Review

Mix Speaker's,Inc. - MONSTERS ~pocket no naka ni ha JUNK STORY~

23/02/2009 2009-02-23 12:00:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

Mix Speaker's,Inc. - MONSTERS ~pocket no naka ni ha JUNK STORY~

Das bunteste Europa-Debüt aller Zeiten

Album CD + DVD

MONSTERS ~JUNK STORY in my pocket~ (European Press)

Mix Speaker's,Inc.

Künstler: Mix Speaker's,Inc.
Titel: MONSTERS ~pocket no naka ni ha JUNK STORY~
Typ: Album
Release: Januar 2009
Stil: Pop-Rock
Bewertung: 7.5 / 10


Trackliste:
CD:
01. Monster Start Instrumental ~Family Ver.~
02. JUNK STORY
03. Innocent World
04. My wish[Horror]X'mas
05. GO!GO!Bremen
06. We are HA-CHA-ME-CHA'Z
07. yakusoku no mori (The Promised Forest)
08. aoi Monster (Blue MONS-CAR)
09. "MONSTART" Family
10. MONSTIME
11. mirai no kimi he (To You in the Future)

DVD:
01. Innocent World
02. If


Der Name Mix Speaker’s,Inc. ist vielen sicherlich ein Begriff. Wennschon nicht durch die Quasi-Renaissance von ISABELLE, die man an sich nicht wirklich wiederbeleben hätte müssen, dann wohl wegen seek und Aya von Psycho le Cému. Diese waren zwar auch im erstgenannten Projekt aktiv, aber ihr Wirken dort übersah und verzieh man nur zu gerne. Die neue Band geriet überraschend zur wohl visuellsten Band, seit eben PLC in Pause gingen, und auch die Musik wurde deutlich besser. Daher war ich auch erfreut über die Europapressung ihres Albums, auch wenn mir die darauf enthaltenen Lieder gänzlich unbekannt waren. Darum hier die Chronologie des Ersthörens.

Getreu ihrer Halloween-Thematik, die sich vor allem in den aufwändigen Kostümen widerspiegelt, gestaltete man das Intro mit einem soliden Suspense Unterton, beginnend mit einer knarrenden Tür. Der Gesang wirkt etwas aufgesetzt, da er mit dem unentwegt hämmernden Horror-Theme so gar nicht harmoniert. Mag sein, dass es im Rahmen einer Atmosphärenerzeugung beabsichtigt war, den wie aus dem Unterholz flüsternden Gesang derart leise zu machen, optimal ist es nicht geworden. Vor allem, da es mit fast dreieinhalb Minuten einen durchschnittlichen Popsong übertrifft und schon alleine deshalb für einen Opener viel zu lang ist. Dass es in den letzten 40 Sekunden deutlich imposanter zur Sache geht, verbessert die Lage keinesfalls.

"JUNK STORY" braucht ebenfalls eine gewisse Zeit, bis es sich in ein durchaus anständiges Rocklied mit feinen Industrial-Anleihen wandelt. Nachdem man sich mit dem streckenweise etwas arg poppigen Song abgefunden hat, überrascht es einen zur Hälfte mit fast schon jazzigen Tönen, bevor es wieder erst in Industrial und dann Pop-Metal verfällt. Angenehm, aber nicht sonderlich überzeugend. Mehr Metal scheint der Folgetrack anfangs zu bieten. Der Gesang ist von der Intonierung her deutlich angenehmer für rockverwöhnte Ohren, als der zuvor - man erinnere sich daran, dass die Band zwei Sänger hat! Und obwohl auch dieses Lied sehr poplastig wird, ist man eher bereit mitzugehen, da es feine Anleihen von PLC bietet, ohne auch nur annähernd an Daishis Stimme anzuknüpfen. Aber die Musik ist ordentlich. Popmusik lebt und stirbt mit der Komposition und den mitreißenden Elementen, also jenen Augenblicken, in denen man mitsingen möchte. Und davon gibt es in diesem Fall einige, auch (oder gerade weil?) das Ganze zeitweise eher an Pop-Rock a la FANATIC CRISIS Ende der 90er erinnert.

Was das Wörtchen "Horror" im Titel des vierten Songs verloren hat, erfährt man sicherlich nur nach gründlicher Textinterpretation. Ein sehr offensives Poplied mit sehr offensichtlichem PLC-Charme. Dass die Jungs mit solchen Liedern noch nicht in den Major-Oricon Charts gelandet sind, überrascht sehr. Man sträubt sich dagegen, aber es ist so entwaffnend angenehm, dass man es akzeptiert. Was das Sextett bei "GO! GO! Bremen" eingeworfen hat, will man nicht erfahren. Ein sehr kruder Mix aus Pop, Rap und Trance-Elementen. Man wippt zwar mit, aber innerlich fragt man sich doch, was das alles soll. Irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn. Man kann es nicht als schlecht bezeichnen, auch wenn man es gerne täte, andererseits ist es so unglaublich trashig, dass man es nie im Leben "gut gelungen" nennen könnte.

Auch beim sechsten Track ("We are HA-CHA-ME-CHA'Z") fragt man sich, wer denn von den Jungs zu viel Dragonball gesehen hat - der Titel ist einfach nur zu arg in die Richtung gedrillt. Ähnlich dem angeblichen Ursprung treiben die Jungs das Spiel aus Lied fünf weiter und setzen noch eine Schippe drauf. Diesmal mit ein wenig mehr Pop, deutlich mehr SCISSOResken... nun... nennen wir sie pro forma "Gesangseinlagen" und sogar einem kleinen Gitarrensolo. Das oben benutze Adjektiv führe ich der Einfachheit halber auf die Band SCISSOR zurück, da deren unvorstellbar irritierendes Stück "NC" in solchen Fällen stets als Referenz gelten muss! Man könnte zwar auch einiges von Sendai Kamotsu als Vergleich nutzen, aber das Mitwirken des Sängers von MSI in ersterer Band drängt den Verdacht auf, dass in beiden Fällen die selbe Person zuständig war. Musikalisch macht das Stück definitiv nichts falsch. Die Ursachen der Missgunst liegen deutlich bei einem der Sänger. Auch, wenn die groteske Gesangseinlage zum Ende einen nur noch grinsend den Kopf schütteln lässt.

Der versprochene Wald ist da deutlich angenehmer und überzeugt trotz quälender Ähnlichkeiten mit DIR EN GREY-Balladen auf ganzer Strecke. Die Musik stimmt wie immer. Beide Sänger sind parallel aktiv und überraschenderweise harmonieren sie miteinander. Dass das Stück mit fast fünf Minuten das drittlängste des Albums ist, nimmt man aber nicht ab. Zu kurz erscheint einem die überzeugende Leistung. Dass im Anschluss daran ein definitiv kurzes Lied eingesetzt wurde, mindert diese Wahrnehmung ein wenig. Die Jungs jedenfalls werden einem Teil ihres Namens einmal mehr gerecht: Ein schneller Mix aus Pop-Rock und dezentem Punk füllt die knapp fünf Minuten dauernde Komposition gut aus, ist aber nicht sonderlich originell.

Im Stile der ersten Lieder ist auch ""MONSTART"Family" gehalten. Dass es dazu wenig zu sagen gibt, sagt eigentlich alles. Es bietet nicht wirklich was Neues, sorgt aber für solide Unterhaltung. Erfüllt also seinen Zweck zur vollen Zufriedenheit. Der vorletzte Track kommt zudem noch mit ein paar netten "Gesangseinlagen" in Bass und einem etwas längeren Gitarrensolo. Der letzte Song ist schließlich sehr radiotauglich geraten, was man aber gut und gerne verzeiht. Insgesamt ein ordentliches Poplied, bei dem einmal mehr die Musik im Hintergrund 20% mehr überzeugt als die oral dargebrachte Theatralik des Sangesduos.

Nach so einem verwirrenden Album vergisst man glatt die mitgelieferte DVD. Dabei gibt die einem in Sachen Groteske absolut die Kante. Wenn man schon dachte, dass das Video zu Psycho le Cémus "Shunkashuutou" im positivsten Sinne "kaputt" war, dann wird man sich bei "Innocent World" kaum noch einkriegen können. Die Sänger spielen in ihren Kostümen Klavier oder zeichnen Selbstporträts, was an sich schon genug wäre. Dann leisten sie sich aber einen gespiegelten Para-Para Dance der niedersten Sorte, der natürlich perfekt zum Poplied passt, aber so dermaßen kacke ist, dass man sich vor Lachen nicht mehr einkriegt. Dann noch ein wenig Poesie in Form einer weißen Feder auf dem Piano - spätestens an diesem Punkt kann kein Uwe Boll oder Ed Wood jr. mehr mithalten. Und die Tatsache, dass seek im dicken Kostüm einer überdimensionierten Schildkröte auftritt, lässt selbst Neverhorst-Filme reif für den Oscar erscheinen. Wie sich der schmächtige Bassist darin überhaupt bewegen konnte, bleibt zumindest mir ein Rätsel. Auch für die Musiker bietet das Video mehr oder weniger intellektuell wirkende Aktivitäten. Gitarrist Keiji darf ein Schachmatt setzen, seek einen Globus studieren - was anderes als diesen zu drehen wäre mit dem Kostüm auch einfach unmöglich gewesen. Aya darf Aschenputtel zitieren und Drummer S, mit seiner Parodie auf Cerberus und Siegfried and Roy-Tiger, darf einen Knochen apportieren, was Katzen eher seltener machen, aber egaaaaal! Ferner sieht man weitere Absurditäten, die einem dann endgültig den Rest geben.

Und das waren gerade mal fünf Minuten! Der zweite Film auf der DVD, "If", droht den Lachmuskeln mit angezeigten sechs Minuten Laufzeit. Leider ist es dann "nur" ein Zusammenschnitt des Liedes bei einem Konzert und den Aufnahmen des obigen Videos. Das Lied selbst überzeugt in seinen schnellen Parts, während die ruhigen sehr gewöhnungsbedürftig poppig gerieten.

Fazit:
Die DVD gerät mit 9.1 Punkten zum Retter der europäischen Pressung. Die CD selbst wäre sonst mit mageren 6.7-6.9 durchgewunken worden. Nicht, dass es schlechte Musik wäre (ganz im Gegenteil: die ist sogar sehr gut, zumindest das Spiel der beteiligten Instrumentallisten)! Es ist die Produktion, die durch Beimischung der Keyboards und anderer Pop-Instrumente den eigentlichen Gesamteindruck verunstaltet. Ferner sind die Beiträge der Sänger sehr gewöhnungsbedürftig. Die Stimmen sind zwar gut, aber es fehlt der so dringend nötige Eigengeschmack, der beiden Sängern nicht eigen ist und sie einfach mittelmäßig macht. MIKI, den Verursacher der Texte, sollte man - nebenbei bemerkt - eine Zeit auf Wasser und Brot einsperren, vielleicht hilft das ja, damit er nicht mehr so einen Schund produziert. Insgesamt bleibt die Musik Pop-Liebhabern wärmstens empfohlen. Auch PLC-Fans werden durchgehend Favoriten finden. Menschen, die SCISSOR nicht leiden konnten und Leuten, die sogar mit halbem Metal nichts anzufangen wissen, sollte das Album aber ein Buch mit sieben Siegeln sein!

Für Gan-Shin dürfte die Erweiterung eine optimale Alternative als Konkurrenz zum eher poplastigen Portfolio ihrer Konkurrenz von CLJ sein. Aber - und dieses ist in etwa so überdimensional geschrieben wie der Hollywood Schriftzug -, sie sollten ihre Übersetzungen besser überprüfen, bevor sie in Druck gehen. Neben der humoristischen Einlage des "...used to be a tuff guy.", die nicht nur auf Neudeutsch falsch wäre, bringen sie den Titel "yakusoku no mori" als "Versprochenen Wald" ins Deutsche. Dabei findet sich im Titel keine Variation des Verbs "suru", welches nötig wäre, um aus Versprechen versprechen zu machen. Folglich sollte es wohl eher "Rendezvouswald" lauten, was auch eher dem Inhalt entspräche. Dass es in den Lyrics zum Song dann auch noch "... take me flower" zu lesen gibt, führt uns wieder zum Humor. Nebenbei bemerkt, es war das erste Mal, dass ich den beigelegten Übersetzungsteil überhaupt überflog. Dass ich auf Anhieb so fündig wurde, lässt darauf schließen, dass in früheren Veröffentlichungen also wohl noch Dutzende solcher Witze enthalten sind.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD + DVD 2009-01-23 2009-01-23
Mix Speaker's,Inc.
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