Konzertbericht

D'espairsRay in Hamburg, das Knust bebte

06/08/2009 2009-08-06 19:00:00 JaME Autor: Jasy

D'espairsRay in Hamburg, das Knust bebte

PSYCHEDELIC PARADE in EUROPE - und wir waren mittendrin!


© Dirk Dresler
Fast drei Jahre sind seit dem letzten Besuch D'espairsRays vergangen. Es lag eine spürbare Elektrizität und Energie in der Luft - nicht nur am Himmel, sondern ebenso bei den 600 Manias aller Altersgruppen, die sich vor dem ausverkauften Hamburger Knust am 21. Juli 2009 versammelt hatten. Wegen der verspäteten Probe verzögerten sich Einlass und Beginn des Konzertes um etliche Minuten. Dennoch tat dies der guten Stimmung keinen Abbruch. Mit Ungeduld wurde nach den VK-Rockern gerufen - die untere Halle war gut gefüllt, wie auch die oberen Ränge. Gegen 20:41 Uhr war es dann schlussendlich soweit und der Tourmanager kündigte den Beginn des Konzertes an.

Zu einem Intro-SE klatschte das Publikum freudig und dann stellten sich endlich die Musiker der Masse: Drummer TSUKASA, Bassist ZERO, Gitarrist Karyu und schlussendlich Sänger HIZUMI. Im lässigen "KAMIKAZE"-Outfit rockten die vier mit dem Opener "Lizard" vom neuen Album "REDEEMER" los. Das Publikum war sofort elektrisiert: Die Menge sprang oder headbangte mit den Musikern was das Zeug hielt. D'espairsRay suchten von Anfang an den Kontakt mit den Anwesenden, besonders ZERO beugte sich häufig zu den vorderen Reihen herunter und wiegelte die Menge auf. Als Karyu dann sein Solo spielte, wirkte er wie in Trance, was dem Song live eine noch mythischere Note verlieh. Kaum war das Lied verklungen, wurde mit "REDEEMER" nachgelegt. In dieser Performance steckte unglaublich viel Power: Karyu war regelrecht frenetisch und das Publikum wurde gesanglich mit eingebunden. Wo genügend Platz vorhanden war, wurde geheadbangt, ansonsten gesprungen, und der erste Platzwechsel zwischen Karyu und ZERO gehörte natürlich ebenso dazu. Mit ohrenbetäubendem Jubel ging der Song zu Ende. Anschließend nutzte HIZUMI die Gelegenheit und richtete auf Deutsch und Englisch ein paar Worte an die brennende Menge.

Er kündigte "TRICKSTəR" an und die vier stürzten sich in dessen Performance. Sie sprangen, ließen sich vom dynamischen Beat treiben, feuerten ihre Manias an und selbst ein Platzwechsel fand sich darin wieder. Begeistert sang das Publikum die Lyrics mit. Anschließend wurde mit "Marry of the blood" ein alter Klassiker angestimmt. Für dieses Lied zog sich HIZUMI die Kapuze tief ins Gesicht und seine Bewegungen unterstützten die geheimnisvolle Atmosphäre, währenddessen wirkte Karyu, der sich über seine Gitarre gebeugt hatte, wieder in sich gekehrt. Dynamisch setzten sie mit "Closer to ideal" nach, dessen erste Töne mit einem unglaublichen Jubelschrei aufgenommen wurden. In der stimmungsvollen Bridge hätte HIZUMI das Publikum nicht einmal zum klatschen animieren müssen, sie taten es ohnehin. Nach wenigen Sekunden erschallte TSUKASAs melancholisch angehauchtes Lied "Kouhaku". Ganz deutlich konnte man spüren, wie HIZUMI sein Herz in den Gesang steckte - und als wolle er diesen Eindruck verstärken, lag während dieses Songs die Hand auf seiner Brust. TSUKASA wirkte unterdessen hoch konzentriert aber ebenso nachdenklich.

Die kurze Pause wurde mit Sonder-Soli-Einlagen von ZERO und Karyu bestens gefüllt. Außerdem legten sie so insgeheim schon den Grundstein für das dynamische "SIXty∞NINe", welches mit einem verlängerten Intro an den Start ging. ZERO ging voll ab und wenn er nicht tanzte oder headbangte, suchte er den Kontakt mit dem Publikum oder wiegelte dieses gemeinsam mit HIZUMI auf. Selbst TSUKASA hatte seinen Spaß. Gut gelaunt und mit ordentlich Power ging es weiter - "Infection" folgte. Headbanging, aufstacheln und ZEROs eindeutige Bewegungen sorgten für Stimmung. In den ruhigen Parts schaukelten sachte die Hände der Menge hin und her. Nach dem mythischen Einstieg in "MASQUERADE" erhitzte sich die Atmosphäre in der Halle wieder - der Wahnsinn steigerte sich schließlich mit "in vain" noch weiter in astronomische Höhen.

Etwas ruhiger und sehr faszinierend legten sie mit dem ungewöhnlich stimmungsvollen Stück "PARADOX 5" nach. Passende Bühnenbeleuchtung (ineinander laufende Lichter, in denen sich langsam ein Propeller drehte), HIZUMIs Gesten (so, als würde er Licht im Dunkeln suchen) und die Mitglieder still und wie in Trance ließen ein ehrfürchtiges Publikum zurück. Anschließend ging es mit einem bunten Mix an dynamischen Songs aus den letzten Jahren und neueren weiter, die das Knust erbeben ließen, wie zum Beispiel "Garnet" (in einer neuen Version), "Bullet" (welches live ein echtes Highlight und in dem noch eine imposante Mitgliedervorstellung mit zugehörigen Soli eingeflochten war) und dem energetischen "Hollow" (bei dem das Publikum so richtig abging). Nach einem kurzen MC* stürzten sie sich in den vorerst letzten Song des Abends - "KAMIKAZE". Sehr zur Freude der Musiker sang die Menge nahezu das gesamte Lied über mit, stellenweise sogar alleine. Munter hüpfte der smarte ZERO auf der Bühne umher und Karyu kam für sein Solo ganz nah an den Bühnenrand heran. Zur Verabschiedung flogen Wasserflaschen in die wogende, schreiende Menge, oder sie bekamen vom Bassisten etwas Abkühlung, da er einmal mehr mit Wasser sprühte.

TSUKASA war kaum von der Bühne herunter, da begannen auch schon die Rufe nach der Zugabe - gelegentlich unterlegt mit Klatschen oder Trommeln auf den Stufen. Lange mussten die Manias nicht warten. TSUKASA kam zurück auf die Bühne, in der Hand eine hölzerne Querflöte, blieb mit dieser hinter HIZUMIs Mikro stehen und spielte darauf eine wunderschöne, traditionelle Melodie. Während ihm applaudiert wurde, kamen dann auch die restlichen Mitglieder heraus und es folgte ein lustiges MC*. Von einem Zettel las HIZUMI ein paar deutsche Sätze ab, übergab mit einem: "Karyu, sag bitte auch etwas.", an den Gitarristen, der den Zettel übernahm und zwei Mal neu ansetzen musste, weil er bei seinem "Ich werde Japanisch reden." leicht ins Straucheln geriet. Nach einem "Ich liebe Euch", ging es mit "“Forbidden“" weiter. Als wären sie nie weg gewesen, gaben D'espairsRay wieder alles: mit Platzwechseln, diversen Aufwiegelungen und einer Aufforderung zum Mitsingen sowie einem extrem energiegeladenen Publikum. Im wirklich letzten Lied des Abends wurde noch einmal so richtig Gas gegeben. "MIЯROR" strotzte vor Kraft und Spaß: Singen, springen, headbangende Musiker wie Publikum, Platzwechsel und in der Mitte des Songs lehnte sich der Gitarrist locker an HIZUMI, der wiederum seine Hand auf dessen Schulter legte. Etwas Gegröle und ein ZERO, der wirklich verdammt gut drauf war, sorgten für ein fulminantes Finale an diesem Abend. Neben Wasserflaschen, diversen Duschen, Plektren und sich Feiern lassen, schüttelte HIZUMI noch fleißig ein paar Hände, ehe er mit einem lauten "Dankeschön!" verschwand.

Die Bühne des Knusts zählt zwar nicht zu den großen, aber trotz allem hatten Musiker wie Publikum ihren Spaß. Haben sie bei ihrem letzten Besuch in Deutschland noch etwas unsicher und zurückhaltend gewirkt, wenn es um den Kontakt mit der Masse ging, so war davon dieses Mal rein gar nichts zu spüren. Sie suchten ihn, egal ob verbal, mit Mimik und Gestik oder ihrer Musik. Besonders ZERO hat sich in dieser Hinsicht sehr gemacht. Einzig negativ, wenn nicht sogar lästig, fielen die häufigen Mikrointerferenzen auf, ansonsten war die Akustik astrein und dieses Mal kam nur sehr wenig Backgroundgesang vom Band. Außerdem haben die vier Herren von D'espairsRay einen bunten Potpourri aus den drei Full Alben und den letzten beiden Singles erstellt, der wunderbar ausgewogen war und wirklich für jeden etwas bot. Ein unvergesslicher Abend voller Kraft und Dynamik, der den Wunsch auf eine baldige Rückkehr geweckt hat.

Setlist:
Intro
Lizard
REDEEMER
TRICKSTəR
Marry of the blood
Closer to ideal
Kouhaku
SIXty∞NINe
Infection
MASQUERADE
in vain
PARADOX 5
Garnet
HORIZON
Cocoon
SCREEN
Bullet
Hollow
KAMIKAZE

Zugabe:
"Forbidden"
MIЯROR

Anmerkung des Autors:
*MC = Member Comment - Ein Mitglied der Band spricht zu den Fans.
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