Geplante Insolvenz in vier Schritten". Und vor allem stört es einen, dass eine Band wie lynch. das macht, und nicht etwa eine Band, die eh wieder in weißen Kostümen von ihrem Frühstück singen.
Die DVD bietet das Herauslaufen der Musiker auf die Bühne und der ziemlich schnelle Übergang von Begrüßung zu Musik. Kein ewiges "Ja Hallo erst mal...". Nein. So wie es sich gehört: Instrumente gestimmt, eine Art kurzes Servus und dann Vollgas. Und was eignet sich da besser als "I’m sick,b’cuz luv u". Richtig, "Liberation chord"! Den Gefallen tut uns die Band aber leider nicht. Auch egal, "I’m sick,..." reicht auch vollkommen. Und dann kommt das was man erwartet: Bühnenpräsenz durch Ausstrahlung und Anheizen des Publikums. Einzig der Drummer wirkt sehr unterbeschäftigt.
Zeitsprung. Wohl Mitte des Konzertes und "the universe". Was zum Aufwärmen ungeeignet ist, aber im Hauptteil genug Leute zum Headbangen bewegt, und das Publikum mit seinen längeren Instrumental Parts, in denen eigentlich Gesang sein sollte, zum Gröhlen animiert.
Fazit: Kauf lohnt. Die eine Hälfte kann man der DVD zuschreiben. Endlich bewegte Bilder der Band, wenn das kein Kaufreiz ist. Ohne DVD wäre die CD sicherlich weniger interessant. Nicht weil sie schlecht wäre, sondern weil etwas fehlen würde. Zumindest von der Erwartungshaltung her. Wer die Finger davon lassen sollte sind: jene die alle Platten bereits ihr eigen nennen - was hierzulande wohl nur auf Wenige, wenn überhaupt auf wen zutrifft - sowie Menschen die sehr an den Originalversionen hängen.
Jetzt kann man nur hoffen, dass CLJ als nächstes noch "THE AVOIDED SUN" veröffentlicht und dann kann man sich zurücklehnen und abwarten, wann die Band den Weg zu einem hiesigen Festival findet.