Interview

Interview mit CHIMIDORO

22/06/2009 2009-06-22 15:31:00 JaME Autor: Jerriel & Shadow-X Übersetzer: Laura

Interview mit CHIMIDORO

JaME traf sich mit der wilden Elektro Hip Hop Band CHIMIDORO am Tag nach ihrem Konzert auf dem «Expérience japonaise» Festival in Nîmes.


© Eric Bossick
Hallo! Könntet ihr euch bitte den Lesern, die euch noch nicht kennen, vorstellen?

Nao: Wir kommen aus Tokio und wir vier sind die Band CHIMIDORO. Wir rappen und spielen Bass zu elektronischer Musik, was sehr an Techno und Hip Hop Styles angelehnt ist, aber eher fröhlich und funky. Unsere Texte sind gewollt simpel, so dass alle mitsingen und Spaß haben können, während sie zu fröhlicher Musik tanzen.

CHIMIDORO: Er hat vollkommen recht! (Gelächter)

Nao, an der Uni hast du Detroits Techno Szene und Ghetto House für dich entdeckt. Hat dich das dazu bewegt, selbst Musiker zu werden?

Nao: Ja, so ist es. Die Musik aus Detroit und besonders die House Musik aus Chicago hatten großen Einfluss auf mich. Es gab diese grundlegenden Rhythmen, auf denen Voice Samples mehrere Male wiederholt wurden. Es klang simpel, aber ich fand es cool, richtig "funky und punchy". Also dachten wir uns, dass wir dasselbe machen könnten.

Wie können wir uns CHIMIDOROs Geburtsstunde vorstellen?

Kentaro: Wir haben uns auf der weiterführenden Schule getroffen.
Nao: Ja, wir haben zusammen Videospiele gespielt, oder mit unseren Fahrrädern auf der Straße rumgehangen. Dann kauften wir uns einen Synthesizer und einen Sampler, wir hatten Spaß daran, zu singen indem wir seltsame Geräusche mit unseren Stimmen erzeugten.

Hiroaki: So: (mit gespannter Stimme) "o-ho !" (lacht) (Anmerkung: Hiroaki singt immer absichtlich schief. In einem Song wird dieses ausgelassene "oho" jedoch deutlich überstrapaziert.)
Nao.: Ja, solche Sachen halt. Eins führte zum anderen und letztendlich sind wir dazu gekommen, Musik zu machen. Und wir haben es sogar nach Frankreich geschafft. (lacht)

Wie sahen eure ersten Konzerte aus? Wie hat euch das Publikum damals aufgenommen?

Nao: Bevor unser Bassist Kazuhiro zu uns gestoßen ist, haben wir in kleinen Hallen gespielt, auf Parties oder Festen, vor Freunden, die uns ermutigt haben. Kentaro und Hiroaki waren besonders gestresst. Sie wollten das nicht machen. Für sie war es eine echte Herausforderung, die sie meistern mussten.
Kentaro: Eine Strafe, ja. (lacht)
Nao: Aber ich habe darauf beharrt und letztendlich haben sie es für mich gemacht.
Kentaro: Ich war damals DJ und ich hatte wirklich keine Ahnung, wie es ist, in einer Band zu spielen. Darüber hinaus hatten wir nur eine Probe bevor wir aufgetreten sind. (lacht)
Nao: Nach unserem ersten Konzert dachte ich wirklich, dass wir nicht noch mal eins spielen würden. (lacht)
Kazuhiro: Was mich betrifft, ich war bei der ersten Show als Zuschauer dabei. Ich sah mir CHIMIDORO an und fand sie wirklich interessant. Sie waren unheimlich gestresst, wie beim ersten Konzert einer Schulband. Ihre Hände zitterten, sie trauten sich nicht zu singen, es war etwas frisches, authentisches. Eine wirklich außergewöhnliche Band! (lacht)

Euer erstes Konzert war also fast vollkommen improvisiert?

Nao: Die Texte, der Gesang, das hatten wir alles vorher fertiggestellt. Aber nichts ist so gelaufen, wie erwartet. (lacht). Gestern war allerdings alles improvisiert. (lacht)

Wirklich? Es klang richtig professionell. (lacht) Kazuhiro, in welchem Jahr bist du CHIMIDORO beigetreten und wie kam es dazu?

Kazuhiro: Wir haben uns noch bei anderen Gelegenheiten, auf Parties getroffen. Einmal kam es dann so, dass Kicell auch im Programm standen. Nao ist ein großer Fan der Band und er war sehr aufgekratzt. Wir sprachen über dies und jenes und er fragte mich, ob ich nicht mit ihnen spielen wolle, um instrumentaler zu klingen. Wann war das nochmal?

Nao: 2006. Das war vor drei Jahren.

Kazuhiro, hat sich mit deinem Beitritt CHIMIDOROs Musik verändert?

Kazuhiro: Ah, es hat ich nichts geändert. (lacht) Es wäre blamabel wenn sich etwas geändert hätte. Dieses Gefühl von Amateurmusik darf nicht kaputtgemacht werden. Ich möchte das wirklich nicht verändern.

Seit eurer Gründung mussten wir circa 10 Jahre auf eure ersten Veröffentlichungen warten. 2007 kamen dann eine Single und ein Album unter dem noch sehr jungen Label Tokyo Fun Party heraus. Wie habt ihr den Vorsitzenden, SoccerBoy, getroffen? War er der erste, der euch einen Vertrag angeboten hat?

Nao: Als wir anfingen, planten wir nicht, CDs zu veröffentlichen. SoccerBoy war derjenige, der uns den Vorschlag unterbreitet hat. Er beharrte: "Macht es! Macht es!" Und dann geschah es.

Dann ging alles sehr schnell und nun werdet ihr auch vom französischen Label Sonore vertrieben. Wie kam es dazu?

Nao: Neben unserer Band hat Soccer Boy auch einen französischen Musiker namens Digiki unter Vertrag genommen, sein Album ist übrigens am selben Tag wie unseres erschienen. Wir wurden Freunde. Er kannte Franck Stofer und stellte uns ihm vor.

Könntet ihr ein paar Worte zu eurem aktuellen Video Clip "Tokyo Tokkyo Kyoka Kyoku" sagen? Welche Bedeutung haben zum Beispiel die Masken, die ihr dort tragt?

Kazuhiro: Der Regisseur wollte an unser Konzept, eines Spiels unter Freunden, anknüpfen. Wir tragen die Masken am Abend, wenn wir auf unseren Fahrrädern von der Arbeit kommen und uns alle zum Feiern treffen. Dann, am Morgen, kehren wir zur Arbeit zurück, nachdem wir die Masken abgelegt haben. Sie repräsentieren eine Art Grenze, zwischen Realität und dem Spiel.

Heute seid ihr für das Lex 2009 in Frankreich. Wie ist das für euch?

Nao: Auf diesem Festival treten viele Künstler auf, die ich mag, zum Beispiel De De Mouse oder Kicell. Es fühlt sich so komisch an, dass auch wir Teil dieses Festivals sind, und genau wie jeder andere dieser Künstler gesehen werden.

Wie war das gestrige Konzert? Unterscheidet sich das französische Publikum vom Japanischen?

Hiroaki: Sie haben nichts gemeinsam. (lacht)
Nao: Ich würde gerne immer in Frankreich spielen. (lacht)
Kazuhiro: Die Franzosen sind sehr extrovertiert, sie zeigen ihre Gefühle.
Nao: Ja, sehr offen.
Kazuhiro: In Japan zeigen selbst jene, die mögen was wir tun, ihre Gefühle nicht wirklich offen. Manchmal müssen wir uns fragen, ob sie uns nicht langweilig finden.
Nao: Ich habe gerade erst mit Kentaro darüber gesprochen: Wenn in Japan niemand anfängt, zu zeigen, dass er Spaß hat, wird es auch kein anderer tun. Alle denken dann, es wäre lächerlich.
Kazuhiro: Aber es hat uns sehr gefreut, vor Leuten zu spielen, die gezeigt haben, dass sie Spaß haben.

War es einer eurer Träume, im Ausland zu spielen? Was hättet ihr vor 10 Jahren gesagt, wenn ein Hellseher auch das hier vorausgesagt hätte?

Kentaro: Ich hätte ihm nicht geglaubt. (lacht)
Nao: Ich hätte ihn für ziemlich talentlos gehalten. (lacht) Es wäre undenkbar gewesen.
Kazuhiro: Als wir die Möglichkeit bekamen, nach Frankreich zu gehen, war es etwas wirklich unglaubliches. Aber später, als wir die Liste mit den Musikern, die auch eingeladen wurden bekamen, kriegte ich richtig Angst! (lacht)

Was denkt ihr über die momentane japanische Elektroszene? Welche Besonderheit hat sie eurer Meinung nach zu bieten?

Kazuhiro: Ich denke die Elektroszene ist sehr weitläufig.
Nao : Es ist möglich, während ein und derselben Show Hip Hop, Techno und Breakcore zu hören. Diese unterschiedlichen Bands beeinflussen einander, und daraus kann etwas wirklich originelles geboren werden. Elektronische Musik ist auch von Rock und vielen anderen Dingen beeinflusst.

Stehen in Zukunft noch irgendwelche anderen Projekte an?

Nao: Uns kann jetzt nichts Besseres mehr passieren. (lacht) Aber wir möchten ein zweites Album aufnehmen. Wir planen auch das Projekt, ein Album mit einer Girl Band aufzunehmen. Sie spielen Gitarre, Keyboards, eine Menge Sachen. Eigentlich sind sie Verkäuferinnen in einem Bekleidungsladen in Koenji, sie haben noch nie richtig Musik gemacht, also könnte es interessant sein, mit ihnen zu spielen.

Wir können uns also auf ein neues Album freuen?

Nao: Es steht noch nichts fest, aber ein Album wäre schön.





JaME möchte sich herzlich bei Franck Stofer, Manager des Labels Sonore und Artistic Director von Lex, Antoine Chosson, dem Werbeleiter des Théâtre de Nîmes, Satoko Fujimoto, unserer Übersetzerin und natürlich CHIMIDORO bedanken.
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