Konzertbericht

Girugamesh live in Bochum

21/06/2009 2009-06-21 17:01:00 JaME Autor: Conny

Girugamesh live in Bochum

Im Frühjahr 2009 zog es girugamesh erneut nach Europa. Auf ihrer ausgedehnten Tour statteten sie auch der Zeche in Bochum am 15. Mai einen Besuch ab.


© JaME/ Dirk Dresler
Trotz Regenwetter und etwas abseits gelegener Location gab es in der Zeche keinen freien Platz mehr, als sich die Fans bereit machten für die inzwischen schon Europa-Publikum-routinierte Band.
Mit dem Intro des aktuellen Albums "MUSIC“ kündigte sich die Gruppe um Sänger Satoshi an und eröffnete wenige Sekunden später das Konzert mit "Break Down“.

Statt der üblichen Anzüge trug die Band Kapuzenpullis, sie kamen gelassener, vielleicht sogar ein bisschen erwachsener rüber, als bei ihren Konzerten im letzten Jahr. Ganz hatten sie sich aber von ihrem Image noch nicht verabschiedet. Make-up wurde immer noch benutzt, und das nicht zu knapp. Aber ein Glück sind girugamesh eine Band, bei der man es gar nicht nötig hat, das Äußerliche groß zu beachten, weil man viel zu sehr damit beschäftigt ist, nicht in der tobenden Menge unterzugehen.
Wobei tobend hier auch eine schlechte Art ist, das Publikum zu beschreiben. Sagen wir, die Zuschauer waren sehr aktiv. Zumindest in den vorderen paar Reihen war wenig Luft oder Platz übrig, Platz braucht man aber auch nicht, wenn man sich sowieso die ganze Zeit bewegt – ob nun zum Springen oder zum Pogen.
Gelegenheit dazu gab auch der nächste Song "ULTIMATE 4“, der den neuen, reiferen Sound der Band perfekt repräsentiert. Die Mischung aus Elektro-Einflüssen und dem Stil der älteren Songs gefiel dem Publikum mindestens genauso gut wie der Band selbst, die auf der Bühne von der ersten Sekunde an nicht mehr still stand.

Mit dem nächsten Song "FREAKS“ hielten sich girugamesh weiter an die Tracklist des aktuellen Albums "MUSIC“. Auch die Fans, die sich auf dem Balkon und den hinteren Plätzen "in Sicherhheit“ gebracht hatten, stimmten in die Rufe des Publikums in den vorderen Reihen ein und so motivierten sich Fans und Band gegenseitig zu neuen Höchstleistungen, wie sie beim nächsten Song "Angry Justice“ gleich unter Beweis stellen konnten.
Es ist schwer, die Energie von Sänger Satoshi in wenigen Worten zu beschreiben. Für einen Frontsänger ist er einerseits eher zurückhaltend, ist mehr Teil der Band als Selbstdarsteller, er geht aber andererseits so aktiv und ohne Hemmungen auf das deutlich aktivere und aggressivere Publikum in Europa zu, dass man sich wundert, woher er sein ganzes Selbstvertrauen nimmt.
Auch sind girugamesh eine Band, bei der man wenigstens noch merkt, dass sie einfach gerne Musik macht und immer noch nicht so richtig glauben kann, dass sie Geld damit verdient, Spaß zu haben.

Nach einem kurzen MC, in dem sowohl Sänger Satoshi als auch Bassist ShuU das deutsche Publikum begrüßten, ging es weiter mit "CRAZY FLAG“ vom letzten Jahr erschienen Album "girugamesh“. Man konnte deutlich den Unterschied zu den vorhergegangen Liedern merken. Weniger Elektro und verzerrte Stimmen, mehr Bass und mehr treibende Drums. Auch die für die Band typischen, melodiösen Refrains und Bridges konnte man in diesem Song endlich wieder genießen. Eben das ging auch im folgenden "Dance Rock Night“, bei dem der Titel einfach nur Programm ist. Wer wie viele Ellbogen in die Seite bekam und wer auf wie vielen Füßen stand, kann man im Nachhinein wohl nicht mehr analysieren. Aber wenigstens schafft es das deutsche Publikum, sich bei girugamesh auch zu bewegen und nicht nur die typischen Lautäußerungen ("aischiiitäruuu") von sich zu geben.

Mit dem nächsten Titel "shadan" folgte ein Song vom ersten Album "13’s reborn“. Endlich Zeit für diesen puren Sound, für den die Band damals noch viel zu jung wirkte, heute aber richtig reingewachsen ist. Nach "GAMBLE" war mit "puzzle" ein ruhigeres Stück an der Reihe. Die Verschnaufpause war für Fans und Band dringend nötig und obendrein war es nun möglich, diese völlig andere Seite girugameshs zu genießen. Die vier sind nicht nur eine Band, die Spaß daran hat, kraftvolle Nu Metal Songs zu kreieren und damit dem Publikum einzuheizen, nein, sie sind ernst zu nehmende Musiker, die sich von Album zu Album ein Stück weit neu erfinden und es trotzdem schaffen, ihrem alten Stil treu zu bleiben.
Auch "Isthar“ war langsam, fast zögerlich. Satoshis vorher so kräftige, sichere Stimme klang zurückhaltend und fast schon flehend. Eine fließende Melodie, leicht dissonanter Gesang und anfangs nur spärliche Begleitung mit dem Drumcomputer schufen eine ganz andere Art von Stimmung, wie sie noch vor ein paar Songs geherrscht hatte.

Nach einer kurzen Pause stellte Satoshi "ALIVE“ vor, die Single, die am 10. Juni erschien. Der Sound geht noch ein bisschen weiter in Richtung Elektro, bietet aber durchaus interessante Facetten, die live ziemlich beeindruckend gewirkt haben. Mit "crime-tsumi“ vom Minialbum "Reason of crying“ ging es zügig weiter. Es war wieder Zeit, die Zeche zum Beben zu bringen, fanden zumindest Satoshi und Gitarrist Nii, als sie das Publikum weiter animierten. "enishi“ gab keine Zeit sich auszuruhen. Die Fans zeigten zwar keine Spur von Müdigkeit, aber die Band fand es trotzdem wichtig, zu fragen, ob die Menge denn noch ein bisschen lauter schreien und ein bisschen mehr mitgehen könnte. Das war beim nächsten Titel "patchwork“ nicht schwierig.
Man merkte zwar deutlich, dass den Anwesenden der neue Sound zusagte, aber sobald ein älteres Lied angespielt wurde, waren die Fans doch noch ein Stück lauter, ein Stück aktiver und ausgelassener. Denn auch beim nächsten Titel "Vermillion“ gab es in der Zeche kein Halten mehr. Jedoch wurden auch "smash“ und "evolution“ mit großer Begeisterung angenommen. Auch wenn Satoshi es als letzten Song verkündet hatte, Abschiedsschmerz war nicht zu spüren. Eher noch ein Endspurt von Seiten der Fans und der Band, nochmal alles geben, noch einmal richtig feiern.

Nach kurzer Pause kam die Band für eine Zugabe auf die Bühne. Leider bekamen die Fans nicht ein erhofftes "owari to mirai“, sondern "shining“, was ja kein schlechter Ersatz war. Erschöpfung war auf beiden Seiten zu merken, aber es wurde sich nochmal richtig verausgabt, bevor die Band sich überglücklich verabschiedete.

Girugamesh haben mal wieder gezeigt, was für eine außergewöhnlich unkomplizierte und mitreißende Liveband sie sein können. Das Konzert bot von Anfang bis Ende alles - von Unterhaltung, über Verausgabung bis hin zur musikalisch-künstlerischen Leistung, was so ein guter Gig eben haben sollte. Bleibt nur zu hoffen, dass es den Jungs genauso gut gefallen hat, und sie uns bald neue, aufregende Musik hier in Europa vorstellen werden.
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