Künstler: Teriyaki Boyz
Titel: SERIOUS JAPANESE
Typ: Album
Stil: Hip-Hop, eine Prise R'n'B
Veröffentlichung: 28.01.2009
Wertung: 6/10
Tracklist:
01 please come INTRO!
02 WORK THAT feat. PHARRELL & CHRIS BROWN
03 AFTER 5 (A.M.) feat. MADEMOISELLE YULIA
04 Tokyo Drift (Fast & Furious)
05 SWEET GIRL feat. DONDRIA
06 TERIYA-KING feat. KANYE WEST & BIG SEAN
07 5TH ELEMENT feat. CORNELIUS
08 SERIOUS JAPANESE
09 ZOCK ON! featuring Pharrell and Busta Rhymes
10 (CAN'T) "BAKE" THAT "FAPE" feat. TAKAGIKAN & ADROCK
11 Itsumo IT'S MORE
12 I still love H.E.R. feat. KANYE WEST
13 GET THE HELL OUTRO
14 TOKYO DRIFT (FAST & FURIOUS) REMIX feat. PHARRELL, PUSHA T & FAM-LAY
Vor knapp drei Wochen erschien das sehnlichst erwartete neue Album der Teriyaki Boyz und die Liste der Mitwirkenden liest sich in etwa so wie ein Märchen, in dem nur Prinzen vorkommen, die alle supercool, supererfolgreich und superreich sind. Und Nostalgie kommt obendrein auch auf, waren doch Größen wie Pharrell, Adrock und Mark Ronson schon maßgeblich an der Entwicklung vom Debütalbum "Beef Or Chicken" beteiligt, über das in einer Rezension mal Folgendes stand: "The Teriyaki Boyz may be just a bunch of celebs having fun, but at least we’re included in the party". Kann man so unterschreiben, obwohl es letztendlich nicht nur die Supergruppe selbst ist, die sich feiert, sondern vor allem die prominenten Gaststars aus Übersee ihre Auftritte zelebrieren. Und so war auch diesmal (gerade nach den spektakulären Singles mit Kanye West, Busta Rhymes, Pharrell und Prügel-Chris Brown) die spannende Frage, wen sich Ilmari, Ryo-Z, VERBAL, WISE und Nigo ins Boot geholt haben, denn einen musikalischen Aha-Effekt wird wohl niemand erwarten, der sich ein bisschen mit der Gruppe befasst hat. Die setzen bekanntlich vor allem auf Altbewährtes.
Nachdem Adrock uns im spektakulären Intro schreiend darüber in Kenntnis setzt, dass wir uns im Jahr der Kuh befinden und alle Beteiligten es verdammt ernst meinen, macht die aktuellste Single "WORK THAT" den Auftakt. Chris Brown übernimmt hierbei übrigens in etwa die Rolle Ryoheis in "LOVE ME, HATE THE GAME" von m-flo: "Ich pass hier nicht ganz rein, sing sowieso nur im Hintergrund mit und meinen Namen auf der CD hätte man sich auch sparen können". Aber nun zum Lied selbst. Gut, die Message ist ein wenig plump (wer's angesichts des Titels noch nicht begriffen hat: im Video werden ordentlich die Hintern geschwungen, na, klingelt's?) und das Lied insgesamt ziemlich eindimensional, aber gerade das macht die Sache zu 'nem Kracher - solide Hook, typischer Neptunes-Sound, lustiger Text und diverse Synthie-Spielereien mit deutlichen House-Einflüssen. Kein Wunder, dass die Teriyaki Boyz mit diesem Song auf ihren Durchbruch in Amerika hoffen, das ist einer der Tracks, die absolut clubtauglich sind und nach genug Sprit auch Hip-Hop-Gegner auf die Tanzfläche ziehen. Zitieren wir dazu einfach mal den guten Lil' Jon: "I said ain't nothing but tutti fruity, get on the floor if ya got that booty!"
Nach der starken Single kommt das nach Videospiel klingende "AFTER 5 (A.M.) feat. MADEMOISELLE YULIA" etwas kläglich daher, da hilft nicht mal der Gastauftritt von der im Titel genannten Szenegröße, die den Song mit dem melodischen Refrain zwar in die Mittelmäßigkeit hebt, viel mehr jedoch nicht schafft. Aber vielleicht war das die Intention dahinter? 5 A.M. - nach fünf Uhr morgens, wenn am Sonntag die ersten Müdigkeitserscheinungen auftreten? So jedenfalls klingt das.
Haben sich vielleicht auch die Produzenten gedacht und - clever wie sie sind - direkt den Dauerbrenner "Tokyo Drift (Fast & Furious)" folgen lassen, der auch nach so langer Zeit noch für Ohrwürmer sorgt und über den man wohl nicht viel sagen muss, nachdem man das Lied viel zu lange aus den miserablen Handylautsprechern irgendwelcher Prolls hinten im Bus ertragen musste. Da diese Phase längst vorbei ist, freunde ich mich langsam wieder mit dem Lied aus Pharrells Repertoire an.
Dass die Teriyaki Boyz schon so lange an ihrem Durchbruch in Amerika feilen, könnte daran liegen, dass ihr potenzielles Publikum vor allem ein Problem hat: Die Sprachbarriere. Zwar liefert die Gruppe bilinguale Texte und legt dabei vor allem in Refrains und Bridges viel Wert darauf, alles möglichst eingängig und leicht lernbar zu machen, aber das scheint nicht zu reichen. In fast jedem Review heißt es "Aber Achtung, da kommt auch mal ein japanisches Wort vor!" und Gegner der Teriyaki Boyz reduzieren die Jungs direkt nur darauf: "Pf, versteh ich nicht, was die da sagen - muss also kacke sein". In "SWEET GIRL" wird deshalb ordentlich von VERBAL gekontert. Die üblichen, abgedrehten verbalen Ergüsse, die stets mit einem Augenzwinkern versehen sind, werden hier durch sehr amerikanische Rap-Parts ausgetauscht, denen man die ethnische Herkunft der Mitglieder überhaupt nicht anmerkt, kein witziger Akzent und kaum Japanisch. Für manche Zuhörer wird der Song aus der Feder Jermaine Dupris (produzierte unter anderem Tracks für Usher, Mariah Carey, TLC und Janet Jackson) vielleicht besser zu verdauen sein als die überdrehten restlichen Stücke - andere werden den Spaß vermissen und mit der Ernsthaftigkeit wenig anfangen können. Ich find es schön, mal eine neue Seite kennen zu lernen und den ruhigen VERBAL mochte ich darüber hinaus schon bei m-flo, aber wie oben bereits erwähnt, setzen die Teriyaki Boyz auf Altbewährtes, und so versuchen sich die Jungs hier an radiotauglichem R'n'B, klauen kurzerhand den Flow von Q-Tip (aus dem "Got Till It's Gone"-Remix von Janet Jackson) und setzen auf Auto-Tune, was derzeit bekanntlich sehr angesagt ist. Hat man in den letzten Wochen alles schon mal irgendwie gehört. Den Wermutstropfen kann man aber verkraften, spätestens, wenn DONDRIA einen im Refrain in romantische Sphären trällert.
"TERIYA-KING" hingegen ist der beste Beweis dafür, dass die Teriyaki Boyz und ihre Kollegen sich nicht auf ihrem Ruhm ausruhen sollten. Die unausgegorene Mischung aus uninspirierten Raps von Kanye West und einer nervtötenden Hook ("We’re the Teriya-kings.. kings.. kings..".. und so weiter) gehört in die Kategorie "Idee war nett, Umsetzung leider nicht so fett" und hat es auf kein Album verdient. Einzig BIG SEAN macht seinen Job gut, aber der kommt erst so spät, dass man den Song bis dahin vermutlich längst geskippt hat. Nach dem eher abstrakten "5TH ELEMENT" (haut einen nicht vom Hocker, hat aber definitiv was) folgt "SERIOUS JAPANESE", bei dem man von der ersten Sekunde an merkt, dass Mark Ronson seine Finger im Spiel hatte, und der passt zu dem aufgedrehten Quintett wie die Faust auf's Auge. Witzige Raps (diesmal wieder mit ganz viel Akzent - offenbar können die Jungs das an- und abstellen) treffen auf skurrile Melodie und ziemlich seltsamen Gesang, weniger spektakulär als vielleicht erwartet, aber definitiv empfehlenswert und sehr oldschool. "ZOCK-ON!", die zweite und stärkste Singleveröffentlichung, ist einer der unangefochtenen Höhepunkte des Albums. Busta Rhymes (der übrigens allen die Show stiehlt) in Höchstform, Pharrell auf Japanisch, geniale Bridge und gegen Ende noch mal die leicht an "Tokyo Drift" erinnernde Frauenstimme, was will man mehr?
"CAN’T BAKE THAT FAPE" jedenfalls will man nicht unbedingt und es tut mir als alter Beastie Boys-Fan wirklich weh, das zu sagen. Adrock macht seinen Job zwar fabulös und sorgt von Anfang an für Stimmung, aber dann kommt der Rest, der alles ruiniert. Wenn's den Jungs drum geht, dass man die Bape-Klamotten nicht faken kann (das ist ja offensichtlich die Intention des Liedes), wäre die Aggression und Selbstsicherheit Adrocks auch in den restlichen Versen angebracht, stattdessen klingt alles irgendwie nach Kindergeburtstag. Lediglich WISE nutzt seine knapp 30 Sekunden und verleiht dem Track ordentlich Schwung, ehe es wieder bergab geht. Vielleicht hätte man einfach die Strophen von Adrock und WISE zusammenschneiden und den Rest vernichten sollen. Vernichtung wäre übrigens auch bei "Itsumo IT'S MORE" angebracht gewesen, im sommerlichen Track präsentieren die Teriyaki Boyz sich ungewohnt energie- und farblos, langweilen in den Strophen und nerven im lächerlichen Refrain. Und wo "Tokyo Drift (Fast & Furious)" die Stimmung nach "AFTER 5 (A.M.) feat. MADEMOISELLE YULIA" gerettet hat, sorgt nun "I still love H.E.R. feat. KANYE WEST" für Besänftigung. Taktik? Die Single jedenfalls ist ebenfalls wenig spektakulär, weiß durch schöne Samples und entspannte Verse aber trotzdem zu gefallen und leitet würdig das Ende des Albums ein. Das steht nämlich unmittelbar bevor: Nachdem Adrock im Outro noch mal ordentlich brüllt, folgt lediglich noch ein "TOKYO DRIFT"-Remix, diesmal ist die Star Trak-Familie am Werk.
Fazit: Jedem Song merkt man die Handschrift des jeweiligen Produzenten an, was die ganze Sache im Endeffekt eher undurchdacht klingen lässt. Mit Adrock scheinen die Teriyaki Boyz nicht ganz warm zu werden (obwohl das bei "Beef Or Chicken" noch ganz gut funktioniert hat), während in den Kollaborationen mit den Neptunes alles stimmt. Insgesamt ein eher durchwachsenes Album, in dem sich Hits mit absoluten Griffen ins Klo abwechseln. Irgendwie fehlt der Ehrgeiz vom Debüt, empfehlenswert ist die CD aber für Leute, die die Singles noch nicht besitzen, da alle drei zu den besseren Stücken des Albums gehören. Weitere Anspieltipps sind "SWEET GIRL" und "SERIOUS JAPANESE" - aber mal ganz ehrlich, wo waren Daft Punk diesmal?