Nostalgischer Leckerbissen oder hoffnungslos überteuertes Sammlerstück? In dieser Review erfahrt ihr es!
"murder Day" ist das erste Konzert, welches von den VK-Rockern D'espairsRay je auf DVD veröffentlicht worden ist. Das Konzert erschien gleich in zwei Versionen. Die Limited Edition erschien damals am 1. April 2005 mit alternativem Cover und signierter Autogrammkarte, ansonsten unterschieden sich die beiden Fassungen nicht. Selber Releasetag, selber Preis, selbes Konzert! Aber das ist Lichtjahre her. Wer heute das Glück hat und ein Exemplar in die Finger bekommt, darf da schon wesentlich tiefer in die Tasche greifen, zwischen 60,00 und 90,00 Euro liegen derzeit die Sammlerpreise. Aber lohnt sich die hohe Investition für diese DVD überhaupt? Auf dem Prüfstand steht die reguläre Fassung.
"murder Day" startet nach dem Einlegen vollautomatisch. Man bekommt neben den kreischenden Fans auch das Instrumental-Intro von "murder freaks" zu hören. Auf einer Leinwand werden mit akustischer Untermalung (bzw. Ansage) die verschiedenen Bedeutungen von "Despair" und "Ray" erläutert, aber auch die Mitglieder TSUKASA (Schlagzeug), ZERO (Bass), Karyu (Gitarre) und HIZUMI (Gesang) werden dem Publikum näher gebracht. Nach etwas über zwei Minuten wendet sich das Geschehen dann der Bühne zu, wo D'espairsRay schon auf ihren Einsatz warten. Der Vorhang fällt und die Synths von "Garnet" erschallen im düsteren LIQUIDROOM. Karyu dreht sich hin und wieder mit Freude im Takte der Musik. Während des Liedes kommen außerdem diverse nachträgliche Bildeffekte zum Einsatz, wie Verwacklungen, starke Rauscheffekte oder Bildstörungseffekte. Diese treten dann immer mal wieder auf. Im Anschluss kommt der aggressive Headbanger "MaVERiCK" dran. Zu Beginn des Liedes schlägt HIZUMI zu TSUKASAs Beat mit einem Stab auf einen bestimmten Punkt vor dem Publikum. Aber auch Karyu und ZERO kommen nahe an den Bühnenrand heran. Zum Abschluss werden die Fans noch einmal so richtig aufgewiegelt und auf das folgende "Oboro no tsuki" eingestimmt. "Subliminal" wartet mit einer interessanten Interpretation Karyus auf, außerdem wird ordentlich Headbanging betrieben und Gitarrist wie Bassist tauschen die Seiten. Leider werden deren Vocals vom Band eingespielt.
In scheinbarer Finsternis erstrahlen spukig ein paar grüne Scheinwerfer und erleuchten schwach den vorderen Teil der Bühne, sodass man von D'espairsRay bei "Gothic" lediglich die Umrisse sehen kann. Im härteren Part des kurzen Liedes kommt dann etwas mehr Licht ins Dunkel, und Mitglieder wie Fans headbangen was das Zeug gibt. Im Hintergrund hämmert TSUKASA ordentlich auf seinem Schlagzeug herum. Schräge Violinenklänge erschallen in der Halle. Die "BORN-Version" von "Marry of the blood" feiert seine Darbietung. Bildverwacklungseffekte und Headbangen wohin man auch schaut. TSUKASAs "Reddish -DIVA version-" schließt sich nahtlos an. Hier kommt noch ein ganz spezieller Effekt zum Einsatz - ein Schwarz-Weiß Rauscheffekt, ganz so wie im Musikvideo. Die Jungs liefern hier eine sehr beeindruckende Performance ab.
Eine kurze Ankündigung von HIZUMI folgt und das beliebte "BORN" erklingt. Springen, Headbangen, Anheizen vom Sänger und ein schöner Wackeleffekt passend zu HIZUMIs Geschrei runden das schnelle, energiegeladene Stück ab. Schnell und heftig geht es auch weiter - "[Fuyuu shita risou]" und "murder freaks" folgen. In "murder freaks" findet auch der nächste Seitenwechsel von ZERO und Powerpaket Karyu statt. Beim zusätzlichen Outro des Liedes werden alle versammelten Manias (so nennen D'espairsRay ihre Fans) zu Höchstleistungen angespornt. Wie die Band im Anschluss die Bühne verlässt, sieht man nicht, das kann man nur erahnen.
Es wird mit der Zugabe "quarter void" fortgesetzt. Ein letztes Mal wird das Publikum in Stimmung gebracht und unter den vielen gemeinsamen Sprüngen im Wechsel mit Headbanging erbebt die Konzerthalle. Die Musiker bedanken sich, indem sie Plektren ins Publikum werfen, diverse Wasserflaschen und ein paar Hände schütteln. Als Letzter verlässt TSUKASA nach einem Wasserflaschenwurf die Bühne. Während der gesamten Verabschiedungszeremonie läuft zu den Klängen von "Yami ni furu kiseki" der Abspann durch und man landet unweigerlich im Menü, das wie eine Menükarte aufgemacht ist.
Stimmungsvolle Beleuchtungen mit schönen Nahaufnahmen (leider aber meist nur auf HIZUMI) unterstützen den dunklen Gothiclook der Band zu jener Zeit. Keinerlei Schnickschnack in Form von Flammenwerfern, Nebelmaschinen oder Diskokugeln trübt das Konzert, dafür aber eine sehr schöne Bühnendekoration - an der Decke entlang sind mehrere Stoffschale locker gespannt worden. Die Setlist ist extrem energiegeladen und liegt ganz klar auf der aggressiven Schiene (nun gut, so viele "ruhige" Titel hatten die Jungs damals noch nicht). Leider kommt auch viel an Backgroundvocals oder die Stimmen von Karyu und ZERO vom Band, eine Sache die später zum Besseren geändert wurde. Die wenigen Kamerafahrten sind zwar schön anzuschauen, aber die zumeist statischen Kamerawinkel rauben auch wieder viel von der Stimmung. TSUKASA sieht man zum Beispiel extrem selten mal in einer Aufnahme von vorn, meist wurde er von einer Kamera aufgezeichnet, welche links hinter seiner Schulter angebracht worden ist und dieser Winkel bleibt auch und ändert sich nie! Ein weiteres, viel größeres Manko ist der geringe Umfang. Von den ursprünglich 19 gespielten Liedern schafften es gerade mal 11 auf den Silberling (zehn aus dem Hauptprogramm und eines aus den Zugaben), wer gut aufpasst, merkt sogar, wo etwas fehlt. Verdammt schade, denn ein paar Lieder mehr hätten locker noch auf die DVD gepasst.
Laufzeit des Hauptfilms: ca. 58 Min.
Bild:
Das 16:9-Bild ist überwiegend klar, hin und wieder rauscht es zwar ganz leicht, aber es hält sich in Grenzen. Der Kontrast, die leuchtenden Farben und eine angenehme Schärfe schmeicheln dem Auge.
Ton:
Der Stereoton ist sehr satt. ZEROs Bass, die anderen Instrumente und HIZUMIs Gesang kommen sehr gut zur Geltung.
Specials:
Neben einem gesonderten Booklet in schicker schwarzer Optik mit den Songtexten, sind auf der DVD selbst noch zwei Extras zu finden. Das Erste ist das Musikvideo zu TSUKASAs genialem Lied "Reddish -DIVA version-" (ca. 5 Min.). Im Video selbst wurden diverse Schwarz-Weiß-Aufnahmen vom Wiener Operball eingearbeitet und auch sonst hat man sich mit dem Setdesign (rot geraffter Stoff schmückt den Hintergrund) sehr viel Mühe gegeben. Das Bild im Clip ist absolut klar, und überzeugt ansonsten mit denselben Stärken wie der Hauptfilm. Der Ton ist leider etwas leiser als im Hauptfilm, ist aber mal abgesehen davon ebenfalls sehr satt.
Extra Nummer zwei ist der dazugehörige Off Shot. Dieser läuft etwas über zwei Minuten und ist farbtechnisch blasser und rauscht auch leicht. Der Ton ist soweit in Ordnung. Jedoch bietet der Off Shot nicht wirklich etwas Neues - viele Szenen tauchen bereits im fertigen PV auf. Die wenigen wirklichen Backstageaufnahmen, in denen man D'espairsRay über die Schulter schaut, sind amüsant aber leider sehr, sehr kurz.
Fazit:
Nostalgischer Leckerbissen oder hoffnungslos überteuertes Sammlerstück? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Dass es sich hier um die erste Live DVD handelt, bringt dem Silberling höchstens noch einen Sympathiepunkt ein. Der geringe Umfang des Konzertes und der Extras tun weh, nicht nur dem Fan, sondern auch dem Geldbeutel. Wer noch ein Exemplar (egal welcher Fassung) von "murder Day" findet und absoluter Hardcore-Fan ist, wird sicher nicht lange zögern; alle anderen sollten wirklich die Finger von der DVD lassen, Da sie nur noch über Second Hand-Importe erhältlich ist (wenn man verdammt viel Glück hat) und eben, wie eingangs erwähnt, nicht gerade billig zu haben ist. Fasst da lieber zur "[LIQUIDIZE] -Yuugousuru taion-" oder zur "Spiral Staircase # 15 Final" DVD, die sind nicht nur günstiger und umfangreicher, sondern dank Gan-Shin auch definitiv in Deutschland ohne größere Schwierigkeiten auffindbar.
Gesamtwertung: 7,2 von 10
Setlist:
Garnet
MaVERiCK
Oboro no tsuki
Subliminal
Gothic
Marry of the blood
Reddish -DIVA version-
BORN
[Fuyuu shita risou]
murder freaks
Encore:
quarter void