Review

Mist of Rouge - Butterfly

10/04/2009 2009-04-10 12:00:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

Mist of Rouge - Butterfly

Denen man den Abschied Matinas anvertraute.

Mini-Album CD

Butterfly

Mist of Rouge

Künstler: Mist of Rouge
Titel: Butterfly
Typ: Album
Release: Dezember 2002
Stil: Rock / Melodic Metal
Bewertung: 7.7 / 10


Tracklist:
01. Butterfly
02. CONTROL=ERROR
03. ego ideology
04. usagi
05. yarikirenai neurose
06. WITH
07. keizoku
08. Anatomy


In einem Rausch der Nostalgie ergriff mich, wie so oft, der Wunsch den Leuten die "erst" seit zwei Jahren dem Visual Kei frönen, Historisches nahe zu bringen. Wie treffend fiel die Wahl da auf das Album "Butterfly", wo doch der Sänger auch heute noch einigen als Einstiegsdroge dienen mag. Der, der einst Satsuki hieß und mit seiner Band irgendwie zum Pflichtprogramm gehörte, heißt heute Kouki und bereist Europa. Wohl auch deshalb fiel die Wahl auf die Band, der auch der aktuelle Bassist von 12012 angehörte.

Der Titeltrack, der ein SE oder besser gesagt eine Art Intro darstellen soll, stellt sich als ein etwas monotones Euro-Dance Stück heraus. Dies irritiert umso mehr, als dass es nicht fließend in den Folgetrack einmündet, sondern ausklingt und dann nach einer kleinen Pause "CONTROL=ERROR" einsetzt. Und hier bekommt man das, was man erwartet. Erst nur gute Drums, dann ein nettes Metal Riff und letztendlich einen growlenden Sänger. Stellenweise leidet die Stimme etwas arg unter dem Synthesizer, was aber durch die gelungene musikalische Unterlegung wieder auskuriert wird. Gegen Ende wird das Lied noch High-Speed und hört mit einem fast schon fließenden Übergang zu "ego ideology" auf.

Freilich lässt sich über die Romanisierung dieses Titels streiten. Ob es nun ihrerseits falsch gewählte Katakanas waren, oder sie im Endeffekt das deutsche Wort "Ideologie" meinten, ich persönlich habe sie nicht fragen können. Ist an sich aber auch relativ egal, da einem wieder schnelle Riffs und ein deutlich melodischerer Gesang entgegenkommen. Und was einem die letzten Zweifel raubt, ist ein kurzes Gitarrensolo, nach dem einem die Romanisierung definitiv gleichgültig sein wird. Und das Endriff ist einfach nur genial. "usagi" ist ein wenig poppiger gehalten als die Vorgänger. Nicht, dass man daran etwas bemängeln könnte, aber bei dem, was man heute um die Ohren gehauen bekommt, würde es als durchschnittlicher Pop-Rock durchgehen.

Der fünfte Track beginnt mit Kinderstimmen, die irgendwas von "mou ikkai" sagen, sich also irgendetwas noch mal wünschen. Wenn sie das Lied meinen, bin ich mit dem einverstanden. Ein weiteres, sehr gelungenes Riff der härteren Sorte im Stile der späteren UNDERCODE Anfänge und man nimmt ihnen das vierte Stück nicht mehr übel. Dazu kommt noch ein weiteres Solo auf der Gitarre. Wirkt dann zwar wie ein zu gut überlegtes Lied für Freunde des Melodic Metals, macht aber ordentlich Stimmung. Und zum Schluss ist man sehr geneigt, den erneut auftauchenden Kinderstimmen beizupflichten und in den Gedanken selbst ein "mou ikkai" auszusprechen. "WITH" könnte man getrost dem Oshare-kei zuordnen. Alleine der Beginn ist schon unglaublich fröhlich-poppig. Da es zu jener Zeit aber noch nicht so verbreitet war - wenn überhaupt - kann man dieses Lied getrost als eines der Ur-Oshare Lieder bezeichnen. Passt absolut nicht zur Band, ist aber entwaffnend angenehm. Die Jungs beherrschten eben ihre Instrumente und das genießt man dann auch. Der Gesang ist zwar nicht unangenehm auffallend - was bei Oshare Liedern wohl den negativsten Aspekt darstellt - aber sonderlich berauschend ist er auch nicht. Wohl aber die Stimme.

"keizoku" ist ein verfrühtes Outro. Oder der Abschlusstrack ein zu offensichtlicher Bonus-Song. Im Gegensatz zum ersten Titel ist es angenehm düster gehalten, wenn auch etwas arg lang geraten. Eine halbe Minute weniger wäre da womöglich besser gewesen. Mit "Anatomy" bekommt man dann noch ein letztes metalliges Liedchen geboten, wobei die Bezeichnung nicht abwertend klingen soll. Es ist halt eine manchmal etwas gewöhnungsbedürftige Pop-Metal Variante. Die Gitarren sind wie immer Top und auch das Schlagzeug muss sich nicht verstecken. Aber an der Melodie hätte man durchaus ein wenig feilen können.

Fazit:
Insgesamt ein sehr gelungenes Album, das vor allem durch Vielseitigkeit zu gefallen weiß. Wie immer gibt es auch hier einige Elemente, die etwas störend sind, wenn auch diese durchaus positive Aspekte aufweisen. Bis auf das wirklich sinnlose "Butterfly" kann man überall das sehr gute Gitarrenspiel hervorheben. Andererseits ist eben das Songwriting nicht immer 100% optimal geraten. Einen eindeutigen Schuldigen kann man dafür auch nicht ausmachen. Wenn es der Bassist war, der "Butterfly" und "WITH" schrieb, so war er es auch, der "keizoku" und das durchaus gelungene "Anatomy" entwarf. Der Sänger, der zwei Stücke schrieb, bringt es ebenfalls auf die 50:50 Verteilung. Wohingegen Gitarrist eveki, der nach Auflösung der Band leider in der Versenkung verschwand, eine 100%-ige Trefferquote vorweisen konnte. Deshalb ist die insgesamt doch recht positive Bewertung in der Form in Ordnung. Nach unten hin ist es durch die Gitarren gesichert, nach oben durch die zum Teil zu poppigen Stücke.

Als letztes eigenständiges Album einer Matina Band wohl weise gewählt, sicher aber auch aus Mangel an besserem Ersatz, der zu jener Zeit noch nicht oder nicht mehr beim Label (oder eher dessen Nachfolger UC) war.
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