Künstler: ASIAN KUNG-FU GENERATION
Titel: World World World
Typ: Album
Stil: Rock / Indie
Veröffentlichung: 05/03/2008
Wertung: 8/10
Tracklist:
1. World World World
2. After Dark
3. Tabidatsu Kimi e
4. Neoteny
5. Travelogue
6. No.9
7. Night Diving
8. Laika
9. Wakusei
10. Korogaru Iwa, Kimi ni Asa ga Furu
11. World World
12. Aru Machi no Gunjou
13. Atarashii Sekai
Vor allem Anime-Fans sind mit ASIAN KUNG-FU GENERATION wahrscheinlich aufgrund der Tatsache vertraut, dass der eine oder andere ihrer Songs durch die Opening-Sequenzen populärer Serien den Sprung in unsere Gefilde schaffte. Diese Tracks, wie "Rewrite" (Fullmetal Alchemist) oder "Haruka Kanata" (Naruto) bieten sicherlich auch einen ausgezeichneten Einstieg in das mittlerweile stattliche Werk dieser Band, aber spätestens mit ihrem mittlerweile vierten Longplayer "World World World" beweisen Ajikan (wie sie abkürzenderweise gerne oft genannt werden), dass sie weitaus mehr in petto haben als nur rockige Gitarren und catchy Melodien. Denn obwohl es hier schön abrockt, haut die Band mittlerweile weitaus subtiler auf die Zwölf und bedient sich eines ausgeklügelteren Sounds, der einen fast zu der Vermutung verleiten könnte, dass die großflächigere, melancholischere Stimmung dieses Albums den Übergang zu einer grundlegend (und im absolut positiven Sinne) "reiferen" Schaffensperiode darstellen könnte. Mit anderen Worten: Es hat sich einiges getan seit 2006, als das letzte, wieder einmal kommerziell sehr erfolgreiche Album "Fanclub" sowie die Raritäten-Sammlung "Feedbackfile" erschienen.
Das wie üblich im surrealen, detailverliebten Artwork von Yusuke Nakamura verpackte Album legt direkt mit dem Titeltrack los, der fast instrumental eine stimmungsvolle, hmynische Einführung gibt: die Gitarrenlinien von Masafumi Gotou (Gesang, Gitarre) und Kensuke Kita (Leadgitarre) schlängeln sich umeinander, während die "Rhythmus-Fraktion" aus Takahiro Yamada (Bass) und Kiyoshi Ijichi (Schlagzeug) an Momentum gewinnt. Und durch die darauf folgende Single "World Apart" (auch bekannt aus der Serie Bleach), die wieder einmal die Tugenden dieser Band in Form eines schnellen und mitreißenden, dabei mit Schwermut angehauchten Rocksongs vereint, steckt man dann auch bereits direkt voll im Geschehen, das wie gesagt zwar vollbepackt mit gitarrenlastigen Eskapaden ist, die sich im Grunde auf die "westliche" Indie-Musik der 90er rückverfolgen lassen, hier aber in einer völlig eigenen Auslegung präsentiert werden, filigran und fernab von Rock-Klischees. Ein hierfür beispielhafter Song wäre etwa "No.9", das sich an Disco-Groove und Falsett-Gesänge wagt, das swingend dahinschwebende "Laika" , oder die Single "Korogaru Iwa, Kimi ni Asa ga Furu", ein toller melancholischer Song sondergleichen. Und je öfter man das Album durchhört, desto mehr kleine Gegenmelodien, Harmonien und rhythmische Raffinessen entdeckt man dabei.
Spätestens, wenn die einstige Studentenband aus Yokohama dann mit dem mächtigen, anmutig abrockenden "Atarashii Sekai" ("A New World", sagt uns auch das netterweise beiliegende Booklet mit englischen Textübersetzungen) den Ausklang bietet, kommt man angesichts des durchgängig hohen Stellenwerts von "World" als Wort und Idee auf den Gedanken, dass hier eine Art Konzeptalbum endet (man vergebe mir die Anspielung auf eventuell allzu kopflastige Alben der 70er) - und zwar eins, wie man es sehr gerne in Zukunft wieder von ASIAN KUNG-FU GENERATION geliefert bekäme. Diese Band ist sozusagen ein ideales Beispiel dafür, dass immenser Erfolg inklusive Nummer-1-Hits und ausverkauften Arenen sich mit musikalischer Eigenständigkeit und stetiger Weiterentwicklung vereinbaren lässt, ohne dabei auf Rock-'n'-Roll-Pathos und technische Oberflächlichkeiten zurückzugreifen.