Konzertbericht

Versailles & Matenrou Opera im Nachtleben

26/05/2008 2008-05-26 12:00:00 JaME Autor: YURA

Versailles & Matenrou Opera im Nachtleben

Konzertbericht zum ersten Konzert der Bands Versailles und Matenrou Opera in Deutschland


© Versailles - JaME - Philippe Hayot
Ursprünglich war das Konzert für die Batschkapp bestimmt - warum es kurzfristig verlegt wurde, kann man nur mutmaßen. Nun sollte die Show mit zwei Bands also im Nachtleben stattfinden und zu diesem Anlass waren einige Fans erschienen - dass diesmal nur wenige überraschungsbedürftige Nichteingeweihte vor Ort waren, dürfte anhand des Eintrittspreises von über 30 Euro wohl keinen verwundern.

Obwohl sich der Einlass - dem guten alten Gedränge sei dank - etwas verzögerte, begann das Konzert recht zeitig. Bei der Location handelte es sich um ein angenehm ausgestattetes Café, eine Art kleinere Ausgabe des Kölner Gloria mit ebenso kleiner Bühne. Einzig die Diskokugel sollte gelegentlich die Sicht versperren.

Um kurz nach Acht kamen Matenrou Opera auf die Bühne. Nach einem einigermaßen ordentlichen SE waren alle Mitglieder des Quintetts anwesend und die Show ging los - schon bei den ersten Paar Tönen fiel mir auf, dass der Sänger entweder zu sauber singt, oder die Mischer ganze Arbeit geleistet haben. Es klang exakt so, wie wenn man eine Live Platte anhört: Absolut kein Rauschen oder anderer Störfaktor. Nach zwei ordentlichen Liedern folgte ein MC, der nicht wesentlich auffiel, danach wurde es mit "Twighlight Parade" ein wenig schneller. Das Publikum hatte sichtlich Spaß, auch wenn der Song an sich nicht gerade überraschend war - dennoch sorgte er für Stimmung. Danach kam eine relativ kurze Pause, in der der Sänger das langsamere "koku" einleitete.

So ging es dann noch zwei weitere Stücke, wobei letzteres von beiden noch mal eine Schippe langsamer war, ganz im Gegenteil zur Rock-Schwergewicht "boukyaku celluloid", welches kurz darauf aufs Publikum losgelassen wurde. Der Sänger forderte die Menge zum Springen auf und diese kam der Anweisung gerne nach - und das über gefühlte sieben Minuten. Nach einem weiteren kurzen Stagetalk, der von frenetischem Jubel begleitet wurde, endete das Set vorerst mit dem Brecher "ruriiro de egaku niji", der Sänger growlte dabei sogar ganz dezent einige Male, was bei seiner recht hohen Stimme überraschend gut klappte. Vice versa war der Sänger an einer Stelle, wo er besonders hoch singen musste, ein klein wenig über das Ziel hinausgeschossen - und obwohl das Stück zwischenzeitlich sehr melodiös war, hatte der Schlagzeuger mehrere Momente, in denen er einfach nur noch Vollstoff gab, um kurz vor Ende noch einmal die Reserven der Angereisten herauszufordern.

Danach gingen die fünf Musiker von der Bühne, nur um eine knappe Minute nachdem der Drummer als letzter im Backstage Bereich erschienen war, wieder herauszukommen, das Ganze natürlich begleitet von Encore-Rufen der Menge. Und an dieser Stelle folgte nun der Knackpunkt des Auftrittes: Die Band spielte noch mal das bereits als zweites Stück vorgebrachte "alkaloid showcase", was wenigen auffiel. Wäre vermutlich auch mir entgangen, hätte ich nicht zuvor einen Blick auf die Setlist beim Musikpult geworfen. Und mal ehrlich - eigentlich kann man auf der Bühne sowieso machen was man will, Hauptsache ist, dass das Publikum feiert. Und das tat es. Danach war dann endgültig Schluss und die Musiker gingen unter Applaus von der Bühne. Einzig der Drummer kam noch einige Male während der Umbaupause heraus, was zu immer wieder aufkeimenden Gekreische führte.

Nach der recht flotten Umbaupause, unterlegt mit jugoslawischem Ethno-Folk-Rock, wurde das SE Intro von Versailles gestartet, und die Band kam in der üblichen Reihenfolge "Drummer, Gitarristen, Sänger" heraus. Unverkennbar war dabei der stets androgyne HIZAKI, in seinen üblichen Kleidern, und der Maestro KAMIJO in einer Mischung aus Matadorkleidung und barocker Uniform. Der zweite Gitarrist TERU erwischte unglücklicherweise den unbeleuchteten Spot am linken Rand der Bühne, während die anderen sich alle mehr oder weniger in guter Belichtung präsentierten. Bei dem seltsamen Kopfschmuck den Bassist Jasmine You trug, hätte ihm wohl mancher Modeberater geraten, eher den dunklen Schatten des Bühnenrandes aufzusuchen.

Gleich beim ersten Song merkte man, dass der vorher so gelobte Sound des Mikrofons auf einmal dahin war und in jeder stillen Sekunde eine unangenehme Dauerrückkopplung verursachte. Die ersten beiden Lieder waren genau das, was man von der Band erwartet: Theatralischer Rock mit einem Haufen an Gesten und Posen. Vor allem das imposante 'Mantel nach hinten werfen' beeindruckte, ansonsten bekam man das beliebte gleichzeitige gemeinsame 360° Drehen zu sehen, was zwar zu HIZAKI passte wie die Faust aufs Auge, aber für eine ganze Band etwas zu viel Show ist. In dem darauf folgenden MC versprach sich der Vokalist bei der Aussprache von "Guten Abend", sehr zum Amüsement der Menge. Kurz darauf gelang ihm die Aussprache, dafür hatte er aber prompt einen anderen Fehler ausgegraben. Selbst offenbar nur bedingter Englisch-Kenntnisse mächtig, sprach er mit dem Publikum zu großen Teilen auf Japanisch, welches dieses nur bedingt, wenn überhaupt, verstand.

In den folgenden beiden Liedern, die ordentlich Stimmung verbreiteten, wurde HIZAKI dem Publikum vorgestellt (Das sollte im Laufe des Abends noch einige Male passieren), was er mit einem Gitarrensolo quittierte. Danach wandte sich der Sänger kurz ans Publikum und animierte dieses dazu, die Hände in die Höhe zu strecken. Was dann folgte, war von der Konzeption her der bis dahin beste Song des Abends. Mit ordentlichem Horrorfilm-Flair stimmte das Quintett den Kracher "Zombie" ein. Danach wieder ein kurzer MC, bei dem KAMIJO nicht nur das Publikum fragte, ob sie denn Versailles mögen, sondern auch noch mehrere andere Sachen, natürlich auf Japanisch, weshalb die Reaktionen nur dann in Jubel ausarteten, wenn das Publikum meinte, der Sänger habe was Wichtiges gesagt. Das tat er dann mit einem "I love You!" an die Fans, was natürlich zu besonders viel Applaus führte. Danach ein weiteres Stück aus dem Repertoire, nicht sonderlich auffällig, aber ganz gut.

Es folgte eine kleine Überraschung: Die Musiker verließen allesamt die Bühne und nur Sänger KAMIJO blieb zurück, kündigte kurz darauf den Lareine Klassiker "Fuyu Tokyo" an, dessen musikalische Untermalung vom Band kam. Nicht unbedingt 100%ig gelungen, da zu langsam, aber das Fan-Herz schlägt eben höher, wenn man eine "vergessene" Melodie um die Ohren bekommt, die man live nicht mehr zu hören gehofft hat. Nach etwa einer Strophe und dem Refrain verschwand auch der Vokalist von der Bühne. Statt seiner kam Schlagzeuger YUKI heraus, um sein Drumsolo zu spielen. Der Mensch hat Vorurteile. So etwa kann man meine Erwartungen an das bevorstehende beschreiben, denn im Hinterkopf hatte ich die ex- Band des Musikers aufgefrischt - und diese hatte sich nicht unbedingt durchs Schlagzeug ausgezeichnet. Trotzdem: Was dann auf das Publikum niederprasselte war sehr ordentlich, mehrere Double Bass Ansätze und vor allem eine klangvolle Snare Drum machten die paar Minuten zum Hörvergnügen. Mit der Rückkehr der drei Gitarristen entwickelte sich das Solo zu einem Instrumentalstück mit einigen Soli.

Der zurückgekehrte Sänger erzählte mit Musik vom Band unterlegt irgendetwas, von dem man im Besten Fall die Worte "Descendant of the Royal" hatte verstehen können. Das folgende Stück hätte auch gut von Lareine sein können, der unverkennbare Stil und die schöne Melodie sorgten für einiges an Stimmung. Von den Stücken 11 bis 15 konnten nur "Sympathia", mit einer atemberaubenden Komposition, und "Forbidden gate" überzeugen. Aber wie so oft an diesem Abend waren es wieder die vielen Kommentare auf Japanisch, die das Publikum eher ratlos zurückließen. Außerdem sollte man als Frontmann nur bedingt den Versuch starten das Mikrofon in das Publikum zu halten und zu hoffen, dass die Menge mitsingt, denn sie tut es bei weniger bekannten Stücken nicht so, wie man es in der Heimat gewohnt ist.

Die Band verließ erneut die Bühne und es dauerte etwas, bis sie zurückkehrten. Für das Finale des Auftritts zog das Quintett abermals sämtliche Register, noch einmal sah man das Spektakel der simultanen Umdrehung, die Mitglieder klatschten mit dem Publikum ab und man verfeinerte das Ganze mit einem leicht verständlichen "Thank You!!!", bevor man sich von der Bühne begab. Das Publikum war restlos begeistert - meine Wenigkeit auch, wobei man allerdings aus Distanz zu beiden Bands, die man zu diesem Zeitpunkt nur wenig kannte, durchaus kritisch sein darf. Nicht alle Lieder waren gelungen und vor allem die Opener Matenrou Opera sollten sich für die Bühne mehr Material erarbeiten und vielleicht ein wenig mehr leisten als ihre Lieder lediglich sehr gut herunter zu spielen. Andererseits sind Matenrou Opera noch jung und recht unerfahren, deshalb steht ihnen die Entwicklung zum Positiven offen, da Talent durchaus vorhanden ist. Man fragt sich aber dann doch, warum die Band zu so einem frühen Zeitpunkt ihrer Karriere bereits im Ausland spielt.

Und zum Schluss noch ein wenig persönliche Kritik an der sonst sehr guten Organisation: Man hätte der vor der Halle wartenden Menge die paar Minuten mit der Band gönnen können, anstatt sie alle schnell in den Bus zu lotsen. Es ist klar, dass man sich nicht unbedingt dem Stress hingeben muss, aber ein wenig Interaktion, wie sie zwischen fast allen Bands und den Fans stattfindet, wäre sicher drin gewesen. In solchen Augenblicken lobt man sich manche Indies, die ohne viel Management die Zelte in Europa aufschlagen und sich daher in Eigenregie die Zeit nach dem Konzert einplanen können.


Setlist: Matenrou Opera

SE
Plastic Cell
alkaloid showcase
MC
Twighlight Parade
koku
sara
honey drop
boukyaku celluloid
MC
ruriiro de egaku niji


Encore: alkaloid showcase
SE


Setlist: Versailles

SE
The Love from a Dead Orchestra
Shout & Bites
MC
Beast of Desire
Solitude
MC
Zombie
MC
SFORZANDO
Fuyu Tokyo (self-cover)
Drum Solo
Race Wish (Guitar Solo)
SE
Aristocrats Symphony
Cradle
MC
SUZERAIN
Sympathia
Forbidden gate
The Red Carpet Day


Encore: The Revenant Choir

Anmerkung: Die Fotos zu diesem Artikel wurden am 6. April in Paris aufgenommen!
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