Das Review zum Erfolgsalbum der berühmten Band.
Künstler: D’ERLANGER
Titel: BASILISK
Typ: Album
Veröffentlichung: April 1995
Stil: Rock
Bewertung: 9.2
Tracks:
01. HURTS
02. INCARNATION OF EROTICISM
03. CRIME & PUNISHMENT
04. AFTER IMAGE
05. SAD SONG
06. DARLIN’ (album version)
07. MOON AND THE MEMORIES
08. SO
09. I CAN’T LIVE WITHOUT YOU (accoustic version)
10. BARA IRO NO JINSEI
Zuallererst stellt man sich natürlich eine einzige Frage: Wieso? Meine Antwort: Weil es geht! Oder warum muss man unbedingt ein neues Album reviewen, zu welchem es eh wieder zwanzig Meinungen gibt, anstatt einen Klassiker auszuwählen und diesen der heranwachsenden Generation nahe zu bringen? Und warum nicht dafür eine Band nehmen, welche die Szene mit am nachhaltigsten beeinflusst hat und demnächst ihr 25-jähriges feiert? Vor allem wenn sie 70% der Zeit nicht mal aktiv sein musste, sondern unter anderem eben den unten folgenden Klassiker einfach immer wieder neu pressen ließ um ihren Einfluss auszuüben. Und wenn die Band sich und uns schon den Gefallen tut und wieder zusammen kommt, dieses Album sich laut Booklet über 100.000 Mal verkauft hat, was für eine Visual Band eine mehr als ordentliche Leistung ist, und die Band im typisch herzhaften New Wave Stil der 80-er gekleidet ist... dann entscheidet man sich nie - und ich versichere: "niemals" - für ein aktuelles Album, egal welcher Band.
"HURTS", vereint Gothik und Industrial in sich. Muss man nicht wirklich mögen, aber für einen Opener ist es ganz passabel. Das danach folgende Lied ist eine Spur schneller, und überzeugt vor allem durch ein atemberaubendes Bass-Riff. Am Gesang merkt man eines, wenn es davor nichts Vergleichbares gab, dann ist diese Band wohl die mit am häufigsten zitierte der gesamten Szene. Das mit kleinen Kreischern durchsetzte Lied erinnert sehr stark an unzählige Lieder um die Jahrtausendwende.
"CRIME & PUNISHMENT" klingt wie der Roman von Dostojewski, nur mit dem Unterschied, dass das Buch kein sogenanntes Groove-Monster ist. Gedämpfter Gesang, lautes Schlagzeug und eine angenehme melodische Struktur. Fertig ist das erste große Highlight. "AFTER IMAGE" klingt dagegen am Anfang zwar etwas undurchdacht, wird dafür mit der Strophe aber ähnlich groovig. Kurzum, nichts unbedingt Weltbewegendes, aber dennoch sehr geeignet für einen entspannten Ausklang eines Abends, kurz bevor die Sonne wieder am Horizont erscheint. Jede Sekunde der letzten fünf Minuten ist ein Hochgenuss.
Wenn ein Lied schon "SAD SONG" heißt, und die Textzeile "with or without you" enthält, dann kann es sich nur um eine Ballade handeln. Und diese ist richtig gediegen. Nicht eine triefende "Ich liebe nur dich, aber du mich nicht"-Ballade, sondern eher ein dezentes Lied vom Schlage "Du bist weg, aber daran kann ich auch nichts mehr ändern". Und noch ein Liebessong hinterher. "DARLIN'" in der Albumversion ist eine etwas zu schnell geratene Liebeserklärung aus dem Jenseits. Durch das Tempo geht zwar jede Romantik flöten, aber das Gitarrensolo am Ende ist auch eine Art von Romantik, nur halt für die Ohren.
"MOON AND THE MEMORIES" wäre mit weniger lauten Instrumenten ein Radio-Hit geworden, den eines dieser "das beste aus den 80-ern und 90-ern" Radios zu Tode senden würde. Gut, dass diesem tollen Lied diese zweifelhafte Ehre erspart bleibt. Eher ein Pop-Lied mit Rock-Elementen und einer Bestleistung am Schlagzeug. Eignet sich wohl auch vorzüglich, um auf Konzerten mitgesungen zu werden. Einzig die sechs ein halb Minuten für dieses Stück zu veranschlagen war etwas zu mutig von den Jungs.
Das danach folgende Lied ist nicht weiter der Rede wert, es sei denn man möchte noch ein Mal feststellen, dass heutzutage nur noch wenige Leute Erfindergeist haben. Denn das, was man heute als eine der vielen Oshare-Plagen wahrnehmen könnte, ist einfach eine mittelschwache Kopie dieses Songs. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass man dieses Lied immer noch als Rock durchgehen lassen kann. Aber ansonsten: Stimmlage und Melodien stimmen 1:1.
"I CAN’T LIVE WITHOUT YOU" ist eine sehr düstere Ballade, die aber viel zu lange braucht, um kraftvoll zu enden. Wenn das zwei von drei Minuten wäre, würde man es wohl verkraften, aber vier von fünf Minuten sind dann doch zu viel. Dafür ist das Ende richtig aufrüttelnd.
Zum Schluss noch einen Song, den man auch als "LA VIE EN ROSE" von MUCCs Cover Parade kennt. So wunderbar wie er dort interpretiert wurde, war vielleicht ein Grund, warum der Sänger von D’ERLANGER, der auch mitgemacht hatte, seine alte Band aus der Versenkung holte. Wer weiß. Der Anfang ist absolut grauenerregender New-Wave Punk mit hohem Tempo, aber bei einem Konzert dürfte eben bei diesem Song am meisten los sein. Fast alleine die Mitgröl-Passage "O-o-ooh, La vie en ro-o-ose" ist der Kracher schlechthin. Ein zu gutes Lied, um es an das Ende zu setzen, aber wen stört so was schon? Richtig! Niemanden.
Fazit:
Manchmal ist es sinnvoller in der Vergangenheit zu graben, um richtig gute Musik zu hören. Und vor allem in diesem Fall ist klar, dass sich die Geschichte wiederholt, nur halt nicht so gut wie in der Originalfassung. Da diese CD wohl in der mittlerweile 500-sten Pressung ist, sollte man sich überlegen, ob man sich nicht lieber dafür paar Euro spart. Die Musik ist 1A und hat einen absolut hohen Nostalgie-Faktor. Sicher, nicht jedes Lied ist ein Kracher, aber so viele Kracher wie auf diesem Album liegen meist nur an Silvester vor einem China-Restaurant!