Review

9GOATS BLACK OUT - Black rain

04/08/2009 2009-08-04 18:00:00 JaME Autor: Viktor Hemminger

9GOATS BLACK OUT - Black rain

Gewohnter Märchen-Melancholie-Cocktail, mit einem Spritzer Experiment.

Mini-Album CD

Black rain (Regular Edition)

9GOATS BLACK OUT

Künstler: 9GOATS BLACK OUT
Titel: Black rain
Typ: Mini-Album
Veröffentlichung: Juni 2009
Stil: Melodiöser Rock
Bewertung: 8.5 / 10

Tracks:

01. a light
02. SALOME
03. in the rain
04. moses
05. ROMEO
06. headache
07. tenshi


Knapp vier Monate nach seiner Veröffentlichung in Japan schaffte es das erste Mini-Album von 9GOATS BLACK OUT auch in unsere Längengrade. Nach farblich eher gemäßigten Covern überrascht die neue Platte mit einem visuellen LSD-Trip. Ob sich hiermit auch ihre Songs verändern, bleibt fraglich, zumal "in the rain" hierzulande schon auf "J-Visual[ism] 2" (Mai 2009) erschienen war und dem ursprünglichen Stil der Band entsprach.

"a light" fügt sich seinem Schicksal als Opener mit einem sehr bedächtigen Tempo. Erst nach einem knappen Drittel setzen Gesang und später die lauteren Töne ein. Klingt stellenweise sehr nach intellektuellem Indie-Rock, aber nicht unbedingt nach früheren Werken. Die musikalische Unterlegung ist ordentlich, der Gesang sehr anspruchsvoll und mit Sicherheit nicht nach jedermanns Gusto.

"SALOME" ist ebenfalls weit entfernt von den früheren Melancholie-Epen des Trios. Das subtil Märchenhafte klingt auch hier noch heraus, jedoch bewegt sich der Song in einzelnen Passagen irgendwo zwischen Sugar und Shulla. Eingängiger als das erste Stück, aufgrund seiner punktuellen Aggressivität aber auch ungewohnt. Das Ende hätte genauso gut von lynch. stammen können.

"in the rain" zeigt sich wiederum - wie bereits erwähnt - als das, was man sich unter dem Namen 9GOATS BLACK OUT vorstellt: gemächlich, nachdenklich und nur im Refrain mit dem Versuch, sich dieser Atmosphäre zu entreißen. Alles ein wenig sehr orchestral untermalt, aber optimal ausbalanciert. Die fast sechs Minuten bedürfen allerdings viel Konzentration, um den vollkommenen Hörgenuss zu erreichen.

"moses" teilte das Wasser. Oder in diesem Fall das Album in zwei Hälften. Passend zum Namen wählte man ein Instrumentalstück, das irgendwo zwischen Bibel und Mittelalter angesiedelt ist. Mit ein wenig Ironie könnte man das Stück sogar für eine Dokumentation über die Kambrium-Periode verwenden - interessant, aber ein wenig blutleer.

"ROMEO" fängt aus diesem urzeitlichen Amöbengewirr - wenn man sich denn für die Doku entschieden hat - die passenden Elemente auf und leitet aus "moses" heraus in einen groovigen Rocksong über. Anfangs musikalisch bei den Red Hot Chilli Peppers abschreibend, ist der Song aufgrund seiner angenehmen Komposition in bester Band-Tradition gehalten: schön melancholisch und vom Aufbau her in den späten 90ern des VK-Rocks hängen geblieben, das optimale Werk für Nostalgiker. Der Titel ist dagegen ein wenig irreführend: Immerhin ist es kein heißblütiger Italiener, sondern eher der bedachte französische Cyrano de Bergerac nach Rostand.

"headache" als Titel des sechsten Stückes kann nur in einem Anflug sadistischer Ironie entstanden sein - oder der Name wurde als das Ergebnis der eigenen Komposition festgelegt. Musikalisch irgendwo zwischen schwermütig und laut wankend, dürfte es bei Migräne jedenfalls höchst kontraproduktiv sein. Die Komposition bewegt sich auf dem Terrain des Erstlingswerkes der Gruppe. Wenig experimentell und mit Hauptaugenmerk auf dem Gesang reiht sich das Stück in die Reihe der stilistisch präferierten Kompositionsart ein.

Der abschließende Titel, zu deutsch "Cherub" - wer auch immer einen Engel so zu bezeichnen gewillt ist -, wandert ebenfalls auf dem Hörer bestens vertrauten Pfaden. Schon vom Songtitel her zeigt sich die Gruppe voll in ihrem Element - Märchen sind eben doch eher die Stärke des Kollektivs. Viel mehr bleibt zu diesem Song eigentlich auch nicht zu sagen: schlichtweg ein sehr angenehmes Stück, das einem in Zeiten der Hektik einen Stock in die Speichen steckt und zum verträumten Nachdenken anregt.

Fazit:
Nach den ersten beiden Stücken hatte ich ehrlich gesagt Angst, die Band würde ihr Image mit zu viel Experimentierfreude kaputt machen und sich zu einem musikalisch eher belanglosen Populär-Rock-Einerlei degradieren. Vor allem die zweite Hälfte zeigt aber erneut die Klasse des Trios und bewahrt die Gruppe in der bisherigen Schublade, die man längst beschriftet und lieb gewonnen hat. Dabei sei erwähnt, dass die ersten beiden Werke - sowie auch das seltsame "moses" - an und für sich keine schlechten Kompositionen sind; sie passen nur einfach nicht zu 9GOATS BLACK OUT. Der Rest rettet das Mini-Album dagegen ungemein.
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Zugehörige Künstler

Zugehörige Veröffentlichungen

Mini-Album CD 2009-02-14 2009-02-14
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