Review

Yougenkoyu II - Omnibus Album

02/09/2009 2009-09-02 09:34:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

Yougenkoyu II - Omnibus Album

Ein Spiegelbild der "neuen" Generation

Album CD

Yougenkyou II

Aliza Marie, Jakura, Jinkaku Radio, Kalimero, MERRY, Poroli, Vanilla Soap

Künstler: Diverse Künstler
Titel: yougenkyou II
Typ: Album
Release: Mai 2002
Stil: Rock
Bewertung: 7.5 / 10


Tracklist:
01. Merry - rojiura melancholy kotowari mix
02. Jakura - katame no shoujo -yougenkyou mix-
03. Sinkro - ohimesamateki kanojo no shikou
04. As'REAL - sou ~kokoro~
05. Aliza Marie - A ko
06. Poroli - kakurenbo
07. Jinkaku Radio - gogo no rakka
08. Kalimero - Carnival
09. Vanilla - Call or Down


Bezeichnend für eine neue Generation ist stets die Auslese. Ob es in diesem Fall einen hellseherischen Label-Mitarbeiter gegeben hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht, denn die Ironie des Schicksals meinte es mit den meisten Bands nicht allzu gut. Ausgerechnet Merry, die auf dem Back-Cover in die Mitte gesetzt wurden - der Rest ist kreisförmig drum herum aufgestellt - erfreuen sich heute als Einzige eines Major Status. Abgesehen von Jinkaku Radio sind sie auch die Einzigen, die heute noch aktiv sind. Da sie zum Erscheinungszeitpunkt jeweils kein Jahr alt waren, dürfte sich zumindest für sie der Titel bewahrheitet haben.

Beginnen wir also mit den ersten Überlebenden. Merry bieten einen interessanten Riff, der den Gesang sehr stark überlagert. Mit bedächtigem Tempo wird eine gewisse Atmosphäre entwickelt. Das Lied wirkt jedoch aufgrund der sehr leisen Gesangsspur durchgängig wie ein Instrumentalstück. Stellenweise wird die Musik etwas poppiger, ist aber eindeutig zu lang. Eine konkrete Bewertung fällt schwer, einerseits ist es doch arg einfallslos, andererseits ist es gerade der monotone Riff, der eine gewisse Sympathie erweckt.

Das einäugige Mädchen von Jakura ist deutlich forscher, die Instrumente üben sich in einer gewissen Dezenz und der Sänger ist zumindest hörbar anwesend. Und dennoch leidet das Lied ein wenig. Für sich genommen sind sowohl Komposition als auch Sangesleistung sehr gut. Aber in Zusammenarbeit erkennt man, dass der Sänger dieser Komposition nicht gewachsen ist. Immer wieder gibt es im Lied Stellen, an denen andere Sänger zu einem größeren Hörvergnügen beigetragen hätten. Dennoch ist es eine deutliche Steigerung im Gegensatz zum ersten Stück des Albums.

Was man von Sinkro halten kann, oder halten muss, ist wohl sehr unterschiedlich. Zum einen setzen sie erste Gedankengänge des oshare in Noten um, gleichzeitig aber überzeugen sie mit ordentlichen Gitarren und einem sehr klassischen Gesangsstil. Dennoch wartet man auf größere Überraschungen vergeblich. Ein ordentliches Lied, das - wenn man es unverdientermaßen negativ formulieren würde - „heruntergespult“ wird.

Kommen wir nun also zu As'REAL. Über diese Band vermag der Autor nur unter größter Anstrengung unvoreingenommen zu urteilen. Ein deftiger Einstieg verspricht mehr als das Lied im nächsten Augenblick tatsächlich hält. Wie immer zeichnet sich die Gruppe durch eine stark nach dem Gesang ausgerichtete Melodie aus, die zwar auch mal mit härteren Riffs aufwartet, im Großen und Ganzen aber dennoch relativ ruhig bleibt. Ein eingängiger Refrain und eine sehr interessante Stimme runden zumindest die Parts unter Einwirkung des Sängers gekonnt ab. Wenn mal den Instrumenten Freiraum gelassen wird, zeigen auch diese, dass sie nicht umsonst in die Band aufgenommen wurden. Warum der Sänger danach wieder zur Gitarre gewechselt hat, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben. Auch wenn er mittlerweile als Gitarrist mit seiner Band den Major Status erreicht hat, so zeigte er unter As'REAL dass er im Gegensatz zu einigen Kollegen seiner Zunft auch Solo als Sänger eine gute Figur machen würde.

Aliza Marie halten sich nicht lange zurück. Gleich die ersten Takte gefallen mit einem gewissen leicht jazzigen Unterton. Und die Leistung des Sängers sucht ebenfalls seinesgleichen in der Szene. Enka auf Speed mit Rapeinlagen wäre noch die einfachste Variante, die Musik zu umschreiben. Wie so oft bei guten Liedern, entfalten sich auch hier die Höhepunkte im Refrain. Insgesamt sehr gut.

Poroli, denen hin und wieder auch der Ruf der oshare-Pioniere zuteil wird, bieten einen interessanten Pop-Punk Mix. Als Metaller fühlt man sich im Refrain recht deplaziert. Aber es rockt. Ein zufriedenstellendes Gitarrensolo zur Mitte hin und ein vorzüglicher Bass bieten auch Fans der härteren Gangart gewisse Momente. Zwar gibt es wie so oft ein paar störende Kleinigkeiten, die man fast überall findet, aber im Gegensatz zum populären oshare-Stil der Jahre 2004-2006 ist das immer noch höchste Kunst.

Kommen wir nun also zu einem anderen Indie-Schwergewicht. Ein wenig Zwanghaftes haftet der manchmal recht melancholischen Gruppe Jinkaku Radio ja definitiv an. Man hat stets das Gefühl, dass man die Gruppe keinesfalls kritisieren dürfe, weil der eingeschworene Fan-Kreis einem sonst die Rübe abbeißt. Zu bemängeln gibt es bei diesem Lied aber relativ wenig. Ein ruhiges Keyboard-Intro, dem alsbald ein sehr gefühlvoller Gesang folgt, bildet den Anfang. Auch wenn mir das Lied bisher in einer deutlich ruhigeren Version bekannt war, auch die etwas gitarrenlastigere Variante verursacht positive Empfindungen. Auch wenn leider der eigentlich vorrangige Gesang stellenweise von der Gitarre überdeckt wird.

Kalimero, eine weitere düstere Indie-Größe der damaligen Zeit, zeigen gleich von Anfang an, warum sie es geschafft haben sich einen Namen zu erarbeiten. Wie so oft werden zu Beginn erst mal die Instrumente ein wenig ausgereizt, bevor der Gesang einsetzt. Die Strophe ist ein wenig gewöhnlich, wohingegen der Refrain einen gewissen Variantenreichtum aufweist. Bis auf die recht alltägliche Stimme des Sängers findet man auch bei dieser Band kaum Angriffsfläche. Die instrumentelle Arbeit ist vorzüglich, egal worauf man achtet.

Das Lied von Vanilla hatte ich vorher schon einmal reviewt, weshalb sich da in der Beurteilung nur wenig ändert. Es handelt sich immer noch um eine grundsolide Pop-Jazz Komposition mit leichten melancholischen Untertönen. Doch zur Mitte hin erfolgt der Schock. Die Band baute wohl extra für das Album neue Vokal-Elemente ein, die die aufgebaute Atmosphäre einfach nur zerstören. Die hinzugefügte Stimme des Sängers ist im Gegensatz zu den eigentlichen Gesangspassagen absolut atonal, was man bei den sehr melodischen Strophen gar nicht vermutet hätte. Hätte man sich definitiv sparen können, diesen Kunstgriff einzubauen, auch wenn es danach wieder in die Spur findet. Lieber die Bonus-Track Version der Single "sagashimono" anhören.

Fazit:
Einige sehr gelungene Songs, aber auch einige recht mittelmäßige Stücke, wobei keines den Tatbestand des Totalausfalls erfüllt. Denn selbst das verhunzte "Call or Down" ist ja allgemein betrachtet eigentlich ein großartiger Song. Das Faszinosum ist und bleibt aber Merry. Da ich über deren frühes Wirken nur relativ schlecht informiert bin, verwundert es mich, dass ausgerechnet die Band, die für den - rein akustisch betrachtet - schlechtesten Song der Scheibe zuständig war, keine vier Jahre später einen Major Vertrag in der Tasche hatte. Und die Band, die rein subjektiv betrachtet den besten Song beisteuerte, nicht einmal vier Monate nach Erscheinen des Albums der Geschichte angehörte. Empfehlenswert ist das Album allemal, vor allem, da mit der Zeit solche Sampler immer rarer werden.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Album CD 2002-05-29 2002-05-29
Aliza Marie, Jakura, Jinkaku Radio, Kalimero, MERRY, Poroli, Vanilla Soap
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