Review

2 Bullet - Assassi-Nation

25/08/2009 2009-08-25 14:29:00 JaME Autor: Geisha

2 Bullet - Assassi-Nation

Tanz oder stirb!

Album CD

Assassi-nation

2 Bullet

Künstler: 2 Bullet
Titel: Assassi-Nation
Typ: Album
Stil: EBM / Industrial
Veröffentlichung: 25.03.2009

Viele japanische Elektrobands stehen stilistisch dem Noise näher als den Klängen, die hierzulande die Diskotheken der schwarzen Szene füllen. Nicht so 2 Bullet. Mit ihrem ersten, offenbar in Eigenproduktion erstellten Langspieler, "Democratic Violence", lieferten sie eine Sammlung potenzieller Tanzflächenfüller ab, die so manchen hiesigen EBM-Fan aufhorchen ließen. Fünf Jahre später nun liegt ihr zweites Album, "Assassi-Nation", vor. Kann es mit den eingängigen Kompositionen seines Vorgängers mithalten?

Die CD beginnt mit einem akustischen Frontalangriff in Form des Titeltracks, "Assassination". Er wird von pulsierenden Rhythmen eröffnet, zu denen sich eine helle Melodieschleife und schließlich satte Beats gesellen, die in einem sehr tanzbaren Refrain gipfeln. Ks und Kentaros heiser-verzerrte Männerstimmen bellen dazu Anti-Globalisierungsparolen. Nicht minder martialisch geht es in "Authority" weiter. Über einem nervös vibrierenden Beatteppich hämmert ein klarer Technorhythmus wie ein hyperaktiver Echolot und bildet einen interessanten Kontrast zu dem tiefen, melodischen Gesang, der erst im Refrain wieder zu heiserem Bellen wechselt. Wie der Titel bereits andeutet, richtet sich der Song gegen repressive Regime und Menschenrechtsverletzungen. Auch der dritte Track, "Border Line", langt kräftig hin. Eine forsche Melodieschleife und hell klimpernde Sphärenklange sind mit derb wummernden Rhythmen unterlegt, gegen die Ks Stimme erstaunlich verletzlich klingt.

Bei "Discrepancy" wird dann erstmals das Tempo gedrosselt. Melodische Vocals schweben über vielschichtig zwitschernden Beats, um dann im Refrain in zweistimmigen Sprechgesang überzugehen. Die Ruhe ist jedoch nicht von Dauer, denn mit "Trigger" wird wieder voll durchgestartet. Explosive Beats wummern ohne Umschweife los, doch der Gesang bleibt diesmal auch im Refrain melodisch; ja, es ist der Refrain, der dem Song sein Ohrwurmpotenzial verleiht. Mit "Destroy N.W.O." folgt darauf der härteste Song des Albums. Ominös pulsierende Beats schlagen in wütenden Lärm um, der sich mit den zweistimmig skandierten Lyrics zu einer leidenschaftlichen Ode an die Anarchie verbindet. Diese kompromisslose Attitüde weicht in "Darkness in Combat Field" nachdenklicher Melancholie, mit der die furchtlosen Krieger erstmals Gefühl zeigen. "Soldiers are always tools of politics", singt K, "damaged by insanity" und endet schließlich mit der Frage "does freedom mean kill unknown enemies?"

"Police State" zieht den Hörer dann mit Nachdruck zurück auf die Tanzfläche. Lebhafte Technobeats werden von einer eindringlichen Melodie vorangetrieben und heiseres Flüstern alterniert mit einem melodischen Refrain. Mit dem stampfenden "Rule of Revolution" - einem Aufruf, im Kampf gegen die Obrigkeit entweder zu triumphieren oder zu sterben - wird die CD dann noch einmal richtig ruppig, ehe sie in "We're all Alone" ihren krönenden Abschluss findet. Federleichte Technorhythmen, perlende Synthesizerflächen und ein in strategischen Intervallen schrillender Wecker bilden den komplexen Rahmen für Gastsänger Andros (Gothika) warme, ausdrucksvolle Stimme, die den Song vollends in die Darkwave-Ecke rückt.

Zusätzlich zu den zehn Albumtracks befinden sich auf der CD noch vier Remixe - zwei von "Assassination", einer von "Border Line" sowie der eines älteren Songs, "Humankind" - die sich allesamt deutlich von den Originalen unterscheiden, sie aber nicht unbedingt verbessern. Eigentlich schade, denn ohne sie wäre das Album vielleicht etwas kurz, aber mindestens genauso stark ausgefallen.

Fazit: Trotz der harten Gangart und den martialischen Texten schaffen 2 Bullet erneut ein erstaunlich melodisches und vor allem extrem tanzbares Hörerlebnis, das den Vergleich mit bekannteren westlichen Bands nicht zu scheuen braucht. Wer Endzeitelektro im Stil von The Retrosic, Hocico oder Grendel liebt, wird sicherlich auch an "Assassi-Nation" Gefallen finden. Bleibt zu hoffen, dass wir auf die nächste Attacke der Urban Guerillas aus Tokio nicht wieder fünf lange Jahre warten müssen! (8.5/10)
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