Künstler: Plastic Tree
Titel: Utsusemi
Typ: Album
Stil: Rock, Poprock
Veröffentlichung: 24.09.2008
Wertung: 5/10
Ihr letztes Album "
Nega to Posi" erschien Mitte 2007, kürzlich gaben
Plastic Tree schließlich relativ spontan die Veröffentlichung eines weiteren Albums bekannt und sorgen nun mit "
Utsusemi" für Nachschub. Nach mehreren weniger gelungenen Singles machte zumindest das aktuelle "
Replay/Dolly" neugierig und ja, auch ein wenig hoffnungsvoll, dass die neue Platte eine Rückkehr zu alter Größe darstellen könnte, doch spätestens seit "
Alone Again, Wonderful World" muss man mit allem rechnen, wenn man eine CD der Gruppe in den Player schiebt.
"
Utsusemi" (nicht nur der Titel der CD, sondern auch das erste Lied auf dieser) spiegelt das Image und den allgemein bekannten Sound der Band wider - verträumt, leicht verdaulich und irgendwo zwischen dem poppig-düsteren Klang diverser Gruppen aus den 80ern und den modernen Einflüssen
Plastic Trees, die besonders im harmonischen Refrain deutlich werden, der dem Lied etwas Schwung verleiht. Betonung liegt in dem Fall allerdings auf dem Wörtchen
etwas. Spannender ist da definitiv das folgende "
Tetris", das überraschenderweise auf tatsächliche Experimentierfreude und schon in den ersten Takten auf
Billy Talent schließen lässt, leider! Das
leider gilt dem
Billy Talent Part, wahre Experimentierfreude hätten die Jungs nämlich eher mit einer Korobeiniki-Adaption bewiesen, aber auch ohne die Gameboymelodie wissen
PT zu überzeugen, abseits von ihrem üblichen Sound rüttelt das Lied durch treibende Drums und schnelle Gitarrensounds definitiv wach und
Ryutaro hört sich so an, als hätte er eine Überdosis Koffein intus. Ob das gefällt ist definitiv Geschmacksache, wir mögen's jedenfalls und das gilt auch für die leicht überarbeitete Version von "
Replay" (
hier klicken für eine ausführliche Rezension der Single). "
Melt" dürfte Fanherzen höher schlagen lassen, da es auf gewisse Weise an ältere Songs der Gruppe erinnert und
PT ein emotional-düsteres Lied präsentieren, das ohne überkitschigen Refrain und großes Trara auskommt. Bei "
Dummy Box" verhält sich das zumindest in puncto Song-Recycling ähnlich (aber mal ehrlich, das ist bei
PT ja nicht unbedingt was Neues..), mehr hat der Track allerdings nicht zu bieten, abgesehen vom Refrain, bei dem man wunderbar in Nostalgie schwelgen kann. Das durchschnittliche "
Q" langweilt schon nach den ersten Sekunden und kann in Sachen Tristesse nur noch von "
Fiction", einem eigenartigen Synthie-Experiment, bei dem selbst Hardcore-
Ryutaro-Fans viel Geduld brauchen, um seinen Gesang zu ertragen (der klingt nämlich in etwa so teilnahmslos und gelangweilt, wie der Zuhörer beim zweifelhaften Genuss des Liedes aussieht), getoppt werden. Da rettet auch der poppige und verdächtig nach Animetheme klingende Refrain nichts mehr.
Nur gut, dass das funky (im wahrsten Sinne des Wortes!) "
Shayou" das Ruder wieder rumreißt, klingt nach dem ultimativen Livesong, schade nur, dass der eher lahme Refrain dem Lied wieder den Wind aus den Segeln nimmt, schön, dass das Finale alles wieder gut macht.
Bei "
GEKKO OVERHEAD" geht es für
Plastic Trees Verhältnisse ziemlich aufregend zu und das Lied hat was, aber nicht genug, um wirklich hängen zu bleiben. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass die Strophen ziemlich cool sind. "
Balloon" setzt auf viel Gefühl, leise Strophen, einen emotionalen Refrain und mehrere Tempowechsel, weshalb das Lied einem sich nicht unbedingt beim ersten Hören erschließt. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass
Plastic Tree mehr und mehr zu einer Karikatur ihrer selbst werden. Und während man noch überlegt, ob man nicht doch etwas zu hart zu "
Balloon" war, läuft "
Alone Again, Wonderful World" an und das einzig positive daran ist, dass es einem durch den grausamen Refrain immerhin eher im Sinn bleibt als die restlichen Lieder der CD. An dieser Stelle bitte nicht aufgeben, nach "
Kioku iki", bei dem anfangs irgendwie
John Lennons "
Imagine" zitiert wird (nachdem wir realisierten, dass der Refrain dem von "
Alone again.." sehr ähnelt, schliefen wir leider ein, immerhin geht das Stück sechs elende Minuten lang), folgt "
Closer". Raffinierter Platz auf der Playlist, da vergisst man fast, wie schlecht das Album insgesamt ist und möchte sich glatt wieder ein Poster übers Bett hängen. Solltet Ihr in Erwägung ziehen, das Album zu kaufen, kauft bitte die reguläre Version. Da muss man zwar ohne DVD als Bonus auskommen, erhält aber "
Closer" und das ist für uns das unangefochtene Highlight der CD. Den Rest verzeihen wir ihnen trotzdem nicht.
Fazit: Die Punkte gibt's für "
Tetris", "
Replay", "
Melt", "
Shayou" und "
closer". Nach dem Durchhören hat man die Hälfte der Lieder wieder vergessen. Wir sagen das nicht gerne, aber wir sind schwer enttäuscht.
Plastic Tree waren noch nie die musikalische Avantgarde, aber "
Utsusemi" hätte wirklich nicht sein müssen. Immerhin wurde diesmal nicht schamlos von
Mew geklaut. Macht es aber leider auch nicht besser. Lieber weiterhin "
Nega to Posi" hören und drauf hoffen, dass
PT eines Tages wieder zur Besinnung kommen.