Review

HYSTERIC MEDIA ZONE

24/01/2008 2008-01-24 12:00:00 JaME Autor: YURA

HYSTERIC MEDIA ZONE

Das Review zum ersten Speed-disk Omnibus Album

Album CD

HYSTERIC MEDIA ZONE

D'espairsRay, Girotin

Label: Speed-disk
Künstler: +DéspairsRay+, Girotin, Cure, SKULL, ∑ -sigma-, Crystal Eye’s, Crecien de Rona
Titel: HYSTERIC MEDIA ZONE
Typ: Omnibus Album
Veröffentlichung: Dezember 2000
Stil: Rock/Metal
Bewertung: 7.0


Tracks:

1. +DéspairsRay+ - [S]yste[M]
2. +DéspairsRay+ - L∞P-Divide Neo Abomination-
3. Girotin - kubitsuri
4. Girotin - sabaki no oka
5. Cure - kubikase
6. Cure - promise
7. SKULL - D
8. SKULL - semi
9. ∑ -sigma- - ...suicide
10. ∑ -sigma- - tsuioku
11. Crystal Eye’s - flood of ray
12. Crystal Eye’s - Jealousy flame
13. Crecien de Rona - Gate way
14. Crecien de Rona - koori no bishou

Gleichwohl die CD wohl nur noch mit Glück zu finden ist, sollte man von diesem Werk wenigstens mal gehört haben. Nicht nur dass sie die erste von mittlerweile sieben Speed-disk Kompilationen ist, die vorzugsweise Nachwuchsbands aus dem Raum Tokyo präsentiert, sondern weil sie auch eine Band enthält die es heute tatsächlich zu großem Ruhm gebracht hat. Von den anderen Bands hätte man sich das zum Teil auch erhofft. Und da das Niveau danach stetig sank, wie eigentlich bei den meisten Fortsetzungen, ist diese Reihe ein mahnendes Beispiel dafür, dass eine Alben Trilogie genügt hätte.

Die ersten auf der Liste sind D’espairs Ray, die sich damals noch +DéspairsRay+ schrieben. Ihr "[S]yste[M]", braucht zwar einen richtig miesen Techno Anfang, haut dafür später umso mehr rein, mit ordentlichem Metal - und das mit der typischen Nuance von Gothic-Rock in ihren Kompositionen. Eine Prise härter geht es dann im Folgestück zur Sache, wobei sich das Lied so gar nicht in das von der Band bekannte Korsett pressen lässt. Viel zu ungestüm und unkoordiniert wirkt das Ganze. Deshalb kann man sich auch nicht entscheiden, ob das Lied nun gut ist (weil unerwartet) oder furchtbar, weil die Gesamtheit einfach nicht aufeinander abgestimmt ist. Im Zweifel für den Angeklagten. Und schließlich waren es noch ihre Anfänge, da darf man experimentieren, wenn man sich später aufmacht die Nation im Ausland zu vertreten.

Girotin, eine der mittlerweile gänzlich unbekannten Bands, bei der immerhin ZERO von GHOST seine Karriere begann. Und was man nicht glauben wird, der Pop-Rocker Kenta von TINC hat ebenfalls hier angefangen. Musikalisch sehr eingängig, weil recht simpel, ist "kubitsuri" ein Leckerbissen für die Ohren. Zudem bietet das Lied mehrere Mitgröl-Möglichkeiten und ein ordentliches Gitarrensolo. Einzig der Gesang könnte von Einzelnen als eher unausgegoren interpretiert werden. Das zweite Werk des Quartetts bietet ein unverkennbares Gitarren-Intro und einen gediegenen Stereo-Gitarren Part, mit abwechselnder Beschallung. Die Refrains eignen sich ebenfalls hervorragend zum mitsingen und man fragt sich, warum bei solchen Gitarren-Soli, wie sie eins nach dem anderen durchgejagt werden, Kenta heute solchen Nonsens spielt und warum die Band beschloss sich nach anderthalb Jahren zu trennen.

Die Band Cure, deren Mitglieder heutzutage nicht mehr aktiv an der Musik teilnehmen, gehörte zu den Bands, die man gut und gerne hört, die aber nach subjektiver Einschätzung nur geringe Erfolgsaussichten haben. So auch ihr "kubikase" - ein relativ mittelmäßiges Gesamtkonzept, mit einem atemberaubend unmotivierten Sänger, der nur hier und da sein wahres Können zeigt, weil er den Rest der Zeit mit Gekreische und Geschreie verbringt. Das danach folgende "promise" wirkt zumindest musikalisch besser durchdacht, jedoch ist es aber wieder der Sänger mit seiner gefühlten eine Oktave Stimme, derjenige der dem Ganzen einen Todesstoß versetzt und nur an ein oder zwei Stellen ein wenig Talent beweist. In der Mitte quält er den Hörer dann noch mit einem grausam-atonalen Gesangspart, nach dem man sich freut, dass endlich ein Gitarrist das Ruder an sich reißt und uns geradezu erlöst. Aber wie es halt so ist, das Böse stirbt nicht und kehrt nach dem Solo zurück, um uns ein weiteres Mal zu berauschen. Also, dem Sänger, falls er denn in dieser Form verblieb, sollte keiner nachgetrauert haben.

SKULL, deren Musiker danach unter anderem k@mikaze bereicherten, gehörten zu den besseren Bands ihrer Tage. Der Sänger, wohl ein brennender Fan des Stimmenverzerrens, überzeugt in den Strophen, bevor der Verzerrer kurz vor Refrain den Gesang komplett unverständlich macht. Die Musik, die mal melodisch, mal simpel begleitend den Hintergrund verziert, erinnert im Zusammenspiel an einige düstere Rock Bands der jüngeren Generationen. An "semi" lässt sich kaum was bemängeln, vor allem nicht der ewig lange Gitarren Alleingang, der sich gefühlt über das halbe Lied erstreckt. Gesanglich hätte das Lied ein wenig sinnvoller gestaltet werden können, aber bis auf die eingeworfenen Wörter der Restmusiker kann man auch da in keinem Fall Unvermögen vorwerfen. Mit dem Wissen um die Kurzlebigkeit der Band muss man sich fragen, was sie damals falsch gemacht haben, wenn es sich heute so gut verkauft. Entweder waren sie ihrer Zeit voraus, oder hatten das typische Problem mit dem viel zu lockeren Umgang mit der Band-Auflösung. Immerhin konnte man Sänger wie Gitarristen und Schlagzeuger später in anderen, leider ebenfalls kurzlebigen Gruppen hören, wo sie zeigten, dass sie definitiv Talent besaßen. Die Band sollte nicht verwechselt werden mit dem fünf Jahre später geborenen SKULL.

∑ -sigma-, haben aus heutiger Sicht das selbe Schicksal erlitten wie die obigen SKULL. Nicht nur, dass sie sich unnötig auflösten, nein: Auch sie leiden unter einem Namensplagiat der jüngeren Vergangenheit. Größter Pluspunkt der Band war der mit kraftvoller Stimme gesegneter Sänger, was in der Szene zeitweise eine Seltenheit darstellte. Am Vergleichbarsten wäre eine Mischung aus den Sängern von Aioria und BABYLON. Musikalisch nicht sonderlich auffallend, dafür eben gesanglich überzeugender. In dem Augenblick, in dem "tsuioku" anfängt, wähnt man sich in einem anderen Film, so unterschiedlich sind beide Lieder. Absolut zusammengeklauter Anfang und stimmlich weit unter dem Niveau des Sängers. Glücklicherweise bessert er sich nach einer Minute und singt wieder melodisch, wobei aber die richtig hohen Töne für den eher Basslastigen Vokalisten eine große Schwierigkeit darstellen. Danach folgt das obligatorische Gitarrensolo, was einerseits nicht überrascht, aber andererseits einem die derzeitige Misere wieder vor Augen führt, wo sich etablierte Bands geradezu weigern gute Soli zu spielen. Im Gesamten nicht atemberaubend und so fragt man sich, was die Leute geritten hat, dieses halbgare Stück auszuwählen.

Die Gruppe Crystal Eye’s, deren Mitglieder, Überraschung, Überraschung, ebenfalls kaum Pokale gesammelt haben dürften, hatte ihre Vorbilder offensichtlich in den späten 90er Jahren gefunden. Anders kann man ihren Untergang nicht erklären, als den Unwillen der Fans eine gute Kopie großer Namen zu hören. Insgesamt mehr als angenehm nach dem ganzen Geschredder ein wenig zivilisiertere Musik zu hören, auch wenn diese relativ ereignislos daher kommt. Mit "Jealousy Flame" traute sich das Quartett zu energischerer musikalischer Untermalung. Das scheint dem Sänger dann sogar eine Spur besser zu gelingen als im Lied davor. Ansonsten ähnliches Muster, eine starke ROUAGE Hommage mit eigenen Ideen. Hätte ruhig paar Jahre länger überleben können.

Und nach dem leiseren Intermezzo starten Crecien de Rona zum Abschluss noch einmal ein kleines Feuerwerk. Gesanglich nicht immer mit der Musik abgestimmt, wenn auch nicht komplett daneben, überzeugt das Lied nicht vollständig. Es hat seine netten Seiten, wie eine herrlich dumpfe Bass-Linie nach der anderen, und auch sonst gut gewählte Musik. Auf der anderen Seite stehen der asynchrone Gesang und ein paar wenige zu typische Ideen der damaligen Szene. "koori no bishou", das letzte Lied auf dem Sampler, bezaubert einen mit dem zweiten unverkennbaren Gitarren Intro des Albums. Und auch der Sänger wirkt besser vorbereitet als zuvor. Insgesamt ist das Lied keine Offenbarung, aber dennoch sehr eingängig und gut mitzusingen. Es ist nicht so, dass die Band um den zuletzt bei gossip spielenden Schlagzeuger MASAMI mittelmäßig war, es fehlte ihr wohl einfach an Zeit, um gescheitere Kompositionen zu basteln. Trotzdem gehörte die Gruppe bei weitem nicht zum erlauchten Kreise der "ein Mal hören und erfolgreich vergessen" Talente, die nichts von Songwriting verstanden oder verstehen.

Fazit:
Manche Tokioter Talente hätten ruhig komplett in Vergessenheit geraten können, gleichwohl sie zum Teil immer noch besser waren als so manches was einem heute vorgesetzt wird. Anderen kann man beherzt nachtrauern, und man freut sich, dass zumindest eine der Bands tatsächlich ihr Ziel erreicht hat. Ernsthaft musikalisch ist hier eine Ansammlung von Greenhorns zu hören. Aber wer nicht die ganze Zeit Musik auf übertrieben hohem Niveau hören möchte, wo selbst der allerletzte Ton von Hit-Produzenten abgemischt ist, der wird seinen Spaß am Album finden. Und es ist wie immer pure "Nostalgie". Und vertraut mir, das was danach kam, spätestens aber ab der vierten CD, kann selbst mit der recht geringen 7.0 Wertung nicht annähernd mithalten.
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