Künstler: D'espairsRay
Titel: FINAL CALL (Ltd. A)
Typ: Single
Stil: Metal/ Pop-Rock- und Hip-Hop-Elemente
Veröffentlichung: 09.09.2009
Wertung: 8,7/ 10
Tracklist:
01. FINAL CALL
02. Going on!
DVD:
PSYCHEDELIC PARADE in EUROPE Dokumentation
Die erste in drei Versionen erschienene Single "FINAL CALL" ist nicht nur die Scheibe zum 10. Geburtstag D'espairsRays, sondern gleichzeitig auch die erste Majorsingle der Band. Allen drei Versionen ist neben dem Titeltrack noch die B-Seite "Going on!" gemein und auch die Scheiben an sich ähneln sich im Design sehr stark (silber-glänzend) - damit hören die Gemeinsamkeiten aber größtenteils auch schon wieder auf. Die Booklets sind - mal mehr, mal weniger spartanisch - unterschiedlich aufgemacht, je Version sind andere Bilder enthalten und selbstverständlich sind auch die Coverartworks vollkommen unterschiedlich ausgefallen.
Zeit, auf die beiden Songs einzugehen: Wer die letzten Werke der Band gehört hat, wird zu Beginn von "FINAL CALL" ein kleines Déjà-vu-Erlebnis haben, denn die Songeinleitung erinnert durch das Fade-in stilistisch doch sehr an "BRILLIANT". Dieser Eindruck verliert sich allerdings in jenem Moment, in dem die deutlich härteren, aber dennoch melodischen Gitarrenbeats hinzustoßen. Der Song zeichnet sich durch einen guten Groove, interessante Fade-in-und-out-Effekte im Gesang und seinen wildromantischen Text aus. Davon abgesehen ließ es sich Gitarrist Karyu nicht nehmen, noch eine sehnsuchtsvolle Bridge für den Song zu komponieren, die dem Song eine zusätzliche Würze verleiht. Da man noch immer den schweren Klang der Gitarre im Gehörgang hat, mit dem der Song schlussendlich ausgeblendet wird, fällt der Songwechsel nicht wirklich auf, denn auch der musikalische Beitrag von Drummer TSUKASA schwört auf harten Sound. Schneller, hart und treibend läutet "Going on!" ein. Nach wenigen Sekunden bekommt man unweigerlich schon die ersten Hip-Hop-Elemente präsentiert - gesanglich wie musikalisch übrigens, die sich dann schnell als Ohrwurm festsetzen. Die komplett englischen Lyrics wurden durch gelegentliche Kraftausdrücke aufgepeppt und im Refrain gibt es nicht nur von HIZUMI Geschrei und Gebelle auf die Ohren, sondern im Chorus auch von ZERO und Karyu. Den Scratchingelementen folgt der Klang einer verzerrten Gitarre und dann wieder ordentlich Geschrei. Vollkommen überraschend gibt es dann noch eine unerwartet softe Bridge mit Klavierakkorden zu hören. Zum Ende hin wird noch einmal so richtig aufgedreht, sodass letztlich nur noch der folgende Gedanke bleibt: "Was war das eigentlich gerade?"
Sowohl die A- als auch die B-Version enden nach ca. 8 Minuten Gesamtspielzeit. Während die B-Version allerdings zusätzlich noch den Clip zum Titeltrack aufzuweisen hat, bietet die A-Version eine kurze Dokumentation zu der im Juli stattgefundenen PSYCHEDELIC PARADE in EUROPE 2009-Tour- und diese DVD beleuchten wir nun ein wenig genauer: Nach dem vollautomatischen Start wird der Zuschauer mit einer kreischenden und jubelnden Fanmasse konfrontiert. So richtig startet die Doku eigentlich erst mit dem kompletten Livezusammenschnitt (zusammengestellt aus diversen Auftritten während der Tour) von "Lizard". Entgegen sämtlicher vorheriger Doku-Veröffentlichungen geht es in dieser ziemlich chaotisch zu - man hat keine Ahnung, wo sich die Musiker gerade befinden (es sei denn, man ist da gewesen und kann eine bestimmte Location wieder erkennen), da wirklich alles wild durcheinander gezeigt wird. Man sieht Fahrten über diverse Autobahnen, Bundesstraßen, Städte, diverse Ankünfte sowie Backstage-, Fans- und Indooraufnahmen. Nach etwa zehn Minuten gibt es ein komplettes Vorstellspielchen aus der Tour zu sehen und im Anschluss daran wieder Aufnahmen mit und von versammelten Fans. Allerdings schleichen sich auch ein paar wenige Schnipsel von geführten Interviews und einem Promoshooting in Paris ein. Nach einem Intermezzo aus Begrüßungen in den jeweiligen Landessprachen, sitzt man kurzzeitig HIZUMI für ein kurzes Interview gegenüber, ehe es zum Abschluss einen kompletten Livemitschnitt von "REDEEMER" sowie eine Verabschiedung zu sehen gibt. Nach ca. 22 Minuten ist die Show dann auch schon vorbei.
Bild & Ton:
Das 4:3-Bild schwankt zwischen einem klaren, leichten und mittelstarken Rauschen, je nach Belichtung, hin und her. Die Farben sind aber dennoch kräftig und auch Kontrast und Schärfe sind angenehm. Der Stereoton dringt etwas dumpf aus den Lautsprechern, ist ansonsten aber in Ordnung.
Titel: FINAL CALL (Ltd. B)
Wertung: 9/ 10
Tracklist DVD:
PV FINAL CALL
Da die beiden Lieder oben schon genauer beschrieben worden sind, entfällt die Wiederholung an dieser Stelle und es werden stattdessen die DVD und das "10th Anniversary Booklet" in Augenschein genommen. Zuerst zum Booklet: In diesem kleinen, aber feinen Sonderbooklet sind chronologisch sämtliche Tourneen, Releases und einige ausgewählte One-Man-Konzerte aufgelistet. Die Aufzählung erfolgte nach Jahren und in gewisser Weise wird dem Ganzen durch die Auswahl einiger Bandbilder aus den jeweiligen Schaffensperioden noch das I-Tüpfelchen aufgesetzt. Wie schon kurz angesprochen, hält die B-Version das PV zu "FINAL CALL" bereit. Auch dieser Silberling startet vollautomatisch, sodass man sich schnell in einem mit viel Rot verkleideten Saal wiederfindet, von dessen Decke etliche Kristalllüster herunterhängen. Durch die Schlange, die sich im Video um den guten, alten Mikroständer schlängelt und später an dem Model nach oben gleitet, erhält der Clip eine leicht makabere Note. Interessant durchdacht und umgesetzt wurde hier neben den schnellen, dynamischen Schnitten und den Verwacklungseffekten noch folgender Effekt: die Sicht aus den Augen des Reptils! Dieser kommt allerdings nicht die gesamte Zeit zum Einsatz. Und leider ist nach knapp vier Minuten auch schon wieder Schluss.
Bild & Ton:
Kräftige Farben, sehr guter Kontrast und ein gestochen scharfes 4:3-Bild sorgen für Freude. Es gibt zwar tontechnisch nur den Stereoton, aber dieser ist sehr satt und pustet den Staub aus den Boxen.
Titel: FINAL CALL (Reg.)
Wertung: 9,5/ 10
Tracklist:
01. FINAL CALL
02. Going on!
03. Ark in the storm
Eine Version fehlt natürlich noch. Neben den schon bekannten beiden Tracks bietet die reguläre Pressung noch den mittelschnellen, leicht balladesk anmutenden Song "Ark in the storm". Der Song mag zwar nicht so stark wie die vorherigen beiden daherkommen, bietet durch seine Gesamtkomposition aus HIZUMIs gefühlvollem Gesang, dem verfremdeten Chorus und gefühlsbetonten Refrain sowie beruhigenden Synthesizern (klingen nach Streichern), die mit dem kräftigen Klang der Gitarre harmonieren, einen gelungenen Ausklang. Selbst Karyus verfremdetes Gitarrensolo im letzten Drittel des Liedes ist sehr mitreißend und keinesfalls misstönend oder unpassend ausgefallen. Die Gesamtspielzeit der regulären Pressung schlägt mit ca. zwölf Minuten zu Buche.
Gesamtfazit: Einen klaren Sieger im Versionenwettstreit gibt es für mich nicht. Typ A bietet die Tourdoku an (die insgesamt betrachtet allerdings eher dürftig ausgefallen ist), Typ B hat dafür das PV und das Sonderbooklet am Start und die reguläre Pressung den bereits benannten, dritten Track. Deswegen liegen die drei Typen wertungstechnisch auch nicht allzu weit auseinander - wer von vornherein weiß, auf was er mehr Wert legt, wird sicher ohne Probleme seine Version unter den dreien auswählen können. Etwas geärgert hat mich allerdings die Sparsamkeit bei den Booklets, denn da wäre - im Fall der B-Version und regulären Pressung - sicher mehr als nur ein Faltblatt drin gewesen. Bei der A-Version hat man es ja immerhin auch geschafft, noch ein paar Seiten mehr mit Mitgliederbildern einzuheften! Musikalisch betrachtet wird ein derzeitig gewohnter Mix aus Metal, kombiniert mit anderen Stilelementen, feil geboten, der durchaus eingängig und nicht langweilig ist. Mein Anspieltipp ist "Going on!", da dies wirklich relativ außergewöhnlich geraten ist.