Künstler: Gill’e cadith
Titel: ura otome zetsurin file
Typ: Mini-Album
Release: September 2002
Stil: Hard-Rock
Bewertung: 8.5 / 10
Trackliste:
01. roman pessimist → ura otome no theme (kari)
02. katakoi☆drunker
03. shishunki ~ano musume ha urenai idol ni~
04. aishuu palette
05. otome, karen ni love X sick
Und weiter geht es mit dem gestörten Quintett. Nachdem sie schon in ihren ersten Veröffentlichungen mit absurden Namen glänzten, setzen sie hier fast noch einen drauf. "Unglücklich verliebter Betrunkener“ und "Pubertät ~dieses junge Mädchen ist wie ein sich nicht verkaufender Star~“ - alle Titel recht frei übersetzt - sagen schließlich noch mehr. Da klingt der Titel des vierten Songs ja gerade zu poetisch: "Palette der Wehmut“. Dieses Titelkollektiv ruft nur noch lauter „Hör mich an!“. Dann tun wir der CD mal den Gefallen.
"roman pessimist“ ist entgegen des Namenszusatzes „theme” kein Intro. Vielmehr schafft es der Sänger, seine ohnehin schon gewöhnungsbedürftige Stimme auf eine weitere Hindernisbahn zu schicken. Die in gewohnte Pfade - Musik auf einem Level, der nur minimal unter dem liegt, was man als Metal bezeichnen könnte - eingelassene Strophe ist ein einziges Attentat auf jegliche Melodik. Als Rap würde das sicherlich gut wegkommen, aber dafür ist dann die Stimme wieder zu dürftig. Abermals sind es die deftigen Riffs und der wunderbar auf die Stimme des Vokalisten angepasste Refrain, die die Wende bringen. Und es gibt sogar eine kleine Überraschung: Nach dem Refrain kommt eine für die Band ungewöhnliche Passage mit verzerrtem Gesang. Ungewöhnlich, weil in dieser Form und an dieser Stelle in einem Lied nie angewandt. Abgerundet wird das Ganze dann noch von einem kurzen Gitarrensolo. Und erst jetzt hat man die Hälfte des Songs gehört. Die andere Hälfte ist eine Variation aller bis dahin gehörter Elemente.
"katakoi drunker“ begrüßt einen gleich mit einem Gitarrensolo. Die Jungs werden doch wohl nicht ihr Erfolgsrezept verändern? Tatsächlich gibt es eine Neuerung. Der Sänger klingt endlich mal auch in der Strophe angenehm. Dass der Rest des Songs wie immer auf höchstem Unterhaltungsniveau ist, muss ob der musikalischen Stabilität wohl kaum erwähnt werden. Der bis dahin wohl beste Song der Diskographie der Band.
Der Rückfall folgt auf dem Fuß. Bei "shishunki" ist die Strophe ein weiteres Mal nur mit viel Geduld zu ertragen. Dafür ist die Einleitung zum Refrain und selbiger wieder aller erster Güteklasse. Der Mittelteil glänzt mit einem deftigen Basssolo, sowie einem exzessiveren Alleingang der Gitarristen. Dass der Sänger zum Schluss noch ein wenig abdreht, bringt nur weitere Bonuspunkte.
Nach "aishuu“, was soviel wie Trauer oder Wehmut bedeutet, hört sich "aishuu palette“ zunächst gar nicht an. Ein grundsolider Bass-Riff leitet die anderen Instrumente ein, die wie gewohnt ein Panoptikum guter Ideen zu einer Melodie vereinen. Der Vokalist schafft es überraschenderweise erneut, eine gute Vorstellung in seiner „Paradedisziplin“ abzuliefern. Nicht, dass er sich im Stakkato Gesang verbessert hat - der ihm allzu offensichtlich Probleme bereitet. Er macht aus der Not eine Tugend und passt die Zeilen soweit dem Rhythmus an, dass es sich normal anhört. Die Gitarren geben sich abermals keine Blöße und auch der Refrain ist wieder mal das Forum für das eigentliche Talent des Vokalisten. Das hier kurz angespielte Solo hätte deutlich länger ausfallen dürfen, ja sogar müssen.
Der letzte Song hört sich sehr nach einer Resteverwertung an. Die Grundmelodie durch die Gitarre ist gewohnt hochwertig, aber der Intro-Riff will nicht so recht in die gewohnte Harmonie einklingen. Die Strophe ist ein weiteres mal schwer verdaulich, bricht jedoch mit der Tradition, erst zwei Verse zu beinhalten, bevor es zum Refrain kommt. Sie werden doch nicht... Die Refraineinleitung ist überaus chaotisch, der Refrain selbst interessant, aber mit Beigeschmack. Irgendetwas will da nicht so recht funktionieren. Es ist nur eine Kleinigkeit. Ein bis zwei Silben, die aus dem Konzept fallen, aber das merkt man sofort. Das Ende macht die Sache nicht besser. Schade eigentlich.
Fazit:
Was wäre die Band ohne ihre instrumentellen Leistungen? Wohl nicht mal die Arbeit wert, darüber zu schreiben. So aber überwiegt die superbe Musik die partiellen Probleme des Sängers. Dass auf dem Mini-Album erstmals zwei hervorragende - im Sinne von auffällig über den anderen stehend - Songs zu finden sind, macht es nur umso empfehlenswerter. Für Fans des klassischen VK ist die Band eh ein Muss.