Review

SUGIZO - COSMOSCAPE

01/11/2008 2008-11-01 12:00:00 JaME Autor: Stefan

SUGIZO - COSMOSCAPE

LUNA SEAs Vorzeigegitarrist präsentiert essenzielle "SUGIZO MUSIC"

Album CD

COSMOSCAPE

SUGIZO

Künstler: SUGIZO
Titel: COSMOSCAPE
Typ: Album
Stil: Rock / Elektro / Ambient
Veröffentlichung: 23/07/2008 (Japan)
Wertung: 8/10

Tracklist:

01 COSMOSCAPE
02 TELL ME WHY?
03 THE CAGE
04 KANON
05 EUROPA
06 Le Fou
07 DELIVER...
08 Elan Vital
09 Rest In Peace & Fly Away
10 RISE
11 INITIATION
12 SWEET
13 Akai Umi to Kuro no Sora no Soryouchi
14 VOICE
15 Synchronicity


Im Grunde ist ein Review zu "COSMOSCAPE", SUGIZOs erster "Best of", fast etwas hinfällig, denn der Künstler selbst gibt sich im Rahmen eines dem CD-Booklet beiliegenden Faltblatts die Ehre, selbst - und das auch auf Englisch - ein wenig über seine Karriere und die vorliegende Songauswahl zu plaudern. Versetzen wir uns aber trotzdem in die vielgestaltigen Klangwelten des Gitarristen, den die meisten vor ihrem geistigen Auge sicher mit seiner Band LUNA SEA abrocken sehen, wo er gleichermaßen durch mühelos virtuose Soli, straffe Rhythmus-Parts, den einen oder anderen gefühlvollen Einsatz seiner Violine und - zumindest in der Vergangenheit - grell-auffällige Outfits von sich reden machte. Bei seinen eigenen Projekten zeigte sich stets, dass nebenbei weitaus vielschichtigere Ambitionen in SUGIZO stecken - irgendwo zwischen Einflüssen aus Rock, Metal, Elektro, Funk, Ambient und World Music ist seine musikalische Mitte zu verorten, ganz abgesehen davon, dass er seine Bekanntheit immer wieder benutzte, um anhand verschiedener nicht-musikalischer Projekte Positivität und Umweltbewusstsein zu propagieren. Auf "COSMOSCAPE" wird nun auf über 10 Jahre Solokarriere zurückgeschaut, was jedoch nicht in Form einer landläufigen "Greatest Hits"-Sammlung geschieht, die altbekannte Singles mit ein, zwei exklusiveren Tracks aufwertet - keine einzige Single ist hier enthalten, und vielmehr sollen musikalische Schlüsselmomente aus den zwei Soloalben "TRUTH?" (1997) und "c:LEAR" (2003) sowie weiteren Projekten aufgezeigt werden. Unberücksichtigt bleiben hierbei jegliche Kollaborationen, wie etwa die Jam-Band SHAG und (vielleicht leider) auch die ambitionierte aber kurzlebige Pop-Funk-Rock-Combo The FLARE (2004-2006), es handelt sich also - mit den Worten des Künstlers - um pure "SUGIZO MUSIC".

Der instrumentale Titeltrack, der als eine der zwei neuen Aufnahmen das Album eröffnet, kombiniert sofort einige klassische SUGIZO-Sounds zu einer anmutig daherschwebenden Welle von Gitarrenklängen: scheinbar nicht endende Akustikgitarren-Arpeggien, dissonante Licks und natürlich satt-verzerrte Soloparts, die weniger auf blitzschnelle Fingerakrobatik setzen als auf einen flüchtig-gefühlvollen Melodiefluss. Fangen wir aber chronologisch an: das erste, sehr Dance- und Elektro-inspirierte Album "TRUTH?" ist hier mit 5 Tracks vertreten, die eine eher ernste, düstere Stimmung gemeinsam haben - "THE CAGE" etwa kombiniert harte Drum'n'Bass-Beats und Gitarrenriffs mit sanftem Sprechgesang und melancholischer Melodik, und "KANON", gesungen von Lou Rhodes vom Elektro-Duo Lamb, klingt unweigerlich Trip-Hoppig (und wird übrigens von Ryuichi Sakamoto am Klavier unterstützt). "DELIVER..." ist dazu ein interessanter Gegenpol, indem es Bossa-Nova-Sounds mit einer "loungigen", relaxten Stimmung präsentiert. Nach LUNA SEAs (einstweiliger) Auflösung stürzte sich SUGIZO 2001 in die Arbeit am surreal-dramatischen Märchen-Film Soundtrack von Regisseur Ken Nikai, dem er nicht nur die Musik verlieh, sondern auch einen schauspielerischen Auftritt. "TELL ME WHY?" klingt hiervon noch ziemlich nach dem vorigen Dance-lastigen Sound, "Rest in Peace & Fly Away" und "Synchronicity" hingegen sind sphärisch-sanfte Instrumentalstücke, die sich in den hier ausgewählten Versionen auf spärliche Akustikgitarrenparts und aufschwingende Violinenläufe konzentrieren und so die melancholischen Stücke sehr hübsch aufs Wesentliche reduzieren. Es verbleiben noch die wiederum 5 Songs von "c:LEAR" - der Klang des Albums ist weitaus natürlicher als auf "TRUTH?", und poppigere Songstrukturen werden auch nicht verschmäht; zudem erklingen die Songs hier in teils neuer Abmischung und somit um einiges satter und unmittelbarer. Dies zeigt sich vor allem mit "VOICE", dessen druckvoller, unmittelbarer Sound schön abrockt; anderorts finden sich Einflüsse aus der sogenannten World Music in den langsameren, stimmungsvollen Tracks "INITIATION" und "SWEET", die elektronische und organische Klänge zu hübschen, catchy Balladen verarbeiten. Das zweite brandaktuelle Stück, das dynamische instrumentale "Elan Vital", klingt wieder mehr nach einer Band im klassischen Sinne und deutet zu guter letzt an, wohin es SUGIZO demnächst klanglich verschlagen könnte, nämlich in wiederum handgemachtere, improvisiertere Klangwelten, die von durchweg modernen Gitarrensounds getragen werden.

Dass SUGIZO kein klischeebeladener Lead-Gitarrist ist, der seine Soloausflüge zum Anlass nimmt, angeberisch seinem Instrument zu huldigen, ist offensichtlich und erleichternd; vielmehr scheinen Schlagwörter wie "Gefühl" und "Atmosphäre" am besten anzudeuten, wo für ihn die Inspiration liegt. Allerdings ist "COSMOSCAPE" somit auch kein Pop-Album, denn neben mainstream-affineren Rock-Sounds zeigt sich hier ein wirklich breitgefächertes Sortiment, vom Minimalistischen bis zum Bombastischen und vom Organisch-improvisierten bis zum Programmierten. Dabei fällt immerhin ein Drittel der Auswahl rein instrumental aus, was sicherlich den Eindruck erhöht, dass dieses Album doch vielleicht am ehesten etwas für Gitarren-Fans und engagiertere LUNA SEA-Anhänger ist. Da ist es fast etwas schade, dass die Käuferschaft dieses Albums wahrscheinlich vor allem aus letzterer Zielgruppe besteht, denn neben spannenden Sounds - und das nicht nur auf der Gitarre - hat SUGIZO auch hübsche, progressive Songs (und eine mehr als passable Singstimme) auf Lager, die sich im JRock-Universum auch ohne seinen Namen behaupten könnten.
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