DIR EN GREY-Gitarrist Kaoru nahm sich etwas Zeit, um mit uns über die abgeschlossene Europatour, sein Verhältnis zu den Fans und mehr zu sprechen.
Eure Europatour ist seit kurzer Zeit beendet und Ihr seid wieder zurück in Japan. Wie war es?
Kaoru: Diesmal war es wirklich spannend, weil verschiedene Festivals Teil unserer Reise waren. Wir besuchten Städte, in denen wir lange nicht mehr waren und waren an Plätzen, die wir noch nie zuvor gesehen hatten. Ich möchte das möglichst bald wiederholen und zurückkehren.
Was ist Dir wichtig, wenn Du auf Tour bist?
Kaoru: Wir wollen überall hin, wo Menschen uns sehen möchten - und dabei ist es egal, ob das nun in Japan oder außerhalb ist. Mir persönlich gefallen Konzerte im Ausland, da wir uns dabei nicht so sehr auf Details konzentrieren müssen.
Ihr seid erneut bei Rock am Ring und Rock im Park aufgetreten, diesmal allerdings im kleineren Rahmen. Eure Auftritte bei diesen Festivals waren in der Vergangenheit nicht unproblematisch, wie ist es Euch diesmal ergangen?
Kaoru: Wir nehmen alle Einladungen gern an. Es waren diesmal gute Shows, die meiner Meinung nach gezeigt haben, dass wir mittlerweile akzeptiert werden.
Solche Erlebnisse motivieren Euch vermutlich auch, den harten Touralltag in Kauf zu nehmen...
Kaoru: Es sind die Leute, die unsere Konzerte besuchen. Sie geben uns die Kraft.
Machst Du dir trotzdem manchmal Gedanken darüber, wie es nach DIR EN GREY weitergehen wird?
Kaoru: Nein, nie. Hätten wir nicht mehr den Willen, weiterzumachen, dann würden wir wohl aufhören.
In der Vergangenheit habt Ihr mal angemerkt, dass das Image für DIR EN GREY nicht sonderlich wichtig ist. Wie stehst Du mittlerweile dazu?
Kaoru: Ich halte unser Image für wichtig. Das ist generell so - es ist langweilig, sich Konzerte von Bands anzusehen, die keinen besonderen Eindruck hinterlassen.
"UROBOROS" klingt nach einem Album, das nicht leicht für Euch war. Würdest Du im Nachhinein etwas daran verändern?
Kaoru: Nun, würden wir das Album heute aufnehmen, würde es sich wiederum unterscheiden. Durch das Aufführen der Lieder verändern sich die Atmosphäre und die Beziehung zu den Stücken.
Das Album hatte auch diesen gewissen Unterton, es war fast, als würde sich ein Zirkel, der mit "MACABRE" begonnen hat, schließen.
Kaoru: Wir wollten ein Album kreieren, in dem unsere Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft stecken.
Eure letzten beiden Alben enthielten einige Unplugged-Stücke, das galt allerdings nur für die limitierten Fassungen. Befürchtest Du, dass diese Lieder bei eurem "Mainstream"-Publikum nicht ankommen?
Kaoru: Das ist es nicht unbedingt. Allerdings finden wir, dass Leute, die zum ersten Mal unsere CD hören, nicht gleich alle Facetten von uns kennenzulernen brauchen. Wer uns mag, möchte sicherlich mehr über uns herausfinden und unsere verschiedenen Seiten kennen lernen. Wir spielen die Stücke außerdem bei unseren Konzerten.
Manchmal ist es schwer, ein gewisses Publikum für sich zu gewinnen, wenn man als Band keinem festen Genre zugeordnet werden kann. Hattet Ihr damit je Probleme?
Kaoru: Auch wenn es so war, das hat uns und unser Schaffen niemals wirklich beeinflusst. Man braucht zwar diese Informationen [bezüglich der Wahrnehmung des Publikums], aber auch, wenn man sich dessen bewusst wird, dann heißt es nicht, dass man sich drum kümmern muss.
Gelegentlich werden Eure (ergebenen) Fans von anderen Leuten kritisiert und auch Ihr müsst Euch aufgrund Eures Auftretens und Eurer Texte der Kritik stellen. Wie denkst Du darüber?
Kaoru: Die Präsenz der Fans ist für uns unglaublich wichtig. Sie geben uns Selbstvertrauen - und ich glaube, sie wissen das. Abgesehen davon ist aus Tadel und Kritik schon sooft Kunst entstanden.
Der Sound DIR EN GREYs hat sich im Laufe der Zeit monumental verändert - ein Grund dafür waren vermutlich auch Eure Erfahrungen außerhalb Japans. Inwiefern haben sie Dich persönlich beeinflusst?
Kaoru: Ich hatte das Gefühl, noch mehr an die Freiheit und auch an mich selbst glauben zu können.
Ihr habt vor geraumer Zeit ein Konzert nur für Männer gegeben. Zuvor habt Ihr dazu gesagt, dass Eure Fans ausgelassener sein können, wenn keine Frauen anwesend sind. Haltet Ihr nach so vielen Konzerten immer noch an dieser Meinung fest? Wie wäre es denn mit einem "emotionalen Live" oder einem "wilden Gig", anstatt die Geschlechter zu trennen? Es ist ja nicht so, als wären Eure weiblichen Fans nicht in der Lage, sich zu verausgaben...
Kaoru: Es geht dabei nicht um Vorurteile... Ich wünschte, wir könnten Konzerte [für alle] geben, bei denen sich niemand unwohl fühlt. Nur ist das eben bei so vielen verschiedenen Menschen schwer. Man empfindet unsere Konzerte halt oft als zu heftig.
Wie steht Ihr dazu, dass über Euch im Internet so viel geschrieben wird? Lest Ihr es überhaupt?
Kaoru: Das ist heutzutage ziemlich normal, denke ich. Wie auch immer, es kommt selten vor, dass es uns in irgendeiner Weise bewegt, was die Leute zu sagen haben.
Eure Blogeinträge sind ziemlich beliebt und werden sogar übersetzt. So viel Zuspruch - überlegt Ihr da nicht, Euren Fanclub a knot endlich international zugänglich zu machen?
Kaoru: Natürlich möchten wir das Ganze auch im Ausland anlaufen lassen und arbeiten jeden Tag daran. Wir wollen den Blog außerdem weiterhin führen und dafür sorgen, dass Fans miteinander kommunizieren können, ganz egal, woher sie kommen. Ich bin wirklich froh, zu hören, dass das alles so viel Zuspruch findet.
Denkst Du, dass Ihr musikalisch nach so langer Zeit noch neue Wege einschlagen könnt?
Kaoru: Ich bin von Natur aus immer sehr neugierig. Ich glaube, wir alle wollen Sounds während den Konzerten kreieren, die die Leute noch nie zuvor gehört haben.
Ihr nehmt euch des Öfteren alte Lieder vor, die ihr dann neu arrangiert oder in Remix-Versionen herausbringt. Gibt es denn so was wie Heiligtümer aus der Vergangenheit, an denen Ihr absolut nichts ändern würdet?
Kaoru: Früher empfanden wir allgemein einen Widerwillen dagegen, aber nun macht es uns sogar Spaß. Es ist mühsam, eine Arbeit zu tun, die uns in gewisser Weise bricht, aber sie bringt sehr viel Kreativität hervor.
Kyo sagte einmal, dass er an einem weiteren Gedichtbuch arbeitet. Besteht da noch Hoffnung?
Kaoru: Ich bin mir nicht ganz sicher, aber es scheint so, als würde er gerade an etwas arbeiten und schreiben.
Wie schafft man es, eine Band so lange zusammenzuhalten, auch in schlechten Zeiten?
Kaoru: Es ist die Zusammenarbeit mit stimulierenden Mitgliedern, für mich persönlich gibt es nichts Aufregenderes als das. Ebenso wichtig ist aber auch die Rücksichtnahme.
Gibt es in Deiner Umgebung Leute, die du respektierst und die du eventuell sogar befragst, wenn es um Euer Schaffen als Band geht?
Kaoru: Ja, es gibt solche Leute, aber ich frage sie für gewöhnlich nicht.
Gibt es einen DIR EN GREY-Klassiker, den Du manchmal noch spielst, wenn Du alleine bist?
Kaoru: Ja, machmal spiele ich alte Stücke. Es ist eine Angewohnheit.
Kaoru, Du hast einmal gesagt, dass Du auch nackt auf der Bühne stehen würdest, wenn es der Song denn verlangt. Nähert sich dieser Tag?
Kaoru: Könnten wir ein Lied nackt spielen, hieße das ja tatsächlich, dass wir eine umwerfende Band sind!
Wie sehen denn die näheren Zukunftspläne aus?
Kaoru: Wir nehmen derzeit einen Song auf und wenn er uns im Endeffekt gefällt, werden wir ihn veröffentlichen. Wir werden das wohl sehr bald entscheiden, also seid bereit!
JaME bedankt sich bei Kaoru und Gan-Shin, die dieses Interview ermöglicht haben.