Plastic Tree - Replay/Dolly

Künstler: Plastic Tree
Titel: Replay/Dolly
Typ: Maxi-Single
Stil: Pop / Poprock
Veröffentlichung: 13.08.2008
Wertung: 7 /10

Tracklist:
01 Replay
02 Dolly
03 Kaisou, koe wa naku.


Etwa vier Monate sind seit Plastic Trees letzter Singleveröffentlichung ins Land gezogen, nun sind die Jungs um Frontmann Ryutaro zurück und haben eine neue Scheibe im Gepäck, die es innerhalb weniger Tage in die Topränge der japanischen Charts geschafft hat. Die einen freut's, manch einer hingegen wird "Alone again, wonderful world" immer noch nicht verdaut haben, diese Kandidaten dürfen jedoch aufatmen: "Replay/Dolly" gehört zu den besseren Singleveröffentlichungen der Band. Die CD birgt zwar kein zweites "Ghost", dafür allerdings endlich wieder den Sound, den man von Plastic Tree kennt und der zu ihnen passt.

Die erste A-Seite, "Replay", setzt auf seichten Gitarrenpop und viel Gefühl - unter anderem transportiert durch das Herzklopfen zu Beginn. Die treibenden Strophen entfalten sich (nach einer relativ schwachen Bridge) in einem netten Refrain. Schwung bekommt der Song allerdings erst nach zwei Minuten, dafür sorgen E-Gitarren, der typische Ryutaro-Gesang und diverse Soli, die es in sich haben. Wirklich spektakulär wird's dann nach ganzen vier Minuten im imposanten Finale, das mit schweren Gitarrenklängen aufwartet und etwas vermittelt, das ganz und gar nicht aufgesetzt wirkt, letzteres jedenfalls konnte man Plastic Tree nach ihrer letzten Single vorwerfen. "Replay" hingegen klingt authentisch, und würde sich das Finale durch den gesamten Song ziehen, würde ich sofort unterschreiben, dass die vier Jungs bekehrt wurden. Durch den etwas schwachen Anfang überzeugt "Replay" jedoch leider nicht ganz, geht aber definitiv in die richtige Richtung und klingt nach dem ursprünglichen Sound der Band.

Das, was sich bei "Replay" angekündigt hat, wird in "Dolly" gekonnt fortgesetzt. Der Track könnte auf einem Album direkt auf "Glider" oder gar "Mizuiro Girlfriend" folgen. Das Lied überzeugt durch den verspielten und leichtfüßigen Sound, der im Laufe der Zeit zu Plastic Trees Markenzeichen avanciert ist. Und dieses Markenzeichen steht ihnen definitiv besser als triefende Balladen im Stil der Vorgängersingle, auch wenn das Ganze nicht sonderlich innovativ sein mag. Doch das macht im Endeffekt gar nichts, denn da merkt man sofort, dass Plastic Tree in ihrem Element sind und das überträgt sich im Endeffekt auch auf den Zuhörer. Auch hier überzeugt vor allem das instrumentale Finale, das in alter PT-Manier ordentlich-seicht rockt.

Wer die limitierte Version der Single erwirbt, bekommt die instrumentalen Gegenstücke zu den beiden Songs und obendrauf das Musikvideo zu "Replay", inklusive Making Of. Allerdings lege ich potentiellen Käufern die reguläre Version ans Herz, die den Bonustrack "Kaisou, koe wa naku." birgt. Diese instrumentale Demoversion kommt ganz ohne den Gesang Ryutaros aus und bietet stattdessen raffinierte Gitarrenparts und einen beruhigenden Bass, irgendwo zwischen Radiohead und einer aufgemotzten Version von "Replay". Und auch Plastic Tree, die vielen Fans zufolge ihre besten Zeiten hinter sich haben und nur noch eine Marketingmaschine sind, können noch überraschen. So ufert die melancholische und zugleich irgendwie leichtfüßige Melodie nach wenigen Minuten in einem tiefschürfenden, sehr rockigen Part aus, der im Finale auf ergreifende Art und Weise etwas sehr Zerstörerisches hat und zeigt, was in Plastic Tree steckt. Bei ihrem ersten Deutschlandauftritt hat die Band das instrumentale "The Kiss" von The Cure gecovert, schön wär's, wenn sie bei der anstehenden Europatour ihr eigenes Instrumentalstück, also "Kaisou, koe wa naku.", präsentieren würden.

Fazit: "Replay/Dolly" spricht vermutlich vor allem ihre Fans an, was unter anderem daran liegen dürfte, dass Plastic Tree zumindest halbwegs zu ihren Wurzeln zurückgefunden haben und endlich wieder den Sound präsentieren, der ihnen liegt, allerdings aber auch nicht jeden anspricht. Während "Replay" sich ganz offensichtlich an ein breiteres Publikum richtet, ist "Dolly" etwas spezieller (experimentierfreudig wäre zu viel gesagt, da das Ganze wie eine Hommage an alte Plastic Tree-Songs klingt) und definitiv der stärkere Track auf der CD. Der Bonustrack macht's im Endeffekt spannend, so eigensinnig und unkonventionell hat man die Jungs lange nicht mehr erlebt und es bleibt zu hoffen, dass "Kaisou, koe wa naku." einen kleinen Vorgeschmack auf das neue Album darstellt, welches angeblich schon in der Mache ist..