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TSUGi meets HearJapan Vol.1 - Bonus Digital

19/11/2008 2008-11-19 12:00:00 JaME Autor: Finja

TSUGi meets HearJapan Vol.1 - Bonus Digital

Ein kleiner Ausflug in japanische Elektrogefilde, sämtliche Lieder dieser Sammlung könnt Ihr kostenlos downloaden!


© HearJapan
Album CD

TSUGi meets HearJapan Vol.1 - Bonus Digital Exclusif

Unterschiedliche Künstler

Irgendwas hab ich verpasst, jedenfalls hatte ich ziemlich lange das Gefühl, es gäbe keine japanische Elektroszene. Meine Mission, in Tokyo selbst überzeugende, japanische Elektroacts zu finden, ist jedenfalls kläglich gescheitert. In den empfohlenen Clubs gab es zwar durchaus die übliche, motivierte Partymeute und euphorische DJs - gemixt wurden allerdings meist Songs der üblichen Verdächtigen aus Frankreich und England, japanisch waren nur die Schlager, die zwischendurch aus Spaß aufgelegt wurden.
Vor einer Woche wurde ich dann allerdings eines besseren belehrt, ein Bekannter wies mich auf das beim Onlinestore HearJapan kostenlos zur Verfügung stehende Album "TSUGi meets HearJapan Vol.1 - Bonus Digital Exclusif" hin, und dieses landete wiederum prompt in meiner iTunes Bibliothek.

Bei "TSUGi meets HearJapan Vol.1 - Bonus Digital Exclusif" handelt es sich um ein Compilation Album, das verschiedene Künstler der Szene mit jeweils einem Song mal mehr, mal weniger eindrucksvoll vorstellt. TSUGi ist übrigens ein französisches Magazin, das sich in einer Ausgabe gänzlich der japanischen Elektroszene gewidmet hat, so kam es letztendlich zu dieser Sammlung.
Nach welchen Kriterien die einzelnen Lieder ausgewählt wurden, ist mir schleierhaft und die etwas unglückliche Zusammenstellung lässt keinen wirklichen Hörfluss entstehen, macht die ganze Sache aber ziemlich spannend, weil die Künstler so unterschiedlich sind und ihr Genre weiträumig repräsentieren.

Den Anfang macht hierbei das Duo OMODAKA mit "kyoteizinc (video mix)". Die beiden klingen in der Beschreibung nicht schlecht: Elektro (in Form von Soichi Terada) meets Schlager (Kanazawa Akiko, die als Enka-Sängerin vor über 38 Jahren ihr Debüt ablieferte), also so was wie die aktuelle Nummer von Bushido featuring Karel Gott, nur muss man sich den guten Bushido in diesem Fall als DJ vorstellen und Karel eben weiblich. Abgefahrene Vorstellung. Wer aber mit einem ebenso abgefahrenen Track rechnet, wird von "kyoteizinc (video mix)" ziemlich enttäuscht sein. Auf unterhaltsame Schlagereinlagen wird hierbei nämlich verzichtet, stattdessen setzt das Duo auf düstere Klänge gemischt mit diversen, sehr verzerrten Voicesamples. Höhepunkt ist gegen Ende der Einsatz eines Schlagzeuges, der dem Lied die Monotonie nimmt. Ganz netter Einstieg aber im Endeffekt doch eine blöde Auswahl, weil OMODAKA auf ihren Alben wesentlich bessere Lieder haben. Auch MemoryStorm sind ein Duo, die im Gegensatz zu ihrem Vorgänger aber eher in die experimentelle Loungeecke passen und mit "Sunset Cliffs" einen absolut zum Titel passenden, atmosphärischen und angenehm unspektakulären Track abliefern, der so klingt, als wäre er einer "Café del Mar" Compilation entsprungen und schließlich fast nahtlos in "MoboMoga In Da House" von den Yvonne Sisters übergeht. Spätestens jetzt merkt man, dass es sich hier um japanische Musik handelt - mit ihren kindlichen Stimmen säuseln Kanako und Shiho, die einst übrigens als Popgruppe beim Label Avex unter Vertrag waren, mal Japanisch, mal mehr schlecht als recht Englisch ins Mikrofon und wechseln in den fast sechs Minuten des Liedes mehrmals den Stil, von werbejingleartigem Pop, über Ukulelenwesternsound bis hin zu traditionell-asiatischen Instrumenten und einem Part, der ein bisschen nach James Bond klingt. Hört sich so an, als würden da zwei Mädels Musik machen, die absolut keine Ahnung davon und obendrein ein paar Pillen zu viel eingeschmissen haben, ist aber gerade deshalb ziemlich witzig und empfehlenswert.

Wesentlich düsterer geht es bei "The Baron" von Jaermulk Manhattan zu, hier treffen finstere Technobeats auf sphärische Synthiesounds, das ergibt insgesamt einen soliden Track, der einen aber nicht unbedingt vom Hocker haut. DJ BAKUs "AKBAH ATTACK" macht neugierig, nicht nur des Titels wegen, sondern auch, weil oben genannter Herr vor geraumer Zeit mit Guitar Wolf kollaboriert hat. Ganz so chaotisch wie man denkt geht es in dem Lied zwar nicht zu, insgesamt macht "AKBAH ATTACK" durch die leichten Punkeinflüsse, den genretypisch druckvollen Beat und und das wiederkehrende Gitarrensample allerdings ziemlich viel Spaß. Das kann man auch vom folgenden Song mit dem eindrucksvollen Titel "Sunday Morning (I'm So Look You Remix)" sagen. naivepop or petitfool mischen hierbei eher minimale Beats mit simplem aber berührendem Frauengesang, der das Konzept des Duos ziemlich eindrucksvoll wiedergibt - "Their music is the dark secret of bittersweet love songs", macht irgendwie ein wenig sentimental und ist trotzdem, oder gerade deshalb, durchaus tanzbar.

"Combination" von Saitone ist eher was für die Hartgesottenen 8bit-Fans. Ist ja irgendwie lustig, dass der Gute seine Musik mit dem Gameboy macht und das soll auch bei seinen Konzerten eine ziemlich beliebte Showeinlage sein, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und dieses Lied macht nicht unbedingt Lust auf mehr - motiviert aber, selbst den alten Gameboy auszupacken und sich an einem eigenen Track zu versuchen.
Angenehmer ist da die verträumte Melodie "a.s.a.p"s, das der Feder mi-ons entstammt. Das ergänzt die Biographie der Künstlerin perfekt - sie liefert Soundtracks zu Animeserien und Videospielen und interessiert sich für Björk, das Lied lässt einen daran nicht zweifeln. Der zarte Klang weckt Assoziationen und erinnert ein wenig an Air, Entspannung ist demnach vorprogrammiert. An diese Atempause knüpft "Anti Doping" von Jin Hiyama an, da kommt pures Ibizafeeling auf. Glatter Chill Out Sound, der durch diverse Synthie-Spielereien aufgelockert wird. Weiter geht's mit "Love+piece+Icecream!" von Hazel Nuts Chocolate. Das gesamte Album bietet zwar viel Abwechslung und stellt ganz verschiedene Künstler vor, dieses von Yuppa ins Leben gerufene Soloprojekt passt aber gar nicht rein. Erinnert zwar entfernt an den niedlich abgedrehten Sound der oben erwähnten Yvonne Sisters, würde sich aber wesentlich besser auf einer Eurobeat-Compilation machen. Zuckersüße Beats treffen auf schiefen Mädchengesang und eine Melodie, die an diverse nervige Videospiele erinnert, lieber schnell skippen. Das gilt übrigens auch für den folgenden Track von QYPTHONE. Interessanter ist da das etwas gewöhnungsbedürftige "Wamono" von HIFANA. Samples von traditionellen, japanischen Instrumenten werden hier mit satten Beats gemischt, geht eher in die experimentelle Richtung und ist daher nicht jedermanns Geschmack, hat seinen Platz in dieser Sammlung aber definitiv verdient.
Die Illustrationen, die das japanisch/französische Duo MiYAGOOO verwendet, sind ebenso niedlich wie simpel. Ähnlich kann man auch ihren Track "yokatta" beschreiben, der außer dem Klang einer Spieluhr und verträumten Synthesizersounds nicht viel zu bieten hat, dennoch irgendwie zu gefallen weiß. Klingt ein bisschen wie MGMT auf Valium und hinterlässt den Hörer eher ratlos, macht allerdings Lust auf mehr. "Burning Hammer" von Asayake Production bietet eine Mischung aus seichtem Jazz und Lounge, der kaum überrascht. Ähnlich verhält es sich mit dem Bubblegum-Elektropop von Sonic Coaster Pop, den man - im Gegensatz zum Vorgängertrack - nicht mal im Hintergrund laufen lassen möchte.

Mit "Unbroken" liefern die Traks Boys einen ansprechenden Song ab, der offenbar an die positiv klingenden Clubhymnen der 90er angelehnt ist. Die dahinplätschernde Melodie wird von schnellen Beats getragen, kein Club-Banger, aber definitiv harmonisch und tanzbar, gehört wohl zu den besseren Stücken dieser Sammlung. Das gilt auch für Riow Arais "New Tube", welches entfernt an die früheren Werke von Daft Punk erinnert. Unangefochtenes Highlight des Albums ist jedoch "The Bottom Of The World". Im Stil von Digitalism sorgt Dr. Usui hier für gute Laune und der stark bearbeitete Gesang macht Stimmung. Beat- und Vocalspielereien sorgen für Abwechslung und spätestens nach dem zweiten Durchgang dürfte man fleißig mitklatschen und längst einen Ohrwurm haben, diesen Track muss man einfach zelebrieren. "Nanbu ushioi ONSEN feat. Tamio Sato (live version)" nimmt wieder etwas Wind aus den Segeln, rundet das Werk nach dem Vorgängersong aber ideal ab. Minimale Töne gemischt mit schamanischem Gesang, das klingt in etwa so meditativ, wie Yoshihiro Sawasaki aussieht - und bei dem fiel mir als erstes das Wort "Guru" ein.


Fazit: Für "TSUGi meets HearJapan Vol.1 - Bonus Digital Exclusif" spricht, dass die ganze Sache kostenlos ist. Kann man nicht viel falsch machen. Insgesamt ist die Sammlung eher durchwachsen, wenige Höhepunkte, eher gehobenes Mittelmaß, Totalausfälle gibt es allerdings kaum. Spannend ist die Zusammenstellung auf jeden Fall, denn auch, wenn nicht jeder Track gefällt, ist es doch interessant zu wissen, was in der japanischen Elektrowelt so kreucht und fleucht. Interessant für Szenekenner und auch für jene, die mit dieser Art von Musik eigentlich gar nichts anfangen können - einfach mal reinhören. Das Album steht bis zum 4. Dezember zum kostenlosen Download zur Verfügung.
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Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2008-11-04 2008-11-04
Unterschiedliche Künstler

HearJapanxJaME

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