Künstler: RIKKI
Titel: miss you amami
Typ: Album
Stil: Shima uta/ trad. jap. Volksmusik
Veröffentlichung: 15.06.2004
Wertung: 7,2/ 10
Tracklist:
01. Kana yo nenneko yo
02. Nobotan nu hana
03. Imujin gawa
04. Mihachigatsu nu yoru
05. Ikyunnya Kana - Yoisura
06. Syumichinagahama
07. Matsuri Medley - Waido Bushi, Amakusa, Inesuri, Kuduki, Rokucho
08. Erabu yuri no hana
09. Agarisachi
10. Amami no komori uta
Hierzulande ist die noch junge Künstlerin nach wie vor relativ unbekannt. Nur für wenige (den Rollenspielfans um genau zu sein) dürfte ihr Name überhaupt ein Begriff sein. Scheinbar hielt dies die Engländer jedoch nicht davon ab, RIKKIs Kompilation aus dem Jahr 1998 in Europa zu veröffentlichen. Ferner gaben sich die Damen und Herren von Rice Records UK sehr viel Mühe bei der Gestaltung des Booklets - dieses wartet mit interessanten Hintergrundinfos rund um RIKKI, die Songs selbst, die Amami-Inseln und den Shima uta-Gesangsstil auf (natürlich nur in englischer Sprache).
Schon die ersten Töne von "Kana yo nenneko yo" konfrontieren den Hörer mit einer traurigen Akustikgitarrenmelodie und RIKKIs wehmütigem Gesang. Das traditionelle Wiegenlied für Mädchen erhält durch ein später einfallendes Akkordeon noch eine weitere, schwermütige Note. Wie gut, dass da das nachfolgende "Nobotan nu hana" aus RIKKIs eigener Feder doch um einige Ecken leichter erscheint - seichte Akustikgitarren- und Bassbegleitung, sowie eine Shamisen, die die Künstlerin selbst spielte, erwecken Ehrfurcht. Hier liegt das Augenmerk außerdem ganz deutlich auch dem Falsettgesang des Shima uta, der zum Besten gegeben wird. Ein gewisses Gefühl von Heimweh überkommt einen bei "Imujin Gawa", ein traditionelles Stück, das durch das Akkordeon, die Perkussion und eine Ukulele schnell den Charakter eines Seemannsliedes gewinnt. Das Gefühl des Heimwehs kommt nicht von ungefähr, denn RIKKI selbst fühlt sich bei diesem Stück immer wieder an ihre Heimat erinnert. Für Neueinsteiger dürfte der hohe und gebrochen wirkende Gesang äußerst gewöhnungsbedürftig ausfallen. Deutlich spiritueller wird es in "Mihachigatsu nu yoru". Es beginnt mit indonesischem Ritualgesang und den zugehörigen Trommelschlägen. Dieses Ambiente verliert es später allerdings und macht einer traumhaften Klaviermelodie mit wehmütigem Gesang platz. Das wiederkehrende Akkordeon verleiht dem Song noch eine zusätzliche, rauchige Note. Anschließend ist die Zeit für das erste Medley namens "Ikyunnya Kana - Yoisura" gekommen. Der Shamisen-Einstieg festigt den traditionellen Charakter dieser beiden Amami Shima uta-Lieder. Gesanglich wird RIKKI hier von Anna Sato unterstützt, deren Stimme sich wunderschön an die von RIKKI schmiegt.
Die zweite Hälfte der CD wird mit "Syumichinagahama" eingeläutet - einem langsamen und arabisch angehauchten Stück, das von der für dieses Werk typischen Sehnsucht erfüllt ist. Passend zu dem vielseitigen Motiv des Albums wird die Geschichte weitergesponnen - in der Mitte des Liedes kommt ein freudiger Unterton hinzu, so als würde jemand seinen geliebten Menschen endlich in der Ferne erblicken. Das "Matsuri Medley - Waido Bushi, Amakusa, Inesuri, Kuduki, Rokucho" kann seinen Festcharakter kaum verstecken. Die fünf mittelschnellen bis schnellen Lieder werden von einer Shamisen, einem Akkordeon und vielen weiteren subtilen Instrumenten gekonnt in Szene gesetzt und verschmelzen nahezu nahtlos miteinander. Ferner bringt das Medley ein unbeschwertes Stück in die Sammlung. Dass man auf Amami auch die Romantik kennt, beweist "Erabu yuri no hana" sehr eindrucksvoll. Das Lied wird einzig von einer Akustikgitarre, RIKKI und Anna Sato getragen - dabei kommen wieder heimatliche Gefühle auf. Das nachfolgende "Agarisachi" entstammt nicht nur der Feder von Shokichi Kina (Okinawa), sondern wurde für diese Kompilation extra im traditionellen Gewand belassen (auf "Kanaria" ist eine schnellere und festlichere Variante zu hören). Besonders hervorstehend in dieser Version ist RIKKIs herausragender Falsettgesang, der sogar einen leichten Echoeffekt aufweist. Selbstverständlich gibt es auch für Jungen ein Wiegenlied und dieses schließt in Form von "Amami no komori uta" die CD. Durch das Rauschen von Meerwasser wird eine beruhigende Note geschaffen, aber größtenteils überwiegt der traurige Charakter. Wer ins Booklet schaut, wird den schwermütigen Ton dann sicher sogar nachvollziehen können. Hungernde Kinder, abgemagerte Mütter und die Botschaft über das tapfer sein und dass irgendwann ein schöner Tag kommen wird. Melancholie pur!
Fazit: Die zehn Stücke legen einen wahren Schatz an volkstümlichen Liedern von den Amami-Inseln frei. Allerdings muss man ganz deutlich sagen, dass diese Art von Musik nichts für jedermann und schon gar nichts für zarte Gemüter ist. Wer es dann doch etwas freudiger mag, dem würde ich zum Mini-Album "Kanaria" raten. Wer sich aber gerne in diesen Grenzwelten bewegt, der wird hier ein wahres Sammelsurium an inspirierenden Liedern dieser fremden Kultur finden. Besonders zu empfehlen sind "Nobotan nu hana", das "Matsuri Medley" und "Erabu yuri no hana".